Strafe für zögerliche Waffenlieferungen: Deutschland nur letzter Platz bei Song Contest 2022

Nach dem ESC-Sieg ist alles möglich: Ukraine wird Fußballweltmeister

von Bertolt Willison (Kommentare: 1)

Und auch ein zweites Ergebnis war vorhersehbar: „Germany: Zero Points!“ Wieder einmal wurde ein deutscher ESC-Beitrag vernichtend geschlagen. Könnte es sein, dass Deutschland nicht gemocht wird?© Quelle: Screenshot / YouTube, Eurovision Song Contest

Europa hat gevoted. In Abwesenheit von Russland gewann die Ukraine gestern den Eurovision Song Contest, ausgetragen im italienischen Turin. In seinen Anfängen hieß das Fernsehspektakel noch Grand Prix Eurovision de la Chanson. Schwarz und weiß übertragen, Lieddarbietungen von Ikonen ihres Faches in puristischem Ambiente.

Heute, über 60 Jahre später, ist das alles viel farbenfroher geworden. Die Auftritte visuelle Feuerwerke, sämtliche Gewerke der Showkunst sind vertreten. Bühnenbildner, Lichtdesigner und Choreographen überbieten sich im Wettstreit der Einfälle.

Die Qualität der heutigen Teilnehmer und ihres Liedgutes ist da fast Nebensache. Stefan Raab hat mit es mit dem Titel „Wadde hadde dudde da?“, mit dem er beim ESC 2000 in Stockholm immerhin Fünfter wurde, auf den Punkt gebracht.

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Wie sehr die Form den Inhalt schlägt, wurde schon beim Warming Up des diesjährigen Wettbewerbs, übertragen wie immer von der ARD, mehr als deutlich. Wer hat Barbara Schöneberger eigentlich in dieses Kostüm gesteckt? Sie selbst beschrieb es in der Show so:

„Ja Freunde, da habe ich natürlich alles nach vorne gekämmt, was irgendwie möglich war. Wenn ich mal unten anfangen darf: Meine Schuhe sind aus feinstem Vitello tonnato, mein Kleid ist al dente, meine Unterwäsche ist enger als die Zelle von Boris Becker, mein Schmuck war ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte. Und um mein Gesicht kümmert sich heute ein italienischer Freskenmaler. Ja, er ist spezialisiert auf barocke Fassaden.“

Die Flucht nach vorn. Schöneberger muss sich in diesem unvorteilhaften Kleidungsgebilde wahrlich eingesperrt gefühlt haben.

Aber eigentlich war das alles egal. So wie der ganze Wettbewerb dieses Jahr noch ein wenig egaler war als sonst. Denn der Sieger der Herzen stand doch schon vorher fest: Das ukrainische Kalush Orchestra mit „Stefania“, dem unschuldigen Liebeslied an eine Mutter. So unschuldig aber wieder auch nicht, denn interpretierbar als Ode an die Heimat. Immerhin singt der Bandleader Oleh Psiuk „Ich werde immer zu Dir kommen, auch wenn alle Straßen zerstört sind.“

Und auch ein zweites Ergebnis war vorhersehbar: „Germany: Zero Points!“ Wieder einmal wurde ein deutscher ESC-Beitrag vernichtend geschlagen. Könnte es sein, dass Deutschland nicht gemocht wird? Dieses Mal war Malik Harris das Lamm, das man auf die europäische Schlachteplatte gelegt hatte. Sein Song „Rockstars“, harm- aber nicht harmonielos, hatte die 0 Punkte der Fachjury und die 6 Punkte der Zuschauer und somit den letzten Platz unter 25 Finalisten nicht verdient.

Aber ist das von Relevanz, wenn es sowieso nicht um Liedqualität geht, nicht um einen künstlerischen Wettbewerb? Sondern um das Gefühl, das Millionen Europäer haben, wenn sie mit ansehen müssen, was den Ukrainern gerade angetan wird.

Da muss man ihnen wenigstens zu einem Sieg im Eurovision Song Contest verhelfen. Ein wenig agitiert werden darf dieses Mal auch. Zwar sind politische Verlautbarungen während des Wettbewerbs untersagt, aber die Europäische Rundfunkunion EBU nahm hier einfach den Zünder aus eventueller Kritik heraus:

„Bitte helfen Sie der Ukraine, Mariupol, helfen Sie Asowstal jetzt", sagte Oleh Psiuk nach dem Auftritt seines Kalush Orchestras, was die EBU „eher als humanitäre Geste und weniger als politisch" betrachtet, so ihr schnell nachgelegtes Statement. Am Ende also ein Sieg für die Ukraine, ganz oft 12 Points. Wenigstens erfolgreich auf der Turiner Bühne.

Auch Herr Selenskyi zeigte sich hocherfreut. Hatte Botschafter Melnyk das deutsche Volk nicht sogar zu ESC-Stimmen für das ukrainische Orchestra aufgefordert? „Im nächsten Jahr empfängt die Ukraine den Eurovision!“, schrieb deren Staatspräsident auf Telegram. Ist das nur Optimismus oder schon klassischer Galgenhumor?

Und was kommt jetzt als Nächstes auf den Schauplätzen dieser Welt? Machen wir doch was mit Sport. Fußball. Weltmeisterschaft jetzt im Dezember. Weltmeister Ukraine. Das wäre doch mal was. Sportlich muss man sich zwar noch gegen Schottland und Wales qualifizieren. Das ist machbar. Und dann der Durchmarsch in Katar. With a Little Help from My Friends. Wlodymyr von Arabien. Warum nicht? Wer den ESC gewinnt …

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