Ich gestehe: Ich bin ein großer Fan der USA. Natürlich bezieht sich das nicht zwingend auf die gerade aktuelle Regierung, aber ich liebe die spektakulären Landschaften und das Gefühl der Freiheit, insbesondere im Westen des Landes.
Nach einigen früheren Touren reisten wir 2009 erstmals mit unseren beiden Kindern entlang der klassischen Nationalpark-Route: Kalifornien, Nevada, Utah, Arizona. Unsere Tochter war damals zwölf, unser Sohn sieben Jahre alt. Bei einer Paddeltour im Yosemite-Nationalpark trafen wir eine Familie aus Harrisburg, Pennsylvania, mit einem gleichaltrigen Sohn. Die Jungs sprachen zwar verschiedene Sprachen, aber verstanden sich auf Anhieb. Am Ende der Tour tauschten wir Mailadresse und Telefonnummer und blieben in Kontakt.
Ein paar Jahre später verbrachten wir ein gemeinsames Wochenende in New York City. Wir besuchten das Empire State Building, das American Museum of Natural History und noch ein paar andere Sehenswürdigkeiten. Die Jungs verstanden sich immer noch ausgezeichnet und konnten inzwischen sogar etwas miteinander reden.
(Text Teil 2 nach der Galerie)
Im Sommer 2016 hatte unsere Tochter (19) bereits eigene Urlaubspläne, sodass wir unsere nächste Tour im Wohnmobil durch Colorado, Utah, Wyoming und South Dakota nur mit unserem Sohn (14) unternahmen. Vom Wahlkampf bekamen wir damals nicht viel mit - bis auf eine Ausnahme. Wir hatten in Moab, Utah, eine Sunset Jeep Tour gebucht, die dann wegen plötzlicher Regengüsse vorzeitig abgebrochen werden musste. Aber unser Guide, optisch ein typischer Mormone, nutzte die Zeit effektiv, um uns seine politischen Ansichten zu erläutern: „She’s a liar!“ - war noch das Positivste, was er über Hillary Clinton äußerte.
Unser anfänglicher Optimismus bezüglich Barack Obama war damals schon der Ernüchterung gewichen, aber in Bezug auf Donald Trump waren wir doch eher skeptisch. Die Zeit lehrte uns Besseres. Dazu trug auch die Mutter des Freundes unseres Sohnes bei, mit der ich in mehr oder weniger regelmäßigem Mail-Kontakt stand. Die angehende Schuldirektorin äußerte sich sehr positiv über Trumps Migrations- und Wirtschaftspolitik.
2017/18 verbrachte unser Sohn ein Highschool-Jahr in der Nähe von Tampa, Florida. Hurrikan Irma verschlief er übrigens. Seine Gasteltern waren ein kinderloses Ehepaar Mitte 30 mit drei Hunden und einem Haus in einer Gated Community am Golfplatz, beide Informatiker und Trump-Sympathisanten. Bei den Mitschülern waren die Meinungen allerdings geteilt, einer der Freunde unseres Sohnes bezeichnete Donald Trump und Ron DeSantis als „Faschisten“. Unser Sohn blieb neutral, sieht seine Zukunft aber seitdem eher in den USA als in Deutschland.
In den Osterferien 2018 besuchten wir unseren Sohn und seine sehr sympathischen Gasteltern in Florida. Inzwischen hatte sich auch unsere Einstellung zu Donald Trump zum Positiven verändert. Wir konnten jedoch auch selbst feststellen, dass die Trump-Begeisterung in den USA nicht von allen geteilt wurde. Wir spielten eine Runde Golf mit einem netten älteren Ehepaar aus Wisconsin, die ausgiebig über Trump schimpften. Am Ende der Diskussion boten sie an, Trump gegen Merkel zu tauschen - und waren ziemlich überrascht über unsere freudige Zustimmung. Leider scheiterte die praktische Ausführung…
Im Sommer 2023 reiste unser Sohn dann noch einmal in die USA, um seinen Freund in Pennsylvania und seine Gasteltern in Florida zu besuchen. Sein Freund studierte inzwischen Computer Science an einem College in Harrisburg und organisierte dort eine konservative Studentengruppe. Im Sommer 2024 war er mit einem eigenen Blog aktiv am Wahlkampf für Donald Trump beteiligt.
