Toddn Kandzioras Wochenrückblick 11/2021

Hadern. Zweifeln. Durchhalten. Versuchen zu leben. So gut es eben geht.

von Toddn Kandziora (Kommentare: 1)

Willy Brandt und Helmut Schmidt beim SPD-Bundesparteitag.© Quelle: Wikimedia Commons / Bundesarchiv, B 145 Bild-F039404-0012 / CC-BY-SA 3.0

Der heutige Samstag ist „Weltglückstag“. Ein möglicher weiterer Grund das Küchenfenster zu öffnen und laut in diese verrückte Welt hinausschreien. „Ihr könnt mich alle am Arschlecken! Ich lass mir das nicht länger gefallen“, wie es Moderator Howard Beale im Film NETWORK von 1976 vor Millionen Fernsehzuschauern hinausposaunte.

Eine weitere turbulente Woche liegt hinter uns. Weitere gestohlene und trübe Tage, die wie das verlorene Jahr bald nicht mehr weh tun werden, weil wir deren Inhalte zu vergessen versuchen – oder schlimmer: Einfach nichts da ist, dass überhaupt das Erinnern lohnt.

Der ein oder die andere mag die vergangenen Wochentage aus Tradition Rot, Schwarz, Grün oder Blau im Jahreskalender vermerkt haben. Letztendlich sind es doch nur gemalte Zeichen auf verblassendem Papier eines weiteren, bald schon entledigten Jahreskalender. War da etwas passiert? Nein. Nicht wirklich. Eine sich stetig verändernde Bevölkerung im besten Deutschland aller Zeiten steht weiterhin in ihrer guten Mehrheit geschlossen hinter der beliebtesten Kanzlerin aller Zeiten.

Die Partei, der sie vorsteht, die wird zwar in wenigen Jahren schon wenig, bis nichts mehr zu regieren haben, doch noch ist sie Teil der Macht. Ich gebe zu, ich mochte die CDU nie. In den Achtzigern, als junger Erstwähler wählte ich SPD. Damals hieß unser Kanzler Helmut Schmidt. Wie meine Familie Mütterlicherseits auch. Schmidt. Und der Schmidt, das war wirklich UNSER Kanzler.

Im Herbst 1982 gelang es jedoch dem Genscher und seiner FDP durch parteipolitisches Kalkül Helmuts damalige SPD-Regierung zu stürzen: Ich kann mich sehr gut erinnern, wie ich das im Fernsehen mit ansehen musste. Damals am 1. Oktober 1982, wie Helmut dem „Dicken“ aus der Pfalz im Bundestag zur Gratulation die Hand geben musste. Helmut schmiss ihm weder einen Blumenstrauß vor die Füße, noch verweigerte er eine Gratulation. Einzig sein Gesicht war harter Granit. Er nahm es, wie ein Mann es zu nehmen hat, wie ein Politiker von wahrem Format. Anständig.

Im Moment der Gratulation hörte ich meine Oma laut aufschluchzen und dann sah ich sie zum ersten Mal weinen. Seit damals ist die CDU für mich das, was für die gute Mehrheit im Land die AFD zu sein hat. Mit dem Unterschied, dass in der AFD wohl nie so viele „echte“ NAZIS wirkten wie damals in der CDU. Vertrat ich bis zur Kanzlerschaft Merkels diese meine Meinung zur CDU war ich auf der „richtigen“, der „guten“ Seite.

Doch seitdem änderte sich das Merklich. (Kleines Wortspiel am Textrand.) Wer in heutiger Zeit eine ablehnende Meinung über CDU und/oder Kanzlerin äußert, der braucht ein schnelles Pferd oder die dicken Eier eines freien Bullen. Wer heute nicht wohlfeil über CDU wie Kanzlerin spricht, schreibt oder singt, hat es schwer im neuen Deutschland. Wer Kritik äußert, der ist Neurechter, oder war schon immer so einer. Ist vielleicht ein Querdenker, zumindest ein missliebiger Querulant, der sein dummes Maul zu halten hat. So können sich die Zeiten in wenigen Jahren ändern.

