Heute morgen las ich die Nachricht eines Lesers. In dieser ließ er mich grüßen. So eine liebe Grußnachricht tut gut und baut auf. Macht warm ums Herz. Und das ist wichtig in kalten Zeiten wie diesen.
Für mich ist es seit bald fünf Jahren ein persönlicher Kampf darum, nicht völlig zu erkalten. Dieser täglich wieder aufgenommene Kampf, seitdem sie den großen Feldversuch starteten. Dies perfide Spiel, das sie inszenierten, um zu erfahren, wie weit sie mit uns gehen können in diesem Land.
Vermeintlich das Kommende vor Augen, zu glauben, erkannt zu haben, was „die da“ mit Land und Menschen beabsichtigen, waren meine letzten fünf Jahre oft schmerzvoll und von Trauer beladen. Heute akzeptiere ich die allgemeine Situation, in der wir uns befinden. Ich habe da wohl die „fünf Phasen der Trauer“ durchschritten. Mich abgefunden und akzeptiere, was immer derzeit geschieht.
Denke ich heute an das erste Jahr Corona zurück, so war dieses von einer sprachlosen Verwunderung gegenüber auf mich einprasselnder neuer Lebenserfahrungen geprägt. So konnte ich weder glauben noch verstehen, dass sich durch meinen Impfstatus bedingt Freunde und Bekannte distanzierten und von mir abwandten. Insbesondere, als ich begann, eine Kolumne für Alexander-Wallasch.de zu schreiben und mich mit dieser wöchentlich, wie man sagt, „nackig machte“. In diesem Jahr durchschritt ich die erste Phase der Trauer.
Was mich damals über den Tag und durch die Nacht brachte, war zu wissen, nicht allein im neuen Wind da draußen vor der Tür stehen zu müssen, gesellschaftlich abgestellt innerhalb von Wochen. Beruflich kaltgestellt zu werden, weil der große Bruder es so wollte. Auch damals taten mir, wie am heutigen Morgen wieder, Leserkommentare oder persönliche Briefe wohl. Es tut gut zu wissen, mit seinem Zorn gegenüber den Missständen und den Personen, die dafür Verantwortung tragen, nicht allein im Regen vor der Tür zu stehen.
Das war dann die zweite Phase der Trauer. Mein Zorn gegenüber den vielen. Den vermeintlich guten. Den doch so anderen, die Macht über uns hatten und die heute noch immer mit Menschen umgehen, wie sie allein es für richtig halten.
Im Jahr darauf, es war das Jahr der von vielen erhofften Impfmaßnahmen, glaubte ich auf sie zugehen zu müssen. Doch ließen sie mich noch immer nicht in ihre Mitte. Sie, die inzwischen doppel-plus-gut Geimpften. Noch immer saßen, feierten, tranken, tanzten sie unter sich. Da half kein Verhandeln. Kein sachliches Diskutieren. Kein ruhig ausgesprochenes Wort aus meinem Mund. Solange ich nicht einer der ihren würde, musste ich draußen vor ihren Türen bleiben. Galt als schädlicher Wurmfortsatz der Gesellschaft,welcher herausgeschnitten gehört.
Da half kein klärendes Wort oder Verständnis mehr, der Zug der Verständigung war abgefahren. Der kommt auch nicht wieder.
Kommen wir zu einem anderen Zug. Einem, der auch nicht wieder kommt: Der Zug mit der Aufschrift „Frieden ermöglichen". Der nächste Schritt, den das Land und sein durch Massenvernichtungsmedien gelenktes Personal machen soll, wird in ein tiefes, finsteres Tal führen.
Denn wie soll ich sonst diese mir unbegreifliche, wieder erwachte Kriegsbegeisterung vieler deutscher Wähler verstehen? Derer, die sich lieber die längst unbezahlbar gewordene Butter vom Brot nehmen lassen, als den versicherten Endsieg an der Ostfront zu vergeigen. Einmal muss es doch ja klappen, den russischen Bären zu erlegen. Eine weitere Chance dazu wird es in den nächsten tausend Jahren nicht geben.
Ah, da ist er ja wieder. Dieser doofe, große, schwarze Vogel, der über einem kreist wie die miese, dunkle Wolke, die beizeiten, vor allem in schlechten, über dem verbliebenen Haupthaar schwebt. Die beiden braucht keiner. Also. Raus aus der vierten Phase der Trauer und auf Wiedersehen gesagt. Und bitte auf länger.
Weiterlesen nach der Werbung >>>
Ihre Unterstützung zählt
Willkommen in der letzten Phase der Trauer. Ich akzeptiere, was ich nicht ändern kann. Versuche zu verarbeiten, bearbeiten, zu verändern, was ich vielleicht irgendwie hinbekommen kann. Arrangiere mich mit der Situation. Beizeiten funktioniert das sogar. Okay, jetzt muss ich selbst lachen. Was sollte ich denn auch sonst machen? Mit dem Holzgewehr in kurzer Hose nach Berlin marschieren, um den Reichstag zu erstürmen!? Sie würden sich freuen.
Nein. Ich arrangiere mich mit der Situation. Ich akzeptiere. Ich akzeptiere, dass mir von heute auf morgen eine Rakete auf den Kopf fallen kann. Von welcher Seite ist mir dann egal. Tod ist Tod und Schwamm drüber. Über uns alle.
Ich akzeptiere, sollte es vor Weihnachten keinen atomaren Winter geben, dass ich nicht damit rechnen kann, in wenigen Jahren eine Rente zu beziehen. Unabhängig meiner jahrzehntelangen Einzahlungen in das System.
