Sollen Lauterbachs überschüssige Corona-Stoffe an deutschen Grundschulen verklappt werden?

Das große Kinderimpfen: STIKO empfiehlt mRNA-Spritze für 5- bis 11-Jährige

von Gaia Louise Vonhof

Nein, man kann niemandem verübeln, der Kinder lieber ungeimpft aufwachsen sehen will. Die Widersprüche sind einfach zu groß.© Quelle: Freepic / User 850788

Jetzt werden wohl die Impfbusse bald vor den Schulen vorfahren. Denn die Ständige Impfkommission (STIKO) hat die Empfehlung gegeben, alle fünf- bis elfjährigen Kinder gegen Corona zu impfen. Zuvor galt dies nur für Kinder mit Vorerkrankungen und besonders schützenswerten, sprich gefährdeten, Personen in ihrem nahen Umfeld.

Laut Mitteilung der im Robert Koch-Institut angesiedelten STIKO soll den Kindern einmalig ein mRNA-Impfstoff verabreicht werden – vorzugsweise Comirnaty von BioNTech/Pfizer, alternativ sei auch eine Kinderdosis von Moderna ab sechs Jahren möglich.

Gleich eingebaut in diese Empfehlung ist der Türöffner für eine Aufstockung in Richtung Dauerimpfung:

"Für alle Kinder wird die Frage der Notwendigkeit einer Vervollständigung der Grundimmunisierung bzw. einer Auffrischimpfung im Spätsommer bzw. bei Wiederanstieg der Infektionszahlen erneut bewertet.“

Und munter weiter:

„Sollte es zukünftig notwendig sein, den Impfschutz der Kinder zu optimieren, kann dies dann mit einem längeren Impfabstand zwischen 1. und 2. COVID-19 Impfung rasch erfolgen.“

Als Begründung muss auch hier die von Karl Lauterbach permanent beschworene nächste Welle herhalten:

„Diese Impfempfehlung wird vorsorglich ausgesprochen, weil ein erneuter Anstieg von SARS-CoV-2 Infektionen im kommenden Herbst bzw. Winter zu erwarten ist. Die zunächst einmalige Impfung zielt darauf ab, jetzt eine möglichst gute Basisimmunität aufzubauen.“

Was soll das? Warum? Um die Kleinen vor genau was zu schützen? Vor einem schweren Verlauf, den sie auch ohne Impfung nicht gehabt hätten? Nicht nur, dass hinreichend bekannt ist, dass bei Kindern keine schweren Verläufe bei einer Corona-Infektion zu erwarten sind: Die STIKO schätzt sogar selber ein, dass inzwischen der überwiegende Teil der Kinder eine Corona-Infektion durchgemacht hat, also damit immun sein müsste. Weil man das aber selbst weiß, folgt ein Hütchenspielertrick: Die Immunisierung wird als eine Art erste Impfung gerechnet und kulant auf die doppelte Gabe verzichtet – der Impfbasar für Kids ist eröffnet.

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Wenn aber eine Vielzahl der Kinder immun ist, stellt sich an dieser Stelle die Frage, warum überhaupt eine Impfung? Die Kommission teilt hierzu mit:

„Die STIKO geht davon aus, dass eine durchgemachte symptomatische oder asymptomatische Infektion mit SARS-CoV-2 nicht ausreicht, um spätere COVID-19 Erkrankungen mit bekannten oder neuen Virusvarianten zu verhindern.“

Nachdem STIKO-Chef Thomas Mertens seine gerade mal vor einem halben Jahr gemachte Aussage, er würde ein siebenjähriges Kind "wahrscheinlich jetzt nicht" impfen lassen, zurücknahm bzw. offiziell bedauerte, nun also die komplette Kehrtwende: Die STIKO empfiehlt eine Impfung für die Kleinen. Mertens begründete die damalige, nur eingeschränkte Empfehlung auf noch fehlenden wissenschaftlichen Daten.

Aber gibt es die denn jetzt, gibt es neue Erkenntnisse, die eine solche Entscheidung für transparent und erklärbar machen?

Der ehemalige Berater der Bundesregierung Prof. Alexander Kekulé fragt (sich) dazu in „Kekulés Corona-Kompass“ im MDR Hörfunk, „was da gelaufen ist. Wie kommen die da plötzlich drauf?“ Und: Die STIKO sei immer wieder für eine Überraschung gut. Der prominente Epidemiologe weiter im Podcast:

„Ich habe mir deshalb die sogenannte wissenschaftliche Begründung, die jetzt gerade veröffentlicht wurde, angesehen. Da ist nicht eine Studie zitiert. Wissenschaftliche Arbeiten sind ja immer so, dass sie am Schluss die zitierten Studien quasi so als Literaturverzeichnis haben, da ist nicht eine Studie dabei, die irgendwie neu wäre, wo man sagen würde: Ok, das sind die Daten, auf die sie sich stützen. Sie zitieren ihre eigenen alten Arbeiten hauptsächlich und ein paar Sachen, die damit gar nichts zu tun haben.“

(Lesen Sie Weiterführendes dazu hier auf Alexander-wallasch.de)

Und wenn man dann, Kekulé folgend, im aktuellen Epidemiologischen Bulletin des RKI auf Seite 20 unter dem Stichwort „wissenschaftliche Begründung“ nachschaut, kommt gleich an Position 1:

„Am 25.11.2021 wurde der Impfstoff Comirnaty in einer Dosierung von 10 μg von der Europäischen Arzneimittel Agentur (EMA) für die Impfung von Kindern im Alter von 5–11 Jahren gegen Corona (…) zugelassen. Der Impfstoff ist seit dem 20.12.2021 in Deutschland verfügbar. Seit dem 24.02.2022 ist zudem der COVID-19- Impfstoff Spikevax in einer Dosierung von 50μg für die Impfung von Kindern im Alter von 6 – 11 Jahren in der Europäischen Union (EU) zugelassen.“

Das muss man erstmal NICHT in den falschen Hals bekommen: Die Rubrik „wissenschaftliche Begründung einer Impfempfehlung“ mit der Verfügbarkeit von Impfstoffen zu starten, und damit, dass die Impfstoffe regulär zugelassen seien, ist irritierend. Und für den Laien schon gar nicht ersichtlich.

Vielmehr führt es zu dem Gedanken, dass es nur noch irritierender wäre, die Empfehlung fürs Kinderimpfen vielleicht noch mit dem bereits getätigten Erwerb der Impfdosen zu begründen, frei nach dem Motto „die müssen weg“. Schon Ende 2021 hatte die Bundesregierung 554 Millionen Impfdosen bis 2029 bestellt bzw. den Herstellern die Vorhaltung von Impfstoffen finanziert.

Warum also nicht fragen, was viele automatisch dazu denken: Sollen so die Impfdosen, die schon bestellt sind und nun massig zu verfallen drohen, schnell und an noch mehr, jetzt noch an die kleinsten Menschen verimpft und damit „gerettet“ werden?

Nein, man kann niemandem verübeln, der Kinder lieber ungeimpft aufwachsen sehen will. Der sie vor den Folgen von solch intransparenten Entscheidungen schützen will, die den Verdacht aufkommen lassen, dass hier Interessen von Politik, Institutionen und Wirtschaft auf eine schlammige Weise verquickt sind – zu Lasten der Schutzbedürftigsten unserer Gesellschaft, der Kinder.

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