Von Norbert Häring. Dieser Text erschien zuerst auf seinem Blog „Geld oder mehr“
Die Fehlstelle in der Friedenspolitik, die Medien als entscheidenden und vermeintlich unsachlichen Grund für das Veto der Parteigründerin ausgemacht haben, ist dabei nur eine von vielen.
Das Sondierungspapier, auf das sich die drei Parteien geeinigt haben, sollte eigentlich Basis für Koalitionsgespräche sein. Es fällt allerdings schwer, in dem Papier Positionen zu finden, die nicht ebensogut von der CDU allein oder von CDU und SPD gemeinsam so formuliert worden sein könnten.
Die Berliner Zeitung berichtet aus CDU-Mund über die Verhandlungsschwerpunkte- und Erfolge der Parteien:
„Die Christdemokraten hätten Akzente bei Bildung, Wirtschaft und Migration gesetzt, die SPD in der Sozialpolitik, das BSW habe „bei den Themen finanzielle Gestaltungsspielräume sowie Wohnungsbau und mehr Investitionen“ hart verhandelt.“
Das klingt gar nicht wie das BSW, das man in den Medien und bei Wahlkampfauftritten präsentiert bekam. Und so sieht auch das Papier aus, das dieser „Pragmatismus“ hervorgebracht hat.
Schon die Sprache erzeugt bei mir, als einem (Noch-)BSW-Unterstützer, beträchtlichen Widerwillen. Der Text ist in der Sprache von elitären Technokraten formuliert, die das Ganze von oben im Blick haben und steuern, statt von den Bedürfnissen, Wünschen und berechtigten Ansprüchen der Bürger auszugehen und diese in den Mittelpunkt zu stellen. Vielmehr werden die Bürger sprachlich wie Rädchen in einer sozialen Maschine behandelt, die optimiert werden soll.
„Thüringen nach vorne zu bringen… Wir werden das Land aus der Mitte heraus zusammenzuführen… Unser Ziel ist ein Thüringen, das sicher, stark und innovativ ist – ein Thüringen, das soziale Verantwortung lebt und das Miteinander fördert“…usw, usf., … ein einziger abgehobener und sozialtechnokratischer Floskelsalat.
Wie wäre es statt „Bildung und Familie sind das Rückgrat einer starken Gesellschaft“ mit: Wir wollen den Kindern in Thüringen umfassende Bildung in der Qualität angedeihen lassen, die ihre Eltern zurecht erwarten? Wie wäre es statt „Der ländliche Raum muss als lebendiger Teil unseres Landes erhalten und gestärkt werden“ mit: Thüringer, die auf dem Land wohnen, haben Anspruch auf Lebensbedingungen, die denen in der Stadt gleichwertig sind?
Grundschule etwas weniger digital
Versprochen hat das BSW im Wahlkampf den Einsatz für einen rein analogen Unterricht in der Grundschule. Im Papier ist nur die Rede davon, Smartphones aus den Grundschulen zu verbannen. Sich hier auf Grundschulen zu beschränken, wo doch das Smartphone-Problem erst danach richtig virulent wird, finde ich zu zögerlich. Frankreich ist da schon deutlich weiter. Aber mehr wurde im Wahlkampf nicht angekündigt.
Tablets sollen aber nicht verbannt werden und damit also offenbar als digitales Unterrichtsmittel weiter eingesetzt werden. Dafür sehe ich kaum eine Rechtfertigung. Das viel zu frühe, viel zu viele Bildschirm-Schauen der Kinder ist ein großes Problem für ihre Entwicklung. Wenigstens in der Schule sollten sie üben und lernen können, von und auf Papier zu lesen und zu schreiben und längere Zeiten zu verbringen, in denen sie nicht auf einen Bildschirm schauen.
Grüner Fundamentalismus
Erdgas und alle anderen nicht erneuerbaren Energieträger werden in dem Papier komplett aus dem Energiemix ausgeschlossen. Der Schimäre der CO2-neutralen Produktion wird gehuldigt. So wird das nichts mit bezahlbarer Energie.
