Habeck und der Wehrdienst

Kriegsgeschrei am Ende des Regenbogens

von Parviz Amoghli (Kommentare: 12)

Anstatt um das Land und das Volk, geht es ihnen um den Staat.© Quelle: Youtube / Phoenix, Screenshot

Man sollte meinen, ein Doktor der Philosophie hätte mehr Gefühl dafür, wann man sich bis auf die Knochen blamiert und der Lächerlichkeit preisgibt. Aber nein, Robert Habeck lässt keine Gelegenheit aus.

Diesmal ist es das Bekenntnis, heute, im Spätsommer 2023, nicht mehr wie vor rund 35 Jahren den Wehrdienst verweigern zu wollen, sondern stattdessen einzurücken und das Soldatenhandwerk zu lernen.

Nun ist es ja so, dass Robert Habeck viel und gerne redet. Am liebsten über sich und seine Großartigkeit. Daher bräuchte man seiner Wortspende in Sachen Wehrdienst eigentlich nicht allzu viel Bedeutung beimessen. Wenn er denn der einzige Protagonist der Bunten Republik wäre, der seinen diesbezüglichen Gesinnungswandel publik macht.

Aber das ist er nicht. Mit Campino, dem Sänger der Toten Hosen, hat es angefangen. Im Mai 2022 zweifelt er genauso zerknirscht wie öffentlichkeitswirksam an seiner Entscheidung, Anfang der 1980er Jahre den Wehrdienst verweigert zu haben. Danach folgten unter anderem ein Bischof, ein „Spiegel“ Redakteur, der Kieler Bürgermeister, sogar der Bundeskanzler höchstselbst und jetzt sein Vize.

Das wirft natürlich Fragen auf. Zum Beispiel, ob es in der deutschen Armee wieder Bedarf an Führungsoffizieren oder Polit-Kommissaren gibt? Oder hat die "No border, No Nation"-Fraktion den Patriotismus oder gar das Nationalgefühl für sich entdeckt?

Wohl kaum. Spricht dann aus ihnen jener Opportunismus, ohne den keine totalitäre Bewegung auskommt, und der sie jetzt dazu zwingt, in Zeiten wachsender Opposition, die nationale Karte zu spielen? Das schon eher. Allerdings gibt es noch eine weitere Möglichkeit. Nämlich, dass sie den neuentdeckten Kampfesmut ernst meinen.

Und zwar nicht resultierend aus einer plötzlich aufgeploppten Heimat- oder Vaterlandsliebe gegenüber der Bundesrepublik, sondern vielmehr aus der Treue zu dem, was inzwischen daraus geworden ist: die Bunte Republik. Anstatt um das Land und das Volk, geht es ihnen um den Staat. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Die Interessen des Landes sind nicht zwingend identisch mit denen des Staates. Erst recht nicht, wenn an den Schalthebeln der Macht ausgesprochene Landesfeinde sitzen. Was das bedeutet, erfahren die Insassen des besten Deutschlands aller Zeiten gerade am eigenen Leib.

Diese Betrachtungsweise setzt freilich voraus, im Ukraine-Krieg mehr zu sehen als nur einen Waffengang zwischen zwei Staaten. Stattdessen haben wir es mit einem Systemkonflikt zu tun, der weit über die Kampfhandlungen in der Ukraine hinausgeht. Oder werden dort etwa nicht mehr „unsere“, also die Werte des bunten Staates verteidigt?

Womit wir wieder bei den Versicherungen der ehemaligen Wehrdienstverweigerer sind, heutzutage das Soldatenkleid anzuziehen. Es soll sie als Kämpfer für die gute Sache schmücken. Was sie einmal mehr als Ideologen zu erkennen gibt, bei denen das Wohl des Landes hinter dem Regenbogen zurückstehen muss.

Ansonsten hätten sie solche Peinlichkeiten unterlassen. Für den Kanzler und seinen Vize gilt darüber hinaus, dass sie deutsche Kriegsziele definiert hätten, die naturgemäß von denen der Ukraine abweichen. Und so die Grundlage für eine Politik zu schaffen, die Deutschlands Verantwortung nach außen wie nach innen Rechnung trägt und das Land möglichst unbeschadet durch diesen Krieg bringt. Doch davon weit und breit keine Spur. Stattdessen überflüssige Erklärungen, die die Glaubwürdigkeit des politischen Personals weiter untergraben.

Wer allerdings keine Lust hat, irgendwann Gefahr zu laufen, sich in derselben Rotte wie Scholz oder Habeck wiederzufinden, der sei auf die Möglichkeit hingewiesen, auch nachträglich den Wehrdienst zu verweigern. Es bedarf nur eines Briefes. Ob es was bringt, wird der Ernstfall zeigen. Aber das wäre eine angemessene Antwortgeste auf das Gerede der Verweigerer.

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