„Schauen wir mal, was er heute sagt“, begrüßt Sandra Maischberger den Kabarettisten Dieter Nuhr. Diese Anmoderation trifft die Gesamtsituation ganz gut, mit Betonung auf „heute“. Denn heute sagt Dieter Nuhr das Gegenteil von dem, was er noch vor einem Jahr vertreten hatte.
Im letzten Jahr war Dieter Nuhr noch einer der 26 Erst-Unterzeichner eines offenen Briefes an Kanzler Scholz, in dem er darum bat, keine schweren Waffen an die Ukraine zu liefern.
Die Initiative der Emma-Gründerin Alice Schwarze fürchtete, dass Deutschland dadurch selbst zur Kriegspartei würde, und dass „selbst der berechtigte Widerstand gegen einen Aggressor“ irgendwann in einem Missverhältnis zum „Maß an Zerstörung und menschlichem Leid unter der ukrainischen Zivilbevölkerung“ stehen würde.
Mittlerweile hat der Kabarettist seine Einstellung grundlegend geändert, hat Partei für die Kriegspartei ergriffen, und hält Forderungen nach Verhandlungen mit Putin für „völlig unrealistisch“.
Das klingt dann so bei Sandra Maischberger:
„Es gab jetzt wieder einen Brief beziehungsweise ein Manifest von Alice Schwarzer. Da haben sie nicht unterschrieben. Warum nicht?“
Dieter Nuhr:
„Ja weil ich die Sache natürlich nach einem Jahr anders sehe. Weil, damals war es so, dass der Krieg gerade angefangen hatte und sich auch ernsthaft noch niemand vorstellen konnte, wie das gehen soll, diese russische Armee zu schlagen. Dann war ziemlich schnell klar, dass der Krieg nicht nur zwischen Russland und der Ukraine stattfindet, sondern dass sich da schon jemand eingemischt hat und dass es größer wird. Und ich glaube, dass damals, in diesen Anfangstagen des Krieges, einfach überhaupt nicht klar war, was könnte denn das Ziel eines Eingreifens sein, und auch die Eskalationsangst war natürlich erheblich höher als heute, wo ein Jahr der Auseinandersetzung mit diesem Krieg stattgefunden hat. Heute halte ich die Forderung nach Verhandlungen völlig irreal, weil mit wem soll man verhandeln?“
Diese 180-Grad-Wende, viele ehemalige oder Noch-Fans des Kabarettisten hätten sich vielleicht über eine 360-Grad-Wende gefreut, ist den systemtreuen Groß-Medien einige Artikel wert. Der Stern schreibt beifällig „Dieter Nuhr hat seine Meinung zu den Waffenlieferungen an die Ukraine geändert.“ Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) zitiert den Meinungswandel des 62-Jährigen, es gebe „ganz, ganz viele Themen, zu denen Menschen ihre Haltung ändern mit der Zeit“.
OK, der Kopf ist rund, damit das Denken sein Richtung ändern kann. Aber geht es hier um Denken? Oder geht es darum, im System zu bleiben, seine Sendeplätze zu behalten und nicht durch Shitstorms aus der öffentlich-rechtlichen Komfortzone ins Abseits gespült zu werden?
Vielleicht bestenfalls auf Provinzbühnen – wenn‘s gut läuft und man überhaupt noch Locations bekommt, oder eben noch nicht einmal das. Wie Stand-Up-Comedian Nicolai Binner nicht nur die Kollegen-Keule durch Bashing und Auftrittsabsagen erfahren hat, sondern sogar wegen seiner Comedy angezeigt wurde.
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Oder aufrecht Konsequenzen für ihre Kunst in Kauf zu nehmen wie Kabarettistin Lisa Fitz, die sich statt auf der Mattscheibe plötzlich auf Provinz-Theater-Tour wiederfindet. Die vollen Häuser der ausverkauften Tour (https://www.lisa-fitz.de/termine/) zeigen zwar, dass Künstler ihres Kalibers mehr denn je gefragt sind oder sogar gebraucht werden. „Menschen schätzen Rückgrat“, erzählte Kabarettistin Fitz kürzlich im Epoch-Times-Interview.