„Mit einem Energiemix aus Geo-, Bio-, Solar-, Wasser- und Windenergie sowie zukünftig Wasserstoff legen wir den Grundstein für eine nachhaltige und zukunftsfähige Energieversorgung. Beim Übergang zu einer CO2-neutralen Produktion werden wir die Thüringer Wirtschaft und Industrie unterstützen.“
Viel effizienter und damit kostengünstiger und auch ausreichend, wären Lösungen, die darauf abzielen 80 oder 90% erneuerbare Energien einzusetzen. Schließt man nicht-erneuerbare komplett aus, wird es unverhältnismäßig teuer, z.B. mit dem Problem der Dunkelflauten umzugehen. Die grüne 100%-Ideologie war verantwortlich für die Absurditäten des Heizungsgesetzes und ist mitverantwortlich dafür, dass man die Wende im Verkehr dermaßen an die Wand gefahren hat. Um das Problem an einem Beispiel darzulegen:
Die Senkung des Spritverbrauchs von in Deutschland hergestellten Verbrennerautos auf die Hälfte oder ein Drittel wäre mutmaßlich zu weit geringeren Kosten und Schäden für die Branche erreichbar, als das bisschen (wenn überhaupt etwas), was die Elektrostrategie bisher an CO2-Verminderung gebracht hat. Aber eine Politik mit diesem Ziel scheidet aus, denn das führt nicht zum Einsatz von 0% fossiler Energie im Verkehr.
Der Stopp des Heizungsgesetzes, das gerade für ostdeutsche Haushalte, wegen der dort oft geringen Immobilienwerte immer noch sehr problematisch ist, wird im Papier auch nicht gefordert.
Weniger Krankenhäuser
„Eine flächendeckende Versorgung werden wir durch den Erhalt aller Krankenhausstandorte als Orte der medizinischen Versorgung sichern.“
Was klingen soll, als würden Krankenhäuser erhalten, bedeutet in Wahrheit nur, dass irgendetwas Medizinisches dort noch zu finden sein soll, wo früher ein Krankenhaus war. An einer solchen Augenwischerei sollte sich eine junge Partei, die angetreten ist, etwas gegen die Politikverdrossenheit zu tun, nicht beteiligen. Zumal das unlimitierte Okay zur Schließung von Krankenhäusern im ländlichen Raum den Wahlkampfversprechen von der Verbesserung der Infrastruktur und der Lebensbedingungen im ländlichen Raum zuwiderläuft. (Dazu weiter unten noch mehr Unerfreuliches.)
Corona-Weichspüler
Die Pandemiemaßnahmen werden als Problem geleugnet:
„Die Pandemie hat tiefe gesellschaftliche Spaltungen offenbart und viele Menschen durch Einsamkeit und Isolation zutiefst getroffen. Deshalb sehen wir es als unsere Aufgabe, gemeinsame Lösungen zu entwickeln, die das gesellschaftliche Miteinander wieder stärken.“
Nicht die Pandemie hat die Spaltungen „offenbart“, sondern die autoritären, spalterischen Maßnahmen haben die Spaltung herbeigeführt und Menschen allein und einsam leiden und sterben lassen. Wenn man so anfängt, kann das nichts werden, mit einer ehrlichen Aufarbeitung. Wenn diejenigen, die mit dem erklärten Ziel angetreten sind, eine ehrliche Aufarbeitung der Pandemiemaßnahmen zu erzwingen, einen derart unehrlichen Satz mit unterschreiben, ist es kein Wunder, dass am Ende ein total weichgespülter gemeinsamer Antrag mit der CDU für einen Landtags-Untersuchungsausschuss dabei herauskommt.
Es fehlt im Papier auch jeder als solcher erkennbare Hinweis auf die Notwendigkeit einer Amnestie für diejenigen Ärzte, Richter und Bürger, die sich für die Leidtragenden der Maßnahmen eingesetzt haben und dafür verurteilt wurden, oder die unsinnige Corona-Gebote und -Verbote missachtet haben.
