Alexander Wallasch: Viele Vertreter aus Politik und Medien trauen sich nicht mehr, das Thema Corona anzufassen. Überall wartet die Denunziation in den sozialen Medien. Der Ausschluss aus der Gemeinschaft droht. Jetzt könnte man sagen: Dann gehe halt raus aus Facebook und Twitter. Wer aber jung ist, weiß, dass Arbeitgeber bei Neueinstellung eben auch diese sozialen Netzwerke screenen. Und da wäre auch die Nichtteilnahme ein Statement. Insbesondere kritische Journalisten fühlen sich im Hamsterrad. Sie rasen den Themen hinterher, welche der Mainstream liegen lässt.
Hans-Georg Maaßen: Leute, die einen eigenen Kopf und Mut haben, sich kritisch zu äußern, sind Menschen mit Rückgrat. Davon gibt es nicht viele. Es sind Menschen, die für ihre Überzeugung Nachteile oder sogar politische Verfolgung in Kauf nehmen. Meistens sind es Menschen, denen es – wie mir – gleichgültig ist, was die derzeit noch dominierenden Medien über sie sagen. Ich halte mich an Konrad Adenauer, der sagte, ihm sei es egal gewesen, was die Mitwelt über ihn sagte. Entscheidend sei es, was die Nachwelt über ihn sagen wird. Ich bin mir sehr sicher, dass die Nachwelt unsere politisch-medial Herrschenden verfluchen wird und dass die vielen Kritiker der herrschenden Verhältnisse, die Dissidenten, die Diffamierten und Ausgegrenzten zu den Gewinnern der Geschichte zählen werden.
Ich verstehe, dass jüngere Menschen, die jetzt um Anerkennung, um Karriere und um Wohlstand kämpfen, wesentlich ängstlicher und vorsichtiger sind. Die meisten wollen nichts riskieren, sie wollen nicht ausgegrenzt sein. Aber das kann passieren, wenn man sich nicht konform äußert, besonders zum Thema Corona. Seit Beginn der Ukrainekrise ist das immer schlimmer geworden: Derjenige, der den Sinn der Coronaimpfung in Frage stellt oder einfach nur Angst vor den Nebenwirkungen hat, wird von den regierungstreuen Mainstreammedien als Impfleugner oder Rechtspopulist diffamiert. Die Steigerung der Diffamierung ist, jemanden als Nazi und Antisemiten zu bezeichnen.
Die Staatsmedien tragen maßgebend zur Einschränkung der Meinungsfreiheit bei. Sie sind es, die jede Kritik an den herrschenden Verhältnissen gnadenlos bekämpfen. Sie zählen, wie eine Frau Schlesinger, zu den Hauptnutznießern der herrschenden Verhältnisse. Journalisten, die diese Verhältnisse ablehnen, sind sehr vorsichtig, da sie mit erheblichen persönlichen Nachteilen rechnen mussten.
Alexander Wallasch: Jetzt könnte man annehmen, dass es aktuell in der Berichterstattung so etwas wie einen Kipppunkt gibt. Aber wenn ich auf die Corona-Debatte zurückschaue und meine Erfahrung aus der Zuwanderungsdiskussion dazunehme, dann gab es immer mal wieder Kipppunkte, aber die führten zu nichts. Für manche Journalisten geht die Hoffnung verloren. Haben Sie noch Hoffnung?
Hans-Georg Maaßen: Weder bin ich Optimist noch bin ich Pessimist. Ich analysiere die Lage und die herrschenden Verhältnisse, und ich bin Realist. So habe ich es gelernt. Deshalb denke ich in Szenarien. In möglichen oder wahrscheinlichen. Und ich rede nicht über Hoffnung, sondern eher über Zuversicht. Und ich bin sehr zuversichtlich. Man kann einige Menschen die ganze Zeit und alle Menschen eine Zeit lang zum Narren halten, aber man kann nicht alle Menschen allezeit zum Narren halten. Dann wird es kippen. Und ich sehe, dass immer mehr Menschen erkennen und verstehen, dass die Frau Merkel Deutschland aus Dummheit oder Berechnung unglaublichen Schaden zufügte und dass dies immer so weiter geht.
