Durch den Süden der USA

Teil 4: Tennessee

von Corinne Henker (Kommentare: 1)

In Nashville übernachteten wir in einem Hotel im Viertel Opryland© Quelle: Corinne Henker

Es gibt eigentlich nur einen Grund, Lynchburg zu besuchen, und der heißt Jack Daniel’s. Mit einer Produktion von etwa 90 Millionen Litern pro Jahr ist Jack Daniel’s die meistverkaufte amerikanische Whiskey-Marke weltweit.

Teil 1: Von Atlanta nach Asheville
Teil 2: Von Asheville in die Great Smoky Mountains
Teil 3 Teil 3: Von Gatlinburg nach Chattanooga

Jasper Newton „Jack“ Daniel kaufte bereits im Alter von 14 Jahren seine erste Brennblase, den selbsthergestellten Whiskey verkaufte er in der Nachbarschaft. 1866 erwarb er Land in Lynchburg und errichtete seine erste Destillerie.

1904 und 1905 gewann das Unternehmen Goldmedaillen bei den Weltausstellungen in St. Louis und in Brüssel, was einen enormen Popularitätsschub zur Folge hatte. 1910 führte Tennessee die Prohibition ein.

Das Unternehmen zog nach Alabama, musste aber 1920 seinen Betrieb wegen der landesweiten Prohibition ganz einstellen. Erst nach Ende des 2. Weltkriegs durfte Jack Daniel’s wieder in Tennessee Whiskey herstellen. 1956 verkauften die Motlow-Brüder, Erben und Großneffen von Jack Daniel das Unternehmen an den Konzern Brown-Forman. Dieser riss 1970 das alte Destilleriegebäude ab und baute an gleicher Stelle eine neue und deutlich größere Anlage.

Jack Daniel’s Whiskey wird aus Mais, Gerste und Roggen hergestellt und in Kupferbrennblasen gefiltert. Typisch für Tennessee Whiskey ist die tropfenweise Filterung durch eine Holzkohleschicht, die etwa zwölf Tage dauert und für den typischen Geschmack und die Milde sorgt. Anschließend wird der Whiskey in ausgebrannten Weißeichenfässern gelagert und nach mindestens vier Jahren in Flaschen abgefüllt. Das Ergebnis durften wir am Ende der Tour genießen.

Wir fuhren anschließend weiter nach Nashville, wo sich die Männer von ihren Harley Davidson-Motorrädern trennen mussten. Eine Woche war dann aber auch genug für Geldbeutel und Gesäß. Den Rest unserer Reise verbrachten wir zu viert im Van.

In Nashville übernachteten wir in einem Hotel im Viertel Opryland. Ursprünglich war Opryland ein Themenpark mit Musical-Shows und Fahrgeschäften, heute ist es ein riesiger Entertainment-Komplex mit Theatern, Konzerthallen, Hotels, Restaurants und einem großen Einkaufszentrum.

Abends besuchten wir eine Vorstellung der Grand Ole Opry. Diese Show wurde 1925 erstmals übertragen und gilt als langlebigste Radioshow der US-Musikgeschichte. Ursprünglich wurde aus dem WSM-Studio im Gebäude der National Life-Versicherung, dann aus dem Ryman Auditorium in der Innenstadt gesendet, seit 1974 spielt die Show in der für sie erbauten Konzerthalle in Opryland für 4.400 Zuschauer.

Die Show war gut besucht, das Programm für Nicht-Country-Fans allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. Mein Mann und ich fanden es recht gut, meine Schwester und Schwager konnten mit der „einheimischen Folklore“ nicht so viel anfangen. Auffällig war, dass die meisten Künstler das Rentenalter bereits deutlich überschritten hatten.

Am nächsten Morgen fuhren wir zur Belle Meade Farm in einem Außenbezirk von Nashville. Zu ihrer Blütezeit Mitte des 19. Jahrhunderts erlangte die Farm mit ihrer Pferdezucht nationalen Ruhm und beschäftigte 136 Sklaven. Während des Bürgerkriegs verwüsteten Truppen der Nordstaaten-Armee das Gelände, der Besitzer wurde inhaftiert. Die Plantage erholte sich später, erreichte aber nie wieder ihre alte Kapazität. Die meisten Sklaven blieben als Lohnarbeiter.

Nach finanziellem Ruin wurde das Anwesen 1906 aufgeteilt und verkauft. Seit 1953 wird Belle Meade von der Association for the Preservation of Tennessee Antiquities verwaltet. Heute ist das Anwesen ein Museum mit kleiner Weinkellerei und Restaurant, viele der ursprünglichen Gebäude wurden restauriert.

