Bemerkenswertes Tempo der Giftschrank-Entleerung – Großreinemachen in Tweet-Geschwindigkeit

Twitter gegen Trump – Elon Musk lässt vierte Bombe platzen

von Tara Grimm (Kommentare: 3)

Am 8. Januar verkündete Twitter die permanente Sperrung von Trump wegen „des Risikos weiterer Aufstachelung zur Gewalt“.© Quelle: Youtube / CNN-News18 / WION, Montage Bertolt Willison

Was der Milliardär Elon Musk mit Twitter macht, ist bemerkenswert. Hier wird der Keller leergeräumt und anschließend noch der Boden aufgerissen. Teil 4 der Enthüllungsserie.

Elon Musk lässt keine Zeit verstreichen. Für den vierten Teil der "Twitter-Files" holt er sich bemerkenswerterweise den weltweit bekannten Journalisten Michael Shellenberger ins Boot, den "Die Welt" im April dieses Jahres folgendermaßen vorstellte: „Als Klimaaktivist der ersten Stunde gehört Michael Shellenberger heute zu den wichtigsten Kritikern der Bewegung."

In der Nacht zum Sonntag eröffnete Shellenberger nun seinen Enthüllungspart mit dem Post:

„Führende Twitter-Manager am 7. Januar:
- Schaffen von Rechtfertigungen, um Trump zu sperren
- Herbeiführen einer Änderung der Richtlinien ausschließlich für Trump, unabhängig vom Umgang mit anderen politischen Führungspersönlichkeiten
- keine Bedenken ausdrücken bezüglich der Redefreiheit oder der Konsequenzen für die Demokratie in Folge einer Sperrung“
https://twitter.com/ShellenbergerMD/status/1601720754126528512

Er fährt fort mit der Feststellung, dass Twitter über Jahre hinweg den Forderungen, Trump zu sperren, widerstanden hat. Twitter selbst hatte 2018 verlautbart:

„Eine Führungspersönlichkeit der Welt auf Twitter zu blockieren, würde wichtige Informationen ausblenden... [und] eine notwendige Diskussion über deren Worte und Handlungen [behindern].“
https://twitter.com/ShellenbergerMD/status/1601722214507638784

„Doch nach den Ereignissen vom 6. Januar“, so Shellenberger, „nahm der interne und externe Druck auf den Twitter-CEO Jack Dorsey zu.“ Ausdrücklich erwähnt wird an dieser Stelle die frühere First Lady Michelle Obama, die zusammen mit vielen anderen „Twitter öffentlich dazu aufrief, Trump permanent zu sperren“.
https://twitter.com/ShellenbergerMD/status/1601724559836983296

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Im folgenden Post beschreibt Shellenberger die damalige Situation im Twitter-Hauptquartier:

„Dorsey befand sich in der Woche vom 4.-8. Januar 2021 auf den polynesischen Inseln im Urlaub. Er hielt telefonisch Meetings ab, überließ es jedoch zum großen Teil den führenden Managern Yoel Roth, Twitters Chef für Vertrauen und Sicherheit, sowie Vijaya Gadde, Chefin für Recht, Richtlinien und Vertrauen, mit der Situation umzugehen.“
https://twitter.com/ShellenbergerMD/status/1601725472202596352

„Für den Kontext“, schreibt Shellenberger im nächsten Post, „ist es wichtig zu verstehen, dass "Personal & leitendes Management bei Twitter mehrheitlich progressiv waren.“
https://twitter.com/ShellenbergerMD/status/1601726483004723201

Wie weit diese politische Voreingenommenheit reichte, belegt Shellenberger mit zwei Zitaten des Twitter Managers Roth, der im Jahr 2017 schrieb, es seien "ECHTE NAZIS IM WEISSEN HAUS", und 2022 einem Kollegen gegenüber äußerte, sein Ziel sei es, „den Wandel in der Welt voranzutreiben.“
https://twitter.com/ShellenbergerMD/status/1601727103501627392

Und so war Roth auch ganz und gar nicht damit zufrieden, als Jack Dorsey am 7. Januar aus dem Urlaub eine Mail schickte, die besagte, dass „Twitter in seinen Richtlinien konsequent bleiben muss, was das Recht der User einschließt, nach einer zeitweisen Sperre zu Twitter zurückkehren“.
https://twitter.com/ShellenbergerMD/status/1601728399076388865

Die Reaktion von Roth gegenüber einem Angestellten fiel dementsprechend aus: „Leute, die sich dafür interessieren ... sind nicht glücklich damit, wo wir gerade stehen."