Ob es eine Aufarbeitung in den nächsten Jahren geben wird, weiß ich nicht. Dagegen spricht, dass viele Funktionäre als große, mittelgroße oder kleine Räder an diesen unglaublichen Fehlleistungen mitwirkten; Politiker, komplizenhaft agierende Journalisten oder Beamte. Und diese Leute haben natürlich kein Interesse, dass es zu ihren Lebzeiten zu einer Aufarbeitung kommt. Aber ich setze mich für eine solche Aufarbeitung ein.
Jeder Journalist, der seinen Job gewissenhaft macht, hätte bei der Vielzahl an Impfnebenwirkungen und der hohen Zahl an Impftoten längst die Frage nach der Verantwortung und nach politischen und strafrechtlichen Konsequenzen stellen müssen. Aber es traut sich kaum jemand. Es gibt zu wenige Mutige. Aber den Mutigen gehört die Zukunft.
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Alexander Wallasch: Ich habe drei Stichwörter im Zusammenhang mit Corona, zu denen ich Sie gerne befragen möchte: Übersterblichkeit, dann Notzulassung des Paxlovid-Medikaments und die Alarmmeldung der Feuerwehren Berlin zu Herzproblemen.
Ich beginne mit der Übersterblichkeit. Ich glaube, die Argumentation der Verteidigung könnte zukünftig so gehen: Ja, es sind Leute nach den mRNA-Spritzen gestorben, aber man hat so viel mehr Menschen das Leben gerettet, als gestorben sind. Wie würden Sie das kommentieren?
Hans-Georg Maaßen: Das ist aus juristischer Sicht eine typische Schutzbehauptung von Beschuldigten. Und noch nicht einmal eine besonders gute. So würde ich das jedenfalls bei einer Beschuldigtenvernehmung sehen.
Schauen Sie einmal: Im ersten Corona-Jahr gab es die Urform des Corona-Virus. Diese Urform wurde vom herrschenden politisch-medialen Establishment als absolut gefährlich dargestellt. Dann kam die Delta-Variante, vor der man uns allen Angst machte. Danach hätte man annehmen müssen, dass die Sterblichkeit damals höher war als in den Jahren zuvor und dass nach der Massenimpfung 2021 die Sterblichkeit wesentlich niedriger sein würde. Aber das Gegenteil ist richtig. Die Sterblichkeit war im ersten Corona-Jahr 2020 nicht viel anders als in anderen Jahren zuvor, aber in dem folgenden Jahr 2021, als nach Aussagen maßgebender Politiker und Journalisten durch die Impfung alles gut werden sollte und dann die harmlose Omikron-Variante auftrat, stieg sie dramatisch an. Das heißt, in dem Jahr, in dem wir keinen Impfstoff hatten, gab es keine Übersterblichkeit, aber in dem Jahr, in dem es die schwächere Variante gab und in dem der politisch-mediale Komplex massiv die Menschen dazu brachte, sich impfen zu lassen, gab es eine erhebliche Übersterblichkeit. Und es gab ein Mehr an Fehlgeburten und an bestimmten Erkrankungen.
Vielleicht kann man das alles schlüssig ohne den Impfstoff erklären. Aber Politik und die sie unterstützenden Medien tun es nicht. Im Gegenteil: Jeder, der darüber spricht, wird entweder totgeschwiegen oder diffamiert. Und daraus muss ich als Jurist den ungeheuerlichen Anfangsverdacht herleiten, dass die Übersterblichkeit und die hohe Zahl auftretender neuer Erkrankungen in einem ursächlichen Zusammenhang mit den von Politik und Medien propagierten Impfungen stehen und dass von den Beschuldigten deshalb eine öffentliche Diskussion verhindert wird.
Ich weiß, viele können es sich nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die als Philantropen auftreten, aber unglaublich böse sind. Aber man muss auch bereit sein, sich das Unvorstellbare vorstellen können. Das hatten wir aus dem Nationalsozialismus gelernt.
Alexander Wallasch: Wir haben eben über Mut gesprochen. Professor Christof Kuhbandner ist noch keine fünfzig Jahre alt, man könnte also annehmen, dass er sich aus Karrieregründen konform verhalten muss, aber er hat schon früh, Anfang des Jahres, die Übersterblichkeit in einem Zusammenhang mit der Impfung gebracht.
