Durch den Süden der USA

Teil 2: Von Asheville in die Great Smoky Mountains

von Corinne Henker

Harley – Der amerikanische Traum von Freiheit und Abenteuer© Quelle: Corinne Henker

Nach einem typisch amerikanischen Hotel-Frühstück mit viel Zucker und Fett verließen wir Asheville und fuhren in Richtung Westen. Die Männer auf ihren Harleys wählten den idyllischen und kurvenreichen Blue Ridge Parkway, wir folgten der Hauptstraße.

Getrennt voneinander erreichten wir zunächst Cherokee: eigentlich ein typischer Touristenort mit Hotels, Restaurants, Souvenirshops und Casinos, allerdings auf dem Gebiet der Eastern Band of Cherokee Indians.

Die Cherokee sind heute mit etwa 820.000 Stammesangehörigen das größte noch existierende indigene Volk Nordamerikas. Einer der bekanntesten Cherokee ist der Schauspieler Wes Studi, Cherokee-Vorfahren hatten u.a. Chuck Norris, Burt Reynolds, Jimi Hendrix und Elvis Presley. Das Siedlungsgebiet der Cherokee reichte ursprünglich vom Ohio River bis in die heutigen Bundesstaaten Georgia und Alabama. Zusammen mit den Chickasaw, Choctaw, Muskogee und Seminolen zählte man sie zu den „fünf zivilisierten Nationen“.

1820 wurde offiziell die „Cherokee Nation“ gegründet und ein Regierungssystem nach dem Vorbild der USA eingesetzt. Doch 1829 fand man auf dem Stammesgebiet Gold, Präsident Andrew Jackson unterzeichnete daraufhin 1830 den „Indian Removal Act“, der die Vertreibung der Cherokee und ihre Umsiedlung nach Oklahoma beinhaltete. Auch ein Urteil des U.S. Supreme Court konnte Jackson nicht stoppen: 1838/39 wurden die Cherokee von der US-Armee nach Oklahoma zwangsumgesiedelt. Auf dem „Pfad der Tränen“ starben mehr als 4.000 Männer, Frauen und Kinder. Nur etwa 1.000 Stammesangehörige konnten entkommen, ihre Nachfahren leben heute in Cherokee und Umgebung.

Der Ort Cherokee liegt idyllisch am Oconaluftee River an der Südgrenze des Great Smoky Mountains National Park. Wir besuchten das Visitor Center und das Museum of the Cherokee People. Ich hatte gehofft, hier etwas mehr über die Geschichte und Kultur des Volkes zu erfahren, wurde jedoch enttäuscht: Es handelte sich im Wesentlichen um eine Ausstellung von Korbflechtarbeiten und anderem Kunsthandwerk.

Also fuhren wir bald weiter zum Oconaluftee Visitor Center am südlichen Eingang des Nationalparks. Der Great Smoky Mountains National Park gehört zu den wenigen Nationalparks, die keinen Eintritt verlangen, allerdings muss man einen Parkausweis (5 Dollar pro Tag, 15 Dollar pro Woche) erwerben und immer gut sichtbar im Auto bzw. am Motorrad platzieren. Parkplätze sind zur Hauptsaison außerhalb der Visitor Center allerdings Mangelware.

Der Great Smoky Mountains National Park liegt in den Appalachen auf dem Gebiet der Bundesstaaten North Carolina und Tennessee. Es ist das größte Urwaldgebiet im Osten der USA und mit knapp 10 Millionen Besuchern pro Jahr der meistbesuchte Nationalpark im ganzen Land. Der Name bezieht sich auf den Verdunstungsnebel, der aufgrund hoher Niederschlagsmengen über den Bergen aufsteigt.

Das Gebiet des Nationalparks wurde ursprünglich von den Cherokee besiedelt. Ab etwa 1800 ließen sich weiße Siedler in der Region nieder, es entwickelte sich eine blühende Holzindustrie, die durch den Bau der Eisenbahnlinie im späten 19. Jahrhundert weiteren Aufschwung erlangte.

Ab Beginn des 20. Jahrhunderts hielt der Tourismus Einzug. In den 1920ern begann man, den hiesigen Farmern ihr Land abzukaufen, und 1934 wurde der Nationalpark offiziell eröffnet. Seit 1983 gehört er zum UNESCO Weltnaturerbe.

Der Great Smoky Mountains National Park liegt zwischen 250 und etwa 2.000 Metern über dem Meeresspiegel, höchste Erhebung ist der Clingmans Dome mit 2.025 m. Die Höhenschwankungen ermöglichen eine große Artenvielfalt mit mehr als 4.000 Pflanzenarten und eine reiche Tierwelt mit etwa 1.800 Schwarzbären, zahlreichen Weißwedelhirschen, Rehen, Luchsen, Füchsen und vielen anderen Tieren.

Am Oconaluftee Visitor Center erhält man interessante Informationen zum Nationalpark und kann auf einem kurzen Trail einige historische Holzgebäude besichtigen. Die Newfound Gap Road führt vom Visitor Center quer durch den Park nach Norden und eröffnet an mehreren Aussichtspunkten schöne Ausblicke auf die Bergwelt. Etwas westlich der Straße liegt auch der Clingmans Dome. Wir verzichteten wegen der eingeschränkten Sichtverhältnisse jedoch auf diesen Abstecher.

