Toddn Kandziora Wochenrückblick 43/2022

Schreibhemmung oder Schreihemmung – Was sind das für Zeiten?

von Toddn Kandziora (Kommentare: 5)

Seit dieser Woche kann es für Menschen – sagen wir einmal – „unvorteilhaft"nwerden, sich nicht mit der ausgebenden Kriegsdoktrin im Einklang zu befinden.© Quelle: Pixabay/ Darkmoon_Art

Aufraffen oder aufgeben? Wieviele neue Gesetze braucht es noch, bis immer mehr Querulanten ihren Stift hinlegen?

Tja, worüber soll ich heute schreiben in dieser Zeit? Im vergehenden Land unserer Väter und Mütter? In den letzten zwei Jahren habe ich Woche auf Woche genug über Dinge und Ereignisse geschrieben, die mich aufregten, den Puls höherschlagen ließen, die uns allen Sorge bereiteten und manch unruhige Nacht bescherten.

Ich mag mich heute nicht wiederholen. Ich bin es leid. Es erscheint müßig, über die stets gleichen Themen und Aufreger der letzten Jahre zu schreiben. Mag sein, dass es morgen mit meiner Meinung wieder anders ausschaut.

Zu den uns aufgezwungen Umständen, umgesetzt durch diese Regierung, wird es morgen nicht anders ausschauen. Denn diese steht fest in ihrem woken Glauben der Erneuerung. Diese vermeintlich „deutsche Regierung“, der viele Länder und Völker am Herzen liegen. Das eigene Land wie das eigene Volk jedoch, so wie es mir scheint, am wenigsten.

Eine Regierung, die in dunkelwolkenverhangenen Nächten Gesetze beschließt, die mich daran hindern sollen, ja können, meine eigene Meinung an dieser Stelle kundtun zu dürfen. Ich denke, Ihr werdet von den neuen Gesetzen gehört haben, die diese Woche von ihnen wie auch immer beschlossen und verkündet wurden.

Schreiben werde ich über diese nicht. Sowie ich auch nicht über einen Stellvertreterkrieg in einem anderen Land Europas schreiben werde, der längst schon hätte beendet werden können, da mir die Nennung eines kriegführenden Landes und seines Oberhauptes gefährlich ausgelegt werden könnte, sollte ich im Chor der westlichen Medienfront zumindest schriftstellerisch nicht ebenfalls gegen sie aufmunitionieren.

Seit dieser Woche kann es für Menschen – sagen wir einmal – „unvorteilhaft" werden, sich nicht mit der ausgegebenen Kriegsdoktrin im Einklang zu befinden. Dieser womöglich gar widersprechen zu wollen. Und so erinnere ich mich an diesem warmen Tag im Spätoktober an die ersten Absätze aus „An die Nachgeborenen“ von Bertolt Brecht:

Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!

Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.

Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!

Der dort ruhig über die Straße geht
Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde
Die in Not sind?

Also. Was tun? Vielleicht besser, sich in der heutigen Zeit der neuwoken Gespräche nicht länger über das grüne Verbrechen aufzuregen. Besser, so scheint es wieder einmal, zu schweigen. Zu schweigen über die Untaten weniger und unerreichbar zu sein für seine Freunde in der Not. Unempfindlich zu werden. Nicht nur gegen die Wahrheit. Ist das so? Es macht zumindest den Anschein. Dass es dem, der so tut, besser geht. Im heutigen Deutschland.

Für eine gewisse Zeit zumindest. Denn ihre Zeit, in der sie die Regeln ganz nach ihren Gelüsten ändern können und Gesetze beschließen, die uns einschränken und sie vor uns, dem Volk schützen sollen, diese Zeit ist endlich.

Während ich solche Zeilen schreibe, frage ich mich, ob ich wegen meiner heutigen Worte morgen strafrechtlich verfolgt werden kann. Denn zu vieles ist wahr geworden, was gestern noch als rechte Verschwörungstheorie aluthuttragender Schwurbler galt. Dass Menschen wegen ihrer Meinung (oder ihres Impfstatus) nicht nur Familie und Freunde, sondern sogar ihren Arbeitsplatz verlieren.

Dass ungeimpften Menschen unter Beifall und Wohlwollen zu vieler der Eintritt in öffentliche Geschäfte und Kultureinrichtungen verweigert wird. Dass Menschen wegen der „falschen“ Meinung ihre Bankkonten gesperrt werden. Sie in „sozialen Netzwerken“ gesperrt oder gelöscht werden. Dass Menschen wegen gewaltloser politischer Arbeit im Hochsicherheitsgefängnis Stammheim weggesperrt werden. Dass eine Minderheit der Mehrheit vorschreibt, wie sie zu leben, zu handeln, ja zu denken hat.

Nein. Ich schreibe hier nicht über diktatorische Maßnahmen oder gesellschaftliche Verwerfungen in Russland und China. Oder einem anderen von der westlichen Wertegemeinschaft und den Medien (mit Recht) kritisiertem Land. Ich schreibe über das heutige Deutschland.