Diejenigen, denen dieses Thema wichtig ist, und das wird für sehr viele (potenzielle) BSW-Wähler zutreffen, werden durch so etwas geradezu in Richtung AfD oder Wahlenthaltung getrieben. Die AfD hat dem harmlosen BSW-CDU-Antrag in Thüringen einen eigenen, ehrgeizigeren Untersuchungsauftrag entgegengestellt https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/nach-bsw-und-cdu-th%C3%BCringer-afd-beantragt-eigenen-corona-untersuchungsausschuss/ar-AA1snFVq .
Ein paar mehr Abschiebungen
In dem Papier wird die „konsequente Durchsetzung des Ausweisungsinteresses bei straffällig gewordenen Ausländern“ als Ziel ausgerufen. Das Abschiebeinteresse wird somit auf straffällige Ausländer ohne Bleiberecht beschränkt. Alle anderen Ausländer ohne Bleiberecht, die schon da sind, und noch kommen wollen, sollen offenbar bleiben dürfen, wenn sie es über die Grenze schaffen. Man gibt sich damit zufrieden, durch eine „forcierte Auffindung“ von untergetauchten Ausreisepflichtigen und die Bündelung und Beschleunigung von Klagen in Asylverfahren geordnete und geregelte Prozesse“ zu schaffen.
Mit der von BSW-Vertretern so nachdrücklich geforderten Begrenzung der Zuwanderung auf das gesellschaftlich verträgliche Maß lässt sich allein damit so gut wie nichts erreichen. Die „zügige Umsetzung der Bezahlkarte“ für Asylbewerber, die als weitere kosmetische Maßnahme daneben noch angekündigt wird, ändert daran auch nichts.
An der CDU wird diese wachsweiche Position in der Migrationspolitik nicht gelegen haben. Wenn das BSW hier mit der CDU halbwegs an einem Strang gezogen hätte, wäre sicher etwas mehr Rechtsdurchsetzung herausgekommen.
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Ein richtiger Knaller verbirgt sich im kurzen Abschnitt über den Verfassungsschutz.
„Zusätzlich sorgen wir für eine aufgabengemäße Ausstattung des Verfassungsschutzes zur Erfüllung seines verfassungsgemäßen Auftrages.“
Das liest sich so, als solle der sogenannte Verfassungsschutz, der viel Energie darauf verwendet, kritischen Medienleuten und Regierungskritikern die „verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“ vorzuwerfen und sie deshalb zu beobachten, bedingungslos mehr Geld zu geben. Das ist das genaue Gegenteil dessen, was ich von einer Regierung mit BSW-Beteiligung erwarten würde.
Verfassungsgericht erteilt Haldenwang und Faeser eine Lektion in Demokratie
Das Bundesverfassungsgericht hat im Zusammenhang mit einer von der Bundesregierung erwirkten gerichtlichen Untersagungsverfügung gegen das Netzportal Nius geurteilt, dass dem Staat kein grundrechtlicher Ehrenschutz zukommt, und die Meinungsfreiheit gerade dann besonders weit geht, wenn sie sich als Kritik an den Regierenden äußert.Eine Überprüfung, inwiefern alles, was der Verfassungsschutz tut, zu seinem verfassungsmäßigen Auftrag gehört, ist dringend angezeigt. Davon ist aber keine Rede in dem Papier. Soll der Verfassungsschutz wirklich dem MDR mit Hintergrundgesprächen für die ganze Redaktion helfen, sich auf die Wahlkampfberichterstattung vorzubereiten?
Wahrscheinlich wurden bei diesen Treffen die MDR-Journalisten von den Schlapphüten ausgiebig über die gefährliche Nähe von BSW-Protagonisten zum russischen Präsidenten und ihre Funktion als fünfte Kolonne Moskaus aufgeklärt. Es zeugt eher von unbegrenzter Naivität als von Größe, sich dafür noch mit bedingungslos mehr Geld bedanken zu wollen.
