Und plötzlich war alles „alternativlos“

Das Trump-Attentat und die Spaltung der Gesellschaft

von Corinne Henker (Kommentare: 8)

Wer zu den „Bösen“ gehörte, wurde aus der Gesellschaft der „Guten“ ausgeschlossen© Quelle: Youtube BR24/ Screenshot

Auch in der übrigen westlichen Welt verengte sich der offiziell erlaubte Diskurs, man teilte die Welt nur noch in „Gut“ und „Böse“.

„Vom Mundtotmachen ist es bis zum Totmachen nicht weit.“ Netzfund bei X

Am 13. Juli 2024 wurden bei einer Wahlkampfveranstaltung in der Nähe von Butler, Pennsylvania, mehre Schüsse auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump abgefeuert. Trump wurde am Ohr verletzt, überlebte das Attentat vermutlich nur durch eine Kopfdrehung im richtigen Moment.

Der 50-jährige Feuerwehrmann Corey Comperatore wurde tödlich getroffen als er sich während des Attentats schützend vor seine Familie warf. Der Anschlag führte in den USA zu heftiger Kritik am Secret Service, dem vorgeworfen wird, dass er Trump nicht ausreichend geschützt habe. Der mutmaßliche Attentäter war der 20-jährige Thomas Matthew Crooks, er wurde kurz nach den Schüssen auf Trump vom Secret Service erschossen. Wer war dieser junge Mann und was trieb ihn zu dieser schrecklichen Tat?

Crooks wuchs in einer normalen Familie in einem Mittelklasse-Wohnviertel auf. Von ehemaligen Schulkameraden wird er als netter und begabter junger Mann beschrieben, er erhielt einen Preis für besondere Leistungen in Mathematik und interessierte sich für Computer. Neben der Schule arbeitete Crooks in einem Pflegeheim, wo er ebenfalls eher positiv auffiel. Eigentlich vielversprechende Vorraussetzungen für ein erfolgreiches Leben, doch es kam anders.

Crooks wurde nach Aussage seiner Mitschüler oft gemobbt. Das ist nicht ungewöhnlich, wenn man mit weniger Aufwand bessere Ergebnisse erzielt als andere - wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Insbesondere, wenn man auch noch ein paar ungewöhnliche Interessen hat. Bei Crooks war es wohl eine Begeisterung für Waffen und die Jagd. Er wollte Mitglied im Schützenteam der Schule werden, wurde aber abgelehnt, weil er „ein so unglaublich schlechter Schütze war“. Offensichtlich lernte er dann später doch, eine Waffe zu bedienen.

Insgesamt bleibt Crooks’ Motiv für das Attentat auf Trump und den Mord an Comperatore weiterhin unklar, selbst sein Vater kann sich nicht erklären, was eigentlich passiert ist. Bisher gibt es weder eindeutige Hinweise auf ein politisches Motiv noch auf eine psychische Erkrankung. Ein persönliches Motiv kann ebenfalls ausgeschlossen werden: Trump hatte weder Crooks noch dessen Familie irgendeinen Schaden zugefügt. Vielleicht wollte der Außenseiter tatsächlich nur für eine kurze Zeit ins Rampenlicht?

Dennoch stellt sich die Frage, wie man so viel Hass auf einen Menschen entwickeln kann, dass man ihn töten will. Hierzulande neigt man zu der Meinung, dass Trump irgendwie selbst Schuld an diesem Attentat sei, da er und seine Anhänger seit Jahren alles daran setzen würden, das Land zu spalten und die Stimmung aufzuheizen. Hiesige Politiker verurteilen zwar öffentlichkeitswirksam das Attentat, aber aus ihren Aussagen spricht weniger die Empathie für die Opfer als die Sorge darüber, dass der missglückte Anschlag „den Falschen“ nutzen könnte. Vermutlich steckt auch die Sorge um die eigene Sicherheit dahinter, weil man feststellen musste, dass man auch selbst zum Opfer werden könnte.

Kennzeichnend für das politisch-ideologische Klima des westeuropäischen Mainstreams ist die Weigerung des EU-Parlaments, das Attentat auf Trump zu verurteilen. Für mich stellt sich nun die Frage, wer die wahren Spalter der Gesellschaft sind. Vor 20-30 Jahren war es normal, unterschiedliche Meinungen zu politischen Themen zu vertreten und darüber zu diskutieren. So setzte Gerhard Schröder seine „Agenda 2010“ gegen große Widerstände von Gewerkschaften und Sozialverbänden durch und verlor schließlich seine Kanzlerschaft.

Andererseits war auch die Meinung, dass seine Maßnahmen zur Eindämmung des ausufernden Sozialstaats noch nicht weit genug gingen, damals durchaus vertreten und legitim. Auch in den USA wurden viele Themen sehr kontrovers diskutiert, wie z.B. der Irak-Krieg oder Obamas Gesundheitsreform.

Aber irgendwann änderte sich das, hier in Deutschland während der Kanzlerschaft Angela Merkels. Plötzlich war alles „alternativlos“: Euro-„Rettung“, Massenmigration, Energiewende, Corona-Schikanen, Gender-Ideologie, Waffenlieferungen in die Ukraine...

Sachliche Kritik war nicht mehr möglich, jeder, der Widerspruch wagte, galt als „Klima-Leugner“, „Rassist“, „transphob“, „islamophob“, „Corona-Leugner“, „Putin-Troll“ oder (immer passend) als „Nazi“.

