Taurus im Osterei gegen Moskau

Kiesewetters Osterbotschaft: Pervertierung einer religiösen Botschaft

von Gregor Leip (Kommentare: 5)

Der Sofakrieger© Quelle: Youtube/Phoenix, screenshot

Kiesewetter will den totalen Krieg gegen Russland, er will es richtig krachen lassen. Aber Deutschland ist gut beraten, eine direkte Konfrontation mit Russland zu vermeiden.

Von Gregor Leip

Der Bundestagsabgeordnete der Christlich Demokratischen Union Deutschlands, Roderich Kiesewetter, schrieb gestern morgen um kurz nach Neun vor dem Kirchgang folgende Worte via X:

„Statt einer Osterbotschaft. Taurus kann Menschenleben retten, weil entsprechend russische Logistik zerstört wird, bevor aus Russland tödliche Bomben auf ukrainische Zivilisten gestartet werden. Die Nicht-Lieferung bleibt deshalb unterlassene Hilfeleistung, die zu mehr Opfern in der Ukraine führt. Es braucht dort auch keine deutschen Soldaten dafür, wie bewusst immer wieder prominent falsch behauptet wird.“

Kiesewetters sogenannte „Osterbotschaft“ ist ein eklatanter Missbrauch eines der heiligsten christlichen Feste für eine zynische, kriegstreiberische Agenda. Statt die Botschaft von Ostern – Frieden, Hoffnung und Versöhnung – zu verkünden, liefert der CDU-Politiker eine kalte, technokratische Rechtfertigung für die Lieferung von Taurus-Raketen an die Ukraine.

Dieser Text ist nicht nur ein ethischer Tiefschlag, sondern auch ein gefährlicher Versuch, die komplexe Realität des Ukraine-Konflikts auf eine simplistische Pro-Waffen-Propaganda zu reduzieren. Dieser elende X-Tweet offenbart Kiesewetters zahlreichen Schwächen, von moralischer Verfehlung bis hin zu geopolitischer Kurzsichtigkeit.

Zunächst ist der Titel „Statt einer Osterbotschaft“ ein bewusster Affront gegen die spirituelle Bedeutung des Osterfestes. Ostern steht für Christen für Auferstehung, Erlösung und die Überwindung von Leid und Tod. Der Christdemokrat Kiesewetter entweiht diese Symbolik, indem er die Botschaft durch einen Aufruf zur militärischen Eskalation ersetzt.

Anstatt Hoffnung zu verbreiten oder einen Weg zur Deeskalation des Krieges aufzuzeigen, wird die Zerstörung russischer Logistik als vermeintliche Rettung gefeiert. Diese Pervertierung einer religiösen Botschaft zugunsten einer militärischen Logik ist nicht nur geschmacklos, sondern auch ein Schlag ins Gesicht all jener, die in Ostern einen Moment der Besinnung und Menschlichkeit sehen.

Der Kern von Kiesewetters Argumentation – dass Taurus-Raketen „Menschenleben retten“, indem sie russische Logistik zerstören – ist eine gefährliche Vereinfachung, die die Dynamiken des Krieges ignoriert.

Taurus-Raketen sind Langstreckenwaffen mit einer Reichweite von über 500 Kilometern, die tief in russisches Gebiet eindringen können. Ihre Lieferung würde nicht nur die ukrainische Verteidigung stärken – selbst das ist nicht gesichert –, sondern auch das Risiko einer direkten Konfrontation zwischen NATO-Staaten und Russland erhöhen.

Die Behauptung, dass solche Waffenlieferungen automatisch zivile Opfer in der Ukraine reduzieren, ist spekulativ und ignoriert die Möglichkeit, dass Russland auf eine solche Eskalation mit verstärkten Angriffen reagiert. Die Geschichte zeigt, dass Waffenlieferungen in Konfliktzonen selten zu einer Deeskalation führen, sondern neue Gewaltspiralen auslösen. Kiesewetter verschweigt diese Risiken, so möchte sich der Schreibtischkrieger  als moralisch unanfechtbar darzustellen.

