Von Parviz Amoghli
Täter war ein 26jähriger Student namens Luigi Mangione, der Thompson mit drei Schüssen auf offener Straße niederstreckte. Er wurde am vergangenen Montag rund vierhundert Kilometer entfernt von New York, in einem Schnellrestaurant in der Stadt Altoona festgenommen.
Der Mord sorgte über die Vereinigten Staaten hinaus für Aufsehen. Der Grund ist schnell erklärt: Luigi Mangione repräsentiert alles andere als eine typische Mördergestalt. Er entstammt einer wohlhabenden und einflussreichen Familien aus Maryland, war Jahrgangsbester an einer Eliteschule und engagierte sich zudem sozial.
Außerdem scheint er zu allem Überfluss auch noch phänotypisch nicht gerade zu kurz gekommen zu sein. Aufnahmen von Überwachungskameras zeigen jedenfalls einen echten Charmebolzen von gutem Wuchs und mit gewinnendem Lächeln.
Warum aber erschießt so jemand den CEO der größten US-Krankenkasse, anstatt gemeinsam mit ihm, wie es erwartbar gewesen wäre, in einem der Country Clubs der Familie Mangjone zu dinieren?
Kurz gesagt: aus Wut über ein offensichtlich ungerechtes Gesundheitssystem. Das zumindest ist einem Manifest zu entnehmen, welches der Täter bei seiner Festnahme mit sich trug.
Interessant ist die Reaktion des bunt-deutschen Medienkomplexes auf den Mord. Denn eigentlich bietet der Fall eine hervorragende Gelegenheit, sich in bester deutscher Arroganz und Oberlehrermanier über die USA, deren Gesellschaftsentwurf und Gesundheitssystem zu erheben.
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Auf der einen haben wir Mangioni, der dem demselben gesellschaftlichen Biotop entstammt, wie die besten Deutschen aller Zeiten und außerdem ein Opfer des US-Gesundheitssystems zu sein scheint.
Auf der anderen Seite haben wir Thompson, der alle Eigenschaften aufweist, die ihn hierzulande als Mensch disqualifizieren und Gewalt gegen ihn als Notwehr erscheinen lassen. Das beginnt bei seinem Alter und der Hautfarbe (alter, weißer Mann) und sexuellen Ausrichtung (hetero), setzt sich über seine Tätigkeit in einer Branche fort, die spätestens seit Barack Obama ins Visier der moralischen Herrenmenschen geraten ist, und endet bei seinem zweistelligen Millionengehalt.
Wir sehen, das Feld für eine Täter-Opfer-Umkehr nach bester bunt-deutscher Art ist an sich bereitet. Doch bislang ist davon kaum etwas zu merken. Stattdessen werden fast nur Fakten aufgezählt, ohne diese im Sinne des Mörders auszulegen.
Einzige Ausnahme ist die taz, die sich die Chance nicht entgehen lässt. Eine Autorin namens Valerie Catil erklärt uns, dass die Genugtuung über den Tod eines Millionärs, der angeblich mit dem Leid anderer reich werden konnte, verständlich sei. Nun gut, die taz eben. Da erwartet man nichts anderes.
Die meisten anderen Zeitungen aber halten sich jedoch zurück und bringen ein und denselben, hier und da leicht abgewandelten Artikel, der trotz der fulminanten Ausgangslage, fast vollständig darauf verzichtet, den Ermordeten durch den Dreck zu ziehen.
Das ist erstaunlich und passt so gar nicht zur bunt-deutschen Journaille. Warum das so ist, darüber können wir nur spekulieren. Sicher ist es nicht der Respekt vor der Lebensleistung von Thompson – er arbeitete sich von ganz unten nach ganz oben – die die Schmähung des Toten durch die moralischen Herrenmenschen verhindert.
Auch dürfte sich das Mitgefühl bunt-deutscher Journalisten für die Frau und die Kinder, die Thompson hinterlässt, in sehr engen Grenzen halten. Dafür sitzt erstens die Verachtung der Bunten Republik für Menschen, die sich etwas eigenes aufbauen, viel zu tief. Und zweitens herrscht hierzulande ja nicht erst seit gestern in Sachen Meinungs- und Gedankenverbrechen Sippenhaft.
