Die Überschrift eines Zeitungsartikels klingt so, als würde es gar nicht so schlimm kommen: „Teil der Bevölkerung ist nicht mehr sparfähig“. Nach dem Motto: Jetzt kann man also mal eine Weile nicht so viel oder eben nichts zurücklegen.
Im Artikel selbst heißt es, dass nach Sparkassen-Einschätzung 60 Prozent der Haushalte bald kein Geld mehr übrig haben werden, um etwas auf die hohe Kante zu legen. Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis konkretisiert, und das klingt nicht mehr so harmlos:
„Wir rechnen damit, dass wegen der deutlichen Preissteigerung perspektivisch bis zu 60 Prozent der deutschen Haushalte ihre gesamten verfügbaren Einkünfte – oder mehr – monatlich für die reine Lebenshaltung werden einsetzen müssen.“
Die Schockworte gehen hier fast unter: „oder mehr“.
Dieses „oder mehr“ bedeutet im Klartext, dass ein Haushalt MEHR als seine gesamten verfügbaren Einkünfte einsetzen muss sich also verschulden muss, um für seine Lebenskosten aufzukommen, um für das tagtägliche Leben, für Strom, Lebensmittel, Energie etc. darüber hinaus seine Ersparnisse, seine Altersvorsorge oder seinen Notgroschen anbrechen muss, um im Alltag zu „überleben“.
Das wird in naher Zukunft möglicherweise 60 Prozent der deutschen Haushalte betreffen, so die Schätzung. „Dieser Teil der Bevölkerung ist dann schlicht nicht mehr sparfähig.“ So bezeichnet die Sparkasse das aufkommende Desaster recht unaufgeregt: Diese abhanden gekommene „Sparfähigkeit“ ist also das neue „arm“ in Deutschland.
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Bei circa 40 Millionen Haushalten bundesweit wären das ganze 24 Millionen. Aktuell besteht ein Haushalt in Deutschland aus durchschnittlich (knapp) zwei Personen. Das heißt, weit mehr als die Hälfte der Bundesbürger wird die Inflation als massiven Einschnitt erleben – nicht nur in Bezug auf ihren dahinschwindenden Wohlstand, sondern mehr noch: ihre Existenz betreffend.
Noch haben viele – oder einige – etwas Luft durch Ersparnisse aus der Lockdown-Zeit, zurückzuführen auf fehlende Konsummöglichkeiten währenddessen. "Der Spitzenwert der Sparquote lag bei rund 16 Prozent im Jahr 2020, für 2022 erwarten wir eine Rückkehr auf das Vorkrisenniveau von elf Prozent", so der Vorstand des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Andreas Martin. Man rechne insbesondere im Herbst und Winter bei Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen mit einer deutlichen Verschärfung der Situation.
Was hier so sachlich-trocken daherkommt, berücksichtigt noch nicht die zeitliche Dimension dieser Entwicklung, und die zeigt ein schwindelerregendes Tempo: Während (laut Sparkassen-Vermögensbarometer) noch vor einem Jahr „nur“ 15 Prozent nicht in der Lage waren, Geld zurückzulegen, sind es jetzt also ganze 60 Prozent. Wie sich diese Tendenz fortsetzen wird, mag man sich nicht vorstellen. Ein Alptraum mit allem, was das nach sich ziehen kann und wohl auch wird.
Der Wohlstand bröckelt, das Geld wird entwertet, die persönlichen Ressourcen aufgebraucht, was die fleißigen Generationen vor uns und auch wir aufgebaut und herangeschafft haben, sickert im Eiltempo hinweg, nein, in die Taschen von Konzernen, denen wir, das nur als Beispiel, durch eine ideologisierte Ampelpolitik überteuerte Preise bezahlen.
Um Konzerne zu retten, für Käse, der mit Diebstahlsicherung für teures Geld über die Theke gereicht wird, für eine (kurze) warme Dusche oder dafür, dass man das Geld „sicher“ bei der Bank deponieren darf, hier zahlt man sogar noch obendrauf, was ohnehin schon durch die Fahrt aufnehmende Inflation hinwegschmilzt.
Denn statt Habenzinsen gibt es inzwischen sogar Negativzinsen, meistens so um minus 0,5 Prozent. Wer Geld auf dem Konto hat, wird dafür zur Kasse gebeten, quasi bestraft, und verliert automatisch. Obwohl dieses sogenannte Verwahrungsentgelt im Moment noch rechtlich umstritten ist, ist es bereits Usus bei den meisten Banken, es zu erheben. Wer also noch Geld auf dem Konto hat, verliert automatisch. Aber nicht nur durch die Negativzinsen, auch durch die Inflationsrate, im Moment steht sie für den Juli 2022 offiziell bei 7,5 Prozent.
Ihre Unterstützung zählt
Das klingt nach einer Abwärtsspirale – und das ist es auch. Laut Bundesbankpräsident Joachim Nagel könnte die Teuerungsrate in den kommenden Monaten, also noch vor Jahresende, im zweistelligen Bereich liegen. Allein das Auslaufen von Tankrabatt und Neun-Euro-Ticket würde die Inflationsrate um mindestens einen Prozentpunkt erhöhen. Dann die Gasumlage on top, so sei eine Inflationsrate von zehn Prozent möglich. Ferner macht Nagel die historische Dimension der aktuellen Situation deutlich: "Zweistellige Inflationsraten wurden in Deutschland das letzte Mal vor über siebzig Jahren gemessen." Das war Ende 1952, die Inflation betrug seinerzeit 11 Prozent. Damit nicht genug: Für das kommende Jahr erwartet Nagel eine Rate von nochmal sechs Prozent, Grund: Die Energiekosten.
Der Wohlstand geht dahin, die Erbengeneration wird das, was Ihre Vorfahren erarbeitet haben und ihnen übereignen wollen, als überbezahlte, warme Luft in den Äther blasen, um im Winter nicht zu frieren, und die Butter – nur ein Beispiel – ist jetzt schon wesentlich teurer im Vergleich zum letzten Jahr als nur die angeblichen 7,5 Prozent Inflation. Das kann jeder auf seiner Supermarktrechnung sehen.
Auch, wie eine erwartete Steigerung der Gas- und Energiepreise um das Drei- bis Vierfache mit einer Inflations-Prognose von nicht einmal 20 Prozent einhergehen soll, erschließt sich dem Laien, wahlweise dem gesunden Menschenverstand, nicht. Eines ist klar, diese Preis-Aufwärtsspirale ist gleichzeitig ein Abwärtsstrudel des Wohlstandes.
Das alles müsste nicht sein, sagt der langjährige Chef des Bundesverfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, denn: „Die Mindestaufgabe, die eine Regierung zu erledigen hat, besteht darin, die Lebensgrundlagen des deutschen Volkes zu gewährleisten und dafür zu sorgen, dass die Bürger ihre Grundbedürfnisse befriedigen können.“ Denn Bundeskanzler Scholz und sein Kabinett „werden ihrer Aufgabe nicht gerecht, die Befriedigung der Grundbedürfnisse zu sichern. Und dazu zählen insbesondere Heizung, Energie und Lebensmittel. Und natürlich alles andere, was man zum Leben braucht. Das wird für die Menschen derzeit künstlich verknappt, denn man könnte ohne weiteres Gas nach Deutschland importieren, zum Beispiel über Nord Stream 2, aber man will es aus politischen Gründen einfach nicht.“
Lesen Sie hier mehr zu den Hintergründen im aktuellen Interview mit Hans-Georg Maaßen auf alexander-wallasch.de
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