Stattdessen fuhren wir im nördlichen Teil des Parks entlang des idyllischen Fighting Creek und Little River zu einer der Hauptattraktionen: Cades Cove. Dieses Tal im westlichen Teil des Parks wurde bis zur Schaffung des Nationalparks besiedelt und landwirtschaftlich genutzt. Die historischen Gebäude wurden erhalten und restauriert, ein Interpretationszentrum vermittelt Einblicke in die Lebensweise und Handwerkskünste der Siedler vor 100 Jahren.

Ein 11 Meilen langer Rundweg führt um das malerische Tal, allerdings kommt man wegen des hohen Verkehrsaufkommens meist nur im Schritttempo voran, wodurch das Vergnügen deutlich getrübt wird. Ein Highlight gab es aber doch: In einem der Bäume am Wegesrand knabberte ein Schwarzbär enthusiastisch am Laubwerk. Ansonsten sahen wir während unseres Aufenthaltes im Nationalpark leider nur sehr wenige Tiere, dafür umso mehr Menschen.

Am späten Nachmittag erreichten wir Gatlinburg, Tennessee, nördlich des Nationalparks, wo wir im Hotel auch unsere Männer wiedertrafen. Der Ort wurde von Farmern und Holzfällern gegründet und lebt heute fast ausschließlich vom Tourismus. Dementsprechend gibt es einige, meist überteuerte Touristenattraktionen, am bekanntesten ist der Gatlinburg Skylift Park: die mit 207 Metern längste Fußgängerhängebrücke Nordamerikas.

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Wir beschränkten unsere Sightseeing-Aktivitäten auf einen Bummel durch den Ort und einen Besuch im Trump Superstore. Hier wurden vom Basecap über Tassen, Shirts und Handtücher alle möglichen Utensilien verkauft, mit denen man seine Sympathie für die Republikaner und ihren Präsidentschaftskandidaten bekunden konnte. Ein Teil des Erlöses floss nach Aussage des Inhabers in den Wahlkampf, da konnten wir natürlich nicht Nein sagen. Auf unserem bisherigen Weg hatten wir am Straßenrand schon so einige Sympathiebekundungen für Donald Trump entdeckt, allerdings noch keine einzige für Kamala Harris.

Das änderte sich am nächsten Morgen. Die erste Sehenswürdigkeit des Tages war allerdings ein Schwarzbär, der während unseres Frühstücks gemächlich über einen Parkplatz vor dem Hotel spazierte. Nach dem Frühstück suchten wir den Eingang zum Roaring Forks Motor Nature Trail, der sich nicht im Nationalpark, sondern am Rand von Gatlinburg befand. Dabei entdeckten wir in einem Vorgarten tatsächlich ein Schild, das für Kamala Harris warb, „Biden“ war sichtbar überklebt worden.

Der Roaring Fork Nature Trail ist eine weitere Scenic Loop Road, die zu den Hauptattraktionen des Great Smoky Mountains National Park zählt. Auf 5,5 Meilen fährt man durch den Wald. Das mag zur Zeit der Herbstfärbung eindrucksvoll sein, im Sommer wirken die verschiedenen Grüntöne deutlich weniger spannend. Wir fanden mit etwas Glück einen Parkplatz am Trailhead zu den Grotto Falls. Die 4,2 Kilometer lange Wanderung führt zu einem hübschen Wasserfall, hinter dem man ebenfalls entlang spazieren kann. Allerdings gehört dieser Wanderweg zu den beliebtesten im Park und war dementsprechend gut besucht.

Nach einer kurzen Pause in Gatlinburg fuhren wir entlang der Newfound Gap Road zum Trailhead für den Alum Cave Trail. Am frühen Nachmittag hatten wir auch Glück mit dem Parkplatz. Der 7 km lange Alum Cave Trail gehört zu den interessantesten Wanderwegen im Park. Er führt zunächst entlang eines kleinen Flusslaufes, über mehrere schmale Holzbrücken, dann über eine Steintreppe zum Arch Rock und durch diesen hindurch.

Über einen felsigen Weg geht es dann weiter aufwärts, mit malerischen Ausblicken auf die Bergwelt bis zum Ziel, der Alum Cave. Hierbei handelt es sich nicht um eine Höhle, sondern ein riesiges Felsdach, unter dem sich weitere traumhafte Ausblicke eröffnen. Man könnte noch weiter bis zum Mount LeConte (2.020 m) wandern, doch wir entschieden uns für den Rückweg.

Wegen der instabilen Wetterprognose hatten wir bisher die Motorräder noch nicht genutzt, das wollten wir nun nachholen. Wir drehten zunächst eine Runde im Nationalpark und fuhren dann nach Pidgeon Forge. Dieses Städtchen ist deutlich weniger attraktiv, bietet aber noch mehr Touristenfallen als Gatlinburg, Hauptattraktion ist der Fun-Park Dollywood. Wir fühlten uns zu alt dafür und beschränkten uns stattdessen auf ein einfaches Abendessen.

Insgesamt fanden wir die Great Smoky Mountains deutlich weniger attraktiv als die landschaftlich spektakulären Nationalparks im Westen der USA. Ein Besuch lohnt sich nur, wenn es am Weg liegt. Allerdings bietet die Region fantastische Routen für Biker, der Höhepunkt dabei erwartete uns am nächsten Tag.

TEIL 1 hier zum Nachlesen

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