In der politischen Geschichte Nachkriegsdeutschlands stellt das Jahr 1969 eine Zäsur dar. Das Abonnement der CDU auf das Kanzleramt endet. Mit Willy Brandt übernimmt erstmals ein Nicht-Christdemokrat die Regierungsverantwortung. Dieser erste Machtwechsel seit Kriegsende wird im In- und Ausland mit Interesse und Spannung verfolgt. Verläuft er friedlich oder fallen die Westdeutschen zurück in Weimarer Zeiten, als Wahlen fast schon traditionell mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen einhergingen?
Man kann die Bedenken verstehen. Schließlich herrscht Ende der 1960er Jahre Unruhe in der BRD, was wiederum zu einer spürbaren Radikalisierung auf beiden Seiten des politischen Spektrums geführt hat. Hier eine außerparlamentarische Opposition, die in erster Linie anti-parlamentarisch orientiert ist, da eine NPD, die ihren Stimmenanteil bei der BTW 1969 auf 4,3 Prozent erhöhen und damit verdoppeln kann.
Aber alle Sorgen erweisen sich als unbegründet. Bonn ist nicht Weimar, und die Wahl zum 6. Deutschen Bundestag verläuft gesittet und gewaltfrei. Damit hat die Bundesrepublik ihre demokratische Reifeprüfung abgelegt. Von da an ist klar: In West-Deutschland kann die Regierungsverantwortung friedlich von der einen zur anderen Partei übergehen.
Mittlerweile aber stellt sich ernsthaft die Frage, ob dies immer noch so ist? Eine bunte Elite gerät ob der ständig stärker werdenden AfD immer mehr in Panik. Inzwischen fordern ihre Protagonisten den Einsatz undemokratischer Mittel, um die Demokratie zu schützen (Georgine Kellermann, Sawsan Chebli und Peter Unfried). Beziehungsweise „politische und staatliche Stoppsignale an jene, die ihr Wahlrecht wissentlich und rücksichtslos zum Schaden ihrer Mitmenschen gebrauchen“.
Die Genannten sind keine Ausreißer, keine Exzentriker aus dem Narrensaum der Gesellschaft. Sie sind vielmehr drei zufällig ausgewählte Exemplare aus der bunten Zeitgeistritterschaft, die nur das von sich geben, was in ihren Kreisen Konsens ist. Hier ist der geistige und verbale Bürgerkrieg schon längst Alltag.
Erinnern wir uns nur an Corona und all die Ausgrenzungsfantasien und tatsächlichen Maßnahmen gegenüber Ungeimpften und Kritikern. Damals hat der bunte Staat samt angeschlossener Medienhäuser und Vorfeldorganisationen, von der NGO bis zur „Wir impfen euch alle“-Antifa, offensichtlich Blut geleckt.
Bekanntermaßen blieb es ja nicht bei der Rhetorik. Ungehorsame, also Menschen, die auf ihre Bürger- und Menschenrechte bestanden, wurden systematisch verunglimpft, beleidigt und diskriminiert. Gleichzeitig sorgte die Polizei dafür, dass das Narrativ der bunten Eliten auf der Straße, in Parks und privaten Wohnungen durchgesetzt wird – mit Schlagstock und Wasserwerfer.
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Bis heute sind diese Ereignisse nicht aufgearbeitet. Wie auch? Diejenigen, die während der Pandemie aus den Gräben, die die Gesellschaft seit 2015 durchziehen, Fronten gemacht haben, sind nach wie vor an der Macht. Und ihnen fehlt es augenscheinlich an der charakterlichen und intellektuellen Größe, sich für die damals gemachten Fehler aufrichtig zu entschuldigen.