In diesem Sommer waren wir schließlich selbst noch einmal in den USA und durften zumindest die Anfänge des Wahlkampfes miterleben. In den größeren Städten Atlanta, Nashville und Memphis war es diesbezüglich noch sehr ruhig, aber in den ländlichen Regionen von Tennessee und North Carolina sahen wir recht viel Trump-Werbung in den Vorgärten. In Gatlinburg, Tennessee, gab es an der Hauptverkehrsstraße einen ganzen Laden, der ausschließlich Trump-Devotionalien verkaufte. Aber auch in den anderen Souvenirläden vor Ort konnte man sich damit eindecken. Harris-Fans mussten dagegen leer ausgehen.
Eines Abends fuhr ein Pick-up-Truck voller Trump- und MAGA-Flaggen mit lauter Musik durch den Ort, auf der Ladefläche tanzten ein paar spärlich bekleidete, äußerst attraktive junge Leute - so geht Wahlkampf auf amerikanisch! Auch sonst trafen wir auf unserer Strecke immer wieder auf Pick-up-Trucks oder Geschäfte voller Wahlwerbung - immer für Trump. In einem der zahlreichen Waffenläden unterhielt sich mein Schwager mit dem Besitzer, der seine Abscheu gegenüber den Demokraten kaum in zivilisierte Worte fassen konnte.
In Mississippi spielte der Wahlkampf (noch) keine bedeutende Rolle. In einem Souvenirläden in Natchez fanden wir dann erstmals auch ein paar Harris-Fanartikel. New Orleans empfing uns dann mit Pride-Flaggen an jeder Ecke und anderen Sympathiebekundungen für Kamala Harris. Besonders engagiert war ein Guide im Hop-on-Hop-off-Bus, der den Stopp am National WWII Museum nutzte, um Trump als Wiedergeburt Hitlers zu diffamieren. Er hätte damit sicher gute Aussichten auf einen Job beim deutschen ÖRR, falls er nun nach Trumps Wahlsieg auswandern sollte…
Im Herbst unterhielten wir uns mit einer (deutschen) Bekannten, die beruflich seit ein paar Jahren in Washington tätig ist. Sie war sich recht sicher, dass Trump die Wahl für sich entscheiden würde. Ihre Begründung: Kamala Harris sei noch deutlich unbeliebter als es Hillary Clinton jemals war. Wer ausschließlich deutsche Mainstream-Medien verfolgte, bekam ein ganz anderes Bild vorgesetzt - und wurde am 6. November 2024 maßlos enttäuscht.
Donald J. Trump und die Partei der Republikaner gewannen wider aller (deutschen) Prognosen 312 von 538 Wahlmännern, die Mehrheit im Kongress und im Senat und sogar die (relative) Mehrheit der Wählerstimmen im Land was den Republikanern seit 1988 nicht mehr gelungen war.
Wie erwartet, brach im hiesigen polit-medialen Establishment die Panik aus. Noch am selben Tag zerbrach die Ampel-Koalition in Berlin. Seitdem vergeht kaum ein Tag, an dem nicht die Angst vor dem neuen „Imperator“ geschürt wird. Die Besorgnis über das plötzliche „Ausbrechen“ des Friedens in der Ukraine dürfte einen der absoluten Tiefpunkte in dieser Diskussion sein.
Aber die Propaganda „gegen Rechts“ verfängt immer weniger, wie der Anstieg bei den Umfrageergebnissen für die AfD (bei gleichzeitigem Rückgang für CDU/CSU) zeigt. Nicht nur das auf X übertragene Gespräch von Alice Weidel mit Elon Musk, sondern auch die bisher recht erfolgreich verlaufenden Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP in unserem Nachbarland lassen immer mehr Zweifel am Sinn der „Brandmauer“ zur einzig relevanten Oppositionspartei aufkommen.