Die Anklage der „unterlassenen Hilfeleistung“ ist eine rhetorisch-manipulative Schäbigkeit. Indem Kiesewetter die Nicht-Lieferung von Taurus-Raketen als moralisches Versagen brandmarkt, erzeugt er einen emotionalen Druck, der jede differenzierte Diskussion erstickt. Diese Schuldzuweisung ignoriert jedoch die komplexen Überlegungen, die hinter der Zurückhaltung Deutschlands stehen.

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Deutschland ist gut beraten, eine direkte Konfrontation mit Russland zu vermeiden – ein Verhalten, das angesichts der nuklearen Drohungen Moskaus alles andere als unbegründet ist.

Für Kiesewetter ist Eskalation das einzige Mittel: Er stellt Vorsicht als Feigheit oder Gleichgültigkeit dar, ohne eine ernsthafte Alternative anzubieten, wie etwa verstärkte diplomatische Initiativen oder humanitäre Unterstützung. Seine einseitige Fokussierung auf militärische Lösungen zeigt eine erschreckende Blindheit für die Notwendigkeit eines umfassenderen Ansatzes zur Beendigung des Krieges.

Besonders verwerflich ist Kiesewetters Behauptung, dass die Sorge um eine Verstrickung deutscher Soldaten in den Konflikt eine „bewusste Falschbehauptung“ sei. Diese Aussage ist nicht nur respektlos gegenüber legitimen Ängsten, sondern auch realitätsfern.

Taurus-Raketen sind hochkomplexe Waffensysteme, deren Einsatz eine enge Koordination und möglicherweise technische Unterstützung erfordert. Die Befürchtung, dass Deutschland durch die Lieferung solcher Waffen tiefer in den Konflikt gezogen werden könnte, ist keineswegs aus der Luft gegriffen. Kiesewetter wischt diese Bedenken mit einer Handbewegung weg, ohne sich mit den tatsächlichen Implikationen auseinanderzusetzen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist der Mangel an Empathie und Menschlichkeit in Kiesewetters Text. Eine Osterbotschaft sollte Mitgefühl für die Opfer des Krieges – auf beiden Seiten – ausdrücken und einen Weg zur Versöhnung aufzeigen. Stattdessen reduziert Kiesewetter die Ukraine-Krise auf eine militärische Gleichung, in der die Lieferung von Waffen als Allheilmittel präsentiert wird.

Die Leiden der ukrainischen Zivilbevölkerung werden zwar erwähnt, dienen jedoch nur als rhetorisches Mittel, um die eigene Position zu untermauern. Die Frage, wie eine nachhaltige Lösung für den Konflikt aussehen könnte, bleibt unbeantwortet.

Ebenso fehlt jeglicher Hinweis auf die Notwendigkeit internationaler Verhandlungen, Sanktionen oder anderer nicht-militärischer Maßnahmen, die den Krieg beenden könnten.

Kiesewetters „Osterbotschaft“ ist ein Dokument, das weniger von moralischer Überzeugung als von politischer Berechnung geprägt ist. Welchem weltlichen Herrn folgt dieser gefährliche Mann?

Als Mitglied der CDU nutzt er die Ukraine-Krise, um sich als entschlossener Hardliner zu profilieren, während er die tatsächlichen Risiken seiner Forderungen ausblendet. Seine Botschaft ist ein Versuch, die komplexe Realität des Krieges auf eine einfache Pro-Waffen-Narrative zu reduzieren, die weder den Opfern des Konflikts noch der Verantwortung Deutschlands als globaler Akteur gerecht wird.

Anstatt die Osterzeit für einen Aufruf zu Frieden und Menschlichkeit zu nutzen, liefert Kiesewetter eine kalte, militaristische Polemik, die den Geist des Festes verhöhnt.

Kiesewetters X-Text ist nicht nur ein ethisches Versagen, sondern auch ein gefährlicher Schritt in Richtung weiterer Eskalation. Kiesewetter will den totalen Krieg gegen Russland, er will es richtig krachen lassen.

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