In Lauterbachs ministerialem Pharma-Werbeblock heißt es weiter, dass auch das Medikament Paxlovid bei der Bekämpfung wichtig sei.
Kennen Sie das Märchen vom Hasen und dem Igel? Immer, wenn der Hase angelaufen kommt, ist der Igel schon da. Immer, wenn eine neue Corona-Variante „auftaucht“, ist der passende Impfstoff auf wundersame Weise schon da.
Und wenn der neue, angepasste Impfstoff noch nicht fertig ist, hilft bis dahin auf jeden Fall – selbstverständlich nach „Expertenaussagen“ – der alte Impfstoff gegen die neue Variante. Hauptsache spritzen, wegdrücken, in das schon schwer angeschlagene Versuchskaninchen Mensch drücken, egal, was und in wen.
Der neueste Hase, die neueste Virus-Variante also, für die schon die Spritzen aufgezogen sind, heißt in dieser dritten Corona-Herbst-Runde BQ1.1, ein BA.5.(Omikron)-Abkömmling.
Hier könne man mit Impfungen möglicherweise nicht so viel erreichen wie beispielsweise bei Variante BA.5., so Lauterbach auf der Pressekonferenz. Für diesen Fall steht der Bundesgesundheitsminister bereits im Austausch mit jenen Pharma-Unternehmen, die mRNA-Produkte produzieren, um für die neue Subvariante BQ1.1 eine Spritzstoff-Anpassung vornehmen zu lassen.
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Die vierte Impfung, die an die neuen Covid-Varianten angepasst wurde, schütze „für eine kurze Zeit“, auch vor einer Ansteckung. Wer aufmerksam zuhört, und dafür muss man noch nicht mal zwischen den Zeilen lesen, weiß, dass nach „dieser kurzen Zeit“ schon der nächste Impfstoff im Anmarsch sein wird, der dann wieder für eine kurze Zeit schützen soll.
Schützenhilfe bekommt Lauterbach von RKI-Chef Wieler auf dieser Pressekonferenz zum Corona-Herbst, die der Merkur, wahrscheinlich unfreiwillig passend, mit der Headline zusammenfasst: „Corona-Pressekonferenz: Lauterbach und Wieler werben für Impfung“. Eindeutiger könnte es kein kritisches Medium ausdrücken, aber das scheint hier niemand zu bemerken.
Die Person Lothar Wieler muss man niemandem mehr erklären. Allerdings haftet ihm mittlerweile etwas Einsames an, man weiß nicht genau, ob es daran liegt, dass er langsam die Tragweite seines Tuns begreift oder/und daran, dass sich mit Christian Drosten ein weiterer Hauptverantwortlicher der Corona-Beratung der Bundesregierung ausgeklinkt hat.
Neben für die mRNA-Spritze werben Lauterbach und Wieler inständig dafür, „das Virus weiterhin ernst zu nehmen“, obwohl die meisten Verläufe mild seien. Man gesteht sich sogar freimütig ein: Das Virus wird nicht in den Vordergrund rücken. Aber deshalb rücken die beiden biontechbegeisterten mRNA-Krieger weiterhin die Spritze in den Vordergrund. Stellen Sie sich ein Tandem im Kreisverkehr vor, das einfach nicht abbiegen will.
Der Gesundheitsminister betont, dass Deutschland am Anfang einer Herbst- und Winter-Welle steht. Aber die Menschen sind es leid, ihnen sind Themen wie Gaspreise, Ukraine-Krieg und Inflation näher und wichtiger. Was macht also der Gesundheitsminister?
Er nutzt diese Angstthemen für seine Agenda, um bei der Gelegenheit mitzuschicken, dass mehr Corona-Infektionen im Herbst die anstehende Rezession befördern könnten, weil dann nämlich mehr Menschen an dem Corona-Virus erkranken und somit nicht ihrer Arbeit nachgehen würden. Eines entschuldigt das andere. Eines rechtfertigt das andere. Am Ende muss sich niemand mehr rechtfertigen.
Sie erinnern sich: Der Kreisverkehr. Aber damit dürfen Lauterbach und die Bundesregierung nicht durchkommen.
Der Gedanke ist doch geradezu frech – ja, frech ist der richtige Begriff –, anzunehmen, ein geringer Krankenstand könne aufhalten oder ernsthaft beeinflussen, was den ideologisch motivierten Fehlentscheidungen in der Energie-Politik zuzurechnen ist, einschließlich der Fahrt aufnehmenden Inflation und den Firmenpleiten als Folge der Lockdowns und der gestiegenen Energiepreise. Beides gehört zusammen, beides ist Teil dieses vorsätzlich herbeigeführten Staatsversagens.