Hauptattraktion ist das 1853 im neoklassizistischen Stil erbaute Herrenhaus, aber auch das parkähnliche Gelände mit seinen kleineren Gebäuden ist sehr sehenswert. Am Ende des Rundgangs kann man ein paar lokale Weine verkosten.

Auf dem Weg in die Innenstadt von Nashville hielten wir kurz am Parthenon. Die erste maßstabsgetreue Replik des Athener Originals wurde 1897 errichtet, in den 1920er Jahren wurde das Provisorium durch eine Konstruktion aus Stahlbeton ersetzt. Seit 1990 beherbergt das Gebäude eine riesige Statue der Göttin Athene, die eine Rolle im Film „Percy Jackson - Diebe im Olymp“ spielen durfte.

Unser erstes Ziel im Historic District von Nashville war das Johnny Cash-Museum. Hier findet man zahlreiche Informationen zum Leben des Country-Stars, Bühnenkostüme, einiger seiner Gitarren, Auszeichnungen und andere Memorabilia seiner langen Karriere.

Auch der Rest der Innenstadt von Nashville ist sehenswert. Von der Shelby Pedestrian Bridge über den Cumberland River eröffnet sich ein schöner Blick auf die Hochhäuser des Stadtzentrums einerseits und das Football-Stadion der Tennessee Titans auf der anderen Uferseite.

1779 überquerten Siedler den gefrorenen Cumberland River und gründeten Fort Nashborough. Daraus wurde bald die Siedlung Nashville, die 1806 Stadtrechte erhielt und 1843 zur Hauptstadt des Bundesstaates Tennessee erklärt wurde.

Im Bürgerkrieg wurde Nashville bereits 1862 von Unionstruppen eingenommen und blieb so von größeren Zerstörungen verschont. Heute ist Nashville Zentrum der Country-Musik und trägt den Beinamen „Music City“.

Größte Wirtschaftsbranche ist jedoch die Gesundheitsindustrie mit mehr als 250 Firmen. Neben der Vanderbilt University gibt es zahlreiche weitere Bildungseinrichtungen, was Nashville den Titel „Athens of the South“ einbrachte.

Zu den Sehenswürdigkeiten im Zentrum gehören das 188 m hohe At&T Building (wegen seiner Form auch Batman Building genannt), die Musicians Hall of Fame, das Eishockey-Stadion Bridgestone Arena (wo gerade eine Monstertruck-Show stattfand), die Country Music Hall of Fame und das Ryman Auditorium, in dem von 1943-74 die Gran Ole Opry-Show aufgenommen wurde.

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Am 2. Oktober 1954 trat hier der junge Elvis Presley auf, nach diesem Auftritt riet man ihm, seine Arbeit als LKW-Fahrer wieder aufzunehmen. Die meisten Touristen (und Einheimischen) findet man jedoch am Broadway, der hier auch „Honky Tonk Row“ genannt wird: Hier reiht sich eine Kneipe an die andere und aus den meisten dröhnt schon tagsüber Life-Musik, teilweise auf mehreren Etagen.

Typisch sind auch bunte Gefährte, auf denen man meist musikalisch untermalt, entweder selbst die Pedale tretend oder motorisiert (mit einem Fahrer) durch die Stadt fährt und dabei Bier oder auch härtere Sachen genießt.

Am nächsten Morgen verließen wir Nashville und fuhren in Richtung Memphis. Unser erster Halt war in Jackson, Tennessee: ein Gunshop und Schießplatz mit dem bezeichnenden Namen „The Range“ hatte unser Interesse geweckt. Hier durften wir ohne großes Drama verschiedene Handfeuerwaffen ausprobieren. Kein ganz billiges Vergnügen, aber durchaus lohnenswert.

Memphis selbst war eher enttäuschend. Das Zentrum bot kaum Sehenswertes, die einst berühmte Beale Street ist seit der COVID-Hysterie ziemlich heruntergekommen. Die Enten im luxuriösen Peabody-Hotel waren da schon interessanter, obwohl wir zur falschen Zeit dort waren:

Die Enten verbringen die Nacht im Dachgeschoss, werden täglich um 11 Uhr von ihrem Trainer mit dem Fahrstuhl in die Hotel-Lobby gebracht, watscheln über einen roten Teppich zu ihrem Brunnen und 17 Uhr wieder zurück zum Fahrstuhl.

Memphis wurde 1819 gegründet und durch die Lage am Mississippi schnell zum Handelszentrum für Baumwolle und Sklaven. Im Bürgerkrieg wurde Memphis bereits 1862 von den Nordstaaten erobert, nach dem Krieg zog die Stadt viele ehemalige Sklaven an.

