Die „Letzte Generation“ entschuldigte sich Mitte dieser Woche, als nach ihrer letzten Aktion in halb Berlin Kreuzungen und Verkehrsknotenpunkte blockiert waren, so dass vielerorts bis in den Nachmittag hinein der Verkehr gestört oder zum Erliegen gekommen war. Die Entschuldigung kam via Insta-Post, in dem es unter anderem heißt: „…es tut uns leid“.
Aber wenn die Bundesregierung der Adressat sein soll, warum randalieren die Halbstarken nicht gleich dort? Warum kleben sie sich nicht ans Kanzleramt, anstatt die Bürger dabei zu stören, die sich morgens aufrappeln, um zur Arbeit zu kommen als Krankenwagenfahrer, Bäcker, Bauarbeiter, Angestellte, was auch immer?
Warum also sich nicht vor Lauterbachs Ministerium in die Einfahrt kleben – hier die Adresse: Friedrichstraße 108 – oder direkt auf die Zufahrt vorm Bundeskanzleramt?
Zumindest das Bundesministerium der Finanzen hatte Mitte Oktober Besuch von den Klima-Extremisten. Nach eigenen Aussagen stürmten zwei Dutzend Teilnehmer das Gebäude und klebten sich dort auch fest. Wie das gelang, lässt ohnehin Fragen offen, denn im Normalfall muss man sich am Eingang identifizieren.
Und falls die Sicherheitsbestimmungen einfach durchbrochen wurden, fragt man sich, warum dieses Eindringen ins Verbotene nicht ebenso viele mainstream-mediale Wellen geschlagen hat wie der misslungene „Sturm auf den Reichstag“ im August 2020. Was war da los bei den rasenden Reportern?
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Aber nicht nur für die Presse ist Protest nicht gleich Protest, Sturm von Demonstranten nicht gleich Sturm von Demonstranten, auch Politiker machen da Unterschiede:
Als Finanzminister Christian Lindner (FDP) kurz darauf bei Maischberger auf den Protest in seinem Ministerium angesprochen wird, wiegelt der ab, nach dem Motto, der Protest sei unnötig gewesen und er, Lindner, sei ja einer Meinung mit den Aktivisten und würde deren Anliegen ja bereits unterstützen.
Aber damit wird offenbar und etabliert sich ein System fehlender Gleichbehandlung. Und es erinnert an Polizei-Aktionen gegen Oppositionelle, wenn Antifa im Spiel ist und die Linksextremisten zuvorkommend behandelt werden, als kämen sie auf Einladung des Bundeskanzlers persönlich.
Ein Richter lehnt Anfang Oktober sogar den Strafbefehl gegen eine Klima-Extremistin der „Letzten Generation“ ab, weil deren Anliegen ein „dringendes globales Thema“ sei.
Wenn also Politik und Justiz Straftaten nicht verfolgen und sanktionieren, dann kann es durchaus passieren, dass betroffene Menschen aggressiv auf die aggressiv agierenden Klimaretter reagieren (hier ein Backpfeifen-Beispiel zur Illustration).
Manche Unternehmen können es sich leisten, gelassener zu reagieren. So hatten die selbsternannten Klimaschützer Volkswagen unerwarteten Klebebesuch in ihrer „Autostadt“ abgestattet. Die Eindringlinge mit den Klebepfoten wollten dem Konzern mit den Konsequenzen seines Geschäftsmodells konfrontieren und klebten sich in einem Pavillon vor Luxus-Karossen.
"Scientist Rebellion" nennt sich diese Protestgruppierung von Wissenschaftlern, die auch auf Klebstoff ist. Wir zitieren jetzt hier einmal den gesamten Vorgang aus der BILD, denn die Schilderung spricht für sich und ist nicht besser zu beschreiben als in deren Bericht mit der Headline „Erst kleben, dann jammern“:
„Was dann folgte, hatten sich die Aktivisten wahrscheinlich etwas anders vorgestellt.
