Toddn Kandzioras Wochenrückblick 39/2022

Mit Doppelwumms in die Kurve

von Toddn Kandziora (Kommentare: 8)

Gasrohrleitungen hin, Gasrohrleitungen her. Wahrscheinlich werden wir niemals erfahren, wer für das knallige Event vor Bornholm zuständig war.© Quelle: Pixabay / Jarmoluk

Die Welt ist ein Sündenpfuhl der Reichen und Mächtigen. Eine Welt, in der zuerst die Wahrheit stirbt, doch die Lüge Nationen nährt. Unsere kranke Welt, in der die gut gemachte Lüge eine Nation vernichten und die andere groß machen kann.

Hallo meine Lieben. Ich hoffe, es geht Euch in unserem vergehenden Land dieser Tage noch einigermaßen. Wie es mir geht? Na ja, muss ja. Wie man bei uns auf dem Land immer öfter als Antwort zu hören bekommt.

Muss ja. Es muss ja weitergehen. Irgendwie und überhaupt. Auch wenn so vieles gefühlt tagtäglich schwerer fällt mit dem Weitergehen. Leider macht es auf mich nicht den Eindruck, als ob sich in nächster Zeit die Dinge zum Guten ändern könnten. Im Gegenteil.

Ein kleines Beispiel aus dem täglichen Überleben. Gestern trieb mich der kleine Hunger zwei Dörfer weiter in einen dortigen Discounter. Viel und günstig sollte mein Einkauf sein. Denn gesund und hochwertig liegt nicht drin. Der Blick auf die Preise im Obst- und Gemüseregal ließ mich mit dem Warenkorb schnell weiter zu den Regalen mit industriell hergestellten Milchprodukten rollen. Je eine Packung Tilsiter und mittelalten Gouda hatte ich für Frühstück und Abendbrot im Sinn.

Der Blick ins unterste Regalfach, dort, wo früher die günstigsten Produkte zu kaufen waren, wurde ob der neuen Preise von Ungläubigkeit betrübt. Hatten sich die Preise für zehn Scheiben Käse tatsächlich im letzten halben Jahr verdoppelt?

Ja, das hatten sie, wie mir auf Nachfrage von einer Verkäuferin bestätigt wurde. Nicht nur die Preise für Käse und Wurstwaren hatten sich teilweise mehr als verdoppelt. Mit welchem Lebensmittel fang ich an, wo höre ich jetzt besser auf. Bei einer inzwischen bestätigten Inflationsrate im September von zehn Prozent. Nebenbei. Einen Monat zuvor, im August lag diese bei „nur“ 7,9 Prozent.

Stellt sich mir die Frage, anhand welcher Warenkorb-Inhalte die angebende Inflationsrate gemessen wird. Bei einer Steigerung von zehn Prozent, nun, da hätten meine Käsescheiben lediglich 15 Cent mehr kosten dürfen. Und nicht einen Euro und fünfzig Cent. Wie auch immer. Diejenigen, die das ausrechnen, werden schon wissen, mit was sie bald zu rechnen haben.

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Möglicherweise mit dem „Doppelwumms“ den Knalleffekt, den Bundeskanzler Scholz zur Rettung des Landes angekündigt hat. Denn so hat der SPD-Politiker den 200 Milliarden schweren sogenannten „Abwehrschirm“ gegen die Energiekrise bezeichnet. Doppelwumms. Bei solchen Wortkreationen denke ich unweigerlich an meine Bundeswehrzeit.

Ich im Nebel in einem Erdloch liegend hinter meinem MG2, wie ich einen Munitionsgurt voll mit Doppelwumms bestücke und Milliarde auf Milliarde gegen einen imaginären Feind verballere. Ohne zu wissen, auf was ich da schieße und ob ich treffe. Keine Ahnung. Doch ich werde, in guter Hoffnung und festem Willen das Richtige zu tun, all meine Munition verballern, bis das Rohr glüht und zu schmelzen beginnt. So wahr mir Gott helfe und deutsches Steuergeld fließt.

Und wenn selbst des Kanzlers Doppelwumms den Karren nicht aus dem Dreck treibt, ja dann haben wir noch den Russen. Denn der ist, ich schrieb es in meiner vorigen Kolumne, natürlich immer schuld. Wer denn auch sonst!? Es darf, soll, kann nur der Russe sein. Der schreckliche Iwan aus dem Osten, der ein Interesse daran hat, Deutschland im Winter ohne Energie in der Kälte bibbern zu sehen. Unsere Wirtschaft zu zerstören, um vielleicht morgen wieder die rote Fahne auf dem Reichstag zu hissen.