Gegen 11.30 Uhr änderte sich die Situation plötzlich, als Roth seinen Kollegen aufgeregt mitteilte: „STELLT EUCH MAL VOR. Jack hat gerade das Vorgehen bei wiederholten Verletzungen der civic integrity bestätigt.“ Was zur Schaffung eines neuen Systems führte, bei dem fünf Verletzungen (der Richtlinien, Anm. d. Red.) eine dauerhafte Sperrung zur Folge haben würden.
https://twitter.com/ShellenbergerMD/status/1601730927583186944

Shellenberger führt aus, dass es dann im Laufe des 7. Januar zu einigen internen Diskussionen über eine geeignete Herangehensweise gekommen ist, mit der eine endgültige Sperrung des damaligen Präsidenten erreicht werden könnte. Dabei habe es lediglich einen Angestellten gegeben, der ernsthafte Zweifel angemeldet hat. Dieser befürchtete, dies könne „jetzt wie eine Ermächtigung des CEO einer Online-Plattform mit globaler Präsenz erscheinen, mit der die Rede der gesamten Welt kontrolliert wird...“
https://twitter.com/ShellenbergerMD/status/1601738653805387779

Der Einwand des jungen Mitarbeiters bleibt unbeachtet, nichtsdestotrotz kommt man bei den Zensurmaßnahmen immer wieder ins Straucheln. Dies führt Shellenberger am Beispiel des Begriffs „Stop The Steal“ – "Stoppt den Diebstahl" – vor, der vorrangig von Anhängern der sogenannten Q-Verschwörungstheorie benutzt wurde, um den vermeintlich stattgefundenen Wahlbetrug anzusprechen. Das Dilemma bestand darin, dass auch die Gegenargumente an Reichweite verloren hätten, wenn „Stop The Steal“ auf einer schwarzen Liste gelandet wäre. Die Lösung war, „diejenigen Accounts in ihrer Reichweite einzuschränken, welche stopthesteal im Namen/im Profil trugen, da diese nicht mit Gegenrede verknüpft sind.“
https://twitter.com/ShellenbergerMD/status/1601752450368647168

„Was als Nächstes passierte", schreibt Shellenberger, „ist essentiell, um zu verstehen, wie Twitter die Sperrung von Trump rechtfertigte."
https://twitter.com/ShellenbergerMD/status/1601766851050352641

In diesem Post veröffentlicht er eine interne Mail, in der Roth erklärt:

„In diesem speziellen Fall ändern wir unsere Herangehensweise bezüglich des öffentlichen Interesses für seinen (Trumps, Anm.d.Red.) Account dahingehend, dass jegliche Verletzung eine Suspendierung nach sich zieht.“
https://twitter.com/ShellenbergerMD/status/1601766851050352641

Dies stellt einen massiven Einschnitt in die Twitter-Richtlinien dar, welche bis zu diesem Tag und auch künftig – außer für Donald J. Trump – ausdrücklich „Inhalte von gewählten Beamten erlauben, selbst wenn diese Twitter-Richtlinien verletzen, sofern sie direkt zum Verständnis oder zur Diskussion einer Angelegenheit von öffentlichem Interesse beitragen“.
https://twitter.com/ShellenbergerMD/status/1601768967135453187

Damit waren die Weichen gestellt. Am 8. Januar verkündete Twitter die permanente Sperrung von Trump wegen „des Risikos weiterer Aufstachelung zur Gewalt“.
https://twitter.com/ShellenbergerMD/status/1601734750565040129