Zwei Stunden nach Beginn der Aktion knurrten die Mägen. VW versorgte die Demonstranten während des gesamten Aufenthalts mit Getränken und Speisen aus dem Gastro-Angebot der Autostadt.
Irgendwann drückten dann auch die Protestler-Blasen. VW weigerte sich zum Unmut der Aktivisten, die Forderung nach Eimern und einem Sichtschutzzelt für die menschlichen Bedürfnisse der Festgeklebten zu erfüllen. (…) Die Aktivisten lösten nach und nach selbst ihre Hände vom Boden und erleichterten sich auf den Besuchertoiletten.
Als nachts das Licht und die Heizung im Pavillon abgestellt wurden – laut Autostadt die übliche Prozedur der Haustechnik – mussten die Wissenschaftler von `Scientist Rebellion‘ auch noch im Dunkeln protestieren. Fanden sie auch nicht gut – obwohl Energie gespart wird.“
Man könnte auch sagen, das war von VW praktischer Widerstand gegen den Widerstand oder auch einfach die Konfrontation mit der eigenen Inkonsistenz. Zumal VW auch betonte, dass das Ziel der aufmerksamkeitsheischenden Aktion, eine Tempo-100-Forderung, in Politikerhand liege und nicht von VW bestimmt würde.
Eine, die nicht hinterm Berg hält und ihren Promistatus nutzt, ist Fernsehgesicht Sophia Thomalla. Die ist zwar immer für einen kleinen Skandal gut, aber deswegen noch lange keine Nudel. Sie beeindruckte gerade mit gesundem Menschenverstand, und auch mit dem Mut, diesen in aller Öffentlichkeit zu benutzen.
Die 32-Jährige macht auf ihrem Instagram-Profil mit 1,3 Millionen Followern eine Ansage, die sich gewaschen hat. Und hat am Ende auch gleich einen pragmatischen Vorschlag, wie man dem Klebezauber ganz einfach beikommen könnte:
„Mein Tipp: Ich würde das nächste mal die Klimakleber einfach dort lassen, wo sie sich hingeklebt haben. Die Polizei höflichst bitten umzuleiten und einfach warten. Glaubt mal… das Problem löst sich von alleine.“
„…Man kann für den Klimaschutz sein und trotzdem Respekt vor der Arbeit verstorbener Künstler haben. Sich über den Hunger der Welt beschweren, aber dann mit Kartoffelbrei um sich schmeißen. Was für eine Doppelmoral.
Ich kann für den Klimaschutz sein und trotzdem nicht das hartarbeitende Volk verärgern, indem ich mich wie ne beleidigte Leberwurst auf die Straßen klebe, ganz nach dem Motto ,‘ich bekomme nicht was ich will? Dann schmeiss ich mich halt heulend auf die Straße‘. Menschen kommen zu spät ihrer Arbeit, Krankenwagen bleiben im Stau stecken und kommen nicht vor und zurück.
Sie erwarten Respekt für ihre Sache, indem sie sich respektlos verhalten. Wie Twitter User, die von mir “dummer F****“ verlangen, doch bitte respektvoll zu sein. Das ist so dumm wie die Nacht finster.
Gesetzesverstöße scheinen in dieser Bewegung wohl Mode geworden zu sein und niemand wird so richtig bestraft. Warum eigentlich nicht? (…) Es ist so unglaublich schade, weil der Ansatz eigentlich kein schlechter ist.
Es gibt eine Klimakrise und sie schaden den eigentlichen Klimaaktivisten, die gute Absichten haben, mit ihrem Rotzgöhrenverhalten immens. Das ist keine Basis für ein Gespräch, sich auf die Straße zu schmeißen oder mit Essen um sich zu schmeißen. Das lernt man doch zu Hause. Das hat als 5-Jähriger schon nicht funktioniert.“
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