„Besonders in diesen Zeiten, wo jeder gedisst wird, der das offizielle Narrativ nicht bedient.“
Soweit will Dieter Nuhr nicht gehen, und er weiß, dass er dafür bestimmt auch nicht eingebucht wurde von ARD und Co. Ein bisschen täuscht Nuhr aus dem gemütlichen Maischberger-Sessel heraus dann doch an, dass er vielleicht zum Hofnarr taugen könnte.
Der Hofnarr hat aus seiner Historie heraus per Definition die Aufgabe als eine „Institution zulässiger Kritik“ zu wirken, und nicht in erster Linie das Publikum zu belustigen oder unterhalten. Der Hofnarr sagt einfach, was ist. Wie das Kind in „Des Kaisers neue Kleider“.
Nuhr schafft leider noch nicht einmal die Rolle vom „Hofnarr light“, als er vor Maischberger einen Witz verteidigt darüber, dass Grünen-Chefin Ricarda Lang als personifizierte Anti-Kalorien-Bombe all ihre Ausmaße in die Waagschale wirft, und so Nuhr, „uns versucht, als Volk in Ernährungsfragen pädagogisch zu betreuen“.
Weder ihm, noch sonst jemanden scheint aufzufallen, dass es schon surreal ist, als Kabarettist auf die Idee zu kommen, überhaupt einen Witz, den man gemacht hat, zu verteidigen. Dass ist kabarettistisches Green-Washing.
Aber dann kommt doch noch ein bisschen Ungehorsam – ganz im vertretbaren Maischberger-Maße natürlich. Kritik light vom Hofnarr light an den Grünen, von denen er einst selbst Gründungsmitglied gewesen sein soll.
Auf die Fragen der Moderatorin, was ihn an den Grünen von heute störe, entgegnete er: „Diese Verbotskultur, dieses Patriarchalische, was sie bei anderen Leuten anprangern, haben sie ja selber.“ Die Partei wolle „wie strenge Eltern von früher“ den Staatsbürgern erklären, was zu tun sei. „Und jemand, der das anders sieht, hat keine andere Meinung, sondern liegt falsch. Das hat so was von religiöser Wahrheitssicherheit, die ich überhaupt nicht teile.“
Nun mag das Zustimmung finden und viele, die die Entwicklung der Grünen verfolgt haben, reiben sich in der Tat inzwischen verwundert die Augen, wie eine Metamorphose von Frieden schaffen ohne Waffen zur autoritären Kriegsfetischisten-Partei so vielfach beklatscht und fast reibungslos ablaufen konnte.
Dieter Nuhr scheint bei seiner Kritik gar nicht zu merken, wie gut er eigentlich zu den Grünen und ihrer Entwicklung als Partei passt. Nur dass Nuhr in seiner Kehrwende wesentlich schneller war als die Partei. Die Grünen brauchten seit ihrem Einzug in den Bundestag dreißig Jahre, um von Pazifisten zu Panzerfans zu werden - Dieter Nuhr brauchte nicht einmal ein Jahr, sein Engagement für Friedensverhandlungen in der Ukraine an den Nagel zu hängen und zur Fraktion „Pflugscharen zu Schwertern“ überzulaufen.
Eigentlich passen sie damit gut zusammen und spiegeln sich gegenseitig wider. Mit dieser Grünenkritik kritisiert Nuhr im Grunde seinen eigenen blinden Fleck, ohne es zu merken.
Er selber scheint sich und seine Rolle ganz anders zu sehen. Im Vorwort zu Ralf Schulers Buch „Generation Gleichschritt“ schreibt er:
„Gerade die Blase meiner Berufskollegen beweist, dass daraus teilweise eine Art Gleichschaltung folgt, die kaum noch zu durchbrechen ist: Es werden Meinungskorridore festgelegt, deren Verlassen sofortigen Ausschluss bedeutet. Ich gelte unter den klassisch linken Kabarettisten als schwarzes Schaf.(…) Wer in meiner Sendung zu Gast war, hat mit beruflichen Benachteiligungen woanders zu rechnen.“
Nuhr hat bei Maischberger wieder einmal gezeigt, dass er selbst keine Benachteiligungen bereit ist in Kauf zu nehmen und mit seinem Auftritt dafür gesorgt, dass er der beste Gast seiner eigenen Sendung bleibt in der Pole Position am öffentlich-rechtlichen Futtertrog.