Prof. Kuhbandner ist dafür erwartungsgemäß sehr angegriffen worden – wenn ich richtig erinnere, bis hin zu einer Hausdurchsuchung, nachdem er vor Gericht als Sachverständiger in der Maskenfrage aufgetreten ist.
Dieser Mann hat trotzdem weitergearbeitet, hat ein neues Papier vorgelegt. Ich habe das renommierten Medizinern vorgelegt. Kuhbandners Arbeit ist durchaus als seriös anerkannt worden. Es ist also nicht so, dass man in Wissenschaftskreisen jede Kritik an den Corona-Maßnahmen der Regierung verteufelt. Aber die Frage ist, warum werden keine Konsequenzen gezogen?
Hans-Georg Maaßen: Ich bin kein Arzt. Ich bin Jurist und Geheimdienstler. Ich kann mich bei dem Thema nur auf Menschen verlassen, die in einem hohen Maße kompetent und charakterlich integer sind. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es eine Reihe von Persönlichkeiten, auf die das zutrifft, und mit denen ich mich über die Corona-Politik unterhalte. Und natürlich auch über das Gutachten von Professor Kuhbandner. Diese Leute bestätigten mir, dass es ein wissenschaftlich fundiertes Papier ist. Falls jemand die Ausführungen in dem Gutachten für unrichtig hält, müsste er fachlich argumentieren und nicht politisch oder journalistisch polemisieren. Jedenfalls kann man so ein Papier nicht dadurch disqualifizieren, indem man sagt, das stammt ja von diesem oder jenem und deshalb gilt es nicht.
Es muss eine sachliche, fachliche und dann auch politische Auseinandersetzung mit einem derartigen Papier geben. Denn die Befunde müssen zwingend zu einer öffentlichen Diskussion über die Gefahren der Impfungen führen. Die Ergebnisse der Studie sind ungeheuerlich. Aber der größte Skandal besteht darin, dass die herrschenden Medien darüber nicht berichten. Jeder, der auch nur vorsichtige Fragen zur Corona-Politik stellt und der der herrschenden Meinung widerspricht, muss damit rechnen, dass er von diesen Medien an den Pranger und seine wirtschaftliche Existenz in Deutschland in Frage gestellt oder vernichtet wird.
Wenn der Befund von Herrn Kuhbandner und anderen zutreffend ist, haben wir es hier mit dem größten medizinischen Skandal und damit zusammenhängend mit dem größten Politik- und Medienskandal in Deutschland zu tun, wenn nicht sogar weltweit. Dass die möglichen Beschuldigten alles tun, um ihre Verantwortung zu vertuschen, ist natürlich. Das kennt man von jedem Strafverfahren.
Alexander Wallasch: So etwas zu publizieren, braucht es dann jemanden wie „Der subjektive Student“, der sich schon sehr früh nach Beginn der Pandemie hingesetzt, die Daten verglichen und seine Analyse veröffentlicht hat. Dabei hat er sich einen Ruf erworben, das relativ trocken und unemotional zu machen. Professor Homburg, auch ein großer Kritiker der Maßnahmen, ist ebenfalls kein Epidemiologe. Und Kuhbandner ist Psychologe. Ist das für Sie erstaunlich, dass die Kritik oft aus anderen Fächern kommt?
Hans-Georg Maaßen: Dem kann ich nicht zustimmen. Die Kritik an den Maßnahmen kommt nach meiner Kenntnis aus der Tiefe der Ärzteschaft, aber darüber wird nicht geredet. Es gibt die höchst aktive Initiative der „Ärzte für Aufklärung“. Es gibt eine Reihe von Pathologen, die sich ganz klar zu den tödlichen Folgewirkungen der Impfung geäußert haben. Haben Sie je gesehen, dass diese Leute in irgendeiner der vielen Talkshows der Staatsmedien eingeladen wurden und die Chance hatten, ihre Positionen zu vertreten? Nein, diesen Leuten wird keine Plattform geboten, denn die Medien sehen sich nach wie vor in der Rolle, ihren Freunden in der Politik zu helfen.
