Von Christian Witt
Auf dem Platz vor dem geschichtsträchigten Brandenburger Tor mitten in Berlin haben sich geschätzte zweitausend Menschen und vierhundert Fahrzeuge versammelt. Der Korso reicht bis zum Großen Stern in der Mitte des Tiergartens. Es hätten mehr sein sollen und können.
Republikweit eingeladen hatte der frisch gegründete Verein „Hand in Hand”, die Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld war noch etwas hakelig. Bauern, aber vor allem Handwerker und viele Teilnehmer aus der dem Umfeld der Friedens- und Freiheitsbewegung waren gekommen.
Zwischen Scholz und Merz, zwischen Biden und Trump, zwischen noch Frieden und schon Krieg in dieser „Zeit zwischen den Zeiten“ bewegte etliche die Unsicherheit und der rauschende Absturz der deutschen Wirtschaft.
„Auf was können wir noch vertrauen?“, fragt eine Teilnehmerin. Die Bauernverbände haben vom Aufruf zu einem zweiten Winter des „Aktivismus von unten“ Abstand genommen. Zu nah sind sie wieder an den Politikbetrieb selbst angebunden, es gibt derzeit nichts mehr zu fordern für die Landwirte.
Jürgen Todenhöfer, langjähriger CDU-Politiker, Parteigründer und streitbarer Bestseller-Publizist, ist unbestritten der Redner des Tages. Seine Rede ist emotional, sogar pathetisch:
„Ihr seid nicht rechts, ihr seid die wirkliche Mitte der Gesellschaft!"
Es ist eine Aussage, die hängen bleibt – eine Replik auf die oft geäußerte Behauptung, die Demonstranten seien radikal oder am Rand des politischen Spektrums. Todenhöfer skizziert ein Bild eines Landes, das aus der Balance geraten ist. Und er gibt der Menge Worte für ihre Sorgen. Er will die Menschen mit seiner Rhetorik aufrichten.
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Am Ende seiner Rede liegt tatsächlich ein Kribbeln in der Luft, man sieht es in den leuchtenden Gesichtern der Teilnehmer. Wann ist die beste Zeit für die großen Wendungen, für große Gesten? Der über 80-jährige Todenhöfer bekommt reichlich Applaus, ein lautes Pfeifen und Johlen signalisiert große Zustimmung.
Die Veranstaltung will auch ein Sich-selbst-Vergewissern, ein kollektives „Wir stehen nicht allein“ sein. Nein, diese Kundgebung ist nicht die laute Masse, die Städte lahmlegt oder gesellschaftliche Brüche forciert. Es ist der Ausdruck einer Gruppe, die sich als Rückgrat der Gesellschaft sieht – und doch spürt, dass sich diese Rolle immer mehr in einen Überlebenskampf verwandelt.
Die Schilder und Transparente erzählen die inneren Kämpfe und Wünsche der Teilnehmer. Einer fragt: „Wo ist Demokratie soziale Gerechtigkeit?" Ein anderer fasst es im Appell „Wehrt euch!“ zusammen. Blickwinkel wie Forderungen mögen vielschichtig sein, doch der gemeinsame Nenner ist unübersehbar: Der Wunsch nach Gehör, nach wirklicher Veränderung und nach einem Land, das nicht nur verwaltet, sondern gestaltet – das Verlangen nach „Aufbau statt Abbau” wird artikuliert.
Es sind keine Menschenmassen, die sich versammelt haben. Aber jene, die da sind, haben eine Botschaft, die sie über ihre überschaubare Zahl hinaustragen soll. Die Plakate, die Stimmen und die Gesichter machen deutlich: Dies ist eine Zeit des Übergangs zwischen Unsicherheit und Hoffnung. Eine Kundgebung „zwischen den großen Schlagzeilen”.
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Kommentar von Johannes Schumann
Todenhöfer ist mir vor allem als schlimmer Antisemit bekannt.
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Kommentar von Marie F.
Schade, dass Menschen etwas darstellen wollen, das sie nicht sind,
nur das sie sehen, was sie sehen wollen und die Fehler stets bei anderen suchen.
Das einzig echte an ihnen, ist ihre Falschheit!
Gell, Herr Todenhöfer.
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Kommentar von Micha
Todenhöfer? Da war doch was:
Ab 1980 war er einer der bekanntesten deutschen Unterstützer der Mudschahedin und ihres Guerillakrieges gegen die sowjetische Intervention in Afghanistan.
Der will gegen die muslimische Invasion kämpfen?
