Toddn Kandzioras Wochenrückblick 27/2021

Morgens um acht Uhr in Gedanken bei Anabel Schunke

von Toddn Kandziora (Kommentare: 1)

Kolumnist Toddn Kandziora schaut mal wieder in trübes Wetter. Aber er gibt nicht auf. Er bleibt in seinem Neorealismus standhaft wie gehabt auch in Folge 27.© Quelle: Pixabay / Gerd Altmann, Alexandra_Koch

Es ist früh am Morgen. Der Himmel ist grau, es regnet und das körperliche Wohlbefinden war auch schon einmal besser. Gestern war Donnerstag, der Tag der offenen Dorfgarage am Abend und das rächt sich immer wieder freitags, diesen für mich doch wichtigen Tag der Woche, an dem ich fit genug sein muss, um ein paar gerade Sätze für meine Kolumne zusammenzuschreiben.

Der Hund wuselt jetzt schon seit mehr als einer Stunde vor meinem Bett herum und stupst mich mit der Zuverlässigkeit der Braunschweiger Atomuhr alle fünf Minuten mit seiner feuchten Nase auf meine trockene, von Pollen und Staub verstopfte. Um seinen Bedürfnissen Nachdruck zu verleihen und doch endlich mal in den Garten gelassen zu werden, dreht er sich nach dem Stups um und wedelt mir nachdrücklich noch ein paar Mal demonstrativ mit haarigem Schwanz durch das Gesicht. Es ist keine sieben Uhr in der Früh und er hat sein erstes Tagesziel erreicht. So trolle ich mich, wie an einem jedem Morgen aus dem Bett und los geht es.

Haustür auf. Hund in den Garten gelassen. Toilettengang. Kaffee kochen, Milch warm gemacht, den Hundenapf voll, die Milch aufgeschäumt, Kaffee dazu und mit dampfender Tasse zurück in den Garten. Während der Hund glücklich und in Rekordzeit sein Frühstück einatmet, halte ich einen kurzen Plausch über das Wetter und wie es werden könnte mit der schon so früh im Garten wuselnden Nachbarin. Wir kommen zu dem gemeinsamen Schluss: Das Wetter bleibt so bescheiden.

Acht Uhr. Der Kaffee ist inzwischen lauwarm, der Computer angestellt und ich habe die üblichen Verdächtigen, also kritischen Medienformate wie ein paar der unverdächtigen, also staatstragende Webseiten kurz überflogen. Die vielen täglichen der Angst und Sorgen schürenden Meldungen der doch so seriösen, unbestechlichen Qualitätsmedien lasse ich auch gesundheitlichen Grund links liegen: So eine Auslassung schont nicht nur den Blutdruck, es erhält die Denkfähigkeit.

Wer mag heute eigentlich freiwillig wie ein geimpfter Teletubbiesauf unfreiwilligen LSD-Trip durch Regenbogenland stolpern? Nun, laut neuen Umfragen zur Impfbereitschaft mehr als 80 % der Bevölkerung. Das sind vier von fünf der hier Lebenden. Das sind Menschen, die glauben, was ihnen gesagt wird. Die wohl eine diffuse Angst verspüren, aus diesem eigens für sie bunt angestrichenen Rahmen einer anständigen, wie guten und gehorsamen Mehrheit herauszufallen.

Daher, aus Selbstschutz und gegen die alltäglich verordneten Angstmedikationen empfehle ich nur so viel der Qualitätsmedien wie nötig zu konsumieren, doch so viele der verdächtigen Alternativmedien wie möglich. Egal ob von der rechten oder linken Seite des Glaubens. Der Kopf ist rund, damit das Denken ... na, ihr wisst schon.

Damit wir Menschen uns aber nicht für eine falsche obere, böse untere oder schlimme rechte Ausfahrt im inneren Kreisverkehr der eigenen Gedankenwelt entscheiden, wird von der in diesen Tagen bestimmenden Straßenmeisterei gezielt das einspurige Denken in die eine, die richtige Richtung verordnet. Ich muss nicht erwähnen, auf welcher wir in ihrem vorgeschriebenen Kreisverkehr abzubiegen haben, in welcher Gedankenwelt wir uns noch bewegen dürfen. Ihr kennt die Richtung, in die es gehen soll. In die es gehen wird. Man sagt, wenigstens die Gedanken wären ja frei, aber wer ein paar schnelle Gedanken beispielsweise in die sozialen Medien entlässt, wird erst denunziert, dann dechiffriert und anschließend dort entsorgt und entmüllt.