Also, wenn wir ihn nicht in der Ukraine an der Ostfront besiegen. Also wird, wie von Präsident Selenskyj und Botschafter Melnyk angefordert, das Material der Bundeswehr an die gemeinsame Ostfront gebracht. Alles, was noch auf Lager ist. Alles, was Räder, Flügel und einen Doppelbumms hat.

Und da all unser Kriegsmaterial Herrn Selenskyj, Melnyk, Biden und Annalena nicht allein glücklich machen, schicken wir auch all unser Geld, was noch vorhanden ist. Ab damit in die Ukraine. Für den europäischen Frieden. Entschuldigt. Ich drehe gerade durch. Aber ist es denn ein Wunder würde Nina Hagen jetzt fragen. Wer dreht denn in dieser Zeit nicht am Rad?
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Dass es bald Probleme mit der deutschen Energieversorgung geben wird, steht außer Frage. Und nicht nur daran werden wir schwer zu tragen haben. Aber bitte nicht vergessen. Es wurde so gewählt, ein großer Teil der Bevölkerung wollte es so haben, wie es kommt. Und möglicherweise noch ganz andere Leute, Länder, Interessengemeinschaften, die möglicherweise von einem abgewirtschafteten Deutschland profitieren würden. Manch einer behauptet da, dass dies Unterfangen gewissen amerikanischen Interessen gefallen würde. Ich glaube das nicht.

Nein. Warum sollte Amerika ein Interesse daran haben, Deutschland wirtschaftlich zu schaden. Nein. Uncle Sam ist doch der gute Onkel, der Deutschland seit 1945 wie ein kleines Kind auf seinen Knien schaukelt und uns einen Dollar gibt, wenn wir ganz doll lieb zu ihm sind.

Wie doll lieb der gute Onkel aus Übersee sein kann, dies musste Bundeskanzler Scholz am 7. Februar in Washington an eigener Seele erfahren. In dem Moment, als Mr. Biden ihm während einer Pressekonferenz unmissverständlich klarmachte, welchen Stand ein Bundeskanzler im Interesse der USA einzunehmen hat beziehungsweise sich aus mangelnder Souveränität bieten lassen muss.

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Biden sprach damals, wenige Wochen bevor russische Soldaten die ukrainische Grenze überschritten, folgende, sich selbst erklärende Worte: „Wenn Russland einmarschiert, also Panzer oder Truppen erneut die Grenze zur Ukraine überqueren, dann wird es kein Nord Stream 2 länger mehr geben. Wir werden dem ein Ende setzen.“

Daraufhin wurde Mr. Biden von einer Journalistin gefragt, sie haben es sicher schon irgendwo gelesen oder als Videoclip geschaut: „Aber wie werden sie das genau machen, da das Projekt und die Steuerung des Projekts in der Kontrolle Deutschlands liegen?“ Auf die Frage blickte der Präsident der USA süffisant in die Kamera und antwortete mit zynischem Grinsen: “Wir werden, ich verspreche ihnen, wir werden das schaffen“, wobei dem deutschen Bundeskanzler nichts weiter blieb, als betreten auf den Boden unter seinen Füßen zu schauen, der ihm derart gedemütigt zu entgleiten schien.

Ich sag mal so. Wer solch einen Freund hat, der braucht sich um einen Feind wenig zu sorgen. Größer kann eine Desavouierung nicht sein. Finde ich. Und nicht nur für einen Kanzler. Ebenso für das Land und die Bevölkerung, die diese Worte heute, so viele Jahre nach der Niederlage, ohne Widerworte machen zu dürfen, hinnehmen muss.

Stellt sich mir noch die Frage, was haben die USA in der geheimen Hinterhand, um derart gegen den (noch) wirtschaftlich stärksten Partner in Europa zu verfahren?

Am Tage nach dieser für Kanzler, Land und Volk demütigenden Pressekonferenz war tatsächlich von politischen Kommentatoren zu lesen, dass ein Ziel amerikanischer Politik die Trennung russischer und deutscher Wirtschaftszusammenarbeit sein könne. Ja, gar der ukrainische Konflikt einer mehrerer amerikanischer Hebel wäre, um die deutsch-russische Wirtschaftszusammenarbeit zu verhindern, welche die USA wirtschaftlich gefährdet.

Nord Stream 2 als deutsch-russisches Projekt müsse daher verhindert werden. (Wir befinden uns zeitlich noch immer vor dem Krieg!) Dies alles (natürlich) im Konjunktiv geschrieben. Denn Vorsicht ist die Mutter der ... na, sie wissen schon.

Bedenke ich nun, dass die Stärke der damaligen deutschen Wirtschaft mit billiger Energie aus Russland zusammenhing, diese billige russische Energie Deutschland erst ermöglichte, zur stärksten Wirtschaftsnation in Europa zu werden, im Gegenzug Russland große Gewinne einbrachte und die amerikanische Wirtschaft so mehr und mehr in die Bredouille geriet, dann kann ja nur Russland die Pipelines zerstört haben. Wer denn sonst?

