Denen war die Toleranz gegenüber ihrer Community wichtig – genau deswegen waren ja auch so viele nach Berlin gezogen, bevorzugterweise nach Schöneberg. Besonders angesagt in der Szene war und ist der Kiez rund um den Winterfeldtplatz, da gibt’s zahlreiche Fetischläden, Schwulenbars, die besten Restaurants – dort hing schon damals der Himmel voller Regenbogen.
Heute am Samstag bin ich auf dem Weg Richtung Winterfeldtplatz, um mir den CSD 2023 dort anzuschauen, wo der Zug mit den dicken Pride-Trucks am Nollendorfplatz vorbeiführt in Richtung Endkundgebung vor dem Brandenburger Tor.
Als ich den Kudamm runterfahre, sind dort zahlreiche Läden mit den bunten Streifen beflaggt und dekoriert. Allerdings nicht extra nur für den CSD heute, sondern als generelles Statement: Inzwischen sind die Logos nicht nur der Commerzbank, wenn ich mein Onlinebanking aufmache, in Regenbogenfarben, zahlreiche Großkonzerne versuchen das Thema mit zu verkaufen und verkaufen genau damit mitunter weniger, wie Budweiser, deren amerikanische Biertrinker kein Regenborgen-Bier wollen und die Marke nach der Werbung mit einem Transsexuellen boykottiert haben.
Der Getränkeriese machte ganze 24 Milliarden Dollar Verlust dadurch. Der Spiegel nannte es „Umsatzeinbruch nach rechtem Shitstorm“. Aber auch Adidas bekam Empörungswellen im Internet, als sie pünktlich zum Pride Monat einen Regenbogen-Badeanzug bei Frauen und Männern gleichzeitig anboten. Der zweitgrößte US-Discounter Target sah seinen Börsenwert von 74 Milliarden US-Dollar auf 61,77 Milliarden sinken beim Versuch, der Target-Kundschaft die LGBTQ-Agenda aufzudrängen in Form eines Regenbogen-Badeanzugs für kleine Jungs, mit dem sie ihr Geschlechtsteil kaschieren können.
Wer das kritisch sieht und sowas nicht will, erst recht noch nicht für die Kleinen im Kindergarten, der bekommt ganz schnell den Stempel „queerfeindlich“ aufgedrückt, das Modewort ist die neue Allzweckwaffe. Und wer es noch nicht weiß, der Begriff "queer" meint die Vielseitigkeit der Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen jenseits der heteronormativen Normen, wenn man es im Korrektsprech ausdrücken will. Für die andere Hälfte bedeutet der Regenbogen Toleranz und Vielfalt, die man jetzt endlich zeigen könne, oft inklusive sich selbst und der Zuschaustellung seiner Vorlieben.
Das machen auf dem CSD 2023 circa Fünfhunderttausend, so zumindest die offiziellen Zahlen. Schon nachmittags sind der Nollendorfplatz und die benachbarten Straßen rundum gefüllt. Aber nicht nur mit schrillen Leder-Bestrapsten an Hundeleinen oder verkleidet, wie aus dem Fetisch-Club geschlüpft, wie man jedenfalls meinen könnte, wenn man die durch die Medien gehenden Bilder auswählt – nein, Berlin ist heute eher wie ein lustiges Volksfest.
Erlebbar sind auch ein paar Ältere, Ehepaare und die obligatorischen in die Jahre gekommen Ledertypen wie von den Village People, nur eben mit Bauch und Halbglatze, neben Ökopärchen aus dem Schöneberger Lehrerkiez.
Dann viele Mädchengruppen, mit Netz-Bikinis, Regenbogenschminke im Gesicht und Plateausandalen, ein paar Familien, einige mit Netzklamotten, noch mehr mit umgehängten Regenbogen-Fahnen, ein paar in Lack und Leder, ein paar angegraute Lesben-Pärchen Hand in Hand, sogar Familien mit ihren Kids. Dazwischen hier und da eine schrille Transe.
Egal, was ich erwartet habe – das hier ist eher wie die Loveparade Mitte der 1990er – bunt, haufenweise junge Menschen aus aller Herren Länder mit schrillen Klamotten, die zusammen feiern. Heute ist die Musik anders, Partymusik, und ab und zu wummert House von den Wagen, die sich im Schritttempo durch die Masse wälzen.
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Mein Eindruck: Die Menschen hier sind wirklich da, weil sie feiern wollen, was man im besten Sinne unter „Vielfalt“ verstehen könnte. Die Menschen, die sich hier beteiligen, freuen sich immer noch, wie am Anfang der Bewegung oder der Christopher Streets Days, wenn sie zunehmend mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Die Teilnehmer interpretieren die hohe Aufmerksamkeit als ein Zeichen wachsender Akzeptanz. Keiner hinterfragt hier kritisch, warum die SPD mit einem Riesen-Truck mit von der Partie ist, von dem Ex-OB- Giffey herabwinkt, als sei sie für einen Tag in die Rolle der Queen geschlüpft.
Keiner fragt hier, warum die Polizei Regenbogen beflaggt, die wenigsten wissen wahrscheinlich etwas über Pädo-Agenda der Grünen oder wollen es wissen. Überall flattern Ukraine-Flaggen. Gleich auf die SPD folgt der Ukrainemottowagen, erkennbar am Blau-Gelb. Keinem scheint hier die Doppelbotschaft am Truck weiter aufzufallen, niemand ist empört oder irritiert, von zwei nebeneinander hängenden Plakaten herunter heißt es:
"LOVE WINS, UKRAINE WINS". Und gleich daneben ein Plakat: "FREