Ich frage immer mal wieder in meinem Umfeld, und das entspricht so ziemlich dem, was jetzt eine INSA-Studie, beauftragt von Roland Tichy, herausgefunden hat: Die Vertrauenswürdigkeit von ARD und ZDF hat nicht nur stark gelitten, sie ist regelrecht eingebrochen.
Laut Ergebnis der repräsentativen Befragung schaut ein Viertel der deutschen Bürger überhaupt kein öffentlich-rechtliches Fernsehen mehr. Selbst bei denen, die noch schauen, sieht es mau aus: Bald die Hälfte der Bürger, 40,4 Prozent, hat kein Vertrauen mehr in die Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen.
Nur etwas mehr als diese Gruppe, nämlich 45,4 Prozent der Befragten, glauben noch daran, dass die Öffentlich-Rechtlichen objektiv oder eher objektiv berichten.
Interessant bei diesem Ergebnis ist vor allem auch die Tendenz: 19,5 Prozent der Befragten gaben an, schon zuvor kein Vertrauen gehabt zu haben. 26 Prozent von denen, die bisher Vertrauen hatten, haben dieses in letzter Zeit nach eigener Aussage verloren. Das ist tatsächlich ein Desaster für die Staatsmedien. Man könnte auch sagen, die Öffentlich-Rechtlichen haben in letzter Zeit ein Viertel ihrer bisherigen Gefolgschaft verloren, jedenfalls mindestens ihre Glaubwürdigkeit.
Und bezahlte man dieses Fernsehen von gestern, dann müsste man leistungsgerecht die Hälfte der Zwangsgebühren kürzen. Aber es sind eben dem Namen nach Zwangsgebühren, also Gebühren, die man für etwas entrichten muss, was immer weniger Bürgern gefällt.
Ihre Unterstützung zählt
Aber das Desaster ist damit noch nicht zu Ende erzählt: Denn wie steht’s um die Glaubwürdigkeit einer Unabhängigkeit von ARD und Co?
Dass die Sender unabhängig von Interessengruppen und staatlichen Einflüssen sind, glaubt sogar nur noch eine Minderheit. Nur 33,7 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Sender unabhängig sind von Interessensgemeinschaften, viel mehr, nämlich 47,8 Prozent, sehen Abhängigkeiten, 48,5 Prozent sogar Staatsnähe.
Hier darf man bei der 33,7 Prozent-Minderheit durchaus davon ausgehen, das auch Trotz eine Rolle bei der Beantwortung gespielt hat. Trotzdem ich es besser weiß, erzähl ich einen … Sie wissen schon, welches Wort sich hier reimt.
Ähnlich die Verhältnismäßigkeit der Ergebnisse, wenn es um die Erfüllung des Rundfunkstaatsvertrags geht: Hier ist eine Mehrheit von 45,4 Prozent der Auffassung, dass die öffentlich-rechtlichen Sender diesen Auftrag nicht oder eher nicht erfüllen. Nur 38,1 Prozent glauben das noch.
Das ist – und ich schreib es hier bewusst in Versalien: EINE KATASTROPHE!
Insgesamt wurden für diese Studie 1.002 Bundesbürger über 18 Jahre befragt.
Noch vor knapp einem Jahr sahen die Ergebnisse einer Infratest-Umfrage für 2020 ganz anders aus.
Damals hieß es:
„Dem Informationsangebot der Medien wird von einer breiten Mehrheit im Land hohe oder sehr hohe Qualität attestiert (90 Prozent, +/-0 im Vergleich zu November 2019). Von der Glaubwürdigkeit der Medien insgesamt sind sogar etwas mehr Bürgerinnen und Bürger (67 Prozent, +6) überzeugt als noch im vergangenen Jahr.“
Und weiter wird die 2020er-Umfrage so ausgewertet:
"Die Qualität der Berichterstattung zu diesem Thema (Corona-Pandemie, Anm. d. Red) im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bewerten vier Fünftel (82 Prozent) der Deutschen als sehr gut oder gut. Und dass das Gros der Bevölkerung (60 Prozent) glaubt nicht, dass den deutschen Medien von Staat und Regierung vorgegeben wird, worüber sie berichten sollen, diese also unabhängig von stattlicher Einflussnahme sind."
Ja, heute, gerade einmal zwei Jahre später, kann so etwas schnell einen Lachkrampf oder Wutanfall auslösen. Aber vertiefen wir uns mal weiter in den Vergleich:
Entgegen diesen 60 Prozent, die noch in 2020 bei den Medien an Staatsunabhängigkeit glaubten, steht in der 2022er-Umfrage, dass nur noch unter 35 Prozent an die Unabhängigkeit der Medien von Beeinflussung durch die Regierung glauben.
Auch wenn diese Studien nicht exakt die gleichen Fragestellungen haben, ist die Tendenz der Antworten bzw. Ergebnisse besonders interessant in Bezug auf die Entwicklung der Haltung der Bevölkerung zu den Medien.
Denn die Ergebnisse zeigen einen rasantem Vertrauensverlust in die öffentlich-rechtlichen Medien.