Er wird aber auch durch solche Gefälligkeits-Auftritte immer mehr zum „Nur noch Nuhr“, der nicht mal mehr zum Hofnarren taugt. Und vielleicht wird sich irgendwann zeigen, wie er sich stattdessen zum Narr gemacht hat. Bis dahin macht er regierungstaugliches Kabarett light und verkauft als Künstler seine großflächigen Bilder, die ihm Maischberger dann zum Ende des Interviews als Dankeschön noch einmal ordentlich bewirbt. Eine Hand wäscht die andere. Manchmal möchte man meinen: Auch ein Gehirn wäscht das andere.
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Kommentar von Mein Name ist Lohse
Ergebnis der google-Suche:
"0 Ergebnisse für Gaia Louise Vonhof
Keine exakten Treffer gefunden"
Demnach ist Herr/Frau/Divers Vonhof eine getürkte Person. Dann sollte man auch das Standing haben, sich zu seinem Pseudonym zu bekennen.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Perfekt formuliert: Der öffentlich-rechtliche Futtertrog! Wenn ich mir die Regierungskonformität dieser Anstalten und deren Regimetreue in den letzten Dekaden anschaue, erlaube ich mir, auch "öffentlich-richtiges Regierungsfernsehen" zu sagen!
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Kommentar von Ben
Bin da auf was reingefallen...
Schaue halt nie TV, deshalb mag man es mir nachsehen.
Das war nur eine Nuhr Kopie!
Ist da irgendwie Krieg zwischen ARD & ZDF und Böhmermann wieder die kleinen Finger drin? ^^
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Kommentar von Susanne
Der Pflugschar - ein altes Ackergerät - wird mit „pf“ geschrieben - nicht mit „f“.
Pflugschar kommt von pflügen und nicht von fliegen.
Antwort von Admin
Danke, richtig und geändert!
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Kommentar von Aro61
@ Peter Löcke
„…. dass man eben Zutritt verliert zu bestimmten Bereichen der Gesellschaft. “
Niemals vergessen, niemals vergeben !
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Kommentar von Andrea
Den Dieter zappe ich inzwischen schneller weg als die Sendepause im Nachtprogramm.
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Kommentar von Jano
“ Die Grünen brauchten seit ihrem Einzug in den Bundestag dreißig Jahre, um von Pazifisten zu Panzerfans zu werden…”
Dann haben Sie Joschka Fischer und den Kosovo-Krieg anscheinend vergessen?!
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Kommentar von Dude
Ein Satz des CDU-Kabarettisten Merz macht die Runde:
" «Das ist ja ein anderer Typ Politiker, den wir so in der Form bisher in Deutschland nicht hatten. Es gibt ja dieses schöne Wort «Man kann ihm beim Denken zuschauen»», sagte der Unionsfraktionsvorsitzende über den Vizekanzler. "
...der SPIEGEL konstruiert eine Annäherung. Die WELT versenkt es schnell unter /regionales/mecklenburg-vorpommern/ und der Focus legt heute nach: " Nach „Nicht unsympathisch“-Urteil nennt Merz Habeck jetzt „kindisch“ "
...entsprechend "beim Gehen die Schuhe besohlen" ist "...beim Denken zuschauen" nach meinem Verständnis die Umschreibung für einen Kretin oder geistigen Trottel ...ich bin nun leider nicht neu in Deutschland, also vielleicht kann mir ja jemand bei der Auflösung helfen.
Hier die Quellen dazu:
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/friedrich-merz-ueber-robert-habeck-finde-den-eigentlich-gar-nicht-unsympathisch-a-9c56366a-8d1a-4c24-a411-b004b12352fd
https://www.welt.de/regionales/mecklenburg-vorpommern/article244483188/Merz-ueber-Habeck-Finde-den-eigentlich-nicht-unsympathisch.html
https://www.focus.de/politik/deutschland/cdu-chef-in-rostock-und-dann-spricht-merz-ueber-den-nicht-unsympathischen-habeck_id_189236457.html
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Kommentar von Exmalico
Soso, Herr Nuhr unterscheidet sogar zwischen "zulässiger" und "unzulässiger" Kritik...?
Ich habe schon in Corona-Zeiten gelernt: Bei Nuhr mal richtig abschalten...