Wie oft hatte ich von Journalisten gehört, wir können der Kanzlerin doch nicht in den Rücken fallen. Es ist ein Art von Konkubinat von Politik und Journalismus, das eine Gefahr für unsere Demokratie ist.
Alexander Wallasch: Wo die Daten fehlen, lässt sich allerdings auch nichts ermitteln. Und wenn ich mir diese Evaluation der Maßnahmen anschaue, da wurden ja mehrheitlich Studien aus dem Ausland zitiert. Deutschland tut sich sehr schwer mit der Datenerhebung. Würden Sie da Absicht unterstellen? Oder ist das einfach mittlerweile in Deutschland nicht mehr möglich, ein paar vernünftige Zahlen zu ermitteln?
Hans-Georg Maaßen: Die deutsche Verwaltung ist schon lange nicht mehr in der ersten Liga, auch wenn die Politik uns das einreden will. Deutschland kann es nicht mehr. Wir sind bestenfalls zweite Liga. Wir können die Bevölkerung weder vor einem Hochwasser in der Eifel – oder irgendwo anders in Deutschland – schützen oder die Folgen einer solchen Katastrophe professionell bewältigen, noch können wir innerhalb einer angemessenen Zeit Brücken, Straßen oder Autobahnen reparieren oder Flughäfen bauen. Bundeswehr, Wirtschaft, Bildungswesen und Kultur sind in einem mitleiderregenden Zustand. Anders als unsere Vorfahren sind wir eigentlich zu nichts mehr in der Lage außer dazu, die Menschheit vor der Klimakatastrophe bewahren zu können. Wir sind zwar nicht in der Lage, Brücken innerhalb von ein paar Jahren zu reparieren, glauben aber über die Macht zu verfügen, das Klima zu retten.
Wir werden von Politikern und Journalisten regiert, die Allmachtsphantasien haben, aber eigentlich Infantile in Erwachsenenkörpern sind. Der Leiter einer ausländischen Delegation, die sich mit dem deutschen Verwaltungsrecht beschäftigte, sagte mir nach seinem Besuch, dass man heute von Deutschland nur noch lernen kann, wie man es auf keinen Fall machen kann. Das ist die Folge der Merkel-Zeit. Frau Merkel und ihre politischen Unterstützer in CDU und CSU sind für den Niedergang Deutschlands verantwortlich. Die CDU ist nur noch glaubwürdig, wenn sie sich klar von den Untaten der Merkel-Zeit distanziert und einen Neuanfang wagt.
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Alexander Wallasch: Kann es sein, dass unterschätzt wurde, dass der Deutsche doch eine größere Identifikation mit Gemeinschaft, mit Nation hat, als ihm zugestanden wird? Weiß der Deutsche nicht mehr, wofür er sich anstrengen soll? Ist das ein Werteverlust, der zur Unlust führt, sich noch für das große Ganze zu engagieren?
Hans-Georg Maaßen: Als ich 1990 als Rechtsanwalt ins Bundesinnenministerium wechselte, machte ich es aus Überzeugung. Und so dachten damals sehr viele, die gerade nach der Wiedervereinigung in den Staatsdienst gingen, um an einem neuen gemeinsamen Deutschland mitzuwirken. Die allermeisten von ihnen hätten damals mit ihrer Qualifikation auch in großen Unternehmen, Anwaltskanzleien oder bei Wirtschaftsberatern ihre Karriere gemacht und damit viel mehr Geld verdient als im Staatsdienst. Aber sie machten es aus Überzeugung. Das gleiche gilt auch für die vielen Polizeibeamten, die ich kennenlernte, für Soldaten, Richter und für andere Beamte.
Wenn man in einem Bundesministerium arbeiten wollte, kam man nicht deshalb dorthin, weil man lesen und schreiben konnte und sich mit Politikern duzte. Man musste dafür qualifiziert sein. Und sie können sich vorstellen, dass all diese Leute, egal in welcher Laufbahn und in welcher Behörde sie sind, die sich jahrelang angestrengt haben, einen guten Ausbildungs- oder Studienabschluss zu erzielen und dann hohe Leistungen in ihrem Amt erbringen, natürlich vollkommen frustriert darüber sind, wenn Menschen, die normalerweise noch nicht einmal als Bürobote eingestellt worden wären, heute unter dem großen Jubel der Medien Minister werden und eine Fehlentscheidung nach der anderen treffen.
