Jedenfalls wird auch dort nicht mehr darum gerungen, Lauterbachs irritierende Twitter-Tweets samt brachialen Argumentations-Totalausfällen irgendwie noch zu was Sinnvollem zusammenzurotzen. Die Impf- und Masken-Agenda wird zunehmend kritisch unter die Lupe genommen, inklusive Experten-Klartext ohne Diffamierung derselben. Ist das ein Zeichen, dass die Tage des Gesundheitsministers gezählt sind? Oder ein Strohfeuer, eine vorübergehende Entfettung vom Unsinn?
In den Sozialen und Alternativen Medien werden schon Wetten abgeschlossen, wie lange Karl Lauterbach sich noch im Amt des Gesundheitsministers halten kann. Mitleid? Wer hier positive Gefühle für den Minister entwickelt, der hängt entweder an der Nadel oder leidet am Stockholm-Syndrom.
Wer sonst außer Lauterbach stützt schon seine Einlassungen – solche, die das Leben, die Schicksale von Millionen und wirtschaftliche Existenzen beeinflussen – auf eine Studie, die dann aber lediglich zwei Teilnehmer hat?
Der Twitter- und Talkshow-Minister nimmt es mit den Details bei den Studien nicht so genau. Und er konnte sich bisher auch darauf verlassen: Auf die Entrüstung und den Spott in den Sozialen Medien folgte das Schweigen der Lämmer in den Mainstreamgazetten – mäh, mäh, mäh.
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Aber die Lämmer schweigen nicht mehr, die Clarice Starling heißt beim Focus nur Paula Schneider – und die kennt keine Angst vor dem bösen Mann.
Aber warum wird die Focus-Starling vom Blatt ins Rennen geschickt? Lauterbach erregt mittlerweile international Aufsehen. Dabei erntet er Ungläubigkeit oder Spott.
Der Focus greift auf, dass internationale Experten und Politiker Notiz nehmen von den Irrationalitäten des Deutschen Ministers. Das Magazin mahnt Verantwortung in der Position als Gesundheitsminister an: „Viele Menschen in Deutschland zählen auf ihn, auf seine Meinung und auf seine Einschätzung.“
Anlass ist ein Lauterbach-Tweet von vor zwei Wochen, in dem der Sozialdemokrat mal wieder eine Studie als Argumentationshilfe heranzieht, die er offenbar selbst nicht gelesen hat. Oder schlimmer noch, falls doch, offenbar nicht verstanden hat.
Lauterbach behauptet hier unverdrossen, der Nutzen der Masken sei groß und gelte für viele Bereiche. Ein Post wie eine kognitive Fehlleistung, eines Ministers nicht würdig.
Auf der fachlich-sachlichen Ebene ein Meisterwerk der Selbstdemontage. Der irische Epidemiologe Darren Dahly drückt auf Twitter mehr als nur seine Verwunderung aus:
„Ziemlich erstaunlich, dass Deutschlands Bundesgesundheitsminister nicht sehen kann, dass diese Preprint-Studie offensichtlicher Müll ist.“
Gemeint ist, dass die Studie noch nicht durch unabhängige Wissenschaftler unter die Lupe genommen wurde (also nicht peer rewiewed ist). Bemerkenswert auch, dass es den kommentierenden Wissenschaftlern nicht um die Maskenpflicht oder den Nutzen der Masken geht, sondern um die Voreiligkeit, und am Ende auch um Lauterbachs fachliche Kompetenz als Kollege.
Lauterbachs grobe Ungenauigkeiten bringen deutsche Wissenschaftler auf den Plan: Professor Gerd Antes von der Universität Freiburg, Medizinstatistiker und ehemaliges STIKO-Mitglied, wunderte sich darüber, wie der Gesundheitsminister aus einer solchen kleinen Menge an Probanden politische Maßnahmen ableiten wolle.
Antes, der sich als Pionier in Sachen evidenzbasierte Medizin in Deutschland einen Namen gemacht hat, betont, dass Lauterbachs öffentliche Aussagen demnach „in mehrfacher Hinsicht indiskutabel“ seien. Der Wissenschaftler vermutet nun öffentlich, dass Lauterbach sich die Studie gar nicht angeschaut habe.
