Es lässt sich nicht mehr leugnen: Deutschland ist am Ende. Die Staatsverschuldung lag Ende des 1. Quartals 2023 bei 2,4 Billiarden Euro, das sind mehr als 28.000 Euro für jeden, der schon länger oder erst seit Kurzem hier lebt. Und es bleibt unklar, inwieweit die „Sondervermögen“ des Herrn Lindner hier bereits inbegriffen sind.
Deutschland wird von Inflation und Rezession geschüttelt, die Wachstumsprognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) für 2023 liegt mit -0,1 Prozent niedriger als die für Russland (+0,7 Prozent) - aber die Sanktionen wirken! Investoren verlassen das Land, Insolvenzen sind auf Rekordniveau, die Deindustrialisierung schreitet voran, die Infrastruktur verrottet, Bildung wird zunehmend durch Haltung ersetzt, die öffentliche Sicherheit erodiert täglich mehr. Die Sozialkassen sind leer, die Zuwanderung ins Sozialsystem weiterhin unbegrenzt.
Mit dem vorhandenen Personal erscheint eine Wende extrem unrealistisch. Statt die Unzufriedenheit der Bürger zur Kenntnis zu nehmen und die Politik entsprechend zu ändern, ergeht man sich lieber in Wählerbeschimpfung. Doch selbst wenn es morgen eine 180-Grad-Wende zur Vernunft geben würde, bezweifle ich, dass noch viel zu retten wäre, denn es wurde bereits zu viel unwiederbringlich zerstört. Und diejenigen, die derzeit auf die eine oder andere Art von unserer Arbeit schmarotzen, werden ihre Privilegien sicher nicht freiwillig aufgeben.
So verwundert es nicht, dass laut einer INSA-Umfrage derzeit 25 Prozent der Bürger ernsthaft über das Thema Auswandern nachdenken. Besonders groß ist das Interesse bei den Jüngeren (37 Prozent der unter 30-Jährigen), aber selbst 26 Prozent der 50- bis 59-Jährigen denken ernsthaft darüber nach, das Land zu verlassen. Ich gestehe: Ich gehöre dazu. Besonders auswanderungswillig sind die Besserverdienenden (34 Prozent der Bezieher von Haushaltseinkommen über 4.000 Euro pro Monat) und Vollzeiterwerbstätigen (35 Prozent).
Bedarf es noch eines weiteren Beweises, dass sich Leistungsträger im Scholzland 2023 nicht mehr respektiert fühlen? Aber wohin soll man sich wenden? Innerhalb der EU kommt man vom Regen in die Traufe. Die klassischen Sehnsuchtsländer USA, Kanada, Australien und Neuseeland haben durch ihre restriktive Corona-Politik zumindest aus meiner Sicht sehr viel an Attraktivität verloren.
Und dann ist da noch das Sprachproblem. Wenn man sich in einem Land dauerhaft niederlassen will, ist es aus meiner Sicht erforderlich, die Landessprache zu beherrschen. Es dürfte außer Deutschland kein anderes Land der Welt geben, in dem Migrantionshintergrund, fehlende Sprachkenntnisse und Unwille zur Integration als besondere Lebensleistung anerkannt werden.
Ehe ich mich in späteren Artikeln den verschiedenen Kontinenten widme, möchte ich hier zwei Alternativlösungen vorstellen.
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Die erste wäre die Variante „Staatenlos“, propagiert durch Christoph Heuermann. Er gab im Alter von 24 Jahren seinen Wohnsitz in Deutschland auf, um alle Länder zu bereisen und sein Leben in Hinblick auf Steuern und Lebensqualität zu optimieren. Sein Geld verdient er mit der Beratung Auswanderungswilliger, zunächst im deutschsprachigen Raum, inzwischen hat es sich zu einem mehrsprachigen Geschäft mit Millionen-Umsatz entwickelt. Der typische Staatenlos-Kunde verdient nach seinen Angaben zwischen 50.000 Euro und 5 Millionen Euro jährlich.
Staatenlos in Heuermanns Sinn bedeutet nicht, dass man seine Staatsangehörigkeit aufgibt. Im Gegenteil: Es kann sogar sinnvoll sein, noch weitere Staatsbürgerschaften zu „sammeln“. Es bedeutet eher, dass man auf einen dauerhaften Wohnsitz verzichtet, insbesondere, wenn dieser zu Steuerpflicht führt.
Sein bevorzugtes Modell nennt sich „perpetual travelling“ - dauerhaftes Reisen, wobei man sich durchaus für mehrere Monate pro Jahr im selben Land aufhalten kann. Mir erscheint diese Variante sehr attraktiv, aber natürlich ist sie mit deutlich mehr Unsicherheit verbunden als ein fester Wohnsitz in einem angenehmen Land nach Wahl. Flexibilität und Sprachkenntnisse sind zwingend erforderlich, für Familien, Menschen mit gesundheitlichen Problemen oder ohne ausreichend finanzielle Ressourcen dürfte dieses Modell weniger geeignet sein.
