Wer die zähe Veranstaltung aber gestern Abend von Anfang bis Ende geschaut hat, vier Stunden lang, der kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier ganz andere Interessen im Vordergrund standen. Um die Olympioniken und die Zuschauer vor Ort und an den Bildschirmen weltweit ging es jedenfalls erst an zweiter Stelle.
Wie viele wundervolle Eröffnungsfeiern hat es bei Olympia nicht schon gegeben? Wer erinnert sich an die in München, Barcelona, Sydney, Athen, Peking, London und Rio? Um nur einige glanzvolle Beispiele zu nennen. Alle wurden ausnahmslos in Arenen durchgeführt. Für jeden Sportler, der dabei war, unvergessen der Einmarsch der Nationen. Farbenprächtig, exotisch, heiter. Die Teilnahme eine große Ehre für alle, ganz besonders für die jeweiligen Fahnenträger ihrer Nation. Oft gigantische Inszenierungen des Gastgeberlandes, man denke nur an die tausend Trommler in Peking oder an James Bond und die Queen in London. Manchmal wirkt das Ganze im Rückblick auch unfreiwillig komisch wie Franz Lambert an der Hammondorgel auf dem LKW 1974 in München.
Eines hatten diese Feiern gemein: Die Sportler waren die bejubelten Hauptpersonen, ihr Einmarsch und dann am Ende das Sprechen des Olympiaeides und das Entzünden des olympischen Feuers der Höhepunkt einer mit viel positiver Energie besetzten Zeremonie im vollen Stadion. Intim und doch mit weltweitem Glanz.
Und dieses Mal? Dieses Mal hatten die Pariser Veranstalter die Idee, die Eröffnungsfeier mitten in der Stadt zu veranstalten, auf einer der Hauptschlagadern der Stadt, der Seine. Eine grandiose Fehlentscheidung. Die erwarteten bunten Bilder von prachtvoll geschmückten Booten mit tanzenden und jubelnden Sportlern: Fehlanzeige. Und das lag nicht am Dauerregen.
Sich einfach die gesamte Flotte der Pariser Fahrgastschifffahrt für diese Veranstaltung auszuleihen, mag zwar so richtig nachhaltig sein, wirkt aber arg zusammengestückelt. Besonders, wenn die Schiffe noch nicht einmal opulent in Landesfarben geschmückt sind, sondern man es den Teilnehmern überlässt, in ihren Olympiaanzügen Farbakzente zu setzen. Was nicht gelingen kann in einem Boot, dessen Reling zumindest die Beinkleidung verdeckt und dann noch im Regen, der zu Regenschirmen und Plastikponchos zwingt. Bemitleidenswert auch die Fahnenträger, die immer auf den Moment lauerten, in den ihnen die Kameras Beachtung schenkten.
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Stichwort Dauerregen: Es soll in Paris auch früher schon vorgekommen sein, dass es im Juli aus Kübel geschüttet hat. Warum waren die Veranstalter trotzdem kaum darauf vorbereitet? Das muss man ihnen jedenfalls unterstellen, wenn man die bemitleidenswerten Sportler sah, die die Feierlichkeiten 4 Stunden pudelnass aushielten und heute hoffentlich nicht mit Erkältungssymptomen aufwachten. Die deutsche Mannschaft übrigens harrte nicht bis zum Ende aus. Sie verließ die Regenfeier vorzeitig.
Auf die Inszenierungen am Rande der Strecke, teilweise live, teilweise vorproduziert, wollen wir hier nicht eingehen. Nur soviel: Es war für jeden Geschmack was dabei. Sehr vielfältig das Ganze. Wer von den 300.000 Zuschauer vor Ort was und wieviel davon mitbekommen hat, interessiert die Veranstalter bestimmt nicht. Hauptsache, den Milliarden an den Bildschirmen wurde eine ärgerliche, langatmige Show geboten.
