Durch den Süden der USA

Teil 6: Südstaatenflair, Casinos und Strand ohne Wasser

von Corinne Henker

Alte Herrenhäuser warten auf mit kolonialer Geschichte© Quelle: Foto Corinne Henker

Rund um New Orleans erinnern restaurierte, kolonial anmutende Plantagenhäuser an die Blütezeit der Südstaaten vor dem Bürgerkrieg. Die Herrenhäuser erzählen bewegte Geschichten aus der Vergangenheit, von Zuckerrohranbau und Sklavenarbeit.

Teil 1: Von Atlanta nach Asheville
Teil 2: Von Asheville in die Great Smoky Mountains
Teil 3: Von Gatlinburg nach Chattanooga
Teil 4: Tennessee

Teil 5: Entlang des Mississippi

Zwischen Baton Rouge und New Orleans befinden sich mehrere restaurierte Plantagenhäuser, die die goldene Zeit der Südstaaten vor dem Bürgerkrieg wiederauferstehen lassen. Auf unserem Programm stand die Besichtigung der Houmas House Plantation.

1774 erstanden Alexander Latil und Maurice Conway die Ländereien der Plantage für einen Spottpreis vom hier lebenden Indianerstamm der Houmas, errichteten ein Herrenhaus im französischen Kolonialstil und begannen mit dem Anbau von Zuckerrohr. 1811 gingen die Ländereien mit allen Sklaven an Ex-General Wade Hampton I., einem der reichsten Grundbesitzer und Sklavenhalter der Südstaaten, über. Er und sein Schwiegersohn bauten Plantage und Herrenhaus weiter aus, 1840 wurde das heutige Hauptgebäude im Federal Style errichtet. Es folgten weitere Wechsel der Besitzverhältnisse.

Nach dem Tod des letzten Besitzers 1889 verfiel das Gelände, die Mississippi-Flut von 1927 beschädigte die Gebäude zusätzlich. Nach vielen Jahren Leerstand erwarb George B. Crozat 1940 die Plantage und renovierte Gebäude und Gartenanlagen. Dabei dekorierte er auch die Innenausstattung des Haupthauses im Federal Style neu. 1980 wurde Houmas House in das Register of Historic Places aufgenommen. Seit 2003 befindet sich die Plantage im Besitz von Kevin Kelly. Heute dient sie als Museum, Drehort für Filme und malerische Kulisse für private Veranstaltungen. Auf dem Gelände befinden sich auch drei Restaurants, der obligatorische Souvenirshop, ein exklusives Bed & Breakfast und das Great River Road Museum zur Geschichte und Kultur der Mississippi-Region.

Die Tour durch das Haupthaus dauerte etwa eine Stunde. Die weiblichen Tourguides trugen historische Kleider, unser männlicher Guide im schwarzen Anzug war optisch weniger beeindruckend, aber gut vertraut mit der Geschichte des Anwesens und sehr unterhaltsam bei der Präsentation. Die Räumlichkeiten sind mit zeitgenössischen Möbeln, Stoffen und Dekorationen ausgestattet, bis hin zu einem Notfall-Kit für die Vampir-Jagd. Offensichtlich ist der Besitzer ein großer Hundeliebhaber: Man findet immer wieder Hundestatuen verschiedener Rassen und Größen, und im Billard-Raum wurden die menschlichen Gesichter der Portraits mit Hundeköpfen übermalt.

Auch für die Besichtigung der Park- und Gartenanlage sollte man ausreichend Zeit einplanen. Neben typischer Südstaatenvegetation findet man hübsche kleinere Gebäude, einen See mit Schwänen, verschiedene Enten und Truthähne, zahlreiche Skulpturen, Springbrunnen und einen chinesischen Garten.

Nach Besichtigung der Houmas House Plantation fuhren wir weiter in Richtung Osten, vorbei an New Orleans, überquerten zwei lange Brücken über den Lake Pontchartrain und erreichten schließlich die Mississippi Gulf Coast. Unser nächstes Ziel war Biloxi.