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Angesichts dessen, bleibt nur noch die Nähe der Familie Mangioni zu den Republikanern, um die merkwürdige Zurückhaltung des bunten Medienkomplexes zu erklären.
Schließlich ist, wie jeder weiß, eine solche politische Ausrichtung unverzeihlich für das bunte Deutschland und seine Verlautbarungsorgane. Selbst ein so klassenkämpferisches Mordmotiv, wie das von Luigi, das normalerweise bei braunen, roten und bunten Sozialisten auf fruchtbarsten Boden fällt, kommt dagegen nicht an.
So wird aus dem Held ein Schurke. Was immer auch dahinter steckt, der bunten Journaille ist jedenfalls zu wünschen, dass ihnen bald mal jemand sagt, welche Haltung sie zu dem Fall einzunehmen haben. Nicht vorzustellen, Journalisten würden sachlich und auf Basis von Fakten berichten. Georg Restle übernehmen Sie!
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Kommentare
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Kommentar von Marco B.
"der dem demselben gesellschaftlichen Biotop entstammt, wie die besten Deutschen aller Zeiten"??????
Wirklich? Also was in D so "oben kreucht und fleucht" stammt mitnichten aus einer selbst erarbeitenen Vorfahrensexistenz. Alle diese sind ausschliesslich durch politische Winkelzüge etc. und mit Förderung durch den Schattenclub dorthin gekommen. Man kann es daran erkennen, dass politische Entscheidungen nicht von diesen, sondern politisch korrekt geschrieben "im Verbund mit der Industrie" getroffen werden. Also: Geldgebende bestimmen, nicht das politische Personal!
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Kommentar von Charlotte Hinterhuber
Es hat schon was. Da gucken alle ganz erschrocken. Da versucht ein Politiker Geld mit Anzeigen gegen die Normalbevölkerung zu erwirtschaften und schickt jemandem, der ihn als Schwachkopf bezeichnete die Staatsgewalt auf den Hals und dann kommt da einer, der ernsthaft erbost ist und schafft es, einen einfach tot zu schießen, trotz tausend Leibwächtern.
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Kommentar von Bernhard Kopp von Brackel
Es ist empörend und traurig zugleich, wenn ein kaltblütiger, vorbereiteter Mord, und der Mörder, zu einer Art Heldentat bzw. Robin Hood uminterpretiert wird, und als solche breite Medienresonanz bekommt. Trotzdem sollte der Vorfall zu denken geben. Die amerikanische Gesellschaft ist tief gespalten. Nicht nur aber ganz besonders auch wegen des einerseits sehr teuren, aber andererseits nur den Wohlhabenden und/oder gut Versicherten zufreidenstellenden Gesundheitssystems. Mindestens 1/3 bis zu 1/2 der Bevölkerung ist nicht ausreichend versichert, und regional unterschiedlich ist auch die Qualität der verfügbaren Leistungen mittelmäßig bis schlecht. Die Kindersterblichkeit / Müttersterblichkeit ist für ein hochentwickeltes Land mindestens sehr beschämend. Für die sozio-ökonomisch untere Hälfte der Bevölkerung ist dies auch die durchschnittliche Lebenserwartung. Es gibt kein hochentwickeltes Land in dem es so viel Verzweiflung, persönliche Konkurse und Suizide wegen unbezahlbarer Krankheitskosten gibt. Es ist seit 100 Jahren die konservative Ideologie die ein ausgewogeneres Gesundheitssystem verhindert hat. Die demnächst ins Amt kommende Regierung wird wieder einiges verschlechtern. Der HDI (human development index) wird sich für das untere Drittel verschlechtern, in diesem Segment wird auch die Lebenserwartung zurückgehen - d.h. viele Menschen werden früher sterben weil sie krank und arm sind - und es wird wieder mehr soziale Verzweiflungen/Konkurse/Suizide wegen unbezahlbarer Krankheitskosten geben.
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Kommentar von Max Meier
Da man diesbezüglich in den staatsnahen Medien aus den genannten Gründen unsicher ist, wen man verdammen soll, wartet man lieber ab, bis sich eine offizielle Sprachregelung abzeichnet und die ersten Stellungnahmen der Meinungsführer und politischen Leitwölfe verlautbart werden. In gewissen totalitären Strukturen ist es von Vorteil, sich nicht allzu schnell zu positionieren...