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Bundestags-Vize Wolfgang Kubicki (FDP) kommentiert den Artikel und bringt in einem Facebook-Post an diesem Beispiel die Rollenkonfusion des Gesundheitsministers und die Schieflage seiner Medienpräsenz auf den Punkt:
„Karl Lauterbach wird schon länger ein bemerkenswertes Privileg eingeräumt: Er muss seine politischen Forderungen selten politisch verteidigen, sondern kann sich mit einem Hinweis auf ‘die Wissenschaft‘ oder ‘die Studienlage‘ begnügen. Dass das nicht weiter hinterfragt wird und wurde, kann man weniger ihm selbst anlasten als den Talk-Shows, die die Rolle des Politikers nicht von der des unabhängigen Experten unterscheiden konnten oder wollten. Selbst wenn Lauterbach nur sauber und seriös aus relevanten Studien zitieren würde, wäre das problematisch, denn naturgemäß ist die Rolle des Politikers eine andere als die des Experten. Aber leider argumentiert Lauterbach nicht in dieser Weise.
So fließen mitunter nicht nur fundierte Stellungnahmen in die politische Abwägung ein, sondern auch das, was unabhängige Experten als ‘Müll‘ bezeichnen. Umso wichtiger wird die sorgsame politische Diskussion der neuesten Vorschläge zum Infektionsschutzgesetz sein. WK“
Eine Kritik an Lauterbach, egal in welchem Maße, war bisher zwar von wenigen Politikern wie Kubicki, nicht aber in den Mainstream-Medien zu lesen, hören oder sehen. Stattdessen wurde er unhinterfragt als zeitweise beliebtester Politiker Deutschlands gehypt und die desaströsen Auftritte des Ministers weggeschwiegen, ignoriert.
Wie auch immer dieser kritische Artikel seinen Weg in den Focus gefunden hat – vielleicht ist das der Startschuss zu dem, was Tausende Twitter-Nutzer in diversen Hashtags fordern, allen voran #LauterbachRücktrittJetzt?
Ist die Jagd eröffnet, der Minister untragbar geworden, zum Abschuss freigegeben und die Medien machen den ersten Schritt? Hat der Minister jetzt etwa sein Verfallsdatum erreicht, wie die durch ihn für Millionen Euro eingekauften mRNA-Stoffe?
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Kommentar von Hildegard Hardt
Ach was! Nicht nur die taz, auch der Focus steht auf Alibi-Artikel! Wenn die Leser der medialen Lügen überdrüssig sind, kritische Leserbriefe nicht mehr veröffentlicht werden und mit Abokündigungen gedroht wird, - spätestens dann muß die Chefredaktion doch sagen können: "Das haben wir schon lange gesagt! Der Talk-Show Karl war eine Fehlbesetzung, aber Deutschland hatte halt keinen Besseren!"
In diesem Moment erinnern wir uns dann hoffentlich an Jens Spahn, den Wegbereiter von "König Karl dem Verwirrten", der da sagte: "Wir werden einander viel zu verzeihen haben." Hatte den nicht auch der Focus gelobt für seine lauterbachsche Panikmache?
Jetzt drückt der Jens die Oppositionsbank, hat sich selbst alles verziehen und ist ein bißchen kleinlaut geworden.
Daß den Karl das selbe Schicksal ereilen wird ist nicht sicher. Noch sitzt Kanzler Olaf auf seinem Thron und kann sich einen Hofnarren leisten. Er sollte nur genau wissen, wann sich des Volkes Geduld in Zorn verwandelt. "Zeitenwenden" gab es schon viele, aber rollten dabei auch viele Köpfe.
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Kommentar von Hypnoz
Was sagt eigentlich die legendäre Doc Caro zu ihrem verwirrten Idol? Ob ihm immer noch ihre Schuppen aus dem Mund rieseln?
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Kommentar von Arno Nühm
Ich befürchte, falls Lauterbach wirklich gerade demontiert wird (glaube ich aber noch nicht, halte ich eher für die Alibi-Artikel ["wir haben das doch wahrheitsgemäss berichtet..."] der Medien), dann nur, weil er sich so lächerlich gemacht hat, dass ihm keiner mehr etwas glaubt.
Dann denken sich Schwab, Sahin und die anderen Lauterbach-Hintermänner vielleicht, dass es jetzt besser ist, ihren Lobbyisten abzusägen und einen ähnlichen (Dahmen?) einzusetzen -- und dann die neue Ausrede zu bringen: "Es ist ja nicht der Panikmacher Lauterbach, der diese Empfehlungen ausspricht, sondern der kompetente neu gewählte Dahmen. Also müssen die Empfehlungen schon richtig sein. 1G, und geimpft ist man erst ab dem 5. Booster. Und die Maske darf man nichtmals beim Schlafen ausziehen."