Ob die Bauernproteste historisch sind oder nur eine Randnotiz in der bundesdeutschen Geschichte, für eine solche Bewertung ist es noch zu früh. Das werden die nächsten Wochen, Monate und Jahre zeigen. Was wir aber jetzt schon feststellen können: Das, was sich in den letzten Tagen vor unseren aller Augen abgespielt hat und noch abspielt, ist in der Geschichte Nachkriegsdeutschlands einmalig.
Auch wenn ein Generalstreik hierzulande verboten ist, haben die aktuellen Proteste beinahe denselben Effekt. Indem die Bauern, Spediteure und Lokführer den Flaschenhals der Republik blockieren, die Logistik, legen sie das gesamte Land lahm. Und das ohne jede Aggression und Gewalt. Stattdessen laufen die Aktionen gesittet ab, niemand schlägt Fensterscheiben ein, bewirft Polizisten mit Steinen oder zündet Autos an.
Zum friedlichen Verlauf trägt, und das soll nicht unerwähnt bleiben, vor allem auch die Polizei bei. Im Unterschied zu den Protesten gegen das Corona-Maßnahmen-Regime tritt die Staatsmacht den Demonstranten diesmal nicht als Kampftruppe der Regierung entgegen, sondern endlich wieder als Freund und Helfer.
Apropos Corona-Maßnahmen Proteste. Ohne sie wäre ein Aufbegehren wie das derzeitige kaum vorstellbar. Die damaligen Protestler haben vorgemacht, wie eine wirkungsvolle Opposition im besten Deutschland aller Zeiten zu organisieren ist. Nämlich dezentral. Damals gab es, wir erinnern uns, quer durch die Republik verschiedene Formen des Protestes, trotz Beschneidung des Versammlungsrechtes.
Am bekanntesten sind diesbezüglich sicherlich die so genannten Spaziergänge. Veranstaltet wurden sie in der Regel von kleinen Gruppen oder Einzelpersonen vor Ort. Diese stammten oftmals aus dem regierungskritischen Lager und konnten daher schnell diskreditiert werden. Die Nazi- und Schwurblerkeule verhinderte damals, dass aus den Anti-Maßnahmen-Protesten eine wirkliche Fundamentalopposition gegen die Machenschaften derer geworden ist, die das Land einer großen Transformation ins Nichts unterziehen wollen.
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Das ist bei den Bauernprotesten anders. Nicht nur verfügen die Landwirte bundesweit über eine Vielzahl von lange etablierten, belastbaren Netzwerken. Ihnen gehören zudem Menschen an, die sich untereinander gut kennen und über einen gemeinsamen, politisch unverdächtigen Prinzipienkatalog verfügen. Sie müssen nicht lange diskutieren, um eine gemeinsame Basis oder auch nur den kleinsten gemeinsamen Nenner für ihre Aktionen zu definieren. Sie können sich vielmehr aufs Wesentliche konzentrieren und so effektiv und unabhängig von irgendwelchen Verbänden oder Vereinen handeln. Das Ergebnis sehen wir.
Darüber hinaus scheint es, als hätte die Nazikeule ihre Wirkung verloren. Alle Versuche des polit-medialen Komplexes, die Protestierenden ins rechte Eck zu stellen, laufen bislang ins Leere. Nicht zuletzt, weil man inzwischen weiß, was davon zu halten ist, wenn ein Cem Özdemir den Landwirten unterstellt, sie hätten wegen seiner türkischen Herkunft ein Problem mit ihm.
Solch ein Rassismusvorwurf hätte vor gar nicht langer Zeit durchaus ausgereicht, die Opposition zu diskreditieren. Heute aber bestätigt er das Misstrauen derjenigen, die zwischenzeitlich gemerkt haben, dass etwas nicht stimmt in einem Land, in dem die Regierung, wie Robert Habeck es stellvertretend für seine Kabinettskollegen formulierte, mit Deutschland nichts anzufangen weiß und Patriotismus zum Kotzen findet.
So können wir aktuell beobachten, wie in den vergangenen Tagen aus den Protesten der Bauern eine Veranstaltung geworden ist, der sich auch all jene anschließen können, die zwar keine Bauern sind, die aber dennoch, um in deren Sprache zu sprechen, die Schnauze voll haben. Und glaubt man den Umfragen, sind das nicht gerade wenige, sondern vielmehr die überwältigende Mehrheit der Menschen in Deutschland.
Am Ende der ersten Etappe der Bauernproteste können wir daher festhalten: Die Luft für die Ampel wird dünner. Sie ist angeschlagen und es wird interessant sein zu beobachten, wie sie sich aus dieser, für die Regierung existenziellen Krise herauswinden will. Aber selbst wenn ihr das gelingen sollte: Der Geist, in diesem Falle das offene Aufbegehren gegen eine ideologiegetriebene Politik, ist aus der Flasche und dem bunten polit-medialen Komplex wird es nicht gelingen, ihn dorthin zurückzubefördern. Die Tage der Ampel sind gezählt.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Verfolge ich die letzten Jahrzehnte die Aussagen und Bilder in den der öffentlich-"richtigen" Anstalten, gibt es in diesem Lande nur Schwurbler, Rechte, Gas- und Ölheizer, Schlepperfahrer und Talkshows, wo sich auf Zeit gewählte Amtierende sich um Kopf und Kragen reden, weil sie selbst panische Angst vor dem Ämterverlust bei der nächsten Wahl haben!
