Der drückende Schuh. Ein Synonym für die Qual, als Abweichler unter Menschen zu leben, die meinen, alles richtigzumachen, da sie die ausgebende Meinung verinnerlicht haben. Der Andersdenker muss unter recht habenden Menschen wandeln, die sich, im Glauben an das Gute verhaftet, womöglich bald mit der bösen Realität auseinandersetzen müssen.
Was heute gut und rechtens ist, galt gestern als verwerflich und böse. Gestern zogen die Grünen mit dem Slogan „Keine Waffen in Kriegsgebiete“ in den Wahlkampf. Sie siegten allerorten und zogen als zweitstärkste Kraft in die Regierung.
Heute, wo Außenministerin Baerbock aus eigenem Mund zugibt, dass die Meinung ihrer Wähler ihr egal wäre und es jetzt gelte, den Krieg zu nähren, sind die Grünen zur kriegstreibenden Kraft im Bundestag mutiert.
Andersdenkende Politikerinnen wie Frau Wagenknecht oder Frau Weidel, die dem Eskalationskurs einer tollwütig agierenden Regierung in den totalen Krieg zu widersprechen versuchen, werden dieser Tage als fünfte Kolonne Moskaus, als Putin-Unterstützer, westliche Demokratiefeinde und Schlimmeres von Politik, Medien und Kriegsbefürwortern beschimpft und abgestempelt.
Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung, so scheint es mir, ist wieder einmal bereit, für die Interessen anderer in den Krieg zu ziehen. Erst töten zu lassen. Bald vielleicht selbst töten zu müssen. Dass im Krieg Menschen sterben, scheint vielen kaum noch von Bedeutung. Ist es ja nicht das eigene Leben, das in Gefahr zu bringen ist. Noch ist es der feige Gratismut im sicheren Hinterland, der nach mehr Kriegsmaterial an die ukrainische Ostfront gegen den Russen schreit.
Heute war aus einer Studie unter Welt-Online zu erfahren, dass im Falle eines militärischen Angriffs jeder zehnte Bürger (und die Bürgerin?) Deutschland mit der Waffe in der Hand „verteidigen“ würde. Wenn er denn dazu gezwungen würde. Denn freiwillig würden sich im Ernstfall lediglich fünf Prozent für den Kampfeinsatz melden. Weiter ergab die Studie, dass fast jeder vierte Deutsche (24 Prozent) im Kriegsfall so schnell wie möglich das Land verlassen würde.
Nun, das würde ich auch so halten. Versuchen aus dem untergehenden Land zu kommen, bevor es kracht. Dafür gibt es mehr als einen Grund. Grund eins: Das ist nicht meine Regierung, für deren Interessen und Politik ich gewillt wäre, meinen Allerwertesten hinzuhalten. Grund zwei: Nicht mein Krieg. Kurz und knapp. Ich habe nicht indirekt mit meinem Wahlkreuz für einen solchen gestimmt, noch befürworte ich ihn. Und ich gehöre nicht zu denjenigen, die nach deutschen Leopardpanzern an die Ostfront gegen Russland schreien oder geschrien haben. Über die letzte rote Linie hinweg, Sie wissen schon.
Grund drei und für mich Hauptgrund: Mehrere Manöver der Nato seit den Achtzigerjahren haben offengelegt, dass unsere westlichen Verbündeten ohne Skrupel Atombomben über ausgesuchten deutschen Städten zu zünden gewillt sind, einzig um einen eventuellen russischen Vormarsch über den Rhein zu stoppen. Ohne Rücksicht auf die deutsche Zivilbevölkerung. Wenn das kein guter Grund ist, so schnell wie möglich das Land zu verlassen, auf das Freund wie Feind im Ernstfall wenig Wert legen, dann weiß ich auch nicht.
Letztendlich aber habe ich keinerlei Einfluss. Dieses verrückte Weltenspiel wird von nur wenigen mächtigen Playern ausgepokert. Von Subjekten, die das Spiel zu spielen verstehen. Seit langer Zeit schon. Wir Milliarden unbedeutender Menschen sind nicht mehr als sich selbst replizierendes Humankapital. Wir sind die Jetons auf den Spieltischen, die einfach nur hin und wieder den Besitzer wechseln. Die demjenigen zugeschanzt werden, der das bessere Blatt ausspielt. Oder die an denjenigen gehen, der am besten zu bluffen versteht.
Und im Bild zu bleiben: Dies erkennend, wäre es nicht ratsamer, auf den letzten Metern des schon verlorenen Rennens anzuhalten und sich endlich der zu engen, schmerzenden Treter zu entledigen? Nur kurz einmal durchatmen und am Seitenrand in die angebotenen Schnelltreter geschlüpft. Diese weicheren, viel bequemeren Schuhe. Solche, wie sie einem von der Seitenlinie aus von woken Sponsoren feilgeboten werden.
