Wenn die Schlechtleistung des RKI als normal empfunden wird, „können wir in dieser an Krisen nicht armen Zeit einpacken“

Kubicki über vollkommen „verkorkste“ Zahlen aus dem Robert Koch-Institut

von Gaia Louise Vonhof (Kommentare: 1)

Im fortschreitenden dritten Pandemiejahr tritt eine ungute Gewöhnung an die Datenqualität des Robert Koch-Instituts ein. Man erwartet schlicht nichts mehr.© Quelle: Youtube / RKI / Phoenix, Montage Alexander Wallasch

Wolfgang Kubicki hat nachgefragt, was die Zahlen darüber aussagen, dass laut RKI-Monatsbericht im Juli gar nicht so viele auf den Intensivstationen lagen, wie „an und mit“ Corona gestorben sind. Aber selbst der Bundestags-Vize aus der Ampelpartei FDP bekommt aus dem Gesundheitsministerium eine Antwort, so nichtssagend wie aus einer Bundespressekonferenz.

Es ist ein Schmierentheater. Oder eine Telenovela. Mit einem schluderigen Billig-Drehbuch. Bei dem man sich fragt, warum eigentlich niemandem aufzufallen scheint, dass auch in der nächsten Folge der Endlos-Serie schon wieder nichts so richtig zusammenpasst: nicht die Dramaturgie, nicht das Drehbuch und nicht die Dialoge. Von der Glaubwürdigkeit der Story mal ganz abgesehen.

Kubickis Frage ist eigentlich ganz einfach, und ließ auf eine aufschlussreiche Antwort hoffen. Denn nachdem R-Wert und Inzidenzen ausgedient haben, wird überwiegend mit der Überbelegung der Intensivstationen argumentiert, wenn es darum geht, den Maßnahmenmarathon der nächsten Corona-Welle zu rechtfertigen.

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Der Politiker wollte also wissen, wie es kommen kann, dass nach Datenlage des RKI im Juli 2022 mehr Menschen (ab 60 Jahre) an COVID-19 verstorben sind, als überhaupt auf Intensiv-Stationen lagen. Er bezieht sich hier auf besagten Juli-Monatsbericht des RKI vom 4. August 2022, insbesondere auf jenen Teil mit dieser Tabelle, aus dem ersichtlich wird, dass bei den über 70-Jährigen „an und mit“ Corona Verstorbenen sogar nur gut ein Drittel eine Intensivstation von innen gesehen hat.

Der Bundestagsvize bekommt von seinen Kollegen aus dem Gesundheitsministerium eine Antwort, die man auch getrost weglassen und stattdessen mit „weiß nicht“ hätte beantworten können:

„Nicht jede an und mit COVID-19 verstorbene Person wurde vorher auf einer Intensivstation behandelt, dies gilt insbesondere für Personen in höheren Altersgruppen.“

Kubicki veröffentlichte via Facebook und konterte für sein Publikum:

„,Nicht jede an und mit COVID-19 verstorbene Person wurde vorher auf einer Intensivstation behandelt‘, ist natürlich keine besonders bahnbrechende Erkenntnis, die mir das Bundesgesundheitsministerium auf meine schriftliche Einzelfrage präsentiert. Die spannende Frage ist aber, wieso man Menschen die ‚mit‘ COVID-19 versterben in einer Statistik erfasst, die vorgibt nach Krankheitsschwere zu differenzieren. Man gibt sich offensichtlich nicht einmal mehr Mühe, die verkorksten Daten zu erklären. Im fortschreitenden dritten Pandemiejahr tritt eine ungute Gewöhnung an die Datenqualität des Robert Koch-Instituts ein. Man erwartet schlicht nichts mehr. Ich wehre mich gegen diese Gewöhnung. Wir können es besser und wir müssen es auch besser können. Wenn der Standard des RKI im Umgang mit Krisen als normal empfunden wird, können wir in dieser an Krisen nicht armen Zeit einpacken. WK“

Wolfgang Kubicki spricht hier einen der vielen Logikfehler in der Corona-Inszenierung an; die Frage ist immer noch: „An oder mit Corona“ verstorben? Ein wesentliches Kriterium eigentlich für die Schwere und Lebensgefährlichkeit von COVID-19. Die Frage ist, warum wird nicht differenziert? Oder noch konkreter, warum wird immer noch nicht differenziert?

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Denn, Kubicki sagt es hier fast wie nebenbei; wir befinden uns mittlerweile im fortschreitenden dritten Pandemiejahr. Während Kubicki moniert, dass die Daten noch nicht einmal mehr erklärt werden, muss man hierzu einfach fragen: Worüber reden wir hier eigentlich immer noch, wie kann das sein?

Daten auf einer soliden Basis könnten getrost erklärt werden, ob dem Vize des Bundestages oder regierungsfernen Journalisten, so es sie noch gibt. Aber warum immer noch Datenchaos? Offensichtlich sind nachvollziehbare und transparente Daten gar nicht gewollt.

Vielleicht, weil die Soap Opera längst ihr Stammpublikum gefunden hat, das wie in Flimmer-Trance auf die nächste Folge wartet, sich an die teils laienhafte Protagonisten und deren miese Darstellerqualitäten genauso gewöhnt hat wie an das billige Drehbuch mit groben Logiksprüngen und Anschlussfehlern in der Handlung: Und denen die Informations-Lücken durch die schlechte Datenübertragung gar nicht mehr auffallen, weil sie selbst im Film sind und dies nicht mitbekommen.

Nur ab und zu stellen ein paar Störer aus dem ansonsten sedierten Publikum unbequeme Fragen oder kommentieren frech. Facebook-Nutzer Christian Götz schreibt bei Wolfgang Kubicki:

„Haben Sie das immer noch nicht verstanden? Wenn genaue Daten geliefert würden, wäre jedem klar, dass die Pandemie schon lange vorbei ist.“

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Kommentare