Der Big Mac ist nicht irgendein Burger, er ist der Burger ohne Ketchup, der Mayonnaise-Burger, er ist der doppellagige Burger, und er ist jener Burger, der seine Esser an die wichtige Frage heranführt: Wie isst man den dicken Batzen nun eigentlich?
Etabliert haben sich zwei Verzehrvarianten: Die einen essen ihn, wie er aus der Pappe kommt. Die andere Fraktion fasst beherzt zu, dreht das 495 kcal schwere Ungetüm einmal um seine eigene Achse und beißt erst dann hinein, wenn die mit Sesam bestreute Brötchenoberseite nach unten hin mehr vor einem Durchweichen schützt, als die eher stiefmütterlich gepolsterte Unterseite des Big Mac, die nun oben liegt – das Futter wurde demnach einmal umgekrempelt, 25 g Fett, 8 g Zucker.
So war es, so ist es noch. Aber auch an mir einfachem Burgerbürger ist nicht vorbeigegangen, dass sich da im letzten Jahrzehnt etwas getan hat auf dem Whoppermarkt. Der Fleischklops im Brötchen wird immer ausgefeilter angeboten, variantenreicher, geschmacksintensiver, gesünder, vegetarischer, veganer und überhaupt.
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Manchmal, eher selten, mache ich mich auf den Weg zum „Burgermeister“ am Schlesischen Tor in Kreuzberg unter dem U-Bahn-Viadukt. Dann reihe ich mich ein in die scheinbar nie kürzer werdende Schlange von Hungrigen, um einen dieser hippen Burger zu bestellen und endlich überzeugt zu werden, dass McDonalds und Burger King großer Mist sind, das Ende der Zivilisation.
Gelingt es dem Kreuzberger Burgermeister, einen McDonalds-Jünger wie mich zu bekehren?
Gestern wieder ein Versuch. Mit einem Viertelpfünder in der Hand überquere ich die Skalitzer Straße, setze mich auf eine Rasenstelle, beginne zu speisen. Es schmeckt und enttäuscht mich doch. Die Big Macs, die ich in meinem bisherigen Leben zu mir genommen habe, sind die Kontrollgruppe, an der niemand vorbeikommt, auch dieser wirklich angenehme, schwere Geselle von gegenüber nicht.
Das haptische Erlebnis kann überzeugen. Überall schmatzt und spritzt es aus Mund und Burger. Nie bin ich um einen Speiserest auf meiner Kleidung verlegen, die wunderbare Gattin, Schwester der besten Schwägerin der Welt, will sich nicht dran gewöhnen.
Und dann mache ich das selbstbewusste Selfie eines Menschen im Urschleim seiner Bedürfnisbefriedigung. Warum nicht, gewissermaßen als Dessert nach vorheriger Grundreinigung, noch etwas herumgooglen?
Was verdient eigentlich ein Bürgermeister? Was für eine Frage in diesem Moment. Die Antwort: Es hängt von der Einwohnerzahl ab. Pro Regiertem ein Steuertaler. Oder so.
Nun aber wird es spannend schräg. Ich stolpere über einen Artikel auf freewestmedia.com
German and Austrain mayors are dropping dead 'unexpectedly'. Wie bitte? Deutsche und österreichische Bürgermeister fallen „unerwartet“ tot um? Das kommt wie ein Schlag in die Magengrube. Kopfkino.
Die Liste, die ich dort zu sehen bekomme, ist unheimlich. Reicht vom Dezember 2020 bis zum April 2022. 16 Bürgermeister aus dem deutschsprachigen Raum, alles Männer in den besten Jahren, keiner älter als 60 Jahre. Einfach tot umgefallen. Oder am Morgen nicht mehr aufgestanden.
Diese Schreckensmeldung wirft Fragen auf: Wie viele Bürgermeistermänner fielen vor Corona im Durchschnitt tot um? Hat es an der Impfung gelegen? Oder war Long-Covid der Schnitter? Gibt es regionale Auffälligkeiten? Haben wir jetzt in dieser Krise auch noch einen Bürgermeisterfachkräftemangel? Sollte man in Zukunft doch lieber Bürgermeisterinnen einsetzen oder etwas Diverses? Überhaupt: Wird es offizielle Untersuchungen geben?
Fragen, auf die ich keine Antworten habe. Für die Recherche fehlt mir die Zeit. Ich muss los. Die Mittagspause ist vorbei.
"Burgermeister" sehe ich auf dem Schild über dem ehemaligen Toillettenhäuschen am U-Bahnhof Schlesisches Tor, wo nun aus Rindfleisch Gold gemacht wird.
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