Keine spezielle Förderung des ländlichen Raums
Die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen im ländlichen Raum war eines der zentralen Wahlversprechen des BSW in Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Doch was ist im Sondierungspapier in Thüringen daraus geworden? Ein Abschnitt mit der Überschrift: „Stadt und Land, Heimat und gesellschaftlicher Zusammenhalt“. Die Überschrift ist programmatisch. Es wird keine besondere Förderung des ländlichen Raums angekündigt, nur Förderung von Stadt und Land, von Mutterschaft und Honigkuchen.
Man tut sogar so, als wäre man für die Verkehrsinfrastruktur gar nicht zuständig, und könne nur an den Bund appellieren:
„Im Bereich der Verkehrsinfrastruktur setzen wir uns für eine langfristige Mobilitätsoffensive ein. Hierzu gehören eine langfristige und sichere Finanzierung des ÖPNV, einschließlich der Verbesserung der Busförderung und eine bessere Anbindung des ländlichen Raums, der Ausbau des Schienenpersonennahverkehrs mit Ergänzung durch überregionale Buslinien, eine Anbindung aller Regionen an Fernverkehrsknoten sowie die Fortsetzung und sichere Finanzierung des Deutschlandtickets, einschließlich besonderer Tarife.“
Wohnen bleibt schwierig
Das Riesenproblem der Wohnkosten wird in den siedlungspolitischen Phrasensalat der Förderung von allem, was gut ist, hineingemischt und dadurch kleingemacht. Die Bedürfnisse der Menschen treten hinter abstrakte Konzepte zurück:
„Wir wollen Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung – nachhaltig, sozial und barrierearm, bezahlbar in Stadt und Land – schaffen. In den Städten setzen wir uns dabei für die Stadtentwicklung und Städtebauförderung ein, die die Attraktivität urbaner Räume erhöht und gleichzeitig den sozialen Wohnungsbau stärkt.“
Der soziale Wohnungsbau soll nicht, wie im Wahlkampf gefordert verdoppelt, sondern bloß „gestärkt“ werden. Was alles und nichts heißen kann. Man kann auch nicht gleichzeitig die Attraktivität der Städte und des ländlichen Raumes erhöhen. Attraktivität ist ein relatives Konzept. Es geht nicht um Attraktivität der Städte. Es geht darum, den Menschen, für die die Städte ohnehin schon attraktiv sind, bezahlbaren Wohnraum anzubieten.
Ein Hurra auf die Demokratieförderung
Einen weiteren elitären Knaller landet das Papier noch mit der sogenannten Demokratieförderung. So wie von der Ampel betrieben, ist Demokratieförderung ein Reizthema für den typischen BSW-Wähler. Der Begriff ist zum Synonym für Diskreditierung, Zensur und Ausgrenzung von Menschen mit vom Mainstream abweichender Meinung geworden.
Die bestehenden Programme zur Demokratiebildung und Demokratieförderung wollen wir verstetigen, mit der Perspektive, diese gegebenenfalls zu einem Demokratiefördergesetz weiterzuentwickeln.“
Wie hat es die in Thüringen knapp über der 5%-Hürde liegende SPD wohl geschafft, ein Demokratiefördergesetz in das Sondierungspapier zu bringen, mit dem ihre Nancy Faeser und die Grünen sich aus gutem Grund nicht einmal in der Ampelkoalition im Bund durchsetzen konnten?
Sehr wahrscheinlich gibt es in den „bestehenden Programmen zur Demokratieförderung“, die verstetigt werden sollen, allerlei Agitation für offene Grenzen und gegen die „Verschwörungstheorien“, die so gern von BSW-Wählern und -Politikern verbreitet werden. Irgendwo muss doch eigentlich die Naivität auch bei Pragmatikern aufhören, die regieren wollen. Auch hier ist kaum vorstellbar, dass die SPD sich damit gegen den vereinten Widerstand der CDU und des BSW hätte durchsetzen können.