Damit wir nicht vom linken Wege abkommen, wird uns gut und gern geholfen. Auf vielfältige Art und Weise. Zum Beispiel in dem der freien Journalistin und Autorin Anabel Schunke ihr Facebook, Twitter und Instagram Account von heute auf morgen deaktiviert wird. Damit Menschen wie du und ich, ob ihrer Artikel oder getwitterten Meinung gar nicht erst in Verlegenheit geraten, in die falsche Richtung zu denken. Also im Grunde nur zu unserem Besten. Das Frau Schunke damit wichtige finanzielle Möglichkeiten genommen werden, mit denen sie ihr bisheriges Leben gestalten konnte, das ist nicht von Belang. Oder, von der anderen Seite aus betrachtet sehr im Interesse der Richtungsweisenden.

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Frau Schunke ist nun nicht die erste Journalistin im besten Deutschland und der besten Demokratie aller Zeiten, die eines Morgens diese Erfahrung machen musste. Das ihr Verdienstmöglichkeiten genommen wurden und sie derart auf den Topf gesetzt existenzielle Nöte erfährt. Das sie auf die harte Tour erkennen muss, was es heutzutage bedeutet einer anderen Meinung zu sein.

Anabel scheint eine rundum denkende Journalistin dieser Zeit zu sein. Wir kommen ungefähr aus derselben Ecke, aber wir sind uns noch nicht begegnet. Aber wie sie schreibt, besitzt, nein, besaß sie vielmehr einen Instagram und Twitter Account, mittels dem sie wie auch immer Geld verdiente. Ich kenne mich mit dergleichen nicht aus. Ich habe weder einen Twitter noch einen Instagram-Account. Ich besitze nicht einmal ein Smartphone. Wer mit mir in Kontakt kommen möchte, mir mitteilen mag das ich ausgemachten Schwachsinn schreibe oder – was ich netter fände – mich dazu beglückwünschen will, dass manchmal einen „geraden Satz“ hinbekomme, der kann hier unter der Kolumne einen Kommentar hinterlassen. Und wenn nicht gerade Freitag ist und ich keinen dicken Kopf vom Vorabend habe, dann antworte ich auch. Wahrscheinlich. Aber zurück zum Sperren von Facebook, Instagram, Twitter und Co.

Ich denke mal, da muss jetzt viele dolle tapfer sein. Das wird nicht weniger werden. Das mit dem Sperren und der Unterbindung solcher Verdienstmöglichkeiten. Das wird sich wahrscheinlich in nächster Zeit noch deutlich verstärken. Wäre ich Teil des Systems, ich würde jedenfalls derart agieren.

Ich würde insbesondere jetzt, wenige Monate vor der Bundestagswahl, Menschen wie Anabel und viele andere Querdenker, Querulanten, Andersdenker wie Falschdenker, deren Namen ich hier nicht erwähne und die es noch nicht getroffen hat, die noch frei und skeptisch ein paar Körner Sand in das Getriebe zu schreiben in der Lage sind ... die würde ich abschalten. Das wäre doch das mindeste. Wenn ich Teil des Systems wäre. Denn das handelt und agiert seit Corona sich Anfang 2021 aufmachte der Welt den freien Atem zu nehmen auf eben solch falschen Wegen.

Viele Kollegen und Kolleginnen von Frau Schunke haben in letzten Monaten ebenfalls schmerzhaft erfahren müssen, dass sie, bzw. die freie Meinungsäußerung in diesem Land nicht erwünscht ist. Ich kenne in diesen Tagen mehr Menschen, als ich Finger an den Händen habe, die ihre Jobs, ihre Arbeit verloren haben. Die entlassen wurden oder deren Arbeitsverträge nicht verlängert wurden, weil sie nicht konform gingen. Sich nicht einig waren, nicht einigen konnten mit dem Ungeist dieser Zeit.

