Teil 1: Von Atlanta nach Asheville
Teil 2: Von Asheville in die Great Smoky Mountains
Teil 3: Von Gatlinburg nach Chattanooga
Teil 4:Tennessee
Die größte Sehenswürdigkeit der Stadt ist der Vicksburg National Military Park. Bevor man im Auto den 25 Kilometer langen Rundweg über das Schlachtfeld startet, kann man sich Im Visitor Center mit einem Kurzfilm über eine der wichtigsten Schlachten des Amerikanischen Bürgerkriegs informieren.
Der Mississippi war die wirtschaftliche Lebensader der Staaten des mittleren Westens, durch den Ausbruch des Bürgerkriegs wurde die Versorgung unterbrochen. Die Südstaaten benötigten ihrerseits den Mississippi als sichere Verbindung zwischen den östlichen und westlichen Territorien. Im Mai 1863 verfügten die Südstaaten nur noch über zwei befestigte Stützpunkte am Mississippi: Vicksburg und Port Hudson, Louisiana. Vicksburg war somit von essentieller Bedeutung für den Ausgang des Bürgerkriegs.
Die Schlacht um Vicksburg vom 19. Mai bis zum 4. Juli 1863 brachte die Entscheidung. Sie begann mit zwei erfolglosen Angriffen der Tennessee-Armee der Union auf die Stellungen der Konföderierten vor Vicksburg. Danach entschloss sich Generalmajor Ulysses S. Grant zur Belagerung der Stadt. Im Verlauf der Belagerung verstärkte Grant seine Truppen auf mehr als 70.000 Mann. Sein Widersacher Generalleutnant Pemberton hatte nur knapp 20.000 dienstfähige Soldaten zur Verfügung, um in ausgebauten Stellungen die Stadt zu verteidigen. Nach sechs Wochen Belagerung sah sich Pemberton zur Kapitulation gezwungen. Bald darauf kapitulierte auch Port Hudson, sodass das gesamte Mississippi-Tal nun unter Kontrolle der Union stand.
Die Tour über das Schlachtfeld von Vicksburg führte zunächst an den Stellungen der Unionstruppen, dann an denen der Konföderierten entlang. Die Stellungen der einzelnen Bundesstaaten sind durch mehr oder weniger beeindruckende Denkmäler gekennzeichnet, auch einige alte Kanonen sind zu besichtigen. Höhepunkt ist jedoch die USS Cairo. Das Kanonenboot der Unionstruppen half 1862 dabei, Clarksville, Nashville und Memphis zu erobern. Am 12. Dezember 1862 wurde die USS Cairo während der Minenräumung bei Vicksburg versenkt. 1964 wurde das Kriegsschiff gehoben, später restauriert und kann jetzt besichtigt werden.
Auch das kleine Stadtzentrum von Vicksburg ist sehenswert, die Sonnenuntergänge über dem Mississippi sind malerisch.
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Auf dem Weg nach Süden legten wir einen kurzen Zwischenstopp bei Mount Locust ein. Es handelt sich hier nicht um einen Berg, sondern um eine alte Station des Natchez Trace. Um 1800 fuhren die Händler auf Flachbooten den Mississippi hinab, um ihre Waren in Natchez oder New Orleans anzubieten. Allerdings war es damals unmöglich, stromaufwärts zu fahren. Also verkauften sie nicht nur ihre Waren, sondern auch das Holz ihrer Boote und machten sich zu Fuß auf den Rückweg über den Natchez Trace in Richtung Nashville. Mount Locust war gerade einen Tagesmarsch von Natchez entfernt und eignete sich so als erste Übernachtungsmöglichkeit.
Nach 1820 ermöglichten die Dampfboote eine bequemere Rückkehr über den Mississippi. Das Anwesen wurde wieder zur Farm und baute Mais und Baumwolle an, doch der Bürgerkrieg setzte dem ein Ende. Ab 1938 wurde der Natchez Trace Parkway geschaffen, um wieder an die Geschichte dieser Route zu erinnern. Heute kann man hier einige Überreste aus alter Zeit in malerischer Landschaft bewundern.