Heilsversprechen Digitalisierung
„Die Digitalisierung ist der Schlüssel zu einem leistungsfähigen und bürgernahen Staat.“
Digitalisierung wird als absolutes Muss behandelt und mit Bürgerfreundlichkeit gleichgesetzt. Dabei wird die Diskriminierung von nicht digital angebundenen Menschen negiert, ebenso wie die Tatsache, dass aus „auch digital“ in der Praxis überall sehr schnell „nur digital“ wird. Die Ämter und Behörden nutzen die Digitalisierung nämlich sehr gerne, um sich gegen die Bürger abzuschirmen.
Es ist natürlich sinnvoll und löblich, den Ausbau von Breitband- und Mobilfunknetzen auf dem Land voranzutreiben. Aber durch die Nichterwähnung jeglicher Schattenseiten der oft mit Zwang verbundenen Digitalisierung aller Lebensbereiche, wird negiert, dass diese oft in einem Spannungsverhältnis zur Wahrung der Privatsphäre steht. Das Grundrecht der informationellen Selbstbestimmung wird immer weiter ausgehöhlt. Dagegen braucht es ein Recht auf analoge Alternativen und intensives Bemühen um Privatsphäre schützende Lösungen.
Ein weiteres Problem wird ebenfalls nicht angesprochen, dass alles Digitale faktisch über die US-Datenkraken läuft. Hier ist besonders die öffentliche Hand gefordert, sich von den Programmen und Cloud-Lösungen der US-Mega-Konzerne unabhängiger zu machen und Deutschland nicht vollends zur digitalen Kolonie werden zu lassen. Das passiert in Thüringen durchaus schon in Ansätzen. Auch das gehört unbedingt in so ein Papier.
Was mit Medien
Zu den Themen, die sehr viele BSW-Wähler sehr umtreiben, gehört der miserable Zustand des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und die hohen, nicht einkommensabhängigen Gebühren, die die Bürger für einseitige, lückenhafte und teilweise hetzerische Berichterstattung bezahlen müssen.
Im Papier jedoch nichts zur Beitragshöhe. Nichts zur mangelnden Qualität, fehlenden Transparenz und Zensur beim MDR. Stattdessen die Einigung auf eine Kommission, die zu allem, was mit Medien zu tun hat, irgendwann nach langer, reiflicher Überlegung, ihren Senf geben soll.
Auch nichts zur notwendigen Eindämmung der immer mehr um sich greifenden Zensur der sozialen Medien, obwohl hier die Bundesländer einiges an Kompetenzen haben. Eine klare Positionierung des BSW wäre um so notwendiger, als es mit einem CDU-Vorsitzenden und Ministerpräsidenten in spe verhandelt, der die Einführung staatlicher Lizenzen für Äußerungen in den sozialen Medien gefordert hat.
Fazit und Ausblick
Wenn eine Minderheitsregierung aus CDU, BSW und SPD zustande kommen sollte, bräuchte sie Untersützung von der Linken. Wenn ein etwaiger Koalitionsvertrag ähnlich frei von erkennbaren BSW-Konturen sein sollte wie das Sondierungspapier, und dann noch weitere Kompromisse mit der Linken eingegangen werden müssen, würde die Regierungsbeteiligung in Thüringen ein sehr schwerer Klotz am Bein der Bundestagswahlkämpfer des BSW und eine sehr große Enttäuschung für viele Thüringer, die das BSW gewählt haben. Diejenigen, deren einziges Wahlziel es war, einen AfD-Ministerpräsidenten zu verhindern, haben eher CDU gewählt als das BSW.