Wir müssen nur zugreifen und bereitwillig hineinschlüpfen. Dann müssen wir nicht länger dem Hauptfeld hinterherhinken. Werden nicht länger mehr zum Verliererfeld gezählt.
In meinen neuen Schuhen fällt mir vieles leichter. Zu den Schuhen habe ich auch ein neues Trikot erhalten. Von einem der vielen, woken Sponsoren des stattfindenden letzten Rennens auf deutschen Boden.
Auf dem neuen Shirt ist in regenbogenbunten Farben zu lesen, dass ich für Diversität bin und gegen Rassismus. Auf meinem Kopf schützt ein Cape in Tarnfarben meine Augen vor der Sonne. Ein weiteres Geschenk an mich, dafür, dass ich mich letztendlich besonnen hatte.
Meins erhielt ich von der Rheinmetall AG. Auf diesem ist ein Leopard-2 Panzer gestickt und zu lesen: „Es rasseln die Ketten – es dröhnt der Motor – Deutsche Panzer ins Ukrainekorps!“ Nun, wenn es gut für den Frieden ist und viele Menschenleben rettet. Ja, warum denn auch nicht!?
Mein Handgelenk ist von einer 5G-sendefähigen Smartwatch umschlossen, die in Echtzeit meine Körperfunktionswerte wie auch den Grad von Stress, Wut oder Angst an die Zentrale für Gesundheit in Berlin überträgt. Zu wissen, dass sich an höherer Stelle um meine Gesundheit gesorgt wird, tut gut und gibt mir ein Gefühl von Geborgenheit.
Derart neu ausstaffiert kann ich schnell zum Hauptfeld aufholen. Dort angekommen fühlte mich gut aufgehoben. Wir alle, die vorneweg liefen, wir bildeten eine verschworene Einheit. Schauten wir uns um, sahen wir hinter uns die Abgehängten taumelnd und hinkend. Die Verlierer in den schlechten, sie schmerzenden Schuhen. Ohne Sponsoren. Ohne Beistand und Hilfe hatten sie kaum eine Chance. Wir konnten hören, wie sie ausgebuht und beleidigt wurden. Sollte es trotzdem jemand geschafft haben, ein wenig aufzuschließen, so wurde er von außen aus dem Rennen genommen. Schnell und effektiv. Wie es sich gehört. In heutiger Zeit.
Ja, ich fühlte mich so viel besser in meinen neuen Schuhen. So viel besser ausgestattet, versorgt und umsorgt von den guten Menschen. Inmitten meiner vielen Mitläufer vorneweg in diesem Rennen. Dem finalen Endsieg so nah.
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Kommentar von Graf Cagliostro
"Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;"
So kommt mir gerade der Bundestag vor ...
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Kommentar von Torsten Kandziora
@Dirk Bermanseder ... das Buch von Herrn Ditfurth habe ich 1988 als Taschenbuch gekauft und ich geb es zu auch gelesen. Apfelbäumchen habe ich viele seitdem in meinem Leben gepflanzt. Und nicht nur die. Auch Birnen.
Meine "düsteren Ahnungen", was das kommende im vergehenden Land angeht, wurden jedoch von mir "Seelenverwandten", Schriftstellern, Psychologen und Historikern wie Philosophen geprägt.
Sie alle gaben und geben mit tagtäglich und leider Recht. Ich brauche nur die Morgenzeitung aufzuschlagen, Radionachrichten zu hören und werde "bestätigt", bzw. bin wenig zuversichtlich das der Mensch in der Masse sich eines besseren besinnen wird.
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Kommentar von Dirk Bermanseder
Stimmt alles! Aber, wie hat Hoimar von Ditfurth geschrieben: .... und wenn Morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen..... (am Ende des Buches, welches noch viel, viel düsterer als Ihr Text war, stand dann als Ergebnis seiner Gedanken: "so lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen...".
