"Mehrheit will keine finanziellen Nachteile für Russland-Sanktionen in Kauf nehmen“, meldete jetzt ein großes Magazin, welches das Umfrageinstitut Forsa damit beauftragt hatte, herauszufinden, wie viele Menschen noch bereit sind, die Belastungen der Russland-Sanktionen mitzutragen. Das Ergebnis:
„55 Prozent der Befragten sind demnach nicht bereit, weitere Mehrbelastungen hinzunehmen, 41 Prozent dagegen schon.“
Und wieder gibt es ein deutliches Gefälle zwischen alten und neuen Bundesländern: Im Osten Deutschlands sind nämlich 77 Prozent der Bevölkerung nicht mehr bereit, die Folgen der Sanktionspolitik zu tragen. Und um das Ergebnis in einen zeitlichen Entwicklungsstrang einzuordnen, heißt es da weiter:
„In einer entsprechenden Umfrage vom 19. August sah das Stimmungsbild noch nicht so eindeutig aus: 47 Prozent waren seinerzeit nicht bereit, weitere finanzielle Nachteile zu tragen, 46 Prozent erklärten sich bereit.“
Folgt man diesen Zahlen, bedeutet das: Innerhalb von weniger als einem Monat hat sich das Blatt insofern gewendet, dass acht Prozent mehr Menschen nicht mehr die Folgen der Sanktionspolitik ausbaden und die Kosten dafür tragen wollen. Dieser Anteil betrifft jetzt mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Wem das schon als eine rasante Entwicklung erscheint, der wird sich gleich noch mehr wundern.
Ihre Unterstützung zählt
Denn gleich unter dem Artikel eingefügt findet sich eine Art dynamischer Umfrage-Button, der dazu einlädt ohne Anmeldung an einer Schnellumfrage zum Thema teilzunehmen. Die Abstimmung findet live statt – nachdem man sein „ja“ oder „nein“ angeklickt hat, bekommt man in Echtzeit das Gesamtergebnis in Prozenten mitgeteilt.
Die Frage hier war: Sind Sie zufrieden mit Deutschlands Außenpolitik im Ukraine-Krieg?
Vorgegeben sind zwei Antwortmöglichkeiten: 1.) Ja, ich stehe voll hinter den Entscheidungen. 2.) Nein, ich habe eine andere Meinung.
Also klickte ich meine Antwort an und in gleicher Sekunde wurde angezeigt, dass 79 Prozent „eine andere Meinung haben“, also nicht mit Deutschlands Regierungspolitik im Ukraine-Krieg einverstanden sind. Einverstanden hingegen sind lediglich 15 Prozent. (Ergebnis 15. September, 21:00 Uhr).
Das ist zwar nicht exakt die gleiche Frage wie in der Forsa-Erhebung, aber am Ende kommt es aufs Gleiche drauf raus. Denn die Politik, besser Sanktionspolitik gegen Russland im Ukraine-Krieg, hat zu den Mehrbelastungen in der Bevölkerung geführt. Wer also mit der Politik zufrieden ist, ist demnach auch automatisch bereit, die wirtschaftlichen Folgen zu tragen. (Aus Solidarität gegen Putin oder, weil er sich einfach auf der richtigen Seite wähnt.)
Wem also der Stimmungsumschlag in Richtung „Wir sind nicht bereit, die Folgen der Ukraine-Politik zu tragen“ bei der Forsa-Studie innerhalb von drei Wochen um sieben Prozentpunkte schon enorm vorkam, der konnte in der Internet-Umfrage mit Live-Ergebnis sehen, wie sich das Blatt innerhalb von weniger als einer Woche gewendet hat. Die Sanktions-Politik-Kritiker haben um 24 Prozent zugelegt, dreiviertel der Befragten sind nicht zufrieden mit der Sanktionspolitik. Die Befürworter der Regierungspolitik liegen nur noch bei 15 Prozent, sind um 26 Prozent gefallen innerhalb dieser einen Woche.
An der Forsa-Umfrage hatte eine repräsentative Stichprobe vom 1.000 Befragten teilgenommen, die Magazin-interne Umfrage zeigt bei unserem Abstimmungsmoment genau 17.548 Befragungs-Teilnehmer an.
Egal, ob diese beiden Erhebungen unmittelbar vergleichbar sind oder nicht – sie zeigen ein Stimmungsbild innerhalb der Bevölkerung und einen klaren Meinungstrend, um nicht erddrutschartig zu schreiben.
Horst von Buttlar, Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins "Capital", sagte bei RTL zum Thema:
"Dass die Stimmung so schnell kippt, schon vor dem Winter, überrascht mich, aber das zeigt eben auch, wie tief die Sorgen sind." Seine Überraschung über die Schnelligkeit des Gesinnungswandels bezog sich allerdings auf die sieben Prozentpunkte innerhalb von drei Wochen, nicht auf die Echtzeitergebnisse der Internet-Umfrage genau unter dem Artikel über die Forsa-Umfrage.
Auf diesen Erdrutsch der Unzufriedenen auf fast achtzig Prozent muss die Politik zwingend reagieren. Passiert das nicht, wird der heiße Herbst noch befeuert, wird der Wut-Winter noch wütender. Die Ampel hat es jetzt in der Hand, schnell zu reagieren.
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Kommentar von Hildegard Hardt
Da auch Kanzler Scholz allmorgendlich in der Pressemappe blättert, wird ihm der Umschwung nicht entgangen sein.
Sonst hätte er nicht gedroht, hart gegen "Querdenker" und "Verfassungsfeinde" vorgehen zu wollen, die sich den "staatlichen Vorgaben" - was immer er auch darunter versteht - widersetzen.
Die Angst vor dem Machtverlust geht unter der berliner Glaskuppel um, sonst hätte man nicht das TerFüKdoBW ins Leben gerufen, das ab 1. Oktober den Einsatz gegen Aufmüpfige steuern soll.
Da Statistiken/Umfragen bekanntlich nicht fälschungssicher sind, ist davon auszugehen, daß sich noch viel mehr Bürger gegen die Sanktionen aussprechen. Es ist nur zu hoffen, daß sie auch alle auf die Straße gehen werden, um der Regierung endlich ihre dem Bürgerwohl dienende Funktion klar zu machen!