Engelhorns Schenkungs-Exhibitionismus

Der Vietkong ging leer aus – Millionenerbschaft endlich umverteilt

von Julian Adrat (Kommentare: 5)

Linke Hybris: Den guten Reichen gibt es nicht© Quelle: Pixabay / Bru-No

BASF-Erbin Marlene Engelhorn ist ihr Erbe los. Aus einer Milliardärsfamilie stammend, hat die 32-Jährige knapp 25 Millionen Euro verschenkt. Endlich, werden manche sagen. Endlich ist die Kohle verteilt und das Gelaber darüber hört auf.

Einer der ersten Artikel über die Unzufriedenheit der Erbin, nicht härter besteuert zu werden, findet sich auf Forbes.at: „Das Rich Kid, das die Klappe aufreißt.“ Bald drei Jahre ist das her. Seitdem tingelte Frau Engelhorn durch Talkshows, sprach in Podcasts, wurde beklatscht von nicht-binären Kapitalismuskritikern, die nicht wissen, ob sie Reiche hassen oder Reiche, die etwas abgeben, bewundern sollen. Klar ist für sie – und Marlene Engelhorn hat keinen Zweifel daran gelassen: Den guten Reichen gibt es nicht.

Um zu entscheiden, an wen genau ihr Geld verteilt werden soll, hat Engelhorn einen Rat gegründet. 50 Menschen haben sich dazu 6 Wochenenden lang getroffen und am Ende 77 Organisationen als Empfänger auserwählt. Sie muss sich geradezu als Think-Tank-Chefin gefühlt haben, als sich diese enorme Masse an Human-Energie zwölf Tage lang den Kopf zerbrochen hat, um ihr am Ende die Entscheidung abzunehmen, an wen sie ihr Vermögen verteilen will.

Heißt es im Evangelium nach Matthäus noch, dass nicht einmal die linke Hand wissen soll, wenn die rechte Hand Almosen gibt, lautete der Almosen-Rat nach Marlene:

Seht her, ich gebe nicht nur und lasse es alle wissen, ich lasse sogar andere entscheiden, wer bekommt, was ich gebe.

Anders formuliert: Wenn der Daumen deiner rechten Hand Almosen gibt, dann soll es auch der kleine Finger deiner linken Hand wissen, und auch der Zeh der Nachbarin soll es wissen. Ein exhibitionistisches Bestmenschentum, das seinesgleichen sucht.

Bei allem guten Willen, auch Engelhorns Schenkungs-Exhibitionismus kann nicht verschleiern, woran die Linke krankt, die bei aller vermeintlicher Hierarchie-Opposition den Regenbogen über alles stellt: Ohne „divers“ nix gut.

Ein alter weißer Mann war unter den Ratsmitgliedern, die letzte Woche ihre Entscheidungen präsentierten, ansonsten hätten sie mit ihrem migrantischen Anteil einem Disney+-Cast entsprochen.

Projektleiterin Alexandra Wang bestätigt das: „Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Ergebnis ist so divers wie der Rat selbst. Es wurden Initiativen unterstützt, die direkt Betroffene unterstützen oder die Ursachen des Problems bekämpfen. Es wurden sowohl kleine als auch große Organisationen berücksichtigt, als auch junge Initiativen wie bereits lang etablierte Organisationen.“

Und Engelhorns Sehnsucht, von Papa Staat härter besteuert zu werden, wäre nicht komplett, würde sie damit nicht auch Demokratie-Rettung (global!) betreiben.

Sie meint es ernst, wenn sie sagt, ein Großteil ihres geerbten Vermögens, das sie qua Geburt in eine Machtposition gehoben habe, die jedem demokratischen Grundsatz widerspreche, sei nun im Einklang mit demokratischen Werten rückverteilt.

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„Unendlich dankbar“ ist die nun finanziell erleichterte Marlene Engelhorn dafür, dass ihr 50 Ratsmitglieder eine Arbeit abgenommen haben, die, so Engelhorn, „sich nicht allein auf die Rückverteilung beschränkt hat, sondern vor allem die Frage der Auswirkungen unserer ungleichen Vermögensverteilung“.

Ihre Helfer haben sich, so Engelhorn weiter, „einem demokratischen Prozess gestellt und gewidmet, und dadurch die gesellschaftlichen Debatten über Demokratie und Mitbestimmung, über Steuergerechtigkeit und soziale Ungleichheit angetrieben.“ Das wiederum sei ein wesentlicher Beitrag gewesen „diese wichtigen Themen international zum medialen Schwerpunkt werden zu lassen.“ Nun seien die politischen Gestalter:innen in ihrer parlamentarischen Verantwortung aufgefordert, „dem gerecht zu werden, was diese repräsentative Gruppe der österreichischen Bevölkerung vorgelebt hat“.

Aber wohin geht die geerbte Kohle jetzt eigentlich?

Der Suppenbus der Caritas Wien bekommt 40.800 Euro.

„Courage-Beratung.at“ - eine „Partner*innen-, Familien- & Sexualberatungsstelle“, deren Website, neben Deutsch, auch auf Englisch, Französisch, Türkisch, Italienisch und Serbisch (!) angeboten wird, bekommt satte 540.000 Euro.

Der Verein Oberkärntner Frauenhaus bekommt 60.000 Euro.

Das „World Inequality Lab“ mit Sitz in Paris bekommt 640.000 Euro. Eine unfassbare Menge Latte-Macchiatos auf dem Champs-Élysées.

GASTARBEITER*INNEN DENKMAL „GASTARBAJTERI“ bekommt 50.400.

Der Verein zur Förderung einer Straßenzeitung in Vorarlberg / Marie – Die Vorarlberger Straßenze 52.550 Euro.

Der Naturschutzbund Österreich erhält die größte Einzelsumme zum Freikauf von größeren Flächen.

Als Faustregel, wie hier verteilt wurde, kann man sagen: Je mehr Gendersterne auf der jeweiligen Homepage, desto mehr Kohle gibts von Marlene.

Aber neu ist das in Deutschland alles auch nicht. Tom Koenigs, Bankierssohn, guter Freund von Joschka Fischer und späterer Frankfurter Stadtkämmerer, hatte sein Millionenerbe 1973 dem Vietcong und der chilenischen Widerstandsbewegung vermacht. Klingt das nicht viel abenteuerlicher und aufregender, klingt das nicht nach Dschungelkamp und wilden CIA-Verfolgungsjagden? Wie langweilig ist dagegen die große Stuhlkreisentscheidung, einem Verein für Artistik 50.000 Euro für die Vergoldung ihrer Diabolos zu spendieren?

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