Kolumnist Toddn Kandziora hält eine Jahresendzeitrede

Deutschland im freien Fall

von Toddn Kandziora (Kommentare: 11)

Der jetzige Zustand des Landes ist sechzehn Jahren Merkelpolitik geschuldet.© Quelle: Pixabay / icheinfach

Der letzte Tag des Jahres ist angebrochen. Es ist halb fünf in der Früh und ich bin schon wach. Ich kann nicht länger schlafen und drehe und wälze mich.

Ich kuschle mich zwischen Kissen und Decke, denke ans Meer, das ich so lange nicht sah, und einen menschenleeren Strand aus weißem Sand. Nutzt aber alles nichts. Also stehe ich auf, gehe in die Küche und mahle Bohnen zu Kaffeemehl, um die Espressomaschine aus kaltem Stahl aufzumunitionieren.

Während ich in der Getreidemühle die Bohnen kleindrehe, fällt mir auf, dass mein Kopf schmerzt und ein wenig schwerer als gewohnt auf dem Hals liegt. Nein, keine Erkältung, wohl eher das Bier vom gestrigen Abend. Wäre ich doch bei der heimischen Sorte geblieben.

Wenig später steht der Kaffee dampfend auf dem Schreibtisch, der Computer ist hochgefahren und der große Zeiger auf der alten Wanduhr springt auf die Fünf. Ich fühle mich halbwegs startklar und werde versuchen, in dieser großen, von Gott verlassenen Tragödie einmal wieder meiner Rolle gerecht zu werden.

Wohl wissend, rein gar nichts am Ablauf des letzten Aktes verändern zu können, an diesem Endzeitdrama, in dem ich meine Statistenrolle einzunehmen habe. Wie die meisten von uns.

Wir unbedeutenden Menschen, denen es weder gestattet ist, während der Aufführung die Bühne zu verlassen, noch einen Mucks von sich zu geben. Wir vielen schon immer schwach gehaltenen Menschleins, die nicht den geringsten Einfluss auf den Ablauf eines von wenigen „Superhelden“ inszenierten grauenhaften Schauspiels nehmen dürfen.

Es ist 5 Uhr und 4 Minuten am letzten Tag des Jahres. Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler in einem Interview auf Welt Online: „Die europäische Atombombe wäre ein entscheidender Schritt hin zu einer strategischen Autonomie und zu einer eigenen Abschreckungskraft.“ Um seinen Worten atomares Gewicht zu geben, wird vom Portal darauf hingewiesen, das ja schon Adenauer die deutsche Atombombe auf der internationalen Spielwiese gegen den erklärten Feind gerichtet hätte.

Haben die dieser Tage vermehrt aus ihren Löchern springenden, sich die Atombombe herbeiwünschenden wiedererwachten Krieger vergessen, dass unsere amerikanischen „Freunde“ in Europa weit mehr als eine Atombombe für den Einsatz bereithalten? Wo und wie viele es sind, ist jedoch schwer zu recherchieren.

Das Internet sagt mir eben, dass im rheinland-pfälzischen Ramstein, dem größten militärischen Air-Force-Stützpunkt außerhalb der USA, hunderte dort gelagerte Kernwaffen schon 2005 mutmaßlich abgezogen wurden.

Jedoch sollen im kleinländlichen Büchel, das wenig mehr als tausend Einwohner zählt, an die zwanzig US-Atombomben zur Verteidigung bereitliegen, sollte sich Putin-Russland der deutschen Bodenschätze und Oma Krauses Kartoffeln im Keller bemächtigen wollen. Wie und wo auch immer der Fall der Fälle eintreten sollte.

Die zwanzig A-Bomben zur Gefahrenabwehr in Büchel werden von der Bundesregierung nicht bestätigt, da sie zu diesem Sonderthema keine konkreten Zahlen preisgegeben darf. Wie auch immer und wo sie gelagert sein mögen. Nichts Genaues weiß man eben nicht. Aber darüber reden und einfordern bringt einen zumindest auf die erste Seite deutscher Kriegspresse.

