Ein Mord in New York

Mit drei Schüssen auf offener Straße niedergestreckt

von Parviz Amoghli (Kommentare: 4)

Wut über ein offensichtlich ungerechtes Gesundheitssystem© Quelle: Youtube/CNN, Screenshot

Es ist rund anderthalb Wochen her, da wurde der Vorstandsvorsitzende des Versicherungskonzerns UnitedHealthcare, Brian Thompson, in New York erschossen.

Von Parviz Amoghli

Täter war ein 26jähriger Student namens Luigi Mangione, der Thompson mit drei Schüssen auf offener Straße niederstreckte. Er wurde am vergangenen Montag rund vierhundert Kilometer entfernt von New York, in einem Schnellrestaurant in der Stadt Altoona festgenommen.

Der Mord sorgte über die Vereinigten Staaten hinaus für Aufsehen. Der Grund ist schnell erklärt: Luigi Mangione repräsentiert alles andere als eine typische Mördergestalt. Er entstammt einer wohlhabenden und einflussreichen Familien aus Maryland, war Jahrgangsbester an einer Eliteschule und engagierte sich zudem sozial.

Außerdem scheint er zu allem Überfluss auch noch phänotypisch nicht gerade zu kurz gekommen zu sein. Aufnahmen von Überwachungskameras zeigen jedenfalls einen echten Charmebolzen von gutem Wuchs und mit gewinnendem Lächeln.

Warum aber erschießt so jemand den CEO der größten US-Krankenkasse, anstatt gemeinsam mit ihm, wie es erwartbar gewesen wäre, in einem der Country Clubs der Familie Mangjone zu dinieren?

Kurz gesagt: aus Wut über ein offensichtlich ungerechtes Gesundheitssystem. Das zumindest ist einem Manifest zu entnehmen, welches der Täter bei seiner Festnahme mit sich trug.

Interessant ist die Reaktion des bunt-deutschen Medienkomplexes auf den Mord. Denn eigentlich bietet der Fall eine hervorragende Gelegenheit, sich in bester deutscher Arroganz und Oberlehrermanier über die USA, deren Gesellschaftsentwurf und Gesundheitssystem zu erheben.

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Auf der einen haben wir Mangioni, der dem demselben gesellschaftlichen Biotop entstammt, wie die besten Deutschen aller Zeiten und außerdem ein Opfer des US-Gesundheitssystems zu sein scheint.

Auf der anderen Seite haben wir Thompson, der alle Eigenschaften aufweist, die ihn hierzulande als Mensch disqualifizieren und Gewalt gegen ihn als Notwehr erscheinen lassen. Das beginnt bei seinem Alter und der Hautfarbe (alter, weißer Mann) und sexuellen Ausrichtung (hetero), setzt sich über seine Tätigkeit in einer Branche fort, die spätestens seit Barack Obama ins Visier der moralischen Herrenmenschen geraten ist, und endet bei seinem zweistelligen Millionengehalt.

Wir sehen, das Feld für eine Täter-Opfer-Umkehr nach bester bunt-deutscher Art ist an sich bereitet. Doch bislang ist davon kaum etwas zu merken. Stattdessen werden fast nur Fakten aufgezählt, ohne diese im Sinne des Mörders auszulegen.

Einzige Ausnahme ist die taz, die sich die Chance nicht entgehen lässt. Eine Autorin namens Valerie Catil erklärt uns, dass die Genugtuung über den Tod eines Millionärs, der angeblich mit dem Leid anderer reich werden konnte, verständlich sei. Nun gut, die taz eben. Da erwartet man nichts anderes.

Die meisten anderen Zeitungen aber halten sich jedoch zurück und bringen ein und denselben, hier und da leicht abgewandelten Artikel, der trotz der fulminanten Ausgangslage, fast vollständig darauf verzichtet, den Ermordeten durch den Dreck zu ziehen.

Das ist erstaunlich und passt so gar nicht zur bunt-deutschen Journaille. Warum das so ist, darüber können wir nur spekulieren. Sicher ist es nicht der Respekt vor der Lebensleistung von Thompson – er arbeitete sich von ganz unten nach ganz oben – die die Schmähung des Toten durch die moralischen Herrenmenschen verhindert.

Auch dürfte sich das Mitgefühl bunt-deutscher Journalisten für die Frau und die Kinder, die Thompson hinterlässt, in sehr engen Grenzen halten. Dafür sitzt erstens die Verachtung der Bunten Republik für Menschen, die sich etwas eigenes aufbauen, viel zu tief. Und zweitens herrscht hierzulande ja nicht erst seit gestern in Sachen Meinungs- und Gedankenverbrechen Sippenhaft.
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Angesichts dessen, bleibt nur noch die Nähe der Familie Mangioni zu den Republikanern, um die merkwürdige Zurückhaltung des bunten Medienkomplexes zu erklären.

Schließlich ist, wie jeder weiß, eine solche politische Ausrichtung unverzeihlich für das bunte Deutschland und seine Verlautbarungsorgane. Selbst ein so klassenkämpferisches Mordmotiv, wie das von Luigi, das normalerweise bei braunen, roten und bunten Sozialisten auf fruchtbarsten Boden fällt, kommt dagegen nicht an.

So wird aus dem Held ein Schurke. Was immer auch dahinter steckt, der bunten Journaille ist jedenfalls zu wünschen, dass ihnen bald mal jemand sagt, welche Haltung sie zu dem Fall einzunehmen haben. Nicht vorzustellen, Journalisten würden sachlich und auf Basis von Fakten berichten. Georg Restle übernehmen Sie!

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