Habecks panische Fährenflucht zeigt offensichtlich und beispielhaft, wie es bei besonders Ängstlichen im Umgang mit dem souveränen Bürger, Steuerzahler und Wahlberechtigten bestellt ist.
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Kommentar von .TS.
Solange es nur um Steuererleichterungen geht bleibt der Protest ein laues Lüftchen.
Das Kernproblem, die globalistische Agenda die darauf abzielt jegliche eigenständige Lebensmittelproduktion zu vernichten, wird praktisch nicht thematisiert - stattdessen zählen Solarpanele zum stärksten wachsenden Anteil auf den Äckern.
@Sigrid Leonhard: Richtig. "UNS gehts NOCH gut" wäre passender: Aktuell haben zwar viele nach wie vor einen hohen Lebensstandard, aber schon in den 90ern konnte man zunehmend beobachten wie die solide Infrastruktur praktisch nur noch auf Verschleiß gefahren wird, inkl. Bildungswesen, Wirtschaftsgefüge etc.
Und langsam merkt man deutlich wie die Lücken massiv zu Tage treten, mit einem desolaten Gesundheitswesen, zunehmend unwürdigerer Seniorenpflege, einem Bus- und Bahnverkehr welcher dem einstigen deutschen Pünktlichkeitsanspruch nur noch Hohn spricht, die Post wird auch immer mehr ausgedünnt, Straßen verrotten und Brücken werden zunehmend ganz gesperrt,...
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Kommentar von Evmarie Naumann
Kommentar eines Teilnehmers:
"Ich war in München auf der Demo. Die Bauern wurden aus meiner Sicht verarscht.
Die wollten die Stadt München lahm legen und die Traktoren wurden
auf die Theresienwiese umgeleitet und die Stadt war nicht behindert.
Alles normal. Die Politik hat gewonnen und alles im Griff."
So siehts aus. Eine Woche wollten sie alles "lahm legen". Lahm ist eher dieser Protest mit Verursachern
auf der Bühne. Er sagt bringts auf den Punkt:
https://www.youtube.com/watch?v=OyPt1vGfxIA
Diese ganzen Bauernproteste sind ein einziges, systematisch organisiertes Schauspiel für die Massen.
Der Anmelder der Demonstrationen ist der Deutsche Bauernverband , der Dachverband von 18
Landesverbänden. Der Deutsche Bauernverband wiederum ist in einem europäischen Dachverband
eingebunden. Machtstrukturen von oben durchorchestriert.
Und den Menschen wird hier gelebte Demokratie vorgegaukelt.
Schaut euch mal die Webseite des Bauernverbandes an, besonders deren Haltung zur Klimawandel-Agenda,
da wird deutlich für was und wen die eigentlich arbeiten.
Bei den "Freien Wählern" für die Herr Lee gerne Werbung macht, sieht das nicht besser aus.
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Kommentar von Sigrid Leonhard
Diejenigen, die seit Jahren sagen: "UNS gehts doch gut" mit einem pseudo-netten Unterhaken, sind das Hauptproblem.
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Kommentar von Uwe P..
Wie können wir diese Proteste als wirkungsvoll ansehen, wenn unsere Politik diese für sich vereinnahmt, selbst die Reden hält und die Opposition davon abhält, sich gemeinsam mit den Demonstrierenden zu zeigen, obwohl auch 23% der Bauern die AfD wählen! Derartig verlogene Berichterstattung, die nicht im Geringsten darauf eingeht, dass andere Branchen & Gewerke sich angeschlossen haben und nicht die Rücknahme der Beschlüsse gegen die Bauern fordern, sonden vielmehr immer lauter das Ende der Ampel und Neuwahlen eingeklagt werden.
Diese Regierung versucht alles, das Volk zu spalten und sich selber damit an der Macht zu halten. Erinnerungen an dunkelste deutsche Zeiten werden wach und ein Vergleich zur DDR drängt sich ebenso auf. Die Entscheidung für nazistische oder marxistische Ideologie wird die Regierung selbst treffen, in dem Moment, wenn sie ein Verbot der AfD tatsächlich durchsetzt und damit der NSDAP die Hand reicht.
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Kommentar von Hans-Joachim Gille
Herr Amoghli, es ist kein Wunder, daß die Pozilei friedlicher gegen die Bauern ist. Wasserwerfer, Gummi-Knüppel sind gegen hunderte John Deeres ein Scheiß'. Gegen Rentner & Behinderte, als Teil des Souveräns, erwies man sich als mutig. Nein, kein Vergessen, kein Mitgefühl, keine Nachsicht gegen diese Beamten. Alle, die dabei waren, müssen gehen, die Pension muß gestrichen werden. Und es ist auch ok was gegen Türken in Deutschland zu haben, aber nicht ok gegen Türken in der Türkei.
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Kommentar von Edlosi
Es ist legitim, die Schnauze voll zu haben, von Politik - Ignoranz, - Arroganz, - der steuerzahlenden Bevölkerung, die kleinen Leute , die obdachlos wurden beispielsweise , haben keine Lobbyisten- niemand; es zeigt sich wieder, und immer wieder: Geld regiert die Welt.