Stattdessen heizen sie die Zwietracht innerhalb der Gesellschaft weiter an. Beispielsweise durch das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz und natürlich Habecks Feldzug gegen die Wirtschaft bis hinab zu den kleinen Häuslebauern und -besitzern. Und immer ist alles hochmoralisch und ideologisch begründet, stets geht es um Schwarz gegen Weiß, Gut gegen Böse. Die besten Deutschen, die es jemals gegeben hat, sind säkulare Glaubenskrieger, sie haben eine Mission, und zwar eine, bei der es um nichts Geringeres geht als um die Rettung des Planeten und die Erlösung des Menschengeschlechts.
Was uns zurück zu unserer Ausgangsfrage bringt. Nehmen wir an, die Ampel setzt ihre desaströse Politik fort und der Unmut in der Bevölkerung nimmt weiter zu, weshalb der Stimmenanteil für die AfD weiter wächst. Sagen wir soweit, dass die Alternative tatsächlich einen durch das Wahlergebnis legitimierten Anspruch auf das Kanzleramt erheben könnte.
Natürlich ist das derzeit völlig illusorisch, aber es ist ja auch nur ein Gedankenspiel, und in dem stellt sich die Frage: Wäre ein solcher Machtwechsel von bunter zu alternativer Politik möglich, und wenn ja, verliefe er dann friedlich? Oder anders gefragt: Ist es vorstellbar, dass die Protagonisten und Institutionen des besten, buntesten und hellsten Deutschlands, vom Bundespräsidenten bis hinab zum bunt-ideologisierten Lehrkörper, ein solches Wahlergebnis akzeptierten und sich fortan in gewaltloser Opposition übten?
Wohl kaum. Jedenfalls, wenn man nach dem Hass und der Hetze geht, mit der Andersdenkende von den Mächtigen seit Jahren überzogen werden. Indem er jede Opposition als Nazi oder menschenfeindlich denunziert, hat sich der zweite antifaschistische Staat auf deutschem Boden selbst in eine Sackgasse manövriert. Schließlich verhandelt man nicht mit Nazis, man bekämpft sie. Die Bunte Republik kann daher nur weiter nach vorn gehen, der Kampf gegen rechts muss deshalb immer weiter eskalieren.
Und zwar erst recht, wenn dieser oben beschriebene, derzeit noch unrealistische Fall einer AfD-Regierung eintreten sollte. Genaugenommen wäre dies für den bunten, antifaschistischen Staat sogar ein Glücksfall. Denn immerhin wäre es dann kein Kampf mehr der Regierenden gegen die Regierten, was ja trotz allem immer noch ein Geschmäckle hat. Sondern als Opposition könnte man sich im Glanz des Märtyrertums sonnen.
Aber sei es wie es sei. Fest steht nur, dass in Sachsen, Thüringen und Brandenburg Landtagswahlen anstehen. In allen drei Ländern scheint die AfD stärkste Partei werden zu können. Dann wird das Verständnis des bunten Deutschlands massiv auf die Probe gestellt werden. Wir werden sehen, wie es darum bestellt ist.
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Kommentar von Antonius Baßendowski
Sehr geehrter Parviz Amoghli,
Hochachtung für Ihren Beitrag für Deutschland.
Um dem bunten Deutschland Paroli zu bieten, sehe ich persönlich nur eine "Alternative".
Die Werte-Union von H.G. Maaßen sehe ich derzeitig als zu schwach an, weil er sich nicht von der CDU trennen kann oder will.
Aber unterschätzen sollte diesen Mann keiner. Der hat immer eine Viehlzahl Pfeile im Köcher, die er nicht preisgibt. Das ist auch gut so. Der Deutschland-verachtende Feind liest immer mit.
Das sagt ein Patriot.
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Kommentar von Antonius Baßendowski
Re zu Kommentar von Karl Eduard:
Sie schreiben: "Die Rettung für Deutschland kann wohl - wie üblich - nur aus dem Ausland erfolgen."
Ich vermute, welches Ausland Sie meinen.
So einfach ist das nicht. Beide Deutschland's waren nach dem 2.WK Besatzungsmächten unterworfen. Die neue BRD ist immer noch dem "Imperium" unterworfen.