Die auch ihre Höhepunkte hatte: Ganz besonders die Schlussminuten hatten es in sich. Eine Lasershow, das Entzünden des Olympiafeuers mit aufsteigendem Heißluftballon und ganz besonders die in Frankreich hoch verehrte, schwerkranke kanadische Sängerin Céline Dion, die auf dem Eiffelturm mit einem wundervollen Vortrag von L'Hymne à l’amour von Edith Piaf den Abend ausklingen ließ, entschädigten ein wenig für die zähen 4 Stunden vorher.
Viele der Sportler, die gestern mitschipperten, werden an diesen Start in die Olympiade 2024 mindestens mit zwiespältigen Gefühlen zurückdenken. Dafür war diese Eröffnungsfeier in Paris zu sehr an den Athleten vorbeigeplant, zu ausufernd, zu unübersichtlich, zu sehr das anwesende Publikum ignorierend. Auch zu sehr einseitig einer Ideologie folgend.
Jetzt freuen wir, die Sportbegeisterten, uns erstmal auf tollen Sport bei Olympia in Paris 2024.
Und hoffen, dass es Los Angeles 2028 besser macht.
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Kommentare
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Kommentar von Red Marut Jr.
Es war eine satanische Inszenierung. Offener konnten "sie" aller Welt ihr, äh ... Anliegen nicht zeigen.
Der apokalyptische, fahle Reiter des Todes, den sie aufgaloppieren ließen, ist Programm.
Wer "sie" wählt, unterstützt, zuhört, zusieht und Glauben schenkt, sollte wissen, wem er in dieser Zeit dient.
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Kommentar von Stefan Wietzke
"Für die Athleten war die Pariser Eröffnungsfeier ein Schlag ins Gesicht"
Na und? Wurde ja keiner gezwungen da mitzumachen.
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Kommentar von Jarno Olbrecht
Wundert sich jemand, dass man im Ausland versucht ist sich gleich den ganzen Kontinent zu nehmen, angesichts solcher Bilder?
Mich erinnern solch obszöne Inszenierungen zunehmen an Poe`s Maske des roten Todes. Draußen tobt zwar keine Seuche, aber gefeiert werden kann nur unter immer gewaltigeren Sicherheitsaufgeboten, wegen der Gefahr von Anschlägen. Das haben sie aus unserem schönen Europa gemacht, unter dem Vorwand von Freiheit, Toleranz und dem was sie Diversity nennen (Ansiedlung arabisch-afrikanischer Stämme).
Außerdem fällt auf wie feige die Toleranzbeseelten sind. Amüsiert habe ich heute im woken Blätterwald gelesen, wie stolz sie auf die Provokation Richtung katholischer Kirche sind, weil sie sich da noch heran trauen. An die andere Religion nicht einmal im Schutze von großen Zäunen und hunderten Maschinengewehren. Heuchler!
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Kommentar von Bernhard Rossi
Die Eröffnungsfeier London 2012 war nicht besser. Ein Fest des Satanismus!
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Kommentar von Johannes Schumann
Ich habe den Unfug gesehen und musste jetzt mal kurz auf Youtube nachschauen. Ich fand es protzig, technisiert und empathisch. Dann noch bei Nacht und dann noch am Montparnasse, schätze ich. Ich mag es auch viel, viel lieber ganz klassisch, wo die olympischen Teams nacheinander ins Stadion einlaufen. Der Sport gehört in den Vordergrund und nicht die Inszenierung.
In den Ausschnitt von der Eröffnungsfeier, den ich gesehen habe (weniger als drei Minuten), ist sogar Zinedine Zidane dabei. Kein Sportler, sondern ein Ex-Sportler. Ich finde es nicht gut. Das geht dann auch in Richtung Personenkult.
Ich teile Ihre Kritik voll und ganz.
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Kommentar von Sven Korte
Das nachgestelle "Abendmahl" war schlichweg satanische Verdrehung. Wie soll das auf die zahlreichen "Neubürger" in Europa wirken? Die verachten und hassen uns ohnehin schon oftmals - nach dieser Nummer wird diese Zahl jedoch noch mehr angestiegen sein.