Heute Morgen war es also Politikwissenschaftler Herfried Münkler, der „den Wunsch vieler Europäer nach einer atomwaffenfreien Welt für illusorisch hält“. Schade eigentlich. Ich würde schon gerne in einer Welt ohne diese atomaren Doppelplusgutdinger leben. Ich Träumer.

Ein anderer Träumer namens „Olaf Scholz der Vergessliche“ hielt pünktlich zur besten Sendezeit seine Neujahrsansprache.

Ich stimme Scholz zu, wenn er in seiner Rede erklärt, dass „unsere Welt unruhiger und rauer geworden ist“. So lautete wohl die Überschrift der Rede. Den Rest habe ich nur kurz im Text überflogen. Sie ist meiner weiteren Rede hier kaum wert.

Verwundert hat mich tatsächlich diese ewig gestrige deutsche Fahne auf den Fotos zur Rede des Kanzlers an seinem Arbeitstisch. Ist die überhaupt noch erlaubt? Ist sie inzwischen nicht auch schon längst „Nazi“? Na, wenn noch nicht, dann wohl bald. Vielleicht schon im neuen Jahr. Ich ahne, wer in der Regierung sich dann für eine schicke bunte Fahne passend zum edlen Kleidchen mit Handtasche starkmacht.

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Gerne würde ich den Deutschen auch einmal zur besten Sendezeit auf ARD eine Rede halten. Über das erlebte Ungemach in unserem vergehenden Land. Über die Dinge, die mir 2023 so oft sauer aufstießen. All die dummen Dinge zur Sprache bringen, die mir, die uns das vergangene Jahr allesamt verleideten.

Über das durch die Regierung begangene Unrecht an Land und Bürgern. Über die Dinge sprechen, die mir in schlechter Erinnerung bleiben werden. Wahrscheinlich mein Leben lang. Grässliche Dinge, die ich niemals nie vergessen werde. Die ich ihnen vorwerfe und nur schwer verzeihen kann. Auch wenn ich sie nicht gewählt habe, so habe ich mir heute vorzuwerfen, zu wenig unternommen, kaum etwas getan zu haben.

In meiner Rede spräche ich über Migration und eine gewollt unkontrollierte Zuwanderung und die daraus entstehenden Milliardenkosten für Steuerzahler und Staat. Ich spräche über einen entstandenen und noch entstehenden Unfrieden durch die Aufnahme von immer mehr und mehr uns doch im Grunde so fremd vorkommenden Menschen in unsere Gesellschaft.

Ich spräche des Weiteren die desaströse Energiepolitik der jetzigen Regierung an, durch die sich Deutschland von einer der führenden Wirtschaftsmächte und Industrienationen zurück zu einem Agrar- und Ökostaat entwickeln soll.

An der jetzigen Destabilisierung Deutschland tragen weder ein Virus, das Hochwasser, Putin-Russland oder die AfD eine Alleinschuld. Das klingt für viele, die es gerne so und nicht anders hören wollen, zwar recht angenehm, doch sind das nicht die Hauptgründe, die für eine Transformation Deutschlands verantwortlich sind.

Der jetzige Zustand des Landes ist, so sehe ich das, eher sechzehn Jahren Merkelpolitik und den irrwitzigen Wegen der jetzigen Regierung geschuldet.

Weiter erwähnte ich die Schuldenbremse, Olafs knackigen „Doppelwumms", den Fachkräftemangel sowie die Ergebnisse der letzten PISA-Studie. Ich schriebe über die Resultate der "deutschen" Schüler, die nicht wirklich darauf schließen lassen, dass dem viel beklagten Fachkräftemangel in kommenden Jahren erfolgreich entgegengewirkt werden kann.

Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass immer mehr hier geborene, sehr gut ausgebildete Fachkräfte Deutschland verlassen. Die Auswanderungszahlen steigen wie die Einwanderungszahlen von Jahr zu Jahr weiter an. Doch nicht was den Bildungsgrad und die Berufserfahrung eigener Ab- wie fremder Zugänge anbelangt.