Die neue Macht, nennen wir sie beim Namen - Russland - stellt natürlich Bedingungen. Deutschland muss lernen, seine eigene Würde wieder herzustellen.
Ein kluger Mensch sagte mal: "Hinfallen kann jeder, aufstehen muss gelernt sein."
Genau das ist das Problem unserer deutschen Politiker. Sie suhlen sich im Selbstmitleid und Selbstzerfleischung, werden dafür großzügig finanziell aus dem transatlantischen Raum hofiert. Nebenbei geben die Transatlantischen Kräfte des Tiefen Staates zu verstehen, dass die USA den zweitstärksten Armee-Stützpunkt in Deutschland hat.
Unsere Politiker aller Altparteien nebst diversen NGO's (mitsamt der ANTIFA & Unterorganisationen - vergleichbar mit der SA aus finstersten Zeiten) und den Medien sind korrumpiert und befinden sich tief im Rektum der USA. Die EU-Uschi von... treibt es auf die Spitze.
Putin machte seit Machtantritt konkrete Angebote an Europa. Seit der Merkel'schen US-Vasallin lehnten wir alle ab. Wir akzeptierten auch stillschweigend die Zerstörung von Nord-Stream und damit den wichtigsten, zuverässigsten und kostengünstigsten Energielieferanten, damit wir neben anderen Rohstoffen aus nichts Gold machen konnten.
Zum Verständnis, wie die US-Regierung agiert: STRATFOR - George Friedman beim Chicago Council on global affairs;
https://youtu.be/krWiNBzcMto
Die RAND Corporation als wichtiger think tank der US-Regierung sendet permanent Signale, den Stellvertreterkrieg in der Ukraine schleichend zu beenden.
Das Imperium mitsamt dem zahnlosen Tiger NATO hat sich überdehnt.
Eigentlich gute Karten für Deutschland, um sich von diesem Joch zu befreien. Wenn wir das glaubwürdig tun, wird uns die Welt mittelfristig wieder achten und der Bismarck'sche Partner uns helfen.
Es ist wichtig zu wissen, Russland unterscheidet genau zwischen Politikern und Völkern. Den ersten Schritt muss das deutsche Volk tun. Es wird Blutzoll kosten.
Ich bin bereit, widerwillig, aber wenn es dem Land, der Heimat dient, ok. Zur Reproduktion der Menschheit tauge ich eh nicht mehr.
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Kommentar von Rolf Oetinger
Man sehe nach USA, wo ein gewählter Präsident vom FBI mit minderwertigen, unbegründeten Verdächtigungen bis zum Impeachment während seiner Amtszeit verfolgt wird.
Dann taucht eine Festplatte des Laptops des Kanzlerkandidatensohnes auf und dieselbe Organisation warnt, es könnte schon wieder Russenpropaganda sein - das heisst, sie haben die zweite Täuschungsaktion mit der ersten Täuschungsaktion begründet.
Ist das nicht filmreif?
Ist aber wohl raurige Wahrheit.
Wer entlässt diese Leute? Wer wird sie bestrafen?
Nun sind die USA weit weg, hierzulande wurde der Verfassungsschutzpräsident im zeitlichen Zusammenhang mit einer Verfolgungsjagd entlassen, die maßgebliche Beamte nicht bestätigen konnten. Ein Restaurant brannte ab -- Frau Merkel schüttelte dem traurigen Restaurantbesitzer die Hand -- waren die Brandstifter nicht auch dieselbe Nazis, die brandschatzen?
Stattdessen Versucherungsbetrug? Im Kleiongedruckten viele viele Monate später, ganz klein, ganz nebenbei war alles doch anders.
Schönbohm. Wöhmermann.
Herr Lauterbach werkt derweil in seiner Eigenschaft als Bundesgesundheitsminister gerade den Hitzetoten entgegen, dass es weniger Hitzetote geben soll im Land.
Herr Habeck macht was mit Wirtschaft.
Frau Paus entfamilisiert.
Özdemir.