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Kommentar von Karola Peters
Ich lese Ihre Beiträge sehr gern, Herr Kandziora. Ich mag Ihre zutreffenden Bilder. Die Frage, weshalb so viele Deutsche die leichten Schuhe bevorzugen bewegt mich wieder und wieder. Am Ende zeigt sich dann, dass der eingeschlagene Weg im angepassten Outfit wieder einmal der falsche Weg war. Wenn nach dem Finale überhaupt noch Äußerungen möglich sein sollten, sind wieder die anderen Schuld und das Outfit wird entsorgt. Ich komme mir schon lange wie eine Figur auf einem Spielbrett vor. Bei den Spielzügen wird eine Eskalationsstufe nach der anderen gezogen. Immer neue Nebenschauplätze werden eröffnet, um die Dinge zu vernebeln und die Figuren zu beschäftigen. Ich fürchte - wie es auch immer kommt- ich werde meine alten Treter behalten, auch wenn es beschwerlich ist. Und vielleicht sollten wir einen eigenen Weg zu einem anderen Ziel gehen anstelle den Leichtfüsslern hinterherzulaufen. 1989 hatten wir als Ostdeutsche die "Freiheit im Westen" als ein Ziel und irgendwie war das auch der Anker. Das ist leider abhanden gekommen, momentan sehe ich keine Rettungsanker von außen. Wir müssen uns selbst helfen.
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Kommentar von Christian
Lieber Herr Kandziora,
Ich mag Ihre Kommentare, allerdings sind sie immer so deprimierend.
"Pessimismus im Verstande, Optimismus im Willen".
Den 2. Teil sollten Sie vielleicht ein wenig mehr berücksichtigen;-) Resignieren können wir auch noch, wenn alles wirklich vorbei ist.
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Kommentar von Rebecca T.
Vielen Dank für diesen wunderbaren Text!! Es gibt nach meiner Beobachtung viel mehr Menschen, die lieber auf 5G-sendefähige Armbanduhren und bequemes Mitläuferschuhwerk bzw. -Markentreter verzichten, als oft angenommen wird. Möglicherweise stimmen die selbsterstellten Berechnungen, die Vertrauens- und Sympathiewerte der Berliner Politiker und ihrer angegeschlossenen Funkhäuser nicht; und all die Lügen und Halbwahrheiten erweisen sich schon bald als Bumerang? Wie das Rennen zwischen dem Hasen und dem Igel ausging, wissen wir ja. Namaste! ;-)
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Kommentar von Karl Eduard
Wieder mal ein Artikel der mir aus der Seele spricht. Mein Rückzugsgefecht aus dieser Gesellschaft läuft seit 2015. Keine Staats- und Mainstream Medien mehr, alle Zeitschriften Abos gekündigt, selbst Auto- und Sportzeitschriften sind mittlerweile zu Propaganda Schleudern mutiert, kein Radio mehr da Nachrichten und selbst die Werbung unerträglich geworden sind. Keine politischen Diskussionen mehr mit Kollegen, Freunden und sogar der Familie - einzig mit meiner Frau kann ich mich noch über den täglichen Wahnsinn austauschen. Als ich früher als junger Mensch Sendungen wie "der schwarze Kanal" gesehen habe, habe ich noch gelacht ob der völligen Absurdität dieser Propagandaveranstaltung, heute bleibt mir das Lachen im Halse stecken. Ich wünschte ich könnte auch einfach mein Hirn abschalten und dann wie alle anderen - hirnlos aber glücklich - im atomaren Feuersturm verglühen. Gelingt mir leider (noch) nicht...
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Kommentar von Aro61
"FÜR MEINE REGIERUNG GIBT ES KEINE ROTEN LINIEN MEHR"
Ihr habt es alle gehört, es ging wohl um Corona, aber wohl nicht nur ?
Danke Toddn.
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Kommentar von peter struwwel
"Sein letztes Rennen" - wie beruhigend, lieber Herr Kandziora, handelt es sich hier
doch lediglich um ein harmloses Filmchen, d.h. um reine Fiktion. Dagegen ist die
Realität von ganz anderem Kaliber, nicht selten von beeindruckendem Durchmesser
und der Wucht eines Projektils. Aber was klagen wir, schließlich muß und wird letzten
Endes einmal Schluß sein, "Sein letztes Ende" heißt es dann lapidar, oder auch nur
"The End".
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Kommentar von G. Ruchowski
Blickt man auf immer nur auf die Tagesereignisse, so könnte man tatsächlich verzweifeln. Aber bitte auf die Entwicklung seit Anfang 2020 schauen. Zu sehen ist dann ein einziges Desaster für die Politklasse des Westens und speziell natürlich Deutschlands. Im Untergrund brennen Lunten an diversen Bomben und sie alle werden hochgehen, einige sicher schon dieses Jahr. Die Inkompetenz-Bombe, die Migrations-Bombe, die Nordstream-Bombe, die Impfbombe, die Finanzbombe, hierzulande die Energiebombe und vor allem: die Bombe des fehlenden Vertrauens. All das wird seine Wirkung nicht verfehlen und wer weiß, was noch so an unerwarteten Ereignissen eintritt. Das System wird immer mehr ausgehöhlt und irgendwann in naher Zukunft wird es einfach zusammenfallen. Daran habe ich keine Zweifel.