Gefördert von der Beauftragten für Kultur und Medien

Osterferien für Zwölfjährige: Kinoerlebnis mit Hängebrüsten als Schlagwaffe

von Gregor Leip (Kommentare: 1)

Doris & Bettan – beide oben ohne© Quelle: privat

Urlaubsspaß an der Ostsee: Die Kinder wollen ins Kino. Das gibt’s noch vor Ort, weil Fördersummen für Kurzfilme kassiert werden, die den Zwölfjährigen im Vorprogramm serviert werden. Rentnerinnen mit Hängebrüsten als Schlagwaffen – oder sind es Transrentner?

Von Gregor Leip

Doris & Bettan – beide oben ohne, mit Kippe im Mund – genießen in dem achtminütigen animierten Kurzfilm ihren Urlaub in Marbella. Das Verhalten der beiden ist wenig damenhaft. Sind es überhaupt Damen? Sie kratzen sich im Intimbereich und saugen aneinander. Der ortsansässige Hotelmanager versucht, die Rentnerinnen aus dem Hotel zu entfernen.

Das gelingt ihm auch mit einem Dutzend Security-Mitarbeitern in schwarzen Anzügen nicht. Doris und Bettan erschlagen einige mit ihren sehr langen, hängenden Brüsten, die sich besonders gut als Schlagwaffen eignen sollen. Die Hand eines Security-Mitarbeiters wird in einem Mixer blutig zerfleischt, und spitze, gefeilte Fingernägel werden in den Kopf einer athletischen Turnerin geschlagen.

Wer sich fragt, warum ich solche Kurzfilme ansehe, den kann ich aufklären:

Von diesem Kurzfilm habe ich durch meine zwölfjährige Tochter erfahren. Niedersachsen hat Osterferien, und ich bin mit meiner Frau und unseren zwei Schulkindern (zwölf Jahre alt) an die Ostsee nahe Oldenburg in Holstein gefahren. Das Wetter ist trotz angekündigtem Klimawandel im April nicht tropisch. Da Baden in der Ostsee ausfällt, ist im Ferienprogramm auch ein Kinobesuch enthalten. Die Kinder entscheiden sich für „Ein Minecraft-Film“, und pünktlich zum Beginn um 17:45 Uhr finden wir uns in Oldenburg in Holstein im kleinen Kino ein. Die Freiwillige Selbstkontrolle hat den Film ab zwölf Jahren freigegeben.

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Das passt bei unseren Kindern. Andere Eltern mit jüngeren Kindern müssen als Begleitung am Kinobesuch teilnehmen. Meine Frau und ich kaufen unseren beiden noch das obligatorische Popcorn plus Getränk im Menü. Insgesamt ist man so samt Eintritt bald einen Fünfzig-Euro-Schein los.

Während beide im Kinosaal verschwinden, gehen wir in eine nahegelegende Eisdiele und wollen bis zur Abholung um 19:40 Uhr die Oldenburger Fußgängerzone erkunden.
Überpünktlich finden wir uns wieder im Foyer des Kinos ein. Da wir noch etwas Zeit haben, stöbern wir durch die Kinoangebote, und ich lese an der Fensterfront, dass das Kino hier in Oldenburg seit über einem Jahrzehnt jährlich einen Förderpreis der Beauftragten für Kultur und Medien in Höhe von 10.000 Euro für sein Kurzfilmprogramm gewonnen hat.

Auch auf der Seite der Stadt Oldenburg in Holstein ist trotz des geringen Angebots an Kinos (es gibt wohl nur das eine) ausführlich beschrieben, wie man die Förder- und Preisgelder beantragen kann.

Als unsere Kinder aus dem Kinosaal stürmen, sind sie ganz aufgeregt und zeigen uns auf dem Handy ein paar Aufnahmen, die sie im Kinosaal gemacht haben. Sie lachen zwar dabei, aber die besondere Situation ist ihnen deutlich anzumerken. Man bekommt ja als Zwölfjährige nicht alle Tage auf der Leinwand barbusige Rentnerinnen im Brustkampf mit Security-Mitarbeitern eines Hotels zu sehen, deren Hand in einem Mixer zerfleischt wird.

Auf die Frage an das Personal, was das für ein Kurzfilm war, erhielten wir bereitwillig Auskunft, und auch im Netz bei Arte und auf YouTube ist der Film zu finden.

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