Ekelessen auf EU-Befehl

Mehlwurm im Morgenbrot: Wir werden zu Insektenessern umerzogen

von Bertolt Willison (Kommentare: 9)

Der Frontalangriff auf die bewusste, fleischlose Ernährung© Quelle: DALL.E

Stellen Sie sich vor, Sie beißen genüsslich in Ihren Frühstückstoast – knusprig, duftend, vermeintlich vertraut. Doch was Sie nicht ahnen: In Ihrem Bissen steckt eine neue, still und heimlich eingeführte Zutat – gemahlene Mehlwürmer. Klingt wie eine dystopische Zukunftsvision? Ist aber längst Realität.

Genau an dem Tag, an dem das angeblich Böse den Thron des Weißen Hauses bestiegen hat, wurde von der EU die Durchführungsverordnung (EU) 2025/89 erlassen, die das Inverkehrbringen von UV-behandeltem Pulver aus ganzen Larven des Mehlwurms (Tenebrio molitor) als neuartiges Lebensmittel genehmigt, und somit der Weg für Insektenprotein als „nachhaltige“ Zutat in Lebensmitteln geebnet. Eine Revolution auf leisen Krabbelfüßen.

Brot und Brötchen, Kuchen, Teigwaren (also auch Nudeln), verarbeitete Kartoffelprodukte, Käse und Käseprodukte, Obst- und Gemüsekompotte – überall kann sich nun Mehlwurmpulver verstecken. Und das oft, ohne dass es für uns sofort ersichtlich auf der Verpackung prangt. Wer liest schon die kleingedruckten Zutatenlisten, wer weiss, was „Tenebrio molitor" ist, wenn er nach dem gewohnten Vollkornbrot greift? Benötigen wir demnächst beim Bäcker ein intensives Aufklärungsgespräch, natürlich mit Aufklärungsbogen, bevor wir uns für ein Brot entscheiden?

Was hier passiert, ist eine stille und radikale Umerziehung des Verbrauchers. Kein lauter Aufruf, keine große Debatte – stattdessen ein schleichender Prozess, bei dem Insekten Trippelschritt für Trippelschritt auf unserem Teller landen, ohne dass wir es bewusst entscheiden. Hier haben wieder einmal bestimmte Gruppen ihre Interessen zum Unwohle der Bevölkerung gebündelt. Was ist wirtschaftliche und politische Bündelung nochmal?

Dieser Frontalangriff auf die bewusste, fleischlose Ernährung ist besonders für  Veganer und Vegetarier ein blutiger Schlag ins Gesicht. Jahrzehntelang galt Brot als sicherer Hafen der pflanzlichen Ernährung – doch jetzt müssen sie argwöhnisch prüfen, ob nicht doch eine Portion Krabbelgetier beigemischt wurde. Insekten sind Lebewesen, oder will das jemand anzweifeln? Sie zeigen Abwehrreaktionen bei Verletzungen, zum Beispiel durch Flucht oder Selbstamputation (Autotomie). Diese Reaktionen sind nicht zwingend ein Hinweis auf Schmerzempfinden oder Todesangst, sondern könnten auch rein mechanische Reflexe sein. Aber wer will das so genau wissen? Oder war schon mal jemand Gregor Samsa?

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Die Lösung, die Abkehr von diesem gruseligen Wahnsinn wäre so einfach: Pflanzliche Proteinquellen werden doch schon längst angeboten. Linsen, Erbsen und Soja liefern hochwertiges Eiweiß – ganz ohne Chitinpanzer und krabbelndes Kopfkino. Stattdessen wird der Insektenboom als nachhaltige Wunderwaffe verkauft.

Die Frage ist nicht nur, ob wir Mehlwürmer essen wollen – sondern, ob wir überhaupt gefragt wurden. Heute sind es ein paar Prozent Insektenmehl im Brot, morgen vielleicht der Burger aus Grillenproteinen. Das Brot wird zu Fleisch. Fleisch von Rindern, Hühner und Schweinen wird ersetzt durch Insektenfleisch. Wo ist da der Unterschied? Welche moralische Instanz entscheidet, welches Tierleben mehr wert ist? Was kommt als Nächstes? Ein halbes Jahrhundert lang war Fleischkonsum die Norm, pflanzliche Ernährung wurde belächelt – und nun sollen Insekten der neue Standard werden?

Wer entscheidet das eigentlich? Die Verbraucher oder eine Industrie, die neue Märkte erschließen will?

Eines ist klar: Wer Lust auf Insektenfleisch hat, und Insektenmehlpulver ist zerkleinertes Insektenfleisch, soll das meinetwegen essen. Doch die Entscheidung muss beim Verbraucher liegen – und nicht in der Trickkiste der Lebensmittelindustrie, mit der Betonung auf Industrie. Statt stiller Beimischung braucht es eine klare Kennzeichnung: Die muss groß, unmissverständlich und direkt auf der Verpackung sein. Wenn es nach mir ginge, sogar abschreckend wie auf den Abbildungen, die seit Jahren die Zigarettenpackungen schmücken.

Denn niemand sollte beim Frühstückskaffee erst das Kleingedruckte entschlüsseln müssen, um zu wissen, ob sein Brot noch aus Getreide besteht – oder bereits aus gemahlenen Tierkadavern.

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