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Geologisch wird das Meer zwischen der Küste und den in etwa 17 Meilen Entfernung vorgelagerten Inseln als Mississippi Valley bezeichnet. Ursprünglich floss der Mississippi River auf diesem Weg ins Meer und schuf meerwärts eine Inselkette, die Barrier Islands. Sie schützen heute noch die Küste vor den Wellen, werden jedoch langsam weggespült, besonders während der Hurrikan-Saison.

1928 entschloss man sich, einen Schutzwall gegen die häufigen Sturmfluten anzulegen, später wurde hier der Highway gebaut. Nach dem Verfall der regionalen Landwirtschaft und Fischkonservenindustrie schuf die County-Verwaltung ab 1951 einen künstlichen, 25 Meilen landen Sandstrand, um Touristen anzulocken. Erst nach dessen Fertigstellung bemerkte man, dass dieser schöne neue Strand gar nicht zum Baden geeignet war: nach 100 Meter steht man erst bis zum Bauchnnabel im bräunlichen Wasser. Doch es gibt schlimmere Arten der Steuergeldverschwendung…

Der Hurrikan Camille zerstörte 1969 neben zahlreichen Wohngebäuden auch die letzten Anlagen der Fischkonservenindustrie. Später entdeckte man Spielcasinos als neue Einnahmequelle. Die Liberalisierung der Glücksspielgesetze im Bundesstaat Mississippi 1992 ließen in Biloxi bis 2005 zwölf große Casinos entstehen. Die eher kleine Stadt wurde als Glücksspielmetropole der Südstaaten nun doch noch zum Touristenmagneten. Allerdings durften die Casinos nach dem Gesetz nur maximal 250 Meter auf dem Land liegen, meist befanden sie sich auf Schiffen im Hafen von Biloxi.

Am 29. August 2005 erreichte Hurrikan Katrina mit einer Windgeschwindigkeit von 217 km/h die Stadt Biloxi und verursachte eine bis zu neun Meter hohe Flutwelle, die 90 Prozent der Gebäude zerstörte. 53 Einwohner starben. Die im Hafen schwimmenden Casinos wurden losgerissen und bis zu 500 Meter weit aufs Land geworfen. Tausende Arbeitsplätze gingen verloren, viele der historischen Antebellum-Häuser wurden zerstört.

Auch Beauvoir, das 1848 erbaute Wohnhaus des Südstaaten-Präsidenten Jefferson Davis wurde durch den Hurrikan zerstört, danach aber wieder aufgebaut und 2008 als Museum wiedereröffnet. Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist der 1848 erbaute Leuchtturm, der heute auf einer Verkehrsinsel des in den 1970er Jahren errichteten Highway 90 steht. Er überstand sogar Katrina.

Auf der Keesler Air Force Base der United States Air Force sind seit 1993 die Hurricane Hunters stationiert: eine Einheit, die mit Lockheed C-130-Flugzeugen in tropische Stürme im Atlantik und in der Karibik fliegt und dort Wetterdaten aufzeichnet.

Zu den sonstigen Sehenswürdigkeiten der Stadt gehören das Ohr-O’Keefe Museum of Art und das Maritime and Seafood Industry Museum. Außerdem gibt es hier und im benachbarten Gulfport eine große Anzahl an Hotels, Restaurants, Casinos und Einkaufszentren.

Ich gebe zu, dass drei Nächte in Biloxi keine Glanzleistung meiner Urlaubsplanung war. Ein paar Tage Strandurlaub als Erholung vom Besichtigungsstress hörten sich reizvoll an, aber auch ein malerischer Strand verliert seine Attraktivität, wenn man nicht baden kann. Und wenn man kein Glücksspielfan ist, hat Biloxi wirklich nicht viel zu bieten. Straßen und Strände waren ziemlich leer, die Casinos jedoch gut gefüllt. Immerhin verfügte die Apartmentanlage, in der wir uns eingebucht hatten, über einen hübschen Pool.

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