Eine interne Mail von Roth macht deutlich, dass er den „Fall Trump“ keineswegs als Ausnahme, sondern vielmehr als richtungsweisende Zäsur betrachtete:

„Um die Sache mal von einer anderen Seite zu sehen: die Richtlinien sind ein Teil des Systems, innerhalb dessen Twitter funktioniert. Es gibt verschiedene Dinge, die man ändern kann, wenn man andere Verhaltensweisen erzeugen will. (...) Und ich denke, wir sind auf dem Weg in eine Welt, die sich schneller ändert, als wir unsere Richtlinien und unser Produkt in der Lage sind anzupassen. Doch wir können und sollten beides tun."
https://twitter.com/ShellenbergerMD/status/1601774937731403776

Elon Musk ist zweifellos umstritten. Nicht nur, dass er einer der reichsten Menschen der Welt ist, eines seiner Kinder X AE A-12 genannt hat, er Affen Chips ins Gehirn pflanzen ließ und die Welt mit autonom fahrenden Autos bis dato nicht unbedingt sicherer gemacht und sie in diesem Zusammenhang darüber hinaus vor schwierige ethische Fragen gestellt hat: Sein unverkennbares Interesse an künstlicher Intelligenz führt dazu, dass ihn Kritiker immer wieder auf eine Stufe mit Klaus Schwabs Chefberater Yuval Harari stellen, dem bekennenden Transhumanisten, der bereits 2018 erklärte, dass „(...) der ,Freie Wille' keine wissenschaftliche Realität [ist]", sondern ein „Mythos, der aus der christlichen Theologie" übernommen wurde.

Inwieweit Musk dieser im Grunde explizit menschenfeindlichen Denkschule, die den technologischen Fortschritt über die Natur selbst stellt, zuzuordnen ist, darüber kann man geteilter Meinung sein.

All die Themen, welche in diesen Tagen zusammen mit Musk öffentlichkeitswirksam in den Fokus rücken, sollten jedoch unbedingt diskutiert werden. Die Herausforderung dabei ist, gleichzeitig einen ungetrübten Blick für das zu behalten, was Elon Musk in dem verhältnismäßig kurzen Zeitraum seit seiner Twitter-Übernahme in Gang gesetzt hat.

Denn hier geht es bei weitem nicht nur um die Offenlegung der Zensurmaßnahmen auf einer der weltweit größten Sozialen Plattformen, deren Ziel darin bestand, die öffentliche Meinungsbildung massiv zu manipulieren und die Wiederwahl von Donald J. Trump zu verhindern, sondern zugleich um die Aufdeckung von möglicherweise auf globaler Ebene begangenen Verbrechen, von denen unter Umständen folglich die gesamte Menschheit betroffen war und ist.

Auf die Frage, wann sich die "Twitter-Files" mit Covid beschäftigen werden, antwortet Musk am Sonntag: „Oh it is coming bigtime ..." — "Oh, das wird gewaltig ..."
https://twitter.com/murraymints82/status/1601885012168740864

Und als ein User feststellt: „Bin mir ziemlich sicher, dass Elon Musk Fauci ,kriminalisieren' will, weil Fauci unter Eid gelogen hat, in die Gain-of-Function-Forschung in einem chinesischen Labor involviert war, den ganzen Planeten in Gefahr gebracht und unter Umständen zum Tod von Hunderttausenden von Menschen beigetragen hat", schreibt Musk ein einfaches, aber vielsagendes „Correct".
https://twitter.com/thevivafrei/status/1601997965249372161

„Meine Pronomen sind Bestrafen/Fauci" twitterte er gestern zudem, in Anlehnung an die einschlägige Formel der Selbstdefinition in LGBTQ-Kreisen.

Das potenzielle Ausmaß dieser Aussage liegt auf der Hand: Sollte Musk Beweise vorlegen, die Anthony Fauci zu Fall bringen, könnte dies nicht nur dazu führen, dass sich der C19-Chefberater zweier US-Regierungen vor Gericht wiederfindet, sondern dass das Pandemie-Narrativ der ganzen Welt kollabiert.

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