Egal also, von welcher Seite die Angst kommt, in diesem Fall vor Rezession und Wirtschaftskrise, Lauterbach verfolgt unbeeindruckt sein Ziel, seine Keller voller mRNA-Stoff mit Verfallsdatum als alternativlos zu verkaufen.
Jetzt wildert Lauterbach also auch schon im Wirtschafts-Ressort, verargumentiert die Rezession so, als könnte irgendeine Impfung dagegen helfen. Eine mRNA-Spritze gegen politisches Versagen gibt es aber nicht – so dreist sind selbst Biontech und Co nicht.
Erst kürzlich hatte sich der Gesundheitsminister schon ins Ressort der Verteidigungsministerin eingemischt und ungefragt via Twitter eskaliert („Wir sind im Krieg mit Putin“), sich als Militär-Experte aufgespielt, was in der Folge sogar Frau Lambrecht nötigte, beschwichtigend zu intervenieren (alexander-wallasch.de berichtete). Fast so, als hätte Lauterbach nicht mit seinem eigenen Ministerium genug zu tun.
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Denn im Gesundheitsministerium stapeln sich die unerledigten Aufgaben in der Chef-Etage. So auch die Reform der Pflege in Krankenhäusern. Der Entwurf zum Krankenhauspflegeentlastungsgesetz aus Lauterbachs Ministerium hat der Deutsche Pflegerat jetzt heftig kritisiert: In diesem stehe, dass das Gesundheitsministerium Vorgaben zu der Anzahl einzusetzender Pflegekräfte machen könne, und zwar „im Einvernehmen mit dem Bundesministerium der Finanzen“.
Deshalb befürchtet nun der Pflegerat, dass das Finanzministerium das letzte Wort haben könnte, wenn zukünftig über die Personalausstattung in Krankenhäusern und Pflegeheimen entschieden wird.
Grund für Alarm geben aber noch weitere Baustellen: So habe die von Lauterbach eingesetzte Kommission, die eine umfangreiche Reform der Krankenhausversorgung auf den Weg bringen soll, mit dem, was Pflege bedeutet, nicht wirklich etwas am Hut. Da wird im Grundsatz nicht verstanden, was der Pflegeberuf eigentlich bedeutet. Dass die Wertschätzung dafür fehlt, muss hier nicht extra erwähnt werden.
Hatten wir schon über die einrichtungsbezogene Impfpflicht gesprochen? Hier gibt es viele offene Fragen, nach wie vor ist beispielweise unklar, ob und wie diese nach dem 31. Dezember, wenn sie ausläuft, weitergeführt werden soll.
Fakt ist, dass auch diese einrichtungsbezogene Impfpflicht einen Einfluss hat auf den wachsenden Pflegenotstand und den Personalmangel noch zusätzlich verschärft.
Ungeachtet all dessen twittert Karl Lauterbach unbedarft und beschönigend vom Deutschen Pflegetag, was ihm den nächsten kleinen Shitstorm beschert. Auf alle Fälle viel Widerspruch, wie beispielsweise von Userin ChristineMariah, die fragte: „Ist das Satire?“
Diese Frage könne wir beantworten: Ja, es ist Satire, so, wie der Gesamtauftritt der Bundesregierung. Denn wäre es ernstgemeint, dann würden wir alle zunehmend in ernsten Schwierigkeiten stecken.
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Kommentar von Hildegard Hardt
Liebe Frau Vonhof,
es ist verständlich, daß man sich mit unserem Bundeskrankheitsminister beschäftigt, denn er ist leider immer noch ein Teil der täglichen Berichterstattung.
Aber schenken wir ihm nicht zu viel Aufmerksamkeit? Er wird uns so lange erhalten bleiben wie unsere unfähige Regierungskoalition, und die hat nicht vor zurückzutreten. Macht verdirbt bekanntlich den Charakter und schaltet das Gewissen aus.
Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, mich mit diesem Herrn und seinen schwachsinnigen geistigen Ergüssen nicht mehr zu abzugeben. Das treibt meinen Blutdruck nur unnötig in die Höhe und vergällt mir den Rest Lebenszeit, der mir noch verbleibt.
Ich hoffe, daß Sie Verständnis haben für die sonst treue Leserin und Kommentatorin von alexander-wallasch.de
Hildegard Hardt