Natchez gilt als die älteste europäische Siedlung am Mississippi, erste französische Siedler ließen sich 1716 hier nieder. Die Kolonie wurde jedoch 1729 bei einem Aufstand der Natchez-Indianer vollständig zerstört. 1763 wurde die Region britisch, nach der Amerikanischen Revolution spanisch. 1798 fiel Natchez mit dem Mississippi-Territorium an die Vereinigten Staaten, durch den Louisiana Purchase 1803 ging auch das westliche Flussufer von Frankreich an die USA über. 1817 wurde Natchez kurzfristig Hauptstadt des neugegründeten Bundesstaates Mississippi.
Natchez lebte überwiegend vom Baumwollhandel und war zu Beginn des Bürgerkriegs die größte und reichste Stadt des Bundesstaates. Neben Baumwolle wurden auch Zuckerrohr und Tabak angebaut und gehandelt. Die Union konnte bereits im Mai 1862 die Stadt einnehmen, sodass Natchez den Bürgerkrieg ohne größere Schäden überstand.
Nach 1900 verlegte sich der Warentransport vom Fluss auf die Schienen, wobei die Bahnlinien die Uferstädte teilweise umgingen. Es folgte ein wirtschaftlicher Abschwung. Später mussten viele Betriebe wegen Globalisierung und Urbanisierung schließen, die Einwohnerzahl sank auf etwa 15.000 Einwohner. Geblieben ist ein Juwel der Südstaaten-Architektur mit zahlreichen Antebellum-Häusern, die aufwendig restauriert wurden und heute als Museum oder Bed & Breakfast-Pensionen genutzt werden.
Wir besichtigten Stanton Hall, erbaut 1851-57 im Klassik-Revival-Stil. Das Innere des Hauses ist reich dekoriert mit italienischem Marmor, Textilien aus Paris, eleganten Möbeln, Leuchtern aus Glas und Bronze. Allerdings ist die Besichtigung der Antebellum-Häuser mit 20-25 Dollar nicht gerade günstig, sodass wir uns auf dieses eine beschränkten.
Auch sonst hat Natchez Einiges zu bieten. Das William Johnson House gehörte im 19. Jahrhundert einem wohlhabenden Barbier, einem der wenigen Schwarzen in der Stadt, die auch von Weißen respektiert wurden. Er sammelte die Anekdoten, die er bei seiner Arbeit zu hören bekam, in seinem Tagebuch und schuf so eine interessante Chronik der Zeit vor dem Bürgerkrieg.
Auch die katholische St. Mary Basilica lohnt einen Besuch. Man kann aber auch einfach nur durch den hübschen Ort schlendern und sich dann zu einem Picknick im Bluff Park am Ufer des Mississippi niederlassen, besonders reizvoll zum Sonnenuntergang.
Die Region des heutigen Bundesstaates Mississippi wurde ursprünglich vom Volk der Natchez aus der Muskogee-Sprachfamilie bewohnt. Sie nannten sich selbst „Théolloels“ - Menschen der Sonne, die Bezeichnung „Natchez“ geht auf die französischen Kolonisten zurück. Die Natchez bauten Erdpyramiden und nannten ihre Herrscher „Die große Sonne“, die unterste Klasse „Stinker“. Im Zentrum ihrer Religion stand ein Schöpfergott, der mit der Sonne gleichgesetzt wurde.
Während der Blütezeit im 18. Jahrhundert zählte das Volk der Natchez etwa 22.000 Menschen. Seuchen und verlorene Kriege gegen die Franzosen zerstörten den Stamm und seine Kultur. Heute leben nur noch etwa 5.000 Natchez in Mississippi, Alabama und Georgia.
Am Stadtrand kann man das Grand Village of the Natchez Indians besichtigen. Außer einem kleinen Museum und drei Erdhügeln gibt es allerdings nicht viel zu sehen.
Interessanter ist die Frogmore Plantation bei Ferriday im Bundesstaat Louisiana am anderen Ufer des Mississippi. Die historische, aber noch aktive Baumwollplantage informiert umfassend über den Anbau und die Verarbeitung von Baumwolle.
Bis zur Erfindung der Egreniermaschine (Cotton Gin) 1793 lohnte sich der Baumwollanbau nur bei einem Übermaß an extrem billigen Arbeitskräften. Die Maschine vereinfachte die Abtrennung der Baumwollfasern von den Samenkernen und ermöglichte dadurch eine kostengünstige Verarbeitung und den Aufstieg des amerikanischen Südens zum Baumwollexporteur.