Das BSW hat bei seinen Wählern Erwartungen geschürt auf eine umfassende Corona-Aufarbeitung, spezielle Förderung des ländlichen Raums, weniger Meinungskontrolle und „Demokratieförderung“, eine Wende zur Vernunft in der Energiewende, eine Durchsetzung des Rechts in der Migrationspolitik und deutlich mehr sozialen Wohnungsbau. Nicht alles kann man in einer Koalition durchsetzen, das ist klar. Aber fast nichts davon ist im Positionspapier erkennbar. Pragmatismus ganz ohne Grundsätze wird zu Beliebigkeit und Selbstaufgabe.
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Kommentar von Carl Peter
Da für mich die Alt-Parteien, wie alles eigentlich Alte, nur bedingt zukunftsfähige Restaurierungen vertragen, und dann schleichend in erhaltungsfähige und museale Konservierungen überführt werden können, stellt sich mir die Frage: Sollte man nicht nur das Alte kritisieren, sondern gleich das Neue?
So erhält man einen besseren und kritischen Überblick über die Machbarkeit von Erneuerungen.
Nur ein Beispiel: Nach in Augenscheinnahme der in meiner Nachbarschaft herumstehenden Häuser, wäre es bei den meisten ganz offensichtlich selbstzerstörerischer Unfug, dort mit der durchaus effektiven Wärmepumpen-Technologie herum zu experimentieren - für mich das beste Beispiel für eine komplett misslungene Kosten-Nutzen-Analyse.
Inzwischen kann man das in Deutschland zu fast allem feststellen - fähige Analysten für eine Zukunft Deutschlands lassen sich in Entscheider-Gremien aller Sparten kaum noch ausmachen.
Aber man hat sich darauf festgelegt: Es kostet "nur" Geld, von Arbeitsplätzen ganz zu schweigen und ob vorhanden oder nicht, es wird quasi sorglos ausgegeben - diesmal das große deutsche Finanzwunder, ein "Wunder" nicht nach Erhard sondern nach Merkel.
Ohne Nostradamus bemühen zu müssen, wird es noch weniger lange andauern.
Man kann also unruhigen Gewissens auf die neuen Parteien setzen, wie Werte Union, AfD oder BSW - da gibt es genug zu kritisieren, ohne wie bei den Alt-Parteien Perlen vor die Säue zu werfen.
Der Artikel hat es mit dem Kritikbedarf des Neuen wirklich gut getroffen.
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Kommentar von Marion Sönnichsen
Vielen Dank, Alexander Wallasch für die Informationen zum BSW. Ich fasse einmal zusammen. Von den prominenten Persönlichkeiten, die Kritik bzw. Zweifel an Sahra Wagenknecht bzw. BSW öffentlich äußern, teils aus dem BSW heraus, oder sich klar abwenden, wären: Dr. Pürner („Friedrich Pürner legt nach: Das ist die Fortsetzung des unheilvollen …“, A. Wallasch vom 29.09.2024), Vera und Phillip Lengsfeld (zum EU-Wahlkampf gaben sie noch eine Wahlempfehlung; machen sie sicher sich nicht noch einmal) und Diether Dehm („Die übervorsichtige Rebellin“, manova news, 26.10.2024). Die letzten drei Absätze sind deutlich. Diether Dehm war immer ein sehr loyaler und ganz begeisterter Anhänger von Sahra Wagenknecht. Und Journalisten, die anfangs BSW noch als potentiellen zweiten Hoffnungsträger einstuften, greifen eilig zur Feder, um den schnellen Glaubwürdigkeitsverlust des BSW zu dokumentieren. Prof. Patzelt kommt zu dem Schluss, dass nicht nur die CDU Wähler an die AfD verlieren könnte, sondern auch das BSW. (Der Linksdrall der CDU. DTalk mit Professor Werner J. Patzelt von vor zwei Tagen). In einem Kommentar hat ein Bürger es bezogen auf Wagenknecht versus der Alt-Linken im BSW einmal so ausgedrückt: „Am Ende schmeißen sie Sahra Wagenknecht noch aus dem BSW raus.“