Manch Mensch scheint in dieser Hinsicht anderer Meinung. Wie Herr Radek Sikorski, Journalist und Politiker. Ein Mann, der in Polen schon Verteidigungsminister, Außenminister war und das Amt des Parlamentspräsidenten innehatte. Dieser Herr Sikorski hatte sich via Twitter mit einem „THANK YOU, USA“ für die Sprengung der beiden Rohrleitungen bedankt.

Herr Sikorski war Verteidigungs- und Außenminister Polens. Eine derartige, nennen wir sie „politische Persönlichkeit“, sollte wissen, warum, weshalb wieso er sich bei wem bedankt.

Ich persönlich glaube das nicht. Dass jetzt die USA die Rohrleitungen gesprengt hätten. Jedenfalls würde ich nicht meinen Hintern darauf verwetten. Ebenso wenig bin ich der Meinung, dass es die grüne Klimaschutzaktivistin Fräulein Neubauer war beziehungsweise diese nur eine Spur Mitverantwortung trägt. Gut, sie hatte selbst im Juni dieses Jahres auf einem Demokratiegipfel in Kopenhagen gesagt: „Wir planen, eine Pipeline in die Luft zu jagen.“ Wörtlich sagte sie auf Englisch: „We are planning how to blow up a pipeline.“

Wir wissen, junge Menschen können beizeiten Impulsives von sich geben. Können sich in der Aufregung vor drohenden Weltuntergang durch Klimatod in ihrer Rede erhitzen.

Das geht schon O. K. Ich war ja auch mal jung. Daher verstehe ich das. Hab doch auch ich nach dem ein und anderen Bierchen in der Nacht so manch kruden Blödsinn erzählt, aber heh, wen meinte sie mit „wir“!?

Nun. Vielleicht. Sie stammt aus der Familie Reemtsma. Da wäre das nötige Kleingeld für die Durchführung einer militärisch durchgeführten Operation weniger ein Problem. Aber einer jungen Dame, die gemeinsam mit Außenministerin Baerbock vom „TIME“-Magazin gerade auf die Liste der hundert aufstrebendsten Persönlichkeiten unserer verrückten Welt geschafft hat? Nein. Das glaube ich nicht. So eine aufstrebende junge Dame würde derartigen Blödsinn gegen das eigene Land nicht wirklich in die Tat umsetzen wollen. Hoffe ich zumindest.

Wer käme weiter als Sprengmeister auf tiefem Ostseegrund infrage, um der deutschen Energiemangelwirtschaft den Dolchstoß zu versetzen? Wenn es die Amis, die Klimaaktivisten um Frau Neubauer und die Polen nicht waren? Warum denn sollte ein führender polnischer Politiker sich bei den USA bedanken, wenn sie es selbst gewesen wären. Macht keinen Sinn. Ukrainer möglicherweise. Hmm … Wie sollen die mit Marineeinheiten in die Ostsee gekommen sein? Das wäre ein langer Weg gewesen. Lohnt sich nicht.

Tja, und dass es deutsche Marinekampftaucher aus Eckernförde selbst gemacht haben, ist ebenfalls unwahrscheinlich. Gut, damit wären die ewigen Forderungen vieler Millionen Bürger zur Öffnung von Nord Stream 2 vom Tisch. Die unzähligen Menschen, die auf die Straße gegangen wären. Damit sie nicht frieren müssen im kommenden Winter. Ihre Arbeitsplätze behalten. Dass ihre Sparvermögen sich nicht in Luft auflösen. Die Zukunft ihrer Kinder nicht zu unsicher wird. Aber wozu jetzt noch auf die Straße gehen, jetzt, wo auf lange Zeit der Gasfluss gestoppt ist und Deutschland sich mehr als Sorgen um Land und Leute machen muss.

Gasrohrleitungen hin, Gasrohrleitungen her. Wahrscheinlich werden wir niemals erfahren, wer für das knallige Event vor Bornholm zuständig war. Wir alle können nur vermuten. Daher haben wir kein Recht, mit unserem Finger auf andere zu zeigen. Vielleicht werden wir von Politik und Medien einen Sündenbock präsentiert bekommen, der es dann wieder gewesen sein soll. Den wir wütend ob unserer neuen Lebensumstände mit Unrat bewerfen. So wie wir es schon oft in der Vergangenheit getan haben. Vielleicht wird das der Schuldige sein. Doch können wir uns sicher sein?

Die Welt ist ein Sündenpfuhl der Reichen und Mächtigen. Eine Welt, in der zuerst die Wahrheit stirbt, doch die Lüge Nationen nährt. Unsere kranke Welt, in der die gut gemachte Lüge eine Nation vernichten und die andere groß machen kann.

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