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Nach der Abwahl von Kanzler Schmidt wählte ich die GRÜNEN. Ich war jung und brauchte die Bestätigung. Bis 1999 war ich Wähler der GRÜNEN. 1999. Das war das Jahr, als die GRÜNEN unter Joschka Fischer den völkerrechtswidrigen Bombenkrieg im Kosovo unterstützen und zustimmten. Von dem Tag an waren die GRÜNEN für mich so tot wie Tausende von Frauen und Kinder, die indirekt auch durch meine Stimmabgabe starben – so jedenfalls fühlte das. Das ich beitrug eine Kriegspartei an die Macht gewählt zu haben, das werde ich mir nie verzeihen.

​Seit diesem „Bombenjahr“ 1999 wähle ich nur noch Kleinstparteien. Ich wählte die GRAUEN PANTHER. Die CHRISTENPARTEI. FREIE WÄHLER. DIE VIOLETTEN. Parteien, bei denen ich mir einigermaßen sicher sein konnte, und kann, dass sie möglichst wenig Schaden anrichteten. Nicht irgendwann wie die GRÜNEN, ebenfalls durch Macht und Geld korrumpiert auf derartig böse Gedanken kommen, fremde Städte mit deutschen Waffen und Soldaten in Schutt und Asche legen zu wollen.

Wie ein Mensch heute eine CDU, SPD, FDP oder eben diese GRÜNEN zu wählen bereit ist, ich kann es mir nur durch die sture Abwesenheit der Realität erklären. Ich verstehe es sonst nicht. Was ich jedoch leider verstehe, ist, wieso Frau Annalena Charlotte Alma Baerbock im Herbst zur nächsten Kanzler*in gemacht werden soll. Trotz ihrer lustigen Kobolde in Stromleitungen wird es wahrscheinlich im neuen Deutschland zur Kanzler*in in diesem Land reichen. Weil es so gut passt, wird es in den nächsten Monaten auch passend gemacht. Glaubt ihr nicht?

Nun, ihr habt vielleicht auch nicht geglaubt, dass eine dritte, noch gefährlichere Welle, mutierter Corona-Viren uns allesamt bald überrollen wird. Wir alle gemeinsam, trotz all unserer Vorsicht und Einhaltung ihrer Maßnahmen in den dritten, noch straffer geführten Lockdown gehen. Und dieses Mal, über Ostern, sollen in erster Linie die fünfzig Jährigen Opfer sein. Laut DEUTSCHLANDFUNK würde zur Gefahrenabwehr die Mehrheit der Bevölkerung die härteren und strikteren Maßnahmen befürworten, mehr als vierzig Prozent sogar den „totalen Lockdown“ begrüßen. Selbst wenn es keine Butter mehr für das Körnerbrot vom Biobäcker gäbe. Was können wir wieder einmal stolz auf dieses Land und seine Bewohner sein. Ich habe nur Spaß gemacht.

​In diesem Moment, wo ich diese Zeilen schreibe, ist es noch nicht amtlich, aber gut vorstellbar und, sollte ich mich irren und wir am nächsten Montag wieder alle miteinander händchenhaltend um den Maibaum tanzen dürfen, dann entschuldigt bitte. Aber dieser Verdacht muss jetzt und hier niedergeschrieben werden. Karl Lauterbach wird unser aller und neuer und geliebter Gesundheitsminister. Denn der Karl, der ist einfach der beste Mann für dieses Land in harter Zeit und für diesen Job. Habe ich wieder Spaß gemacht? Leider wohl nein. Denn im Radio wird mir gerade erklärt, dass Karl Lauterbachs Sympathiewerte durch die Decke gehen und er wohl tatsächlich ein durchaus respektabler, kluger und studierter Wissenschaftler sei, der wisse was er behaupte. Nun, wenn das so ist, dann gebt dem Volke, was dem Volke gesagt wurde, das es zu begehren hat.