In den 1870er Jahren kam es zu mehreren verheerenden Gelbfieber-Epidemien, die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war geprägt von Armut, Rassismus und Korruption. In dieser Zeit entwickelte sich der Memphis-Blues.

Nach der Ermordung von Martin Luther King jr. 1968 kam es zu Aufständen und Straßenkämpfen, ein großer Teil des Stadtzentrums brannte nieder. In den 1990ern versuchte man, die Attraktivität der Stadt zu erhöhen, allerdings sind einige der damals errichteten Gebäude schon wieder geschlossen und dem Verfall preisgegeben, wie zum Beispiel der Mud Island-Vergnügungspark.

Größter Arbeitgeber ist heute FedEx, dessen Hauptsitz sich in Memphis befindet.

Neben dem Memphis Blues entwickelten sich auch andere Musikrichtungen in der Stadt. Das Studio von Sun Records gilt als Geburtsort des Rock ‚n‘ Roll, hier standen u.a. Johnny Cash, Jerry Lee Lewis und Elvis Presley unter Vertrag. Später siedelte sich mit Stax Music ein stilprägendes Soul-Label in Memphis an.

Das für uns interessanteste Gebäude im Zentrum von Memphis war The Pyramid. Die 98 Meter hohe Glaspyramide am Ufer des Mississippi wurde 1991 als Sportarena für mehr als 22.000 Zuschauer erbaut. Wegen häufiger technischer Probleme musste sie den Betrieb 2004 einstellen.

Heute befindet sich hier ein Hotel, ein kleines Museum für Wasservögel, ein riesiger Bass Pro Shop mit einem kleinen Zypressensumpf mit Fischen, Enten und einem Alligator sowie eine Aussichtsplattform mit Restaurant. Hier genießt man bei Sonnenuntergang einen fantastischen Blick auf die Stadt und über den Mississippi River.

Und danach hat man noch Zeit, den Bass Pro Shop zu bewundern: von klassischer Outdoorausrüstung über Waffen bis hin zu ATVs und Booten
findet man hier wirklich alles, was das Männerherz begehrt.

Die berühmteste Sehenswürdigkeit von Memphis befindet sich außerhalb des Stadtzentrums: Graceland, das Anwesen von Elvis Presley. Der King of Rock ‚n‘ Roll erwarb Graceland 1957 zum Preis von 102.500 US-Dollar und lebte hier mit seiner Familie bis zu seinem Tod 1977.

1982 wurde das Anwesen von Elvis’ Ex-Frau Priscilla Presley als Museum für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, das Obergeschoss, in dem Elvis verstarb, bleibt jedoch privat. Heute zählt Graceland jährlich über 650.000 Besucher - trotz des üppigen Eintrittspreises von 82 US-Dollar für eine normale Führung, VIP-Touren kosten bis zu 240 Dollar.

Graceland ist heute ein riesiger touristischer Komplex. Zum eigentlichen Anwesen gelangt man mit einem Shuttle-Bus, das 1939 erbaute Wohnhaus im Colonia-Revival-Stil kann mit einem Audio-Guide (auch in deutscher Sprache) besichtigt werden. Die Tour führt durch die verschiedenen, geschmackvoll eingerichteten Wohnräume im Erdgeschoss und Untergeschoss, inklusive des berühmten Junge Room.

Im Außenbereich sieht man die Poolterrasse, Pferdekoppel und schließlich die Familiengräber. Neben Elvis, seinen Eltern und seiner Großmutter, wurden auch seine Tochter Lisa Marie (verstorben 2023) und ihr Sohn Benjamin Keough (verstorben 2020) hier beigesetzt.
Zur Elvis Experience Tour gehören auch das Presley Motors Automobile Museum mit Elvis’ beeindruckender Fahrzeugsammlung und einige weitere Gebäude, in denen seine Bühnenkostüme, Auszeichnungen und zahlreiche weitere Erinnerungsstücke aus dem Leben des Künstlers ausgestellt sind.

Eine Halle widmet sich seiner Zeit bei der US-Army, eine weitere dem Leben von Lisa Marie Presley, eine andere der Entstehung des „Elvis“-Films von 2023.

Zu guter Letzt können auch die beiden Flugzeuge Lisa Marie und Hound Dog II besichtigt werden. Wir verbrachten einen halben Tag in Graceland, zusammen mit Jack Daniel’s gehörte es zu den bisherigen Höhepunkten unserer Reise. Passend dazu hatten wir uns bereits zu Hause den „Elvis“-Film mit Tom Hanks als „Colonel“ Parker ein zweites Mal angeschaut.

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