Ich akzeptiere monatelange Wartezeiten für wichtige Arzttermine. Stundenlange Wartezeiten auf beängstigenden Bahnhöfen und Haltestellen. Lange Stauzeiten auf Verkehrswegen wegen maroder Straßen, Brücken, Über- Unterführungen. Von immer mehr und höheren Windrädern in meiner nächsten Umgebung umzingelt zu werden. Dumme Menschen. Böse Menschen. Gefährliche Menschen. Politiker und Politikerinnen. NGOs. Wahrheitsfinder. Experten. Denunzianten. Antideutsche. Antimenschen. Antifantasten.
Den nächtlichen Straßenwechsel beim Spaziergang in der Stadt wenn mir eine „Gruppe“ entgegenkommt. Das Gefühl fremd in seinem Geburtsland zu sein. Ich muss akzeptieren, das ich eine hohe Strafe erhalte, wenn ich einem Mann nicht als Frau anrede, bzw. „lese“, wenn er/sie/es/etwas darauf besteht.
Es gibt heute viele Dinge die ich akzeptieren soll, akzeptieren muss. Tu ich es nicht, falle ich zurück in die ersten Phasen der Trauer und der Kreislauf beginnt. Wieder und wieder und wieder. Das wieder durchzumachen, dazu fehlt mir, betrachte ich die Welt wie sie heute ist, die Kraft.
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.
Zur Anmeldung
Kommentare
melden
Kommentar von Sigrid Leonhard
"Mein Zorn gegenüber den vielen. Den vermeintlich guten. Den doch so anderen, die Macht über uns hatten."
Die hatten nie Macht über uns, allenfalls übten die Repressionen aus - Gewalt letztlich. Unrechtmäßige Gewalt.
melden
Kommentar von .TS.
Resignation, der beste Komplize eines jeden Regimes!
Nein, ich kann mich mit Unrecht und Wahnsinn nicht abfinden, und akzeptieren noch weniger.
Ein jeder der sich vom Gedanken "ich kann die Welt nicht ändern" narren lässt sollte sich vielmehr fragen "kann die Welt mich ändern?!" und sich tunlichst überlegen was falsch läuft wenn er diese Frage bejaht.
Man kann eine Welle nicht aufhalten, aber sehr wohl dafür sorgen daß sie bricht und rauscht. Wie die Lange Anna vor dem Fuselfelsen, aus bröseligem Sandstein, aber schon seit Jahrhunderten felsenfest umtost.
Ebensowenig kann man Fanatiker auf ihrem Weg aufhalten - aber als Stein im Weg dafür sorgen daß sie eine Umweg gehen müssen, oder in ihrer Sturheit stolpern. Und wir sind viele Steine die darauf warten weiter im Weg zu stehen.
Man sollte nicht so verwegen sein zu glauben daß man die Welt bekehren kann (dann wäre man ohnehin nicht besser als all die Verführer aller vergangenen und heutigen Zeiten), aber stets fest zu seinen Werten stehen. Und wer dann damit ein Problem hat darf es behalten: Es ist nämlich seins, nicht meins!
melden
Kommentar von Dirk Botschen
Sehr exzellent Herr Kandziora!
Genau diese Wahrnehmung der letzten Jahre habe ich auch. Demzufolge schließe ich mich Ihnen an, und unterstreiche jedes geschriebene Wort von Ihnen. Immer schön Querdenken!
Dieser Begriff war mal positiv besetzt, insbesondere unter Ingenieuren.
Das muss man sich mal genüsslich vor Augen führen! Wo sind wir hier gelandet, mit dem vergangenen Land der "Dichter und Denker". Alles Schnee von gestern.
Ich kann nicht dafür, dass ein Großteil der Gesellschaft das selbständige Denken, im Keller an den Nagel gehängt hat. Ich werde es nicht tun, bis ich horizontal aus meinem Haus getragen werde. Punkt!
melden
Kommentar von Karsten Walter
So geht es mir auch. Auch wenn das alles andere als schön ist, tröstet es doch immer wieder, wenn man nicht alleine mit seinen Gefühlen ist. Danke für das Teilen Ihrer Gedanken, Herr Kandziora.
melden
Kommentar von R.S.
Was mir in letzter Zeit immer in den Kopf kommt ist folgendes....gehen wir mal zurück ins Mittelalter.....Die Hoheiten sitzen im Palast,schauen zu ,daß sie die Zeit rum kriegen. Aufgeputzt und aufgehübscht wird gefeiert bis die Kasse leer ist.Werden Paläste gebaut und Sommersitze.,,bis die Kasse eben nichts mehr hergibt.Werden Kriege geführt um mehr Ländereien zu besitzen.Wofür Zig Menschen sterben und rein garnichts von dem neuen Landbesitz haben.Draußen am Tor steht der Pöbel und bekommt Reste vom Tisch....Und neue Steuern aufgedrückt,weil irgendwer muss ja das Gott gegebene Höhere Sein finanzieren.Es werden Gesetze ausgedacht um den Pöbel unter Kontrolle zu halten.Das ist verboten,jenes verboten und wehe man hält sich nicht dran.Denunziantentum-wo ist die Hexe. Die Gesetze sind natürlich nur fürs Fußvolk. Murren wird bestraft und zwar so,daß möglichst viele davon beeindruckt sind.Unliebsame Konkurrenten werden aus dem Weg geräumt,oder man erfindet falsche Anschuldigungen und die Krone ist gesichert.In welchen Zuständen die Leute leben ist unwichtig.Um Großmütig zu erscheinen verteilt man gelegentlich Almosen. Um dann wieder Gesetze zu erlassen.Der Einzelne zählt nichts. Ameisen.
Entweder buckelt man ,man muckt auf und wird gehängt oder man nimmt es hin und versucht irgendwie klar zu kommen. Mittelalter.
melden
Kommentar von Ulf Küch
Chapeau.
So habe ich es auch wahrgenommen.