Ich würde nicht außen vorlassen, dass sich fast die ganze Welt inzwischen über das heutige Deutschland ins Fäustchen lacht. Oder uns bedauert und betrauert. Zumindest diejenigen Länder, die von uns finanziell auf die ein oder andere Art und Weise am Laufen gehalten werden. Und die EU ebenso. Was passiert eigentlich, wenn Deutschland als ihr größter Geldgeber weg ist vom Fenster!? Ein Knallbonbon. Na ja, was noch nicht ist, kann noch werden.

Die Welt schaut dieser Tage fassungs- wie sprachlos auf unser Land, abwartend, was hierzulande noch alles passieren mag, wie es weitergehen wird.

Meine Einschätzung ist: Das Kind ist längst in den Brunnen gefallen und dort befindet sich das dumme Ding im freien Fall. Wer gewillt ist genau hinzuhören, der kann die Schreie vernehmen. Hoffen wir, dass der Brunnen inzwischen nicht schon gänzlich ausgetrocknet und der Boden hart und steinig ist. Hoffen wir, dass der Brunnen ausreichend Wasser führt und das Kind den Aufprall überlebt. Sodass wir es mit vereinten Kräften herausziehen können. Wieder einmal.

Die Deutschen haben es zum Erstaunen der Welt mehr als einmal geschafft, sich wieder aufzurichten, wenn sie am Boden lagen. Ein zerstörtes oder an die Wand gefahrenes Land mit vereinten Kräften wieder aufzubauen. Selbst nach der Nazidiktatur, als das Land dreigeteilt wurde und völlig zerstört am Boden lag, haben sie ein Jahrzehnt später ein Wirtschaftswunder erarbeitet. Die Bürger der damaligen DDR haben es geschafft, nicht nur die Mauer zu überwinden, sondern das System zu besiegen. Ohne Waffen und ohne einen Schuss abzugeben.

Ja, "Wir schaffen das", wenn ich eine informelle Mitarbeiterin der ehemaligen sozialistischen DDR zitieren darf, ein weiteres Mal. Wir werden es wieder schaffen – dessen bin ich mir sicher – mit vereinten Kräften das Land wieder auf die Beine zu stellen. Dann, wenn es durch die Maßnahmen und Entscheidungen seiner jetzigen Regierung und ihrer Erfüllungsgehilfen zu Boden geht. Dass es fallen wird, fallen muss, scheint mir unausweichlich.

Viel wird in letzter Zeit über Neuwahlen diskutiert. Dass diese Regierung „weg muss“. Sie abgewählt werden sollte. Und dann! Was dann? Dann wird es mit großer Wahrscheinlichkeit eine CDU-SPD-Regierung geben. Möglicherweise mit Beteiligung der Grünen. Wer glaubt, dass sich damit etwas im Land ändern wird, der Wind aus anderer Richtung pfeift, irrt sich gewaltig.

Meine Hoffnung besteht in zwei neuen Parteien, neuen Koalitionsmöglichkeiten. Dafür muss allerdings die Brandmauer weg. Mir erscheint sie zutiefst undemokratisch. Hoffen wir, dass auch diese nicht schon in naher Zukunft durch staatliche Mauerschützen geschützt wird. Dass niemand sein Leben verliert beim Versuch, sie zu überwinden.

Das ist meine Einschätzung, sollte die jetzige Regierung die volle Legislaturperiode ihr wokes Ding durchziehen und Deutschland damit durch klassischen Knock-out zu Boden geht. Dann können die Verantwortlichen der jetzigen Regierung, die sie unterstützenden Medien und die NGOs nicht mit einer „Dolchstoßlegende“ daherkommen. Wir müssen sie machen lassen bis zum bitteren Ende.

Denn es gibt viele Möglichkeiten falscher Schuldzuweisungen. Hier könnten wir einfügen: a) Putin und der Ukrainekrieg sind schuld, b) die AfD hat Schuld, c) Die Pandemie war viel zu teuer, d) Wir konnten den Bürger wegen rechter Propaganda nicht mehr erreichen und – oder – und – oder ...

