Mobilmachung, Einzugsbefehl, Tränen, Tod – Wird das alles noch kommen?

„Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“

von Bertolt Willison (Kommentare: 4)

Das wird nicht passieren, sagen Sie. Was ist alles passiert in den letzten fast zweieinhalb Jahren? Können wir noch etwas ausschließen?© Quelle: Youtube / Screenshot

Zwei wundervolle Söhne haben wir, 25 und 20 Jahre jung. Im wehrpflichtigen Alter, sagte man damals. Bevor die Wehrpflicht abgeschafft wurde. Weil Deutschland nie mehr mobil machen wird, dachten wir. Die Freiwilligen werden freiwillig in die Auslandseinsätze geschickt und verteidigen uns am Hindukusch, sind dann selbst schuld, dachten wir. Und fühlten uns sicher in unserem satten Deutschland.

Der Hindukusch aber rückte immer näher, lautlos wie ein Tausendfüßler, und ist jetzt nur noch knapp tausend Kilometer entfernt, dort wo die Sonne aufgeht. Blutrot scheint sie auf die Schlachtfelder der Ukraine. Dem engen Freund, von dem mancher von uns bis vor wenigen Monaten nicht einmal wusste, wie seine Hauptstadt heißt. Terra incognita.

Ich habe Angst, ich gebe es hier zu. Ich habe Angst, dass unsere politischen Führer, ach, wären sie doch geistige Führer, uns in eine Katastrophe jagen. Erst das Frieren, dann das Hungern, dann der gelbe Brief. Einberufungsbefehl. Deutsche Söhne, meine Söhne an die Front.

Das wird nicht passieren, sagen Sie. Was ist alles passiert in den letzten fast zweieinhalb Jahren? Können wir noch etwas ausschließen?

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Reinhard Mey hat im September 2020 ein altes Lied neu interpretiert, das inzwischen allein auf Youtube über zehn Millionen Mal abgerufen wurde.

Heute habe ich mich an dieses Lied erinnert, Reinhard Mey und seine Freunde haben es nur für uns gesungen, so kam es mir vor. Ich möchte es Ihnen nicht vorenthalten.

Lesen Sie selbst. Hören Sie selbst. Sehen Sie selbst.

Ich habe Angst.

Nein, meine Söhne geb’ ich nicht
Reinhard Mey & Freunde

Ich denk', ich schreib' euch besser schon beizeiten
Und sag' euch heute schon endgültig ab
Ihr braucht nicht lange Listen auszubreiten
Um zu sehen, dass ich auch zwei Söhne hab'
Ich lieb' die beiden, das will ich euch sagen
Mehr als mein Leben, als mein Augenlicht
Und die, die werden keine Waffen tragen
Nein, meine Söhne geb' ich nicht
Nein, meine Söhne geb' ich nicht

Ich habe sie, die Achtung vor dem Leben
Vor jeder Kreatur als höchsten Wert
Ich habe sie, Erbarmen und Vergeben
Und wo immer es ging, lieben gelehrt
Nun werdet ihr sie nicht mit Hass verderben
Kein Ziel und keine Ehre, keine Pflicht
Sind's wert, dafür zu töten und zu sterben
Nein, meine Söhne geb' ich nicht
Nein, meine Söhne geb' ich nicht

Ganz sicher nicht für euch hat ihre Mutter
Sie unter Schmerzen auf die Welt gebracht
Nicht für euch und nicht als Kanonenfutter
Nicht für euch hab' ich manche Fiebernacht
Verzweifelt an dem kleinen Bett gestanden
Und kühlt' ein kleines glühendes Gesicht
Bis wir in der Erschöpfung Ruhe fanden
Nein, meine Söhne geb' ich nicht
Nein, meine Söhne geb' ich nicht

Sie werden nicht in Reih' und Glied marschieren
Nicht durchhalten, nicht kämpfen bis zuletzt
Auf einem gottverlass'nen Feld erfrieren
Während ihr euch in weiche Kissen setzt
Die Kinder schützen vor allen Gefahren
Ist doch meine verdammte Vaterpflicht
Und das heißt auch, sie vor euch zu bewahren
Nein, meine Söhne geb' ich nicht
Nein, meine Söhne geb' ich nicht

Ich werde sie den Ungehorsam lehren
Den Widerstand und die Unbeugsamkeit
Gegen jeden Befehl aufzubegehren
Und nicht zu buckeln vor der Obrigkeit
Ich werd' sie lehren, den eig'nen Weg zu gehen
Vor keinem Popanz, keinem Weltgericht
Vor keinem als sich selber g'radzustehen
Nein, meine Söhne geb' ich nicht
Nein, meine Söhne geb' ich nicht

Und eher werde ich mit ihnen fliehen
Als dass ihr sie zu euren Knechten macht
Eher mit ihnen in die Fremde ziehen
In Armut und wie Diebe in der Nacht
Wir haben nur dies eine kurze Leben
Ich schwör's und sag's euch g'rade ins Gesicht
Sie werden es für euren Wahn nicht geben
Nein, meine Söhne geb' ich nicht
Nein, meine Söhne geb' ich nicht

Das Lied auf Youtube

An dieser Stelle wird ein externer Inhalt von Youtube angezeigt. Beim Anzeigen können personenbezogene Daten an den Anbieter übermittelt werden. Der Anbieter dieser Seite hat keinen Einfluss auf diese Datenübertragung. Mit dem Klick auf "Video anzeigen" erklären Sie sich damit einverstanden und die externe Verbindung wird hergestellt. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Kommentare