Zueinander in Bezug gesetzt, belegen die Studienergebnisse, dass ARD und Co, einhergehend mit ihrem Verlust an Glaubwürdigkeit, diejenigen verlieren, die zum vorher treuen öffentlich-rechtlichen Stammpublikum gehörten.
Ihre Unterstützung zählt
Aber was ist darüber hinaus mit der Jugend, der Zielgruppe der Zukunft?
In der Auswertung der WDR-Infratest-Studie 2020 wurde noch gejubelt:
„Besonders hervorzuheben: Unter den besonders internetaffinen jüngeren Menschen im Land im Alter von bis 34 Jahren halten rund 80 Prozent Onlineangebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für besonders glaubwürdig, bei den 35- bis 49-Jährigen sind es immerhin 71 Prozent.“
Aber im gleichen Jahr gab es auch ganz andere Tendenzen. Die Ergebnisse einer Studie aus Bielefeld sorgten beim NDR regelrecht für Alarmstimmung:
Denn 71,6 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen hielten so gar nichts von den Journalisten, sprich den Medien. Mehr als ein Drittel vermutete sogar, dass die Medien absichtlich wichtige Informationen zurückhalten (37,9 Prozent) und nur ihre eigene Meinung verbreiten würden (32,8 Prozent).
Dass diese Mehrheit der Jugendlichen, die den ÖR-Medien nicht vertraut und sich stattdessen über soziale Medien informiert, zu Verschwörungsmythen neigen müsse, ohne dass die hier näher klassifiziert wurden, ist einer der Schlüsse, der hier gezogen wurde.
Aber vielen Jugendlichen sind solche Diffamierungen egal. Jedenfalls egaler als manchem Erwachsenen.
Nun ist klar, dass die Bielefeld-Studie über das Vertrauen der Kinder und Jugendlichen in die Medien nicht eins zu eins verglichen werden kann mit den vorhergehenden Erhebungen, zumal hier weder Zielgruppe/Altersgruppe deckungsgleich ist, noch die Fragen vergleichbar.
Aber eine Tendenz wird eben deutlich: Hier ist bereits ein massiv fehlendes Vertrauen auch bei den potenziellen Gebührenzahlern von morgen ersichtlich. Ganz klar: Diese Jugendlichen werden sich auch später nicht an etwas orientieren, was sie schon als Heranwachsende nicht glaubwürdig fanden.
Die Öffentlich-Rechtlichen haben über Jahre hinweg hohe Vertrauensverluste zu verzeichnen. Und diese Verluste müssen mitverursacht worden sein durch die Art und Weise der Berichterstattung. Unter anderem zu Themen aus Politik und Tagesgeschehen, zu Corona, Krieg und Wirtschaftskrise.
Das sind Themen, die vor allem das Funktionieren von Staat, Demokratie und Regierung widerspiegeln. Wahrscheinlich, und dieser Schluss kann nur naheliegen, widerspricht die Alltagswirklichkeit der Befragten, auch schon im jungen Alter, dem, was den Menschen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen vorgesetzt wird.
Man muss sich zumeist nur in seinem Umfeld umhören, oder einfach in den Kommentarspalten der sozialen Medien die kommentierenden Privat-User unter die Lupe nehmen, dann wird diese Tendenz offensichtlich, dass es hier ein riesiges Gap zwischen offiziellem Narrativ und den Alltagswirklichkeiten und -Bedürfnissen der Menschen gibt.
Noch einmal zurück zu den repräsentativen Umfragen: Wenn also die ÖR-Medien so massiv an Reputation verlieren, muss daraus der Schluss gezogen werden, dass der Vertrauensverlust in die Regierung und ihre Institutionen mindestens im gleichen Maße stattfindet.
All diesen Studienergebnissen, und den durch diese offenbarten Tendenzen, komplett entgegen stehen Zahlen, mit denen die ARD stolz hausieren geht. Denn laut Statista kann sich die Tagesschau in 2020 und 2021 über ein Quoten-Allzeithoch freuen, was wirklich verwunderlich ist.
Es wird Aufgabe von unabhängigen Statistikern sein, einmal zu ermitteln, wie diese Jubel-Zahlen der Nachrichten-Quoten einhergehen können mit den oben aufgeführten repräsentativen Umfragen innerhalb der Bevölkerung, die in der Endkonsequenz exakt das Gegenteil aussagen.
Und auf jeden Fall eine Fahrt aufnehmende Entwicklung aufzeigen von hohen Zuschauerverlusten, fehlendem Nachwuchs-Publikum und einem rasanten Schmelzen von Glaubwürdigkeit und Reputation.
Die Öffentlich-Rechtlichen sind abgemeldet bei den Deutschen. Sie senden nur noch, weil sie zwangsfinanziert werden. Und deshalb schert es auch niemanden, dass fast 70 Prozent aller Deutschen den Zwangsgebühren-Betrag von 18,36 Euro pro Haushalt im Monat unangemessen finden, wie eine aktuelle, repräsentative Civey-Studie für Business Insider ergab.
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.
Zur Anmeldung