Auch die Läuterung von Mark Zuckerberg, die Absage von Google an die EU zum Thema Faktenchecks und auch der Appell des designierten Vizepräsidenten J.D. Vance zum Thema Meinungsfreiheit beweisen, dass Wahlen durchaus etwas verändern können - und dass US-Wahlen auch diesseits des Großen Teichs bedeutsam sind.
Ein Sohn von Donald Trump schrieb vor einiger Zeit sinngemäß auf X, dass es für die Demokraten schlauer gewesen wäre, wenn sie seinem Vater 2020 einfach eine zweite Amtszeit gegönnt hätten. Sie wäre voraussichtlich ruhig verlaufen und die Demokraten hätten bei den Wahlen 2024 bessere Aussichten gehabt, ihre Politik fortsetzen zu können. Aber jetzt ist Donald Trump fest entschlossen, wirklich etwas zu verändern. Er hat aus den Erfahrungen seiner ersten Amtszeit gelernt, ein kompetentes Team zusammengestellt und will seine Ziele nun konsequent durchsetzen. Kein Wunder, dass im grün-woken Establishment zunehmend Panik ausbricht.
Ich wünsche dem 47. Präsidenten der USA - in unser aller Interesse - viel Erfolg für seine zweite Amtszeit. Möge er seine Ziele umsetzen und die westliche Welt wieder auf den Weg der Vernunft, der Freiheit, des Friedens und des wirtschaftlichen Erfolges führen.
Natürlich ist Trump kein Messias und wird nicht alle Wahlversprechen umsetzen können. Schon jetzt zeigen sich erste Risse in seinem Team zum Thema Einwanderung von (echten) Fachkräften. Auch seine Expansionsbestrebungen bezüglich Panama, Grönland und Kanada sind zumindest befremdlich. Aber ich glaube dennoch, dass Trump in den folgenden vier Jahren viel erreichen kann. Und wenn dann J.D. Vance und/oder Vivek Ramaswamy seine Nachfolger im Amt würden, gäbe es eine realistische Chance, dass die westliche Welt den Weg von der derzeitigen Dekadenz zurück in eine neue Blütezeit findet.
Hier alle sieben Stationen einer umfangreichen Reise durch die USA von Corinne Henker:
Teil 1: Von Atlanta nach Asheville
Teil 2: Von Asheville in die Great Smoky Mountains
Teil 3: Von Gatlinburg nach Chattanooga
Teil 5: Entlang des Mississippi
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Kommentar von StefanH
"Die deutschen Banken gekillt, die deutsche Chemie-Industrie mit Glyphosat vergiftet, die Energiewirtschaft zerstört und die Autoindustrie auf Carrera-Bahn-Niveau unwiderruflich zerschreddert."
Da sind aber überwiegend nicht die Amerikaner dran schuld. Die deutschen Banken haben das dem Euro zu verdanken, die Chemie-Industrie ist auf günstige Rohstoffe angewiesen, womit wir bei Punkt 3 wären, keiner hat den Deutschen den Befehl gegeben, ihre Kernkraftwerke abzuschalten - und zudem sitzt Deutschland auf Gas für die nächsten 40 Jahre, man müsste halt selber fracken, anstatt das Fracking-Gas von den Amis zu kaufen. Aber neee, das ist ja böse! Und die Autoindustrie geht nur deswegen vor die Hunde, weil man hündisch der Klimalüge hinterhergelaufen ist. Da ist nicht der Ami dran schuld, das hat sich der dumme deutsche Michel schon so gut wie komplett selber eingebrockt!
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Kommentar von Torsten Kandziora
In Deutschland wäre Trump wahrscheinlich, von einem, dem politischen Gegner unterstellten Verfassungsschutz als "gesichert rechtsextrem" eingestuft, den Medien ausgeliefert, zum "Abschuss" freigegeben.