Die Besichtigung der Frogmore Plantation beginnt mit zwei kurzen Filmen zur historischen und aktuellen Baumwollverarbeitung. Anschließend kann man landwirtschaftliche Geräte, eine Egreniermaschine aus dem 19. Jahrhundert, die restaurierten Quartiere des Aufsehers und der Sklaven sowie eine einfache Kirche auf dem Gelände besichtigen. Ein paar Kilometer weiter kann man auch die modernen Maschinen zur Baumwollverarbeitung bewundern.
Weiter südlich am östlichen Ufer des Mississippi liegt Baton Rouge, die Hauptstadt des Bundesstaates Louisiana. Auch Baton Rouge wurde ursprünglich von Franzosen besiedelt, fiel dann an die Engländer, später an die Spanier, war ab 1810 mit der „Republik Westflorida“ kurzfristig unabhängig, wurde 1817 von Louisiana annektiert und 1849 Hauptstadt des Bundesstaates.
Im 19. Jahrhundert wuchs die Stadt durch den Dampfboothandel. Im Bürgerkrieg wurde Baton Rouge 1862 kampflos an die Nordstaaten übergeben. Nach Kriegsende diente New Orleans als Regierungssitz, bis Baton Rouge 1882 erneut Hauptstadt Louisianas wurde. Mitte des 20. Jahrhunderts erlebte die Region einen Boom der Petrochemie, was auch heute noch unübersehbar ist.
Wir besuchten zunächst das Louisiana State Capitol. Es wurde 1932 auf Betreiben von Gouverneur Huey Pierce Long errichtet. Man behauptet, Long hätte Louisiana auf ähnliche Weise regiert wie Al Capone Chicago. Er erreichte zwar erhebliche Verbesserungen für Wirtschaft, Infrastruktur und Bildung, schuf sich mit seiner autokratischen Art aber auch viele Feinde. 1935 wurde Long im State Capitol erschossen, die Hintergründe des Attentats konnten nie vollständig aufgeklärt werden. In einer Säule kann man noch heute die Einschusslöcher sehen.
Sehenswert ist auch die Memorial Hall in der ersten Etage. Der Boden besteht aus polierter Lava-Asche vom Vesuv, ein großes Bronze-Relief zeigt die Karte von Louisiana und viele Produkte des Bundesstaates. Auf den Fahrstuhltüren befinden sich die Portraits aller amerikanischen Gouverneure, darüber hängen die Flaggen, die den Staat im Laufe der Zeit repräsentierten. Besucher dürfen auch einen Blick in die Sitzungssäle des Senats und des Repräsentantenhauses werfen.
Der Höhepunkt ist der Ausblick vom 27. Stock des 143 Meter hohen Gebäudes: Im Norden sieht man die Anlagen der Erdöl-Industrie, im Westen den Hafen von Baton Rouge, im Süden hinter gepflegten Parkanlagen die Hochhäuser der Stadt und im Osten die Gärten und Gebäude des Regierungsviertels.
Im Stadtzentrum liegt das Old State Capitol Museum, das 1849 im Stil eines neugotischen Märchenschlosses erbaut wurde. Die wechselhafte Geschichte des Gebäudes wird eindrucksvoll in der „Ghost of the Castle Show“ dargestellt, in den Räumen findet man interessante Exponate aus der Geschichte des Bundesstaates.
Das Stadtzentrum von Baton Rouge ist hübsch angelegt, bietet aber nicht allzu viel Sehenswertes. In Catfish Town findet man das USS Kidd Veterans Memorial & Museum. Der Zerstörer war im Zweiten Weltkrieg und im Koreakrieg im Einsatz und kann heute als Museumsschiff besichtigt werden, allerdings nur von 9.30-15.30 Uhr und derzeit auch nur virtuell, da das Schiff gerade überholt wird. Aber der Blick auf den Mississippi entschädigt.
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Kommentar von Claudia Reich
Was für ein cooler Trip! Wie lange sind Sie schon unterwegs? 4 Wochen oder sogar länger?