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Kommentar von Bernd Neumann
Daß neben der thüringischen Spitzenkandidatin Katja Wolf die meisten Funktionäre des BSW aus der Linkspartei stammen, muß nicht per se etwas bedeuten – auch bei der AfD waren bei ihrer Gründung viele, wenn nicht die meisten Mitglieder zuvor Mitglied der CDU oder FDP gewesen. Das „Drama“ begann in der blauen Partei kurz darauf, als diese mit Parteileben und ihren Besonderheiten gewieften Funktionäre auf oft illusionär und naiv gestimmte zahlreiche Neumitglieder ohne Parteierfahrung, aber echtem Leben trafen, die über die AfD und ihre Erzählung von „direkter Demokratie“ zur AfD und damit überhaupt erst zur Politik kamen. Sehr viele von ihnen wurden von der auch bei der AfD rasch einsetzenden internen Auseinandersetzung und Parteimeierei bitter enttäuscht, spürten, daß sie gegen mit Intrige, Kabale und Doppelpaß gestählten Politprofis kaum eine Chance hatten. Die ersten Vorsitzenden, Lucke und Petry, scheiterten erkennbar daran, unbeschadet inhaltlicher Differenzen. Viele verließen die Partei, wählten sie aber mürrisch weiter, andere wurde engagierte Feinde, wie Lucke selbst, einige zogen sich verbittert ins Lager der Nichtwähler zurück. Gerade letztere dürften, erst recht angezogen vom russizistischen Pazifismus Wagenknechts, nun BSW-Wähler geworden sein. Und wieder beginnt der Kreislauf aus Illusion und Enttäuschung.
An Katja Wolf ist alles alte Linkspartei und nichts „Wagenknecht“. Sie hat – ähnlich Höcke – keinerlei bundespolitischen Ambitionen, aber definitive in Thüringen. Sonst wäre sie nicht jahrelang Oberbürgermeisterin von Eisenach gewesen. Sicher ist sie keine proamerikanische Bellizistin, aber Rußland, Pazifismus, Friedenshuberei – Wagenknechts Markenzeichen – gehen ihr am Allerwertesten vorbei. Sie ist nur aus einem Grund zum BSW gewechselt: Bodo Ramelow thront über dem Restbestand der Linkspartei in Thüringen. Wäre er nicht erneut angetreten, so wäre Wolf heute noch bei der Partei die Linke. So aber konnte sie an ihm nur vorbei per Parteiwechsel.
Wagenknecht hat sich in ihrer Berliner Zeit nie sonderlich um die Landesverbände der Partei die Linke gekümmert, sie hatte ihre Posse in Berlin, die hat sie heute noch. So muß sie damit leben, in den Ländern nur die Resterampe von zweitklassigen Berufspolitikern abzubekommen, die bei SPD und Linke keine sicheren Listenplätze mehr bekommen. Wolf ist so eine, wie Crumbach in Brandenburg, oder die Parteispitze in Sachsen. Unbekannt, unwichtig, austauschbar. Wolfs vormalige OB-Position wurde von der linksliberalen Presse hochgejazzt, um sie für die SPD und CDU satisfaktionsfähig erscheinen zu lassen. Das ist sie aber für Wagenknecht kaum. Gelingt es der Sarah nicht, eine Koalition in Erfurt zu hintertreiben, steckt sie ihre erste Niederlage ein. Im Grunde müßte sie dann das BSW auflösen, oder Wolf rauswerfen. Wagenknecht träumt nicht von einer Sozialministerin in Erfurt, sie will einen Bonner Hofgarten 2.0 plus Bewegung – und ganz vorn dabei sein.