​Was war die Woche noch passiert? Präsident Biden, der neue Pitbull der Falken im geführten Haus in Übersee hat es in nicht einmal hundert Tagen Amtszeit geschafft, mehr diplomatisches Geschirr zu zerschlagen, als Trump es in zwei Amtszeiten wohl hätte schaffen können. Er hat Putin öffentlich als Killer bezeichnet. Damit hat er es geschafft, den Beziehungen zu Russland mehr zu schaden als der Schauspielpräsident Ronald Reagan, der Russland als „Evil Empire“ bezeichnete. Biden hat es in nicht einmal hundert Tagen auch geschafft, die Beziehungen zu Nord-Korea auf den Stand vor Trump zurückzuwerfen. Einfach mal das größte US-Militärmanöver in Süd-Korea vor der Nord-Koreanischen Grenze abgehalten und Kim ließ nach Angaben der staatlichen nordkoreanischen Zeitung «Rodong Sinmun» verkünden: „Die Regierung Joe Biden wolle den Geruch von Schießpulver über unserem Land verbreiten.“ Weiterhin: „Wenn Sie die nächsten vier Jahre ruhig schlafen wollen, wäre es besser, nicht gleich zu Beginn für Arbeit zu sorgen, die Ihnen den Schlaf rauben wird.“

Ich bin nun gespannt, wie lange es dauern wird, das wieder einmal eine nord-koreanische Rakete Richtung USA ins Meer stürzt. Mr. Biden hat es in nicht einmal hundert Tagen hinbekommen Bomben über Syrien werfen zu lassen und US-Truppen in Nord-Syrien einzusetzen. Mr. Biden hat dafür gesorgt, die Grenzsituation zu Mexiko derart eskalieren zu lassen, das die dortige Migrationswelle außer Kontrolle gerät. Ich könnte hier noch die ein oder andere Glanztat des neuen, alten, weißen, oft sehr müde erscheinenden Präsidenten auflisten. Doch wozu. Was würde es an der Tatsache ändern, das wir nie vergessen dürfen, das sein Vorgänger Trump das personifizierte Böse war und Biden das glorifizierte Gute zu sein hat.

Daher ist doch jetzt alles bestens auf dieser schönen Erde. Endlich ist Trump nicht mehr Präsident. Lasst die Fanfaren der Freude laut und allerorten erklingen. Bis zu dem Tag, an dem wieder US-Bomber über der russischen Krim, wie in so vielen Ländern zuvor, Gutes tun werden um ein weiteres und unterjochtes, von seinen Führern geschundenes Volk zu befreien. Möglich, dass Tage zuvor, in einer hollywoodreif inszenierten Aktion der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny von US-Marines (Männlich/Weiblich/Divers) aus dem sibirischen Straflager befreit wird. Ähnlich wie der gut inszenierte Brutkasten Kurzfilm, der 1990 die Welt davon überzeugte, dass ein Krieg gegen den Irak die moralische Pflicht aller gläubigen Menschen der westlichen, freien Welt sei.

Wie auch immer. Im neu produzierten Krim-Film können wir Putin höchstpersönlich sehen, wie er jeden Morgen zum Frühstück kleine Kinder frisst und den guten Menschen Nawalny zwingt dabei zu zusehen. Oder so. Und nicht vergessen, der heutige Samstag ist Weltglückstag, „Day of Happiness“ würde Mr. Biden jetzt sagen und selig am Tisch einschlafen. Daher lasst uns alle miteinander (Mit Abstand und Maske!) glücklich frohlocken das der dumme Trump nicht mehr Präsident der Vereinigten Staaten ist. Dafür und an seiner Stelle jetzt ein guter Mensch seinen Job hat. Wie, oder mit wessen Hilfe er diesen immer auch zu geschustert bekam.

​Ein letztes Wort zum Schluss sei noch angebracht. Das kommt jedoch nicht von mir. Das kommt vom Schriftsteller und Philosophen Gunnar Kaiser und ist recht frisch.

​ „Heute ist mir eines klar geworden: An einem gesellschaftlichen Leben, das von denjenigen gestaltet wird, die die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben vom Impfstatus eines Menschen abhängig machen wollen, MÖCHTE ich gar nicht teilnehmen.“

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