Es fielen ihnen viele Gründe ein, ihre Schuld am Niedergang von sich zu weisen. Deshalb müssen sie bis zur letzten Runde im Ring stehen, um dann verdientermaßen zu Boden gehen. Ausgeknockt auf die Bretter geschickt. Ohne Aussicht auf ein Comeback.

Dann sind wir dran. Wir sind Deutschland. Sie wollten es nie sein. Konnten und wollten mit Deutschland wenig bis nichts zu tun haben. Wussten mit Deutschland nichts anzufangen, außer es mit Atombomben für ihren Krieg aufzurüsten. Für den Endsieg im dritten Versuch gegen Russland.

Zwei weitere lange Jahr durchhalten, dann haben wir es geschafft. Bis es so weit ist und wir, die Oppositionellen, die Kritiker und Anders-, Quer und Freidenker, die Ungeimpften und Genderunwilligen, die Nichtmitmachwollenden, eben wir, „ die Anderen“, gefragt sind, könnten damit Land und Leute wieder schneller auf die Beine kommen, konstruktive Vorarbeiten geleistet werden.

Zum Beispiel wären Oppositionspolitiker nicht schlecht beraten, schon heute mit Ländern und Menschen wichtige Verhandlungen zu führen, um an die günstige Energie zu kommen, die benötigt wird, um die heimische Wirtschaft aufrechtzuerhalten wie zu fördern. Vielleicht kämen dann schon abgewanderte Unternehmen zurück ins Land, da sie wieder konkurrenzfähig wären. Na ja, nur eine Idee von vielen, die mir in diesem Jahr durch die Synapsen schwappten.

Überschlage ich zum Jahresabschluss einige „News“ aus der Welt der Glücklichen und Verwöhnten und schaue auf die dunkle Seite der Macht, dann erblicke ich sogleich die drei Gaukler Jan Böhmermann, Sarah Bosetti und Sascha Lobo. Personen, die für ihre Treue und Ergebenheit eine ordentliche Stange Geld abgreifen und gefühlt alle zwei Wochen mit supersexy Preisen überhäuft werden.

Ich sehe bekannte Musiker, die sogar noch in diesem Jahr die Auffrischungsimpfung und das Maskentragen für Heldentum erklären und einen Businesspunker, der öffentlich bereute, damals den Wehrdienst verweigert zu haben. Ich sehe Ärzte, die zu Milliardären beglückt wurden, und einen Gesundheitsminister, der längst aus seinem Amt hätte flüchten sollen. Ich sehe Künstler, die Friedenspreise für Kriegsbegeisterung bekommen und sah Menschen, die das Land verunglimpfen, gar schädigen, und dafür vom grinsenden Bundespräsidenten mit Orden (im Namen des deutschen Volkes) geehrt wurden.

Alle diese Dienern der Mächtigen leben gut und gerne in ihrem besten Deutschland aller Zeiten. Gehegt und gepflegt von der besten Regierung, die sie sich nur erhoffen konnten.

Ich blicke hoch und sehe drei liebe Menschen, die in diesem Jahr verstarben. Sie leben nicht mehr. Sind nicht mehr unter uns. Clemens Arvay, er verstarb am 18. Februar. Professor Arne Burkhardt am 30. Mai und Gunnar Kaiser, der am 12. Oktober dies Jahr an Krebs verstarb. Sie fehlen uns. Sehr.

Zuletzt nur dies noch. Ein Wunsch an das Universum. Wahrscheinlich wird er dort eher erhört als auf dieser Erde: Lasst endlich Julian Assange frei!

"Das wirklich Erschreckende an diesem Fall ist der rechtsfreie Raum, der sich entwickelt hat: Mächtige können straflos über Leichen gehen, und aus Journalismus wird Spionage. Es wird ein Verbrechen, die Wahrheit zu sagen."

(Prof. Nils Melzer, UN-Sonderberichterstatter)

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