Nicht, weil der Mauerbau ein leicht zu übersehendes Datum in der deutschen Nachkriegsgeschichte wäre. Sondern weil er genauso wie der Arbeiteraufstand kein Ereignis ist, dessen man sich im links-bunten Milieu gerne erinnert.
Schließlich war die DDR doch das „bessere Deutschland“, in dem es keine Nazis gab und alle Menschen den Segnungen des Sozialismus teilhaftig wurden. Dass ostdeutsche Arbeiter am 17. Juni 1953 genau dagegen aufstanden und sich der Sozialismus spätestens mit dem 13. August 1961 als nichts anderes als ein Völkergefängnis entpuppte, stört das links-bunte Narrativ nur.
Das sind ja keine so schönen Geschichten. Deshalb: Ein paar nach Mahnung klingende Floskeln hier, ein paar Krokodilstränen da, und an noch anderer Stelle eine kühne Uminterpretation der Geschichte im Stile Karin Göring-Eckhardts. Mehr ist nicht drin. Das muss als Gedenken reichen.
Warum soll man sich auch mit den ollen Kamellen aufhalten? Die Bunte Republik schaut nicht in die Vergangenheit, die Geschichte kann ihr nichts geben, kein Verständnis, keine Lehre, nichts. Stattdessen haben sie den Blick starr in die Zukunft gerichtet, die gilt es zu gestalten. Sie denken in großen, geradezu planetarischen Dimensionen. Die Geschichte braucht man dazu nicht, nur das Hier und Jetzt zählt.
Das zeigt: 32 Jahre nach der Implosion des „besseren Deutschlands“ ist aus dem Komparativ ein Superlativ geworden: „Das beste Deutschland, das es jemals gegeben hat“. Und wie das aussieht, davon hat uns erst kürzlich der Spender dieser Worte sowie ehemalige Autor des von der SED finanzierten Pahl Rugenstein Verlags und heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unterrichtet. Andersdenkende und -wählende werden ins Eck gestellt, wo ihnen schon mal die Instrumente gezeigt werden.
Das beste Deutschland, das es jemals gegeben hat, braucht keine Panzer oder Mauern mehr, um das missgünstige Volk gefügig zu machen. In der dritten Dekade des 21. Jahrhunderts gibt es andere Mittel und Wege, die Menschen auf Linie zu halten: Denunziation, Cancel Culture, Mundtotmachung, Ausgrenzung, Kontosperrung, Entzug der wirtschaftlichen Grundlagen etc. pp. Sich dem zu entziehen, ist heutzutage weitaus schwieriger, als in den Jahren von 1949 bis 1961 „rüberzumachen“. Dafür ist jeder Einzelne viel zu sehr verstrickt in den Alltag. Weshalb es auch keiner Mauer samt Mauerschützen bedarf, um das Volk an der Flucht zu hindern.
Allerdings soll nicht unerwähnt bleiben, dass der Superlativ nur deshalb funktioniert, weil die Mehrheit dabei mitmacht. Und zwar überwiegend nicht aus Angst, sondern aus Überzeugung. Das ist ein weiterer Unterschied zwischen dem besseren und besten Deutschland, das es jemals gab. Wir können dies spätestens seit Angela Merkels Grenzöffnung für jedermann beobachten.
Seither kennt der bunte polit-mediale Komplex nur mehr hell und dunkel, schwarz und weiß, Gut und Böse. Corona hat uns dann gezeigt, wie gut es dem besten Deutschland aller Zeiten mittlerweile gelungen ist, die Saat der Zwietracht bis hinein ins Privateste zu säen. So zerstört man familiäre Bande. Da kann sich so mancher Totalitarismus noch etwas abschauen.
Aber wie das mit den Superlativen so ist: Ist man auf dem Gipfel angekommen, geht es nur noch bergab. So auch beim besten Deutschland, das es jemals gegeben hat. Seine Methoden scheinen an ihre Grenzen zu stoßen. Millionenfach wenden sich die Menschen nicht nur von den Altparteien, sondern von der Bunten Republik als politisches System ab. Der Staatsbürger in ihnen hat längst schon innerlich gekündigt. Gut möglich, dass, um es in der Sprache der Bunten Republik zu formulieren, der Kipppunkt erreicht ist. Von nun an geht es jedenfalls wieder bergab, eine Stufe tiefer, auf die Ebene des „besseren Deutschlands“.
So waren wir gestern beim 62. Jahrestag des Mauerbaus. Heute ist er schon wieder vergessen, all die Warnungen, Mahnungen und Krokodilstränen ebenfalls. Dann geht es weiter im politischen Tagesgeschäft des absteigenden besten Deutschlands, das es jemals gegeben hat. Dann wird wieder Gas gegeben bei der Fahrt gegen die Wand.
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Kommentar von Carl Peter
Mittlerweile ist die Verrohung der Menschen in fortgeschrittenem Stadium.
Der Unterschied zwischen wahr und falsch existiert nicht mehr als Kompass ethischer Verhältnismäßigkeit in der Gesellschaft, Frau Buyx.
Die Brutalität zwischenmenschlicher Beziehungen ist wohl ausgeglichen - Opfer und Täter werden auf gleicher Ebene betrachtet.
Ein regulierendes Strafgesetz scheint ausser Kraft gesetzt, und nach dem Modell Wildwest ist eine selbstschützende allgemeine Bewaffnung bald ausweglos.
Natürlich ist das maßlos übertrieben, aber wenn man das Böse übertreibt, bleibt dessen Grundlage eben das Böse.
Und das Böse ist keinem in die Wiege gelegt, das wird gelehrt, gelernt und praktiziert.
Das Böse kann in das Bildungsgut einer ganzen Bevölkerung verwandelt werden - die Epochen des Bösen haben sich in Deutschland beträchtlich angesammelt, und man versucht das Bessere darin zu finden oder das Beste daraus zu machen.
Die aktuelle Epoche des Bösen in Deutschland ist die Corona-Epoche, und das Datum der Abstimmung einer Impfpflicht für die gesamte Bevölkerung, der 7. April 2022, darf nicht in Vergessenheit geraten.
Dass diese Abstimmung überhaupt zustande kam, zeigt wie tief Deutschland, das beste, sich immer wieder in das schlechteste verstrickt.
Und die Verarbeitung der Daten der Schande bürdet man auch immer wieder seinen Kindern auf.
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Kommentar von hans
'Der Staatsbürger in ihnen hat längst schon innerlich gekündigt' … jo, so ist das.