Obwohl Lehrermangel keine neue Problematik ist, zeigt sich doch eine zunehmende Dramatik in der Entwicklung. Das Unvermögen, vakante Stellen mit voll ausgebildeten, qualifizierten Lehrkräften zu besetzen, habe sich „im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich verschärft“, beklagt Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
Das hat zur Folge, dass das neue Schuljahr vielerorts mit Unterrichtsausfall startet, größere Lerngruppen gebildet werden, also Klassen zusammengelegt, Stundenpläne gekürzt werden müssen und Förderangebote mancherorts komplett gestrichen werden.
Noch im August hatte das Schuljahr in elf der 16 Bundesländer begonnen, in dieser Woche waren Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland dran, dann folgen, traditionell als letztes, die südlichen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern.
Der Freistaat schlug bereits vor den Sommerferien Alarm und kündigte an, aufgrund des Lehrermangels ganze Unterrichtsangebote zu streichen, um genug ausgebildete Pädagogen als Klassenleiter zu haben. Berlin startete das Schuljahr mit einem Schüler-Rekord bei gleichzeitig 875 fehlenden Lehrkräften.
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In Deutschland sind mehr als 800.000 Lehrkräfte an Schulen und Berufsschulen beschäftigt. Davon entscheiden sich laut Statistischem Bundesamt immer mehr für Teilzeit. Im Schuljahr 2020/2021 arbeiteten demnach fast 40 Prozent nicht voll, das ist die höchste Teilzeit-Quote seit zehn Jahren.
Dieser Entwicklung der abnehmenden Lehrer-Verfügbarkeit, stehen ein immer höher werdendes Schüleraufkommen entgegen: Grund für Letzteres sind nach Angaben der Kultusministerkonferenz (KMK) mehr Geburten und die Zuwanderung.
Zu den deutschlandweit fast elf Millionen Schülern kommen inzwischen mehr als 150.000 allein aus der Ukraine hinzu.
Weitere die Situation verschärfende Aspekte sind politische Entscheidungen wie Ganztagsausbau, Vorgaben zu Inklusion oder auch Sprachförderung, die zusätzlich zu höherem Personalbedarf an den Schulen führen.
Dieses Fachkräftedefizit aufzufangen scheint schwierig, auch Versuche, dem Problem durch Quer- und Seiteneinsteiger beizukommen, scheiterten am Bewerbermangel.
Der Fachkräftemangel steigt nicht nur an Schulen, sondern auch bei den Kitas. Auch dem ersten institutionellen Bildungsort für Kinder stehen immer weniger Fachkräfte zur Verfügung, auch in Berlin, wie der Verband der Kleinen und Mittelgroßen Kita-Träger Berlin moniert und den Berliner Senat auffordert, schnellstmöglich geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Der Markt ist also auch in dieser Branche wie leergefegt.
Gründe hierfür liegen neben dem demografischen Wandel unter anderem darin, dass das Berufsbild der pädagogischen Fachkraft in Kitas weder finanziell noch politisch attraktiv besetzt ist.
Die Fachkräfte werden auch hier aufgerieben im Spannungsfeld zwischen ihren eigenen Ansprüchen an Bildungsarbeit und individueller Förderung der Kleinen und den Vorgaben des Senats und den Erwartungshaltungen der Eltern andererseits.
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Laut des Gesundheitsreports der Barmer, einer der größten deutschen gesetzlichen Krankenversicherungen mit mehr als neun Millionen Versicherten, war eine Fachkraft innerhalb des Jahres 2020 durchschnittlich 26,47 Tage arbeitsunfähig gemeldet und damit bereits im ersten Pandemie-Jahr 33,9 Prozent länger krankheitsbedingt abwesend als andere Beschäftigte (19,77 Tage).
Drei Viertel der Berliner Kita-Einrichtungen verzeichnen einen höheren Krankenstand als noch im Vorjahr.
Besorgniserregend dabei ist, dass ein Drittel der Erkrankungen auf allgemeine Erschöpfungszustände zurückgeführt werden.
Vor allem die zahlreichen physischen und psychischen Belastungen der Pandemie-Zeit haben die Kita-Teams an den Rand des Zumutbaren gebracht, jetzt kommt noch eine Kostenexplosion durch die Inflation hinzu: Viele Kitas selbst seien durch steigende Sachkosten jetzt auch noch selbst in ihrer Existenz bedroht – die Kitas sprechen laut ihres Verbandes von einer Preissteigerung für Energie im Juli 2022 von 42,9 Prozent und für Nahrungsmittel von 14,8 Prozent.
Was man dabei auch nicht vergessen darf, ist ein politisch gesellschaftlicher Druck durch jede Menge Handreichungen, die ins Haus flattern und den Mitarbeitern auch noch den letzten Genderismus erklären wollen und wie er an die Kinder weiterzureichen sei.
Das Problem der so genannten Helikopter-Eltern hat sich ebenfalls in Form einer gesteigerten Einmischung in die Arbeit des Personals niedergeschlagen. War die Einbindung der Eltern zeitweilig ein Vorteil für das Erziehungspersonal, ist sie zwischenzeitlich immer mehr zur Last geworden. Zur Belastung.
Die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation scheint in allen Bereichen wie ein Brennglas über den Schwachpunkten der Gesellschaft zu wirken. Die Kinder bleiben unsere Zukunft. Die Zukunft Deutschlands. Deren Schul- und Ausbildung sicherzustellen, und deren Wohlergehen, sollte das Ansinnen jeden Staates sein.
Aber schon macht sich eine Stimmung breit, die Mütter zu Umweltsäuen abstempelt. Das allerdings interessiert die zugewanderten Mütter weniger, viele von ihnen sind noch stark in ihrer eigenen Kultur verwurzelt, die modernen Marotten der Frauen des Gastlandes interessiert sie wenig.
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