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Auch in der übrigen westlichen Welt verengte sich der offiziell erlaubte Diskurs, man teilte die Welt nur noch in „Gut“ und „Böse“, wer zu den „Bösen“ gehörte, wurde aus der Gesellschaft der „Guten“ ausgeschlossen. Und das konnte sehr leicht passieren, wenn man auch nur bei einem Thema die „falsche“ Meinung vertrat. Wolfgang Wodarg, Ulrike Guérot, Nena und Till Schweiger sind nur einige Beispiele von vielen.

Doch die auf Erfahrungen aufbauende Einstellung mündiger Bürger verschwindet nicht einfach, wenn man ihnen verbietet, ihre Meinung zu äußern: Inflation, steigende Energiepreise, Deindustrialisierung, zerfallende Infrastruktur, schwindende öffentliche Sicherheit, katastrophale Zustände bei Bildung und Gesundheitsversorgung sind für jeden von uns alltäglich spürbar.

Und immer mehr Menschen erkennen, dass diese Zustände weder durch unabwendbare Naturgewalten bedingt noch von den üblichen Sündenböcken Putin, AfD oder Trump herbeigeführt wurden, sondern von unseren eigenen Regierungen in Bund, Ländern und EU.

Aber was bleibt, wenn man uns die Möglichkeit nimmt, unsere Meinung offen zu äußern und politische Alternativen zu wählen? Zunächst einmal Frustration, Wut und ein Gefühl der Ohnmacht. Und dann entwickelt jeder Mensch andere Strategien, um damit umzugehen.

Die wenigsten dürften sich von Ge- und Verboten auf den Weg der Tugend zurückführen und fortan willig von den Ideologen ausbeuten lassen. Die meisten werden resignieren und sich zurückziehen - ins Ausland oder ins Private. Zwar wird uns Letzteres durch zunehmend übergriffige Gesetze erschwert, doch es bleibt immer noch die Möglichkeit der Verweigerung von Leistung und Verantwortung - worauf eine funktionierende Gesellschaft eigentlich angewiesen wäre.

Letztlich sind also nicht Trump & Co. die wahren Spalter, sondern es begann schon früher, als die pseudomoralischen „Eliten“ den offenen Diskurs verweigerten und ihre Ideologie zum Maß aller Dinge erhoben. Die Zustimmung für Trump, die AfD und andere rechte Parteien ist nur Reaktanz.

Und wie reagieren die „Guten“ darauf? Mit Hass und Hetze, bestens dokumentiert beispielsweise auf den Cover-Bildern des „Spiegel“. Aber sie gehören ja definitionsgemäß zu den „Guten“, damit ist jedes Mittel erlaubt.

Wenn man den amerikanischen Ex-Präsidenten und Präsidentschaftskandidaten als „Hetzer“, „Hassprediger“, „Feuerteufel“ oder „Faschisten“ bezeichnet, bedeutet das nach der so oft beschworenen These „Worte führen zu Taten“ nichts anderes, als dass man Trump und seine Anhänger zum Abschuss freigibt.

Die oben zitierten Diffamierungen stammen zwar aus Deutschland, doch das politische Klima in den USA unterscheidet sich diesbezüglich kaum. So sprach Biden einige Tage vor dem Attentat darüber, Trump „ins Fadenkreuz zu nehmen“ - und ruderte erst nach dem Anschlag zurück. Aus Angst davor, selbst „ins Fadenkreuz“ zu geraten?

Zurück zum Attentäter Thomas Matthew Crooks. Ich habe einen Sohn in ähnlichem Alter, wenn ich Crooks’ Foto mit Pickeln und Zahnspange sehe, fühle ich mich schmerzhaft an meinen eigenen Sohn erinnert. Auch er hatte in der Schule nur wenige Freunde und teilweise ungewöhnliche Interessen. Natürlich bin ich mir sicher, dass MEIN Sohn niemals eine derartige Gewalttat verüben könnte, aber war Crooks’ Vater nicht auch dieser Überzeugung?

Crooks trägt selbstverständlich die volle Verantwortung für seine Tat, dennoch fühle ich ein gewisses Mitleid für ihn, dafür, dass sein junges Leben so unnötig zerstört wurde. Warum entschied er sich für dieses Verbrechen? Warum nutzte er seine mathematische Begabung nicht für eine Karriere im IT-Bereich und ein sinnvolleres Leben? Und tragen wir nicht doch als Gesellschaft eine gewisse Mitverantwortung dafür, dass sich junge Menschen derartig radikalisieren, dass sie nur noch zerstören wollen?

Wir können das gesellschaftliche Klima nicht grundsätzlich ändern, aber wir können an uns selbst arbeiten. Wir können nicht verhindern, dass sich fehlgeleitete junge Menschen auf die Straße kleben oder Polizisten mit Fäkalien oder Pflastersteinen bewerfen, weil sie meinen, nur so die Welt retten zu können. Wir können weder Antifa-Schläger noch Gruppenvergewaltiger bekehren.

Aber wir können versuchen zu verhindern, dass unsere eigenen Kinder zu Gewalttätern werden, indem wir ihnen zuhören, auch wenn sie unsere Meinung nicht teilen, und ihnen so Respekt auch für Andersdenkende beibringen.

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