Toleranz über alles und dabei den moralischen Kompass verloren

Dünnhäutig-autoritär gegen Andersdenkende – dickhäutig-tolerant in den Herkunftsländern

von Julian Adrat (Kommentare: 16)

Annalenas Schweigen, ihr Zerreden und Relativieren sind unentschuldbar.© Quelle: Telegram/Almharar, Screenshot

Viele machen sich jetzt lustig über Annalena Baerbock, zeigen sich schadenfroh darüber, dass Ahmed al-Scharaas Rebellengruppe Hait Tahir al-Scham sie auf Fotos auf dem Treffen unkenntlich gemacht hat. Aber was hier verhöhnt wird, ist Deutschland.

Bei ihrem ersten Treffen mit dem neuen syrischen Machthaber Ahmed al-Scharaa trug Annalena Baerbock weiße Jeans und ein weißes Oberteil. Ahmed al-Scharaa trug einen dunklen Anzug und eine blaue Krawatte. Beim Sturm auf Damaskus trug er Kakhi und Kalaschnikow. Auf Twitter kursieren Videos, die seinen frischgebackenen Justizminister beim Beaufsichtigen einer Hinrichtung zeigen. Dabei wird eine am Boden knienden Frau mit einem Genickschuss getötet. Die Videos sollen aus 2015 stammen.

Ahmed al-Scharaa gab Annalena Baerbock nun bei ihrem ersten Treffen in Syrien keine Hand. Ihrem Amtskollegen aus Frankreich, Jean-Noël Barrot, sehr wohl. Eine irritierte Baerbock fing dann mit ihrer Linken die eigene Rechte ab, verschlang beide Hände und wedelte diese fingierte Triumphhaltung dem Islamisten grinsend entgegen. Das Internet ist voll der Häme. Ob das der Feministische Gruß sei, fragte ein Nutzer. Feministische Außenpolitik wirke, und ähnliches.

Andere posteten das Buchcover von „Margaret Thatcher and the Middle East“ des Historikers Azriel Bermant. Es zeigt ein Spalier von Arabern in traditioneller Kleidung, mit Agal und Thawb, die anstehen, um Thatcher die Hand zu schütteln. Damals glaubte man nicht, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt und Englands Bruttosozialprodukt betrug mehr als das BIP seiner ehemaligen afrikanischen Kolonien und der indischen Kolonie zusammengenommen. Allein Indien hat England schon vor fünf Jahren überholt.

Aber Linke leben noch immer in der Illusion, man befände sich auf der nie endenden Schnurgeraden gen Fortschritt und unverrückbar thronend in ihrem selbstgezimmerten Elfenbeinturm der moralischen Überlegenheit. Aber nicht nur die Realität am oberen Ende der Fress-Skala sieht offensichtlich anders aus. Auch die aus England schwappenden Berichte über die staatlich gedeckten, zumindest tolerierten, bandenmäßig organisierten Gruppenvergewaltigungen tausender minderjähriger englischer Mädchen lassen einem das Blut in den Adern gefrieren. Oder aufkochen. Wie kann das alles sein?

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Dabei passt das ins Raster politischer Schizophrenie, die ,Toleranz über alles' kreischt und jeden moralischen Kompass verloren hat. So unbarmherzig die Linke und insbesondere die Grünen im Innern den politischen Gegner prozesswalzen, so kleinlaut und unterwürfig agieren sie auf dem morgenländischen Parkett. So dünnhäutig-autoritär sie im Inneren Andersdenkende anklagefluten, so dickhäutig-tolerant lassen sie Demütigungen in den „Herkunftsländern“ über sich ergehen. Annalenas Schweigen, ihr Zerreden und Relativieren sind aber unentschuldbar. Die andere Wange hinhalten gilt nicht transnational, es gälte, wenn ein Opa dich im Netz beleidigt, es gilt nicht, wenn ein islamistischer Warlord dich wie eine Marionette vorführt.

Viele machen sich jetzt lustig über Annalena Baerbock, zeigen sich schadenfroh darüber, dass Ahmed al-Scharaas Rebellengruppe Hait Tahir al-Scham sie auf Fotos auf dem Treffen unkenntlich gemacht hat. Aber was hier verhöhnt wird, ist DEUTSCHLAND. Annalena Baerbocks wenige Wochen alte euphorische Lobhudelei zum Umsturz in Syrien, ihr selbstquälerisches Verstummen über die Demütigungen durch den neuen islamistischen Herrscher, ihr schmachvolles Schweigen über die Verbrechen seinesgleichen hierzulande an deutschen Frauen, das grüne Klagepeitschen eines jeden Patrioten, der diese Gewalt kritisiert - das alles sind Symptome einer im Fieber liegenden Nation. Ein Fieber, das sich nur von innen heilen lässt, am Herzen der Demokratie: Der Wahlurne.

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