Eine Demokratie braucht Ehrgeiz

Die grüne Lust an der Zerstörung wird in Kriegszeiten auf schmerzhaft paradoxe Weise sichtbar

von Julian Adrat (Kommentare: 21)

Sie werden viel verdienen, aber noch mehr Steuern zahlen. Das Finanzamt erteilt die Absolution und ihre Kirche sind die Grünen.© Quelle: Pixabay / TheDigitalArtist

Ein guter Freund hat seinen Job gekündigt. Hoch bezahlt, in leitender Position. Gestern wurde er fünfzig, er ist knapp zwanzig Jahre älter als ich. Jetzt sucht er sich was Neues.

Von Julian Adrat

„Aber ich habe keinen Bock mehr, Steuern zu zahlen“. Er schaute dabei ziemlich angewidert. Als freischaffender Künstler habe ich wenig Berührungspunkte mit der Business-Welt, aber ich glaube, sie werden mehr: (Noch nicht ganz so) alte weiße Männer - wie man so schön sagt -, die die Schnauze voll haben.

Ich habe mich das oft gefragt: Warum schweigen sie? Damals, als es losging mit der politischen Korrektheit und die Cancel Culture noch nicht so mächtig war. 50 Jahre alt, im Vollbesitz der geistigen Kräfte, karrieretechnisch fest im Sattel, finanziell gut gestellt: Warum schweigen sie? Aber vielleicht ist, wer 50 oder 60 Stunden in der Woche arbeitet und den Spitzensteuersatz zahlt, sich zu schade, Unsinn zu kommentieren, geschweige denn sich darüber aufzuregen. Kinkerlitzchen, denkt er sich. Die Säulen der Gesellschaft schweigen. Wie echte Säulen. Wenn sie anfangen, Geräusche zu machen, ist es meist zu spät.

Dieser maßlose Ekel davor, Steuern zu zahlen, ist vielen Leistungsträgern neu. Es sind Menschen, die, selbst wenn sie gegen einen hohen Spitzensteuersatz sind und CDU und FDP gewählt haben, sich von Herzen über eine gute Straße gefreut haben, wenn sie mit ihrem 5er-BMW oder ihrer E-Klasse drüberglitten, oder über den guten Zustand der Schule ihrer Kinder oder darüber, dass sie sich über ärztliche Versorgung nie haben Gedanken machen müssen. Sie haben sich gesagt hat: Da habe ich meinen Anteil dran. Ohne mich wäre das nicht möglich.

Bis vor wenigen Jahren konnte man das verstehen, oder? Man konnte Respekt zollen. Wer heute noch so denkt, den muss man fragen: Was rauchst du?

Klaus Schwab, dem Weltwirtschaftsforum-Gründer, wird der Satz nachgesagt: „Sie werden nichts besitzen und glücklich sein.“ Aber der Fisch stinkt vom Kopf her. Vielleicht fängt diese Revolution bei den „Reichen“ an: Sie werden viel verdienen, aber noch mehr Steuern zahlen. Das Finanzamt erteilt die Absolution und ihre Kirche sind die Grünen.
Harald Martenstein schreibt in seiner Kolumne: „Auch mit der Aussicht auf mehr Geld scheint man viele Leute nicht mehr locken zu können.“

Und er zieht den Schluss, dass das Verschwinden des Ehrgeizes vielleicht mit dem Zerfall der Gesellschaft in Milieus und Gruppen mit komplizierten, abgekürzten Namen zusammenhängt, die einander bestenfalls völlig schnurz sind, falls sie einander nicht sogar hassen, und die keine gemeinsamen Kriterien für Erfolg, für richtig und falsch oder gut und böse mehr haben.

„Was hat die TERF in einem ostdeutschen Dorf denn mit der LSBTIQ*-Person in einem Berliner Club gemeinsam, außer dass beide Liebe und Nahrung brauchen und aufs Klo müssen?“, fragt er.

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Gute Frage. Das war im Januar. Es braucht weder Fantasie noch besondere Menschenkenntnis, um zu verstehen, dass in einem Land, in dem die regierende Partei Atomreaktoren mit Säure zerstört, der Ehrgeiz weiter flöten geht. Und da hört der Spaß auf. Eine Demokratie braucht Ehrgeiz.

Das Problem: Ehrgeiz ist nicht immun gegen (schlechte) Wirtschaftspolitik. Nicht einmal gegen schlechte Wirtschaftsrhetorik. Wie unfähig ein Wirtschaftsminister auch sein mag, wie - mit Verlaub - abgründig dumm, dass es an Schwachsinn zu grenzen scheint: Ein Wirtschaftsminister ist ein Wirtschaftsminister ist ein Wirtschaftsminister - und sein Wort hat Gewicht.

Teil des Problems: Die Mainstreammedien, die sich nicht etwa über Habecks „Bevor die Leute dort frieren, müssten wir unsere Industrie drosseln oder gar abschalten“ echauffieren, sondern darüber, dass sich die Menschen einer Alternative zuwenden.

Oliver Stone, der zuletzt eine Doku zur Kernkraft gedreht hat, erzählt bei Joe Rogan von Deutschlands größtem Solarpark. Dieser erstrecke sich über 164 Hektar! 465.000 Solarmodule habe man dort installiert! Bei 187 MW Leistung. 1400 MW Leistung habe dagegen ein mittleres Atomkraftwerk, auf einem Bruchteil der Fläche. Unabhängig davon, ob die Sonne scheint oder nicht.

Alles, was die Grünen anfassen, zerstören sie. Die Umwelt, Deutschland, den Ehrgeiz.

Erst wenn der letzte Zentimeter deutscher Rasen und Wald mit Solarpanels bedeckt ist, werden sie erkennen, dass doch nicht genug Energie da ist. Die grüne Lust an der Zerstörung wird in Kriegszeiten auf schmerzhaft paradoxe Weise sichtbar: Während deutsche Panzer mit Wehrmachtszeichen gen Russland rollen, denkt der deutsche Wirtschaftsminister über Deindustrialisierung nach. Fun Fact am Rande: Ein atombetriebener Flugzeugträger fährt zwanzig Jahre, ohne zu tanken.

Übrigens nicht erst seit dem Kalten Krieg, es gehörte seit je her zum Frieden dazu, dass man noch dem schlimmsten Feind Rationalität zugesteht, den Willen zu leben. Kann das Putin? Kann das die Welt, wenn sie auf Deutschland schaut? Mein Freund ist sehr spät Vater geworden. Sein Sohn ist gerade mal 3 Jahre alt. Klar ist: Er wird keine Gegenleistung sehen, egal wie viel Steuern sein Vater in Zukunft zahlen wird. Höchstens eine Drag-Queen, wenn er in die Grundschule kommt.

Heute Abend steigt die Party. Wir zahlen bar.

Julian Adrat ist freischaffender Künstler und Podcaster. Er lebt und arbeitet in Berlin. https://www.julianadrat.com

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