Die andere Alternativ-Variante sind die „Freien Privatstädte“, propagiert durch Titus Gebel. Eine Freie Privatstadt versteht sich als (gewinnorientierter) Dienstleister für ihre Bewohner. Der Betreiber garantiert seinen Bürgern den Schutz von Leben, Freiheit und Eigentum. Interessierte Personen und Unternehmen schließen mit ihm einen „Bürgervertrag“ ab und zahlen anstelle von Steuern eine feste Jahresgebühr für diese Dienstleistungen. Dieser Vertrag kann nicht einseitig geändert werden: Man erhält, was man zahlt.
Die Welt ist bekanntlich komplett in Staaten aufgeteilt. Zur Gründung einer Freien Privatstadt muss also ein Vertrag mit einem „Gastgeberstaat“ geschlossen werden, der dem Betreiber das Recht einräumt, die Stadt auf einem bestimmten Gebiet zu bestimmten Bedingungen zu errichten, die eine rechtliche (Teil-)Autonomie umfassen.
Dies kann für diese Staaten durchaus vorteilhaft sein, denn Freie Privatstädte schaffen oft lukrative Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung. Andererseits können Regierungswechsel der „Gastgeberstaaten“ aber auch zu Problemen bei der Vertragstreue führen.
Derzeit existieren weltweit drei autonome Regionen. Am weitesten fortgeschritten ist das Projekt Próspera auf der Insel Roatán in Honduras mit etwa 50 ständigen Einwohnern und 160 Firmen. Amtssprachen sind Englisch und Spanisch. Um einzuwandern, benötigt man zunächst eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung für Honduras und schließt danach den Vertrag mit Próspera ab (Gebühr 1.300 US-Dollar).
Außerdem bietet Próspera einen e-residency-Status für Unternehmer. Andere bereits existierende autonome Zonen sind Ciudad Morazán, ebenfalls in Honduras, und die britische Insel Sark. Im Aufbau befindliche Projekte sind Liberstad in Norwegen, Montelibero in Montenegro, Small Farm City in Malawi und das Free State Project in New Hampshire, USA. Weitere Projekte sind in Planung.
Meiner Meinung nach handelt es sich um eine interessante Idee, die sich allerdings noch im Anfangsstadium befindet - mit allen damit verbundenen, insbesondere rechtlichen Unsicherheiten. Ich hatte mich über das Projekt Próspera näher informiert, allerdings hat es mich nicht überzeugt. Erstes Problem ist die Erreichbarkeit der Insel Roatán von Deutschland aus. Das nächste die politische Lage in Honduras: Es gab bereits Bestrebungen der neuen Regierung, den Vertrag aufzulösen.
Und dann sind da noch die Erfahrungen aus der Corona-Zeit. Inwieweit kann ich mich darauf verlassen, dass in der Stadt kein Lockdown erfolgt? Und ist es wirklich erstrebenswert, bei internationalen Reisebeschränkungen auf einer kleinen Insel festzusitzen?
Auswandern, seine Familie und Freunde zurücklassen und in einer fremden Umgebung neu anzufangen, ist sicher nichts für jedermann. Aber für alle, die es prinzipiell interessiert, werde ich in weiteren Artikeln möglicherweise interessante Optionen aufzeigen.
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Kommentar von Corvette Driver Dennis
2.4 Billionen €uro Staatsschulden nicht 2,4 Billiarden. Bei 2,4 Billiarden € hätte jeder der ~ 83 Millionen Einwohner über 28 Millionen € Schulden.
Billion = 10 hoch 12
Billiarde = 10 hoch 15
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Kommentar von Heidi
Bankkrott???????
Darum tritt ja auch in wenigen Monaten das neubenannte Lastenausgleichsgesetz in Kraft
Läuft ;-)
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Kommentar von René
Informationen zu Venezuela als Auswanderungsland hier: https://t.me/Venezuela_Info_Channel
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Kommentar von StefanH
@herbie
Wir in Uruguay. Auch im Großen und Ganzen nicht bereut. Nachteil hier: Die Preise sind sehr hoch. Dafür hat man allerdings ein Niveau fast wie in Europa, sofern man an der Küste lebt.
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Kommentar von Carl Peter
Vielleicht sollte man sich darüber klar sein, dass Auswandern und Flüchten zwei unterschiedliche Begriffe sind.
Sollte mich eine Auswanderung in ein anderes Land überhaupt interessieren, möchte ich aufgrund meiner Fähigkeiten von dort eingeladen und willkommen geheißen werden. Ob das dauerhaft sein würde, wüsste ich nicht, da ich in Deutschland fest verwurzelt bin, und das Land als meine Heimat begreife. Ich bin weder Vieh noch Pflanze und bin auch nicht so einfach zu keulen oder umzutopfen - das sollten sich die Deutschen wieder zu eigen machen.
Zum Flüchten werde ich gedrängt, wenn mein unmittelbares Leben bedroht wird - was bei der Erbärmlichkeit des Verhaltens meiner Mitbürger bei der angedrohten Corona Zwangsimpfung durchaus nahegelegen hat.
Heute ist die Lage noch komplexer.
Durch zum Beispiel einer in Zukunft völlig entfesselten WHO, ist Flüchten keine echte Option mehr - die Zielländer müssten außerhalb deren Einflusses liegen.