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Kommentar von NIEWIEDER
Dieses Gedankenspiel von Ihnen Herr Wallasch, bin ich in letzter Zeit öfters durch gegangen, kann es passieren, mit welchen Folgen? Ausschließen lässt es sich generell nicht, wobei ich denke ein großer Teil der Wähler noch davor zurück schreckt, weil die Propaganda AFD = NAZI allgegenwärtig ist. Nun war ja selbst eine bestimmte Dame überrascht das ihre Parteikollegen längst auf komunaler Eebene zusammenarbeiten und wird natürlich wie angedeutet massiv dagegen vorgehen.
Aber lassen wir das klein klein, angenommen die AFD stellt die nächste Regierung und dann? kommt sie nicht weiter, weil aus meiner Sicht die Bunten von der KEP (CDU/CSU;SPD,FDP,GRÜNE,LINKE - früher war das bei uns die SED) ihre Leute längst in den entsprechenden Amtsstuben untergebracht haben, was also bedeutet, die AFD müßte die Behörden von den Bunten "reinigen".
Kann das passieren? Allein dafür fehlt mir der Glaube, weil dann die Bunten längst eben den damals ausgebliebenen "Bürgerkrieg" ausglöst hätten.
Aber es gibt noch einen anderen Punkt zu beachten, wenn jetzt das deutsche Steuergeld (man beachte die Verschuldung DE gegenüber anderen EU-Ländern) über die EU und NGOs verteilt wird, kann es dann doch durchaus sein, das die Damen und Herren innerhalb, nicht nur der AFD, von GoldmanSachs und Co. das Geld dann direkt an die Finanzinstitutionen in den USA und der City of London überweisen, die Marge wäre auf jeden Fall ohne Abzüge.
Alternative klingt erstmal gut, ist sie es auch oder anders welche andere haben wir?
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Kommentar von hans
… nun ja, die 'BRD' schwadroniert zwar als 'antifaschistischer Staat', tatsächlich aber definierte Mussolini den Faschismus als ‘Verschmelzung von Großkapital und Staat’.
Spätestens seit dem Finanzstabilisierungsmechanismus (EFSM), der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF), den Europäischen Stabilisierungsmechanismus (ESM) usw. begann die Reinkarnation des Faschismus in Europa.
Vorbereitet von einem autoritären Führer*innenprinzip (Richtlinienkompetenz) und der überwachten Politik durch eine Geheimpolizei - in wessen Auftrag auch immer.
Der grüne Ökofaschismus der Schwurbler, Schwafler, Opportunisten und Autisten – ist dabei das Werkzeug der Einheitsfront aus CDUCSUFDPSPDGRÜNELINKE(SED).
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Kommentar von Karl Eduard
Hier passt doch wieder der Spruch: Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus. Die Faschisten sind längst an der Macht und sie werden den Teufel tun diese wieder abzugeben. Siehe Deep state in den USA. Die Rettung für Deutschland kann wohl - wie üblich - nur aus dem Ausland erfolgen.
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Kommentar von .TS.
Die Parole "jene, die ihr Wahlrecht wissentlich und rücksichtslos zum Schaden ihrer Mitmenschen gebrauchen" klingt doch schon sehr nach einer politisch korrekt verklausulierten Neuauflage der altbewährten Kampfvokabel "Volksschädlinge". So weit sind wir schon verkommen, auch nach Coronoia wird unaufhaltsam weitergehetzt.
Eine weitere Stilblüte im Text ist die krude Polemik "Wer AfD wählt [...] maßt sich an, Rechtsextreme und Rassisten zu stärken, um seinem persönlichen Befinden Aus- und Nachdruck zu verleihen. Sollen Arme künftig straffrei Geldautomaten sprengen dürfen?":
Diese betreibt in bester linkspropagandistischer Manier maximale Tatsachenverdrehung, denn es ist gerade nicht die AfD samt ihren Unterstützern welche den seit Jahren grassierenden Kuschelkurs gegenüber "mutmaßlichen" Straftätern mit all seinen Folgen zur Normalität gemacht hat.