Doch wollen zu viele Menschen dergleichen nicht erkennen. Sie verschließen ihre Augen und Ohren vor so vielem, was seit Beginn der Plandemie im Land geschieht und im Interesse anderer durchgesetzt wurde. Was ich durchaus nachvollziehen kann, versetze ich mich in die Gedankenwelt einer Person, die diese Regierung für gut befindet und der interessanten Meinung anhängt, in einem freien und demokratisch-souveränen Land zu leben.

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Ein kleines (schreckliches) Beispiel. Ich bin ein grüngläubiger Genderist des woken Neuzeit-Kultes. Ich hätte einen Super-Sexy-Job im heutigen Kulturbetrieb oder in einer der vielen, von ausländischen Interessengruppen mitfinanzierten NGO-Institutionen, die unser Land verändern sollen.

Vielleicht wäre ich angestellt in einem Verein zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer oder einer Stiftung, die für den jährlichen Geschlechtswechsel ab fünf Jahren wirkt. Ich könnte Mitglied der auch vom deutschen Staat finanzierten „Letzten Generation“ oder einer Antifa-Ortsgruppe in Leipzig sein.

Vielleicht ein bezahlter Journalist vom Spiegel, Focus oder der Welt oder kleiner Angestellter einer GEZ-finanzierten Anstalt. Ich wäre eine gut geölte Schraube im Staatsdienst, ein kleiner, zuarbeitender Beamter oder maskenbelehrender Pädagoge. Möglich auch ein besser als gut verdienender Politiker der allmächtigen Impfpartei.

Wie oder wo auch immer. Ich wäre im heutigen Deutschland finanziell richtig gut beieinander. Ich müsste für mein Geld nur gegen das eigene Land arbeiten. Mehr würde nicht von mir verlangt. Und am besten, ich fasste es gar nicht so auf. Ich bin wie selbstverständlich tief verankert im festen Glauben an das Gute und stolz auf meine Arbeit. Stolz auf das, was ich zu verrichten habe.

Jetzt mal Butter bei die Fische. Wäre dann nicht alles gut in meinem ganz persönlichen Deutschland? Warum sollte ich mir Gedanken über fiese Renegaten, rechte Aufwiegler, dumme Andersdenker oder krude Querulanten machen? Ich doch nicht, der viel wertvoller als andere ist.

Vielleicht wäre ich dann auch bereit zu glauben: Geschieht denen ganz recht, dass sie ihre Arbeit verlieren. Dass ihnen Konten gekündigt werden. Sie draußen vor der Tür bleiben müssen. Selbst schuld, wenn sie im Gefängnis landen. Schweinebacken, die sie sind.

Würde ich, von Mächten gut abgesichert, so denken?

Ehrlich? Ich weiß es nicht! Keine Ahnung, ob ein finanziell sorgenfreies Leben mich auf einer ihnen genehmen Linie denken lassen würde. Habe ich doch weder einen bezahlten Job, eine Arbeitsstelle im Kulturbetrieb, so gerne ich diese hätte, noch Einkünfte durch meine Schreiberei.

Wer will denn auch schon einen Querulanten wie mich, einen Renegaten, für Geld einstellen und für seine abtrünnigen Worte gegen die Mächte und ihre Regierung bezahlen?

Nun, es ist wie es ist und es war schon immer die Macht, die regiert. Und es ist diese Macht, die uns ein besseres Leben ermöglicht. Wenn wir denn bereit sind, das Angebot anzunehmen.

Wenn die regierende Macht jedoch beginnt, sich mittels Verbrechen zu halten, dann sollte der Bürger sich weder durch neue Gesetze noch gesellschaftlichen Druck aufhalten lassen, dagegen aufzubegehren. Er muss seine Regierung auf begangenes Unrecht hinweisen. Das ist nicht nur sein Recht, sondern auch seine Pflicht. Ähnlich sagte es einst ein Bundespräsident, der dieses Amt in Ehren hielt, Dr. Gustav Heinemann:

„Ein Volk, welches regiert wird von einer Macht, muss die Macht kennen, von der es regiert wird. Das Volk muss diese Macht lenken und kontrollieren. Es muss der Macht in den Arm fallen, wenn sie Verbrechen begeht. Andernfalls wird das Volk zum Mittäter. (…) Die Grundlage der Demokratie ist die Volkssouveränität und nicht die Herrschaftsgewalt eines obrigkeitlichen Staates. (…) Nicht der Bürger steht im Gehorsamverhältnis zur Regierung, sondern die Regierung ist dem Bürger im Rahmen der Gesetze verantwortlich für ihr Handeln. Der Bürger hat das Recht und die Pflicht, die Regierung zur Ordnung zu rufen, wenn er glaubt, dass sie demokratische Rechte missachten.“

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