Ich glaube allerdings durch die Erfahrung mit meinen eigenen Mitbürgern, dass ich als Flüchtling nur in einer Schein-Sicherheit leben werde, in der ich ja hierzulande immerhin gelernt habe zu überleben.
Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass immer mehr Mitbürger ihren verlorengegangen gesunden Menschenverstand wiederfinden und ihre roten Linien zurückerobern.
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Kommentar von guazu
@ herbie
wir leben in Paraguay hatten vor unserer Auswanderung mehrmals hier Urlaub gemacht und wussten somit was auf uns zukommt. Ob sie es glauben oder nicht noch keinen Tag bereut. Aber wie gesagt man muss wissen was man will uns was man bekommt oder auch nicht. Die Spreu vom Weizen trennt sich unserer Erfahrung nach schon viel früher.
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Kommentar von Herbie
@guazo
> wir haben es noch keinen Tag bereut.
Bei der Formel wird es immer etwas unglaubhaft. Ganz Hellhoerige hoeren dort das Pfeifen im Wald.
Zweifel gehoeren dazu, das ist wesentlich und sollte nie verschwiegen werden. Leute mit Erfahrung im gesamten Thema haben einmal die These von 4-5 Jahren im Zielland aufgestellt, nach denen sich entweder die Spreu vom Weizen trennt oder - neutral formuliert - entschieden wird, ob man bleibt wo man gerade ist. Persoenlich kann ich das untersetzen, ich bin damals zurueck (Neuseeland - und ich bin heute froh, dort nicht gelandet zu sein).
> dritte Welt Land in Südamerika
Minimalforderung: Das Land benennen. Ihnen bricht nichts ab, weder wird dadurch Anonymitaet gestoert noch bricht die grosse Einwanderungswelle der Bundesdeutschen herein und zerstoert das ganze Glueck. Denn das ist HEUTE ein viel groesseres Problem als frueher. Ueberall scheinen(!) die Idioten durchgreifen zu koennen. Insofern ist ein konkreter Ansatz immer hilfreich.
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Kommentar von guazu
Wir sind vor 10 Jahren in ein sogenanntes dritte Welt Land in Südamerika ausgewandert; wir haben es noch keinen Tag bereut. Man muss nur wissen was man will und was man bekommt. Altstadtbummel mit Prosecco ist hier nicht alltäglich wer jedoch relativ frei in der Natur und ohne staatliche Bevormundung leben möchte kann das hier. Allerdings muss jedem klar sein je weniger Staat desto mehr Eigenverantwortung und das ist etwas was viele Deutsche verlernt haben. Wir würden jedem der es sich leisten kann empfehlen diesen Schritt zu wagen,zumal man ja, sollte sich das gesellschaftliche Klima positiv verändern, jederzeit zurück kann.
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Kommentar von Politikus
Ich hatte auch mal Lust auf Neuseeland, aber 1998 beneideten die Kiwis noch die Deutschen, die DM stand über dem neuseeländischen Dollar.
Heute ist Neuseeland kaputt.
Man kann das bei anderwelt in den Beiträgen von Herrn Geese nachlesen.
Auswandern nach USA?
Ziemlich teuer,
Nein, meine Heimat ist Deutschland und als Patriot renne ich nicht weg.
Südtirol hat auch manche abgezogen, auch eine Polizistin aus Berlin, aber Italien hoffte schon vor 2 Jahren auf Rettung durch Deutschland und die Ösis haben trotz guten Alternativen van der Bellen wieder gewählt.
Den Multis kann man kaum ausweichen, dem möglichen Atomkrieg auch nicht.
Sicherheit ist eine Illusion, wenn wir die nicht gemeinsam herstellen.
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Kommentar von J.S.
Interessant ist sicherlich "das Free State Project in New Hampshire, USA", denn wie das Beispiel der Amish-People zeigt, sind die USA hinreichend rechtssicher. Vielleicht, Frau Henker, haben Sie im Zuge Ihrer Recherchen Informationen darüber erlangt, die es wert sind, hier weitergegeben zu werden.
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Kommentar von Günter
Es ist das Paket, das es ausmacht. Mit Kindern ist etwas anderes als alleinstehend oder einer Partnerschaft. Ein Interessantes Land für Familien ist Dänemark, weil es einerseits EU, als Enklave Grönland jedoch ausserhalb deren Einflussspähre ist. Nachteil ist da tatsächlich der Inselstatus. Staatenlos zu sein wäre unsere Alternative ohne Kinder gewesen.
Es gibt einige weitere interessante Staaten. Russland, Ungarn, Mexiko, Uruguay., Panama (sehr teuer)
Aber selbst wenn man im Euroraum bleiben will, was ja nie entgültig sein muss, da die Entscheidung jederzeit revidiert werden kann, ist kaum ein Land so unattraktiv wie Deutschland.
Wir sind seit 2,5 Jahren in Dänemark, kennen derweil alle Vor- und Nachteile des dänischen Staates und haben in der Abwägung noch keinen Tag des hierseins bereut. Es war eine gute Entscheidung als Familie.