Interessant in diesem Zusammenhang die Diskussion und Beiträge auf den Nachdenkseiten über den Zustand des deutschen Kabaretts:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=95134
Sowie "Jämmerliches „Kabarett“: TV-Satiriker schützen die Kriegspolitik"
https://www.nachdenkseiten.de/?p=94699
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Kommentar von Irene
Gute Kritik am Wendehals Dieter Nuhr! Vielen Dank! Bei der Verwendung des Begriffes „pool position“ kräuseln sich mir allerdings die Zehennägel, bitte mal recherchieren, hat nix mit Schwimmbad zu tun…
Antwort von Gaia Louise Vonhof
Danke, ist uns durchgegangen –Ist geändert! Gaia L.
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Kommentar von Ben
Jetzt war ich neugierig, ich schaue praktisch kein ARD/ZDF mehr.
Also letzte Nuhr Sendung in der Mediathek angesehen, komplett, war eine Rausforderung.
Erbärmlich - sorry - aber nichts für mich...
Zudem offensichtlich bei Lisa Fitz (Judenwitz?) zensiert!
Braucht man nicht und bestätigte nur meine Entscheidung, kein TV mehr zu schauen!
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Kommentar von Christoph Baumann
Der Beitrag wird visuell durch zwei " Horizonte" Videos auf YT verdeutlicht.
Nebenbei gab es bei den " Nachdenkseiten" eine Umfrage zu den heutigen " Regierungskabarettist*Innen", der eine enorme Resonanz hatte. Einmal mehr hat sich der Spruch " Wahre Freunde erkennst du in der Not" bestätigt
: Lisa Fitz, Nicolai Binner, Ludger K und und Uwe Steimle wenige Ausnahmen in der Masse der " Gesinnungsprostetuierten" .
MfG
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Kommentar von StephanU
Dieter Nuhr glaubte aufgrund seiner Popularität und weil sein ausgelutschter Humor sich immer brav an AfD und Querdenkern abgearbeitet hat über ein paar Freiheiten zu verfügen. Weit gefehlt. Trotz der Nuhr'schen Belanglosigkeiten sah sich sogar Jan Böhmermann in seiner letzten Sendung veranlasst, sich den ÖR-Clown zur Brust zu nehmen.
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Kommentar von Peter Löcke
"Wir haben ein Problem mit Presseöffentlichkeit, Denunziation, Diffamierung und Etikettierung von Andersdenkenden."
Dieter Nuhr, 25.09.2020, phoenix persönlich
"Wer sich nicht impfen lassen will, der hat ein Problem ... wenn man jetzt sagt, meine kleine Angst ist mir wichtiger als das Ganze, dann muss man damit leben, dass man eben Zutritt verliert zu bestimmten Bereichen der Gesellschaft. Ich glaube anders geht das jetzt nicht mehr."
Dieter Nuhr, Auf dem roten Stuhl, 09.08.2021
Ob Dieter Nuhr Kaviar und Champagner bei Lindners Traumhochzeit geschmeckt haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Es schien ihm jedenfalls unangenehm gewesen zu sein, dass er fotografiert wurde. Fotos im lässigen, schwarzen Künstler-Outfit (Stil Existenzialist) sind dem Dieter lieber als Fotos im weißen Anzug mit Lachs zwischen den Mundwinkeln.
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Kommentar von peter struwwel
Als Knecht bezeichnet man eine männliche Person, die auf einem Bauernhof in
einem Arbeitsverhältnis steht. Er ist Abhängiger, Unfreier und Diener - quasi ein
Untergebener. Bei Nuhr handelt es sich um eine Sonderform dieser Spezies: er ist
das, was ich als BauKnecht bezeichnen würde, einer, der stets weiß, was gewünscht
wird. Liebe Frau Vonhof, ich kann sehr gut nachempfinden, wie Ihnen zumute sein
muß. Vielleicht versuchen Sie es einmal mit Ringelblumentee, der soll gut verträglich
sein und bestens gegen Übelkeit helfen. Gute Besserung.
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Kommentar von Jan-Heie Erchinger
Ich finde das auch absolut enttäuschend mit seiner 180 Grad Wende.
Hätte ja nicht gleich 360 Grad sein müssen, aber zumindest mal 300 Grad oder so....
Ich finde Nuhr beeindruckend gut - alleine dieses 60 Min runter Beten von intelligentem Witz usw.
Aber Du hast recht Gaja.... diese Wende war mir auch aufgefallen - und er hat damit fast die Grünen getopt....
Schönes WE