Millionenabfindungen für Versager

Die Schuldigen des Anschlags auf Volkswagen sind bekannt

von Ulf Küch (Kommentare: 8)

Wenn bei Volkswagen die Lichter ausgehen, wird es düster.© Quelle: Pixabay / Photomat

Volkswagen ist als Flaggschiff der deutschen Wirtschaft ins Trudeln geraten. Zigtausende Arbeitsplätze, einschließlich der Zulieferer mit allen ihren Familien und Existenzen, sind in großer Gefahr.

Von Ulf Küch, Ex-Polizeichef von Braunschweig

Dieses Desaster wird sich massiv auf die Finanzsituationen der Städte an den Volkswagen-Standorten auswirken und deren wirtschaftliche Handlungsfähigkeit tangieren. Eine vollkommen überschuldete Stadt wie Salzgitter dürfte sich dann nur noch eine städtische Infrastruktur am Existenzminimum leisten können.

Als „alter“ Kriminalist und jahrelang mitunter aktiver, aber immer neutraler Beobachter der Volkswagen-Szene meiner Region, frage ich mich langsam, warum eine wirkliche Suche nach den Ursachen und den dafür Hauptverantwortlichen nicht von einem Journalisten oder sogar Wirtschaftshistoriker unter die „Lupe“ genommen wird.

Die Masse der Betroffenen verharrt gegenwärtig in Schockstarre. Die Hauptverantwortung für das Desaster liegt bei der politischen Führung in Berlin und der unterwürfigen Führung von Volkswagen. Wobei ich ausdrücklich die Rolle einiger Betriebsräte und der IG Metall mit einbeziehen muss.

Kompetenz und Führungsqualität sind zwei stattliche Begriffe aus der Organisationslehre und werden hier von mir vermisst.

Natürlich gibt es viele inkompetente Ärzte, Polizisten, Juristen, Anwälte, Lehrer, Handwerksmeister oder unfähige Ingenieure. Allerdings gibt es Bereiche wie Militär, Wirtschaft und auch Sozialstaat, wo einem Versagen ein exorbitant großes Schadenszenario folgt.

Ein General, welcher eine dumme oder falsche Entscheidung trifft, befördert – nach Clausewitz – hunderttausende seiner Soldaten in den Tod. Traurige Beispiele dazu gibt es in der Geschichte zu Hauf. Ich darf an den englischen General Haig oder den deutschen Befehlshaber von Falkenhayn erinnern, deren unsinnige Entscheidungen während der Schlacht an der Somme 1916 innerhalb von einigen Monaten zu mehr als einer Million getöteter englischer und deutscher Soldaten geführt hatten, ohne dabei irgendeinen strategischen Vorteil erzielt zu haben.

Falsche wirtschaftspolitische Entscheidungen können ähnlich fatale Folgen für die anvertrauten Arbeiterinnen und Arbeiter haben. Auch hier werden Entscheidungen getroffen, die anschließend häufig irreparabel sind.

Der Soldat verliert sein Leben oder die Gesundheit, der Arbeiter seine Existenz, mitunter auch die Gesundheit und die wirtschaftliche Zukunft.

Mit politischen Fehlentscheidungen und deren konsequenter Umsetzung kann ein Staat in den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Ruin getrieben werden. Folgt die Wirtschaft hier ohne „Wenn und Aber“, gehen Konzerne, wie aktuell in Deutschland zu sehen, in den wirtschaftlichen Exodus oder wandern ins Ausland ab.

Nun stelle man sich einmal vor, dass die bei vielen schon in Vergessenheit geratene „Hartz Story“ mit „Lebedamen“ Anfang der 2004er Jahre und viel „Schmiergeld“ für den „schleimig-geilen Betriebsrat“ nebst den Folgekosten für die lukrativen Unterbringungsmöglichkeiten in „konzerneigenen Wohnungen“ und den Schadensersatzkosten für versprochene Leistungen in Drittländern bezüglich möglicher Konzernansiedlungen nicht erfolgt wären.

Stelle man sich weiter vor, dass die Kosten für den späteren „Dieselskandal“ mit Milliarden Euros an Strafgeldern, dem weltweiten enormen Imageverlust und dem nunmehr offenkundigen Flop bei der übereilt übernommenen und vorfinanzierten E-Mobil-Produktion nicht stattgefunden hätten.

Dazu addiert man nun die desaströsen Streitereien inklusive der auch für den Laien erkennbaren Inkompetenz bei der übereilt übernommenen Umstrukturierung, Boni-Verteilung, Sonderzahlungen und sonstigen öffentlich ausgetragenen Scharmützeln in der Führung des Konzerns.

Das sauer erwirtschaftete Geld des Konzerns wurde mit vollen Händen ausgegeben. So z. B. für eine Dame namens Christine Hohmann-Dennhardt, die als „Compliance Vorstand“ den bereits erwähnten „Abgasskandal“ bei Volkswagen aufarbeiten sollte, aber infolge offenbarer Inkompetenz bereits nach einem Jahr und mit einer Abfindung von 15 Millionen Euro in der Versenkung verschwand.

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Nach dem Durchglühen der Geldverbrennungsmaschinerie von Volkwagen stellt sich doch die Frage, ob es mit einer klugen Firmen- und Finanzpolitik gelungen wäre, den Markt entsprechend der Kundenwünsche nach abgasarmen Verbrennermodellen zu bedienen, um damit nicht gezwungen zu werden, die Arbeitnehmer zu entlassen und Werke zu schließen.

Neben der Fachpresse muss auch die politische Opposition zur Aufarbeitung antreten. Auch die Arbeitnehmerschaft nebst der Gewerkschaft muss endlich damit beginnen, das Desaster im Konzern aufzuarbeiten.

In der Braunschweiger Zeitung stellt sich Ministerpräsident Weil „kritisch“ gegenüber den Problemen bei Volkswagen auf. Ein politischer Drahtseilakt, wenn es das Ziel von Weil ist, damit die Bundesregierung aus der Verantwortung zu nehmen. Der Ministerpräsident lässt sich dabei noch von seiner grünen Vertreterin Frau Hamburg – einer erklärten Automobilgegnerin –soufflieren.

Gerade diese beiden Herrschaften sind allerdings seit Jahren Mitglieder des Aufsichtsrates und haben zusammen mit dem Konzern-Betriebsrat diesem Husarenritt ins das Verderben zugestimmt. Dennoch erfolgen aktuell diese seltsamen Begründungen für den Niedergang von Volkswagen gegenüber der Presse und in sozialen Medien, die dem Unbehagen und der aufkommenden Existenzangst der Belegschaften und der hiesigen Zulieferindustrie mit so etwas wie Häme begegnen.

Will man hier von den Hauptverursachern ablenken? Hier haben viel zu viele unkluge Akteure einen Konzern über die Jahre zum Schlingern gebracht, n die Wand gefahren. An den Aktienmärkten werden offenbar schon lange die Messer gewetzt. Dazu bemerkte neulich die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrem Wirtschaftsteil:

„Es dürfte von potenziellen Anlegern damit gerechnet werden, dass es bei VW zumindest vorerst noch weiter den Bach runtergeht und der Aktienwert jetzt tiefer sinkt, oder gar ganz einbricht. Nur wer dann Geld übrig hat und nicht braucht wird wohl investieren."

Am Ende bezahlen es dann wieder die Arbeitnehmerschaft und der Steuerzahler. Der Ehrliche ist wieder der Dumme. Ich befürchte sehr unruhige Zeiten. Es muss sich etwas Grundlegendes ändern. Der Staat braucht wieder Struktur samt einem unbedingten Willen zur Verantwortung.

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