Die Sehnsucht eines verwirrten Bundesministers nach Herbstlockdown und Impfpflicht

Zahlendreher Lauterbach macht Parlament und Bürgern eine lange Nase

von Gaia Louise Vonhof (Kommentare: 4)

Wo, bitte, sollen bei 100 Prozent geimpfter Portugiesen denn überhaupt die Ungeimpften herkommen, von denen wiederrum 10 Prozent – frei nach Lauterbach – sterben?© Quelle: Pixabay / Schwerdhoefer, YouTube / Disslike

Zunächst einmal macht der aktuelle Lagebericht vom Robert Koch-Institut (RKI) Hoffnung auf weitere Entspannung der Corona-Lage. Und er hat das Potenzial, den Bundesgesundheitsminister als Verbreiter von Falschinformationen zu entlarven.

Denn was Karl Lauterbach verlautbarte, als Ende der Woche im Bundestag um die Einführung des neuen Infektionsschutzgesetzes am 23. September 2022 verhandelt wurde, ging über die Logiksprünge hinaus, die man von Deutschlands führendem Talkshow-Nomaden kennt.

Aber erstmal zur Meldung der Coronalage im aktuellen Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI): Das RKI sieht weiter keine wachsende Krankheitsschwere durch die derzeit dominierende Omikron-Variante BA.5 in Deutschland.

Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass BA.5 schwerere Verläufe verursacht oder tödlicher sei als vorherige Virusvarianten, schreibt das RKI weiter im Bericht. Und: In Deutschland dominiere diese Omikron-Variante seit sechs Monaten mit gegenwärtig über 99 Prozent der registrierten Fälle.

Auch die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sei in der letzten Woche nur noch nur noch leicht angestiegen.

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Ungefähr zeitgleich mit dem Erscheinen des Berichtes fand am vergangenen Donnerstag im Bundestag die erste Lesung zum Infektionsschutzgesetz statt, welches am 23. September neu verabschiedet werden soll.

Zielgerichtet und ungeachtet der Informationen aus dem RKI-Wochenbericht, der dem Gesundheitsminister bekannt und präsent sein sollte, auch ob der Aktualität und Brisanz des Themas, sagt Lauterbach im Plenum:

„Wir werden damit ringen müssen, dass die BA.5-Variante wieder etwas schwerer verläuft als die BA.1-Variante.“

Kurz: Da behauptet der Gesundheitsminister das Gegenteil dessen, was das seinem Ministerium unterstellte RKI zeitgleich in seinem Wochenbericht offiziell herausgibt.

Der Sozialdemokrat interpretiert Fakten und Daten in seinem Wunschsinne, ignoriert die Ergebnisse der ihm unterstellten Behörde, und posaunt seine Behauptungen heraus, als wäre diese damit automatisch die neueste Faktenlage … Ja, warum eigentlich, und um was damit zu erreichen?

Auf jeden Fall, um gleich mit der nächsten mutmaßlichen Falschnachricht anzuschließen:

„Wir wissen, dass von den 80-Jährigen, die ungeimpft sind und die mit der BA.5-Variante infiziert sind, 10 Prozent versterben; das sind die Daten aus Portugal.“

Was der Gesundheitsminister in seinem Impf- oder wahlweise Panikmache-Eifer wohl komplett vergessen hat und hier mit einem ungeheuerlichen Selbstverständnis präsentiert, entbehrt jeder Logik und Faktengrundlage.

Denn schon seit Oktober 2021 sind in Portugal 98 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahren geimpft, die Impfquote bei den über 65-Jährigen lag beim Europa-Impfmeister schon damals bei 100 Prozent.

Nicht nur das ist bekannt, sondern auch, dass, wie gestern im RKI-Wochenbericht zu lesen, die BA.5-Variante erst im Frühjahr 2022 (siehe oben) auftauchte, also ein halbes Jahr später, als ganz Portugal schon längst komplett durchgeimpft war.

Was, wohlwollend ausgedrückt, zum nächsten Logikfehler führt: Wo bitte, sollen bei 100 Prozent geimpfter Portugiesen denn überhaupt die Ungeimpften herkommen, von denen wiederrum 10 Prozent – frei nach Lauterbach – sterben?

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Was eigentlich mit Daten, Fakten, Studien und haltbaren Argumenten unterfüttert werden muss, mindestens aber mit dem, was die dem Gesundheitsministerium beigeordneten Behörden wie das RKI als Basis liefern, ist die Neuauflage des Infektionsschutzgesetzes, und die ist im Sinne aller Betroffenen sorgsam abzuwägen.

Am Ende geht es um nicht mehr oder weniger, als dass hier Argumente zusammengeschustert werden, um die Neuauflage des Infektionsschutzgesetzes zu verargumentieren. Also eine erneute Einschränkung der Grundrechte ab dem Herbst zu erreichen.

Martin Sichert, MdB und gesundheitspolitischer Koordinator der AfD, postete direkt im Anschluss an die Debatte: „Peinlich ist zudem, dass der Gesundheitsminister nicht mal die Datenlage seiner eigenen Regierungsinstitute kennt.“ Er fordert: „Es braucht endlich einen Gesundheitsminister, der sich mit Zahlen, Daten und Fakten beschäftigt und diese nicht selbst erfindet.“ Und: „Wir brauchen keine Märchenminister, sondern Politiker, die die Aufgaben ernstnehmen.“

Sehr ernst jedenfalls scheint Lauterbach seine eigenen Pläne für den Herbst zu nehmen, so ernst, dass er über seine Portugal- und B5-Varianten-Interpretation noch gleich die nächste Krücke für die Durchsetzung seiner Herbst-Pläne heranzieht: Auf Twitter muss jetzt auch noch Long Covid dafür herhalten: „Die #WHO warnt eindringlich vor LongCovid. Im Herbst muss auch die Vermeidung von LongCovid ein Ziel sein.“

Aber meint Lauterbach jetzt Long Covid oder doch eher Long Impfung?

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Kommentare