Es geht nicht darum, dass es Politiker sind, die an der Spitze von Ministerien stehen; es geht darum, dass sie vielfach unqualifiziert sind, dass man sich dafür einfach schämen muss. Und Sie können sich vorstellen, dass ein Großteil der Beamten nach einiger Zeit auch nicht bereit ist, für solche Leute eine qualifizierte Arbeit abzuliefern. Es gibt sehr viele, die daran leiden, in ihren jeweiligen Funktionen und Ämtern den politischen, wirtschaftlichen und moralischen Niedergang Deutschlands erleben zu müssen und nichts dagegen tun zu können.
Alexander Wallasch: Ein Freund ist freiwilliger Feuerwehrmann aus einem großen Selbstverständnis heraus und mit einem großen Wertefundament ausgestattet. Diese Leute haben nie eine Veranlassung gesehen, sich fragen zu müssen: Warum mache ich das eigentlich? So ein Feuerwehrmann, der geht davon aus, dass das, was er tut, das Richtige ist. Er schafft sich da keinen intellektuellen Schutzpanzer der Argumentation, wenn jemand das angreift. Vielleicht rührt daher diese große Sprachlosigkeit der stummen Mehrheit.
Hans-Georg Maaßen: Es ist seit jeher ein großes Problem des deutschen Bürgertums gewesen, das es keine Fragen stellt, das es daran glaubt, dass schon alles richtig läuft, auch wenn es das nicht versteht, und dass es selbst dann, wenn die Katastrophe nahe ist, glaubt: „Jemand wird sich schon darum kümmern.“ Niemand wird es machen, wenn wir es nicht selbst in die Hand nehmen. Niemand wird die Sozialisten vertreiben, wenn wir es nicht tun. Das Bürgertum muss aufwachen und bereit sein, sich mit dem politischen Gegner, der uns als Feind behandelt, auch ideologisch auseinanderzusetzen.
Alexander Wallasch: Ist das eine generelle Schwäche der Konservativen?
Hans-Georg Maaßen: Ich mag Konservative, aber ich sehe mich nicht als Konservativen, auch wenn mir das Etikett von den Linken angeheftet wird. Aber sei‘s drum: Ich sehe mich als Vertreter des deutschen Bürgertums und als Kämpfer für die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Diese Grundordnung, die sich das Bürgertum nach den Katastrophen des Nationalsozialismus und des Sozialismus gegeben hatte, wird von Linksextremisten schrittweise zerstört. Selbst die linke Wochenzeitschrift „Spiegel“ warnte vor einigen Tagen vor einer Zerstörung von Meinungsfreiheit und Pluralismus durch die hegemoniale linke Woke-Ideologie.
Das Bürgertum setzt sich leider intellektuell nicht mehr mit dem Sozialismus und der politischen Linken auseinander. Wenn man das nicht macht, kann man auch nicht verstehen, wie diese Leute schleichend, Schritt für Schritt Deutschland übernehmen. Die Naivität vieler Bürgerlicher – auch im Bundestag – ist erstaunlich. Es ist auch erstaunlich, wie viele Bürgerliche das schleichende Hineingleiten in den Sozialismus und in die Kommandowirtschaft nicht verstehen, sondern immer noch glauben, alles sei beim Alten.
Alexander Wallasch: Jetzt ist so eine freiheitliche Demokratie, von der Sie sprachen, nicht unbedingt an feste Grenzen gebunden. Darüber steht ja noch der Gedanke einer Nation, einer Gemeinschaft der Deutschen. Sind wir da nicht schon tragische und bemitleidenswerte Nostalgiker, dass wir immer noch so dran festhalten an diesem Deutschland? Ist es nicht längst vakant, wenn man sich in den Städten umschaut, wenn man sich anhören muss, wie unsere Intellektuellen denken? Ist Deutschland schon verloren?