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Kommentar von Marco Fuhr
Es war klar, daß das Sahra Wagenknecht Bündnis nur ein Blender ist. Schaumschlägerei und Lügen. Einzig und alleine geboren um der AfD ein paar Stimmen abzunehmen. Nichts bleibt von den Wahlversprechen. Der Wähler hat sich mal wieder am Nasenring durch die Manege ziehen lassen. Jetzt habt ihr den Salat für die nächsten( letzten) fünf Jahre
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Kommentar von Petra Wilhelmi
Herr Häring, Zitat: "Erdgas und alle anderen nicht erneuerbaren Energieträger werden in dem Papier komplett aus dem Energiemix ausgeschlossen. Der Schimäre der CO2-neutralen Produktion wird gehuldigt. So wird das nichts mit bezahlbarer Energie."
Ihr Artikel legt den Finger in die Wunde. Es geht mMn auch nirgendwo bei den Altparteien um bezahlbare Energie. Das sind nur Textbausteine für das in ihren Augen dumme Volk.
Aber nur so einen kleinen Einwand am Rande. Keiner sollte den Grünsprech von erneuerbaren und nicht erneuerbaren Energieträgern mitmachen. Es gibt keine erneuerbare Energie. Strom muss immer wieder neu erzeugt werden, egal auf welchem Wege er erzeugt wird. Und die Anlagen dafür, sind der Knackpunkt. Und gerade dabei schneiden Windmühlen und Sonnenkollektoren sehr schlecht ab und vor allem auch - für eine sogenannte Grüne Partei beschämend - in Umweltfragen. Energieerzeugung muss von Beginn bis Ende betrachtet werden. Und noch schlechter schneidet der verherrlichte Wasserstoff ab.
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Kommentar von .TS.
Man muß das positiv sehen: Bundesweit macht Thüringen gerade mal 2,5% der Bevölkerung aus, entsprechend überschaubar sind auch die unmittelbaren Auswirkungen dieser neuen Geschehnisse aus dem zentralmitteldeutschen Biotop.
Aber nun ist für alle sichtbar daß die pseudokonservativen BlackRocker keinerlei Brandmauern gegenüber notorischen Umverteilern haben, und umgekehrt die Wagenknechter ungeniert ihre Prinzipien an den transatlantischsten Teil der Kriegstreiberkartellparteien verraten wenn sie dafür nur ein paar Regimesitze besetzen können.
Was das für die anstehende Bundestagswahl bedeutet kann man sich ausmalen, mal sehen wie schnell sich diese Brombeerkomplikation selbst zerlegt und ähnlich wie die rückgängig gemachte letzte Legislaturperiode die nächsten neuwahlenlosen 4 Legislaturjahre bräsig-kakophonisch aussitzen will.
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Kommentar von winfried klemm
Ohne Rotfaschisten keine Nationalfaschisten - Gestern wie Heute! Letzter braten gerade im Brutkasten, sie werden Europa bald bevölkern. Heimatlose, kriegszerstörte Gesellen, Kampferprobt und als Söldner im Inneren gut zu gebrauchen. Nun gut, sie werden schwerst Antisemitsch sein und durch die Vertriebenen Nichtjuden aus Israel, verstärkt werden. Diese dienen auch dem Zweck, unser Land zu beenden und um den jungen Juden, kein Fluchtplatz zu lassen, wenn sie nicht in die Blutmühle wollen.
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Kommentar von Georg Bauer
Das Einzige, was mich an diesen Koalitionsvereinbarungen erstaunt, ist, daß N. Haering tatsächlich der Auffassung war, mit dem BSW würde sich etwas ändern. Das ist kein Plädoyer für die AFD, aber ein tiefes Mißtrauen gegen die etablierten Parteien. Und das BSW ist nichts anderes, als ein Ableger der Linken, also der SED.
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Kommentar von T. Murx
"die hohen, nicht einkommensabhängigen [GEZ-]Gebühren": bringen Sie bloß niemanden auf dumme Gedanken. Außerdem ist der Beitrag einkommensabhängig: wenn den ÖR-Oberen das Geld für Zweitvilla, Drittporsche, Viertboot und Fünftfrau bzw. Männ/In ausgehen, muss die "Demokratieabgabe" "angepasst" werden. Dabei müsste das Schutzgeld tatsächlich ÖR-konsumabhängig sein.