Das sind aber diejenigen, die fast noch Glück hatten. Anderen wurden ihre Konten gekündigt. Manch einer wurde auf offener Straße vom, sagen wir „politischen Gegner“ verfolgt, bedroht und tätlich angegriffen. Dieser „politische Gegner“ kann in der Nacht vor dem heimischen Fenster patrouillieren und lautstark unschöne Dinge der Nachbarschaft verkünden. Dieser „politische Gegner“ weiß, wo die eigenen Kinder zur Schule gehen um diese, sagen wir mal zu „begrüßen“.

Und da dieser „politische Gegner“ weiß, dass er in dieser Zeit auf der richtigen, der guten Seite steht, muss er sich nicht wirklich Sorgen darüber machen, dass ihm auf die Finger gehauen wird, oder gar von oben seine Vorgehensweise gerügt wird. Und so kenne ich inzwischen Menschen und ganze Familien - und es werden jeden Monat mehr - die sovom „politischen Gegner“ oder vom besten Deutschland aller Zeiten überzeugt wurden, ihr Land zu verlassen. Manch einer wartet noch die kommende Bundestagswahl im Herbst ab, bevor er (oder sie) die Koffer packt.

Das Deutschland wieder einmal von oben nach unten umgekrempelt werden würde, dass die Menschen im Land sich wieder vor- bzw. umsehen müssten, das konnte, wer wollte, schon im Jahr 2019 vor Corona erahnen. Aber spätestens im Herbst 2020 hätte es jeder sehen müssen, nachdem die zweite Pandemie-Welle von einer dritten Pandemie-Welle überspült und der große Lockdown unser aller Gesetz wurde.

Doch genug von all dem Irrsinn. Wer Augen hat zu sehen, der kann sehen und lesen. (Wenn er den Mut hat.) Wer Ohren hat zu hören, der kann hören. (Wenn er den Mut hat.) Und wer einen Mund zum Sprechen hat, der sollte sich vorsehen was und zu wem er heute etwas sagt. Wenn er denn klug ist.

Und nun noch so ein paar Dinge am Rande unseres täglichen Irrsinns: Karl Lauterbach könnte sich vorstellen Gesundheitsminister zu werden. Aber natürlich kann er sich das vorstellen. Herr Lauterbach stellt sich ja noch ganz andere Sachen vor.

Oskar Lafontaine outet sich als „Corona Ketzer“. Linker Haken gegen "COVID-Heulbojen" und ihre Schreckensszenarien. (Artikel auf Reitschuster.de)

Der gute Oskar. Ich mag ihn ja. Aber warum rückt er damit erst jetzt raus?

Die britische Regierung will am 19. Juli alle Beschränkungen aufheben – trotz Delta. Und in Deutschland? In Deutschland wird vor der nächsten, noch schlimmeren, noch tödlicheren „Welle“ gewarnt. Wir werden vielleicht wirklich sterben müssen. Irgendwann. Und Schuld, schuld werden die rechten Impf- und Maskenverweigerer sein. Die sind schuld, wenn wir einmal sterben.

Laut FAZ verliert die Impfkampagne gegen das tödliche Virus an Fahrt. „Experten und Forscher“ machen sich für Anreize stark: 200, 300 oder sogar 500 Euro sollen Geimpfte bekommen. Zudem werfen sie der Politik vor, zu lange mit derartigen Bestechungsgeldern gewartet zu haben. Aber sicher.

Nach der Wahl ist vor der Wahl? In Sachsen-Anhalt gibt es wieder drei Parteien zum Preis von einer. CDU, SPD und FDP bleiben weiterhin an der Macht. Da frage ich mich jetzt: Ist das nicht sehr bedenklich, ja fast schon ein wenig verwerflich? Ich meine, die drei Parteifarben sind doch identisch mit der inzwischen zu Recht gescholtenen Landesfahne. Also Schwarz-Rot-Gelb. Das geht doch nicht. Das geht gar nicht. Das ist doch rechts.

Das wirklich allerletzte Wort heute von Julian Reichelt, dem Chefredakteur der „Bild“-Zeitung: „Die Politik hat Angst davor, dass ihr großer Bluff auffliegt.“

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