Hans-Georg Maaßen: Das sehe ich völlig anders. Wir sehen, dass die Staaten in unserer Nachbarschaft sich über die Nation definieren. Es gibt keinen anderen Staat als das heutige sozialistische Deutschland mit seinen Intellektuellen, das einen schon fast religiösen Hass gegen die eigene Nation pflegt. Und ich bin der Überzeugung, dass wir jederzeit die jetzigen Fehlentwicklungen korrigieren und damit ein neues freiheitliches Deutschland gestalten können, wenn wir es wollen. Wir müssen den Mut haben, es zu wollen. Und wir müssen anpacken. Es gibt überhaupt keinen Grund, hier hoffnungslos zu sein. Wir müssen die Menschen mobilisieren und ihnen klarmachen: Ihr müsst euch jetzt für unser freiheitliches Deutschland einsetzen, es gibt nur das eine. Ihr habt nur ein Leben und ein Deutschland. Es gibt kein „Westdeutschland“, in das man flüchten könnte, und es gibt nur das eine Deutschland für die Generation der Kinder und Enkelkinder.
Alexander Wallasch: Viele haben während der Pandemie schon überlegt auszuwandern, weil Deutschland hier einen ganz speziellen Kurs fährt. Da gibt es Leute, die nach Kanada gehen und treffen dann auf die Politik von Trudeau. Da gibt es Leute, die nach Australien auswandern wollen und treffen da auf ein besonders rigoroses Corona-Regime. Es scheint so zu sein, dass überall die Räume dichter werden. Wo soll man da noch hin? Nach Indien?
Hans-Georg Maaßen: Es gibt derzeit viele, die Deutschland zumindest temporär verlassen. Es ist die Abstimmung mit den Füßen. Mein Eindruck ist, dass jeder, der wirtschaftlich halbwegs unabhängig ist, versucht, Deutschland aus Furcht vor der linken Politik zu verlassen. Dabei geht es den Exilanten längst nicht mehr um die Corona-Politik der Bundesregierung. Es geht um den gesamten Irrsinn wie zum Beispiel die totalitäre Klima-Ideologie oder die Gender-Politik. Es ist eine Flucht aus Angst vor einem drohenden neuen roten und grünen Faschismus und vor einem völligen Zusammenbruch des Landes. Aber eine Flucht ins Ausland hilft heute auch nicht. Die bürgerliche Kultur geht unter, wenn wir uns nicht mutig zur Wehr setzen und uns für diese freiheitliche Demokratie einsetzen; und in anderen westlichen Ländern ist es nicht anders. Schauen Sie einmal auf die Schweiz. Zürich und Basel sind auch nicht anders als Stuttgart oder Frankfurt. Vielleicht geht unsere Kultur auf dem Land zehn Jahre später unter. Aber sie geht unter, wenn wir nichts machen.
Alexander Wallasch: Entschuldigen Sie, ich bin mit meinen Fragen wieder abgeschweift. Ich hatte eingangs drei Punkte angesprochen: Die Übersterblichkeit, das Anti-Corona-Mittel Paxlovid und die Feuerwehr Berlin.
Stichwort Paxlovid: Dass dieses Medikament nur eine Notzulassung hat, wissen nicht alle. Jetzt ist eine ellenlange Liste der Nebenwirkungen und auch der Unverträglichkeiten mit vielen anderen Medikamenten bekannt geworden.
Dennoch möchte Minister Lauterbach jetzt eine erleichterte Ausgabe von Paxlovid, weil er sich gewundert hat, dass die Hausärzte nur 43.000 Einheiten verteilt haben, obwohl das Ministerium eine Million hat einkaufen lassen. Lauterbach möchte jetzt sogar die Apotheken übergehen, die Ärzte sollen Paxlovid in der Praxis vorhalten. Haben Sie da in irgendeiner Form Verständnis, was Herr Lauterbach da macht?
Hans-Georg Maaßen: Ich bin weder Arzt noch Pharmazeut. Insoweit habe ich kein besseres Wissen als andere, aber einen gesunden und juristisch geschulten Verstand, der erkennen kann, was blödsinnig, was plausibel und was sehr wahrscheinlich ist. Vor diesem Hintergrund möchte ich Ihre Frage beantworten: Nein, ich habe kein Verständnis dafür, was Herr Lauterbach macht. Ich habe nach alldem, was mir Ärzte über die Wirksamkeit und über die Nebenwirkungen von Paxlovid sagten, keinerlei Verständnis für Herrn Lauterbach. Ich würde es vor dem Hintergrund seiner regelmäßig wirren Äußerungen für richtig halten, wenn sich Herr Lauterbach freiwillig einer arbeitsmedizinischen Untersuchung stellt, um seine Dienstfähigkeit zu beurteilen. Es gibt viele Menschen, die daran zweifeln, dass er in dieser schwierigen politischen Situation über die notwendigen geistigen Kräfte verfügt, um sein Amt auszuüben.