Noch während seines Mandats als Bundestagsabgeordneter wurde er 1987 Vorstandsmitglied im Burda-Medienkonzern und behielt diesen Posten bis 2008.
Der will in Opposition gegen die Rot-Grün-Woken gehen?
Als 1978 die südafrikanische De-facto-Kolonialmacht Namibias dort zur Absicherung ihrer Herrschaft Parlamentswahlen abhalten ließ, dabei aber die SWAPO Democrats, eine Abspaltung von der SWAPO, und die Namibia National Front von der Wahl ausschloss, bezeichnete Todenhöfer diese „Wahlen“ als die demokratischsten, die je in Afrika stattgefunden hätten.
Und der will uns erklären, was Demokratie ist?
Der will nur eines: Macht. Für sich selbst. Und für seine Kumpels.
Falls es jemand nicht mehr weiß: Aus den Mudschahedin wurden die Taliban!
Und bis dahin war Afghanistan ein normales Land. Unverschleierte Frauen auf den Straßen, normales Leben wie in jeder westlichen Großstadt vom Niveau Paris, Berlin, Rom. Keine vollbärtigen Männer mit Knüppeln und Kalaschnikov, die andere Männer in die Moschee prügelten und Frauen auf offener Straße anpöbelten.
Todenhöfer war damals schon links-woke!
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Kommentar von Ego Cogito
Ja, der Todenhöfer möchte sich im späten Alter noch als Totengräber der AFD betätigen. Da kann man nur sagen: Umsonst gelebt und schon gar nichts dazugelernt! Wer hier rumirrt und Deutschland nicht finden kann, der hat doch schon ganze Arbeit geleistet. Vornehmlich durch seine CDU und die Abrissbirnen von Merkel bis Merz und ihre Fußtruppen à la Todenhöfer. Wer auch im hohen Alter noch seinen Utopien nachläuft und die Realität leugnet, an der er mitgebaut hat, dem wird die Erleuchtung versagt bleiben. Gut so! Dümmer geht immer.
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Kommentar von Farg Alucard
Ah, der Herr Todenhöfer...
"Was werden die Hauptschwerpunkte Ihrer Politik sein, falls Sie gewählt werden?
Mein Hauptaugenmerk liegt zum einen auf Umweltpolitik. Außerdem sind wir die einzige Partei, für die alle Menschen gleichwertig sind. Egal, ob sie Juden, Muslime, Hindus oder Atheisten sind, alle Menschen sind gleich. Ich werde mich beispielsweise auch dafür einsetzen, die AfD zu verbieten. Sie verstößt in solcher Klarheit gegen Art. 3 Abs. 3 des Grundgesetzes, das Diskriminierungsverbot. Und wenn man den Paragraphen über Volksverhetzung durchliest, sieht man, dass es das ist, was die AfD jeden Tag macht.
Sie fordern also ein härteres Durchgreifen des Rechtsstaats?
Unsere Gerichte sind bei Volksverhetzung viel zu milde. Volksverhetzung ist etwas ganz Schlimmes. Wir haben vorhin die Opferfamilien von Hanau besucht, und gegen deren Gefühle wird täglich gehetzt. So ähnlich, wie schon gegen die Juden in der Weimarer Republik gehetzt worden ist.
Es gibt in Deutschland in den letzten zwei Dekaden eine zunehmende Islamfeindlichkeit. Nehmen Sie das auch wahr?
Die Art, wie Muslime in Deutschland oder auch in Frankreich behandelt werden, nimmt einen großen Platz in unserem Wahlprogramm ein. Dieses Thema fällt bei uns in den Bereich Gleichberechtigung, und Muslime sind gleichberechtigt wie Christen oder Juden. Basta!
Anderes Thema: Bei der NSU-Affäre hat der Verfassungsschutz in Thüringen und in Hessen eine undurchsichtige Rolle gespielt. Ferner bleiben die Ergebnisse des Untersuchungsausschusses des Hessischen Landtags für 30 Jahre unter Verschluss und werden nicht veröffentlicht. Können Sie diese Vorgehensweise nachvollziehen?
Ich weiß nicht, ob man das verallgemeinern darf. Es gab ein trübes Spiel von einigen Beamten des Verfassungsschutzes. Und auch die ständigen Enthüllungen über Beamte im SEK Frankfurt, die sich rassistisch geäußert haben, sind besorgniserregend und stimmen mich sehr nachdenklich."
https://www.trtdeutsch.com/exklusiv/todenhofer-ich-werde-mich-fur-ein-verbot-der-afd-einsetzen-6042651