Alexander Wallasch: Das Problem ist ja, dass Paxlovid quasi prophylaktisch verabreicht werden muss, also bevor die Infektion so richtig durchgebrochen ist und der Patient erkrankt ist. Man verschreibt es nicht dann, wenn man schwere Symptome zeigt. Der Arzt muss eine Abwägung treffen, ob es schlimmer werden könnte.
Hans-Georg Maaßen: Also das überzeugt mich nicht. Ich halte es – auch vor dem Hintergrund der unglaublichen Nebenwirkungen und der möglichen Sterblichkeit, die darauf zurückzuführen ist – für fatal, dass man einen Weg des „Weiter so!“ geht und noch von einer siebten oder achten Impfung schwurbelt. Und es überzeugt mich auch nicht, dass wir ausgerechnet jetzt mit diesem Medikament weiterkommen sollen.
Alexander Wallasch: Vielleicht noch, weil wir es vorhin angesprochen hatten, als letzte Frage: Die Feuerwehr Berlin meldet 32 Prozent mehr Fahrten wegen starker Herzprobleme und Herzbeschwerden. Ein SPD-Abgeordneter stellt eine Anfrage und bekommt vom Senat die Antwort, das läge unter anderen an den Veranstaltungen, dass man die wieder zugelassen hat. Also haarsträubende Begründungen. Aber wie lange können die akuten Probleme noch totgeschwiegen werden, wenn die großen Probleme bei der Feuerwehr ankommen, bei den Ärzten, bei den Schwestern. Das ist ja in Summe dann doch ein starkes Argument, was da totgeschwiegen wird. Oder bekämpft.
Hans-Georg Maaßen: Bei der schon eingangs erwähnten wissenschaftlichen Studie zur Übersterblichkeit muss man den Eindruck haben, dass die Tatsachen in Bezug auf die Nebenwirkungen und auf die Todesfälle bewusst unterdrückt werden. Für mich ist das nicht mehr Dummheit oder Fahrlässigkeit, sondern Vorsatz. Es ist natürlich problematisch, dass diejenigen, die dafür verantwortlich sind und die deshalb auch als mögliche Beschuldigte in Frage kommen, auch die Leute sind, die die Möglichkeiten haben, diese Informationen und jede öffentliche Diskussion zu unterdrücken. Und noch schlimmer: Sie haben die Möglichkeiten, diejenigen, die das aussprechen, zu diffamieren und in der Öffentlichkeit zu diskreditieren.
Alexander Wallasch: Jetzt haben Wissenschaftler wie Bhakdi und Co. schon relativ früh auf die Probleme aufmerksam gemacht und wurden dafür relativ schnell diskreditiert, diffamiert und denunziert, teilweise mussten sie das Land verlassen. Da wird es wahrscheinlich auch niemals irgendeine akzeptable Rehabilitation geben.
Natürlich: Es gibt auch einige, die das Land auch verlassen haben, die hier vorher eine Menge Unsinn erzählt haben. Aber es gibt aber auch jene kritische Stimmen, die verstummt sind, weggezogen oder einfach verschwunden.
Hans-Georg Maaßen: Nach über zwei Jahren Corona-Politik muss man den Eindruck haben, dass vieles von dem, was die Kritiker der Corona-Politik der Bundesregierung beanstandeten, richtig war. Dafür wurden diese Leute von den herrschenden Medien verunglimpft, diskreditiert und als Nazis oder Rechtspopulisten verächtlich gemacht.
Es hat sich gezeigt, dass die Verschwörungstheorie ziemlich nahe ist an der Verschwörungspraxis, und dass diese Verschwörungspraktikter eine panische Angst davor haben, dass sie die Herrschaft über den öffentlichen Diskurs verlieren.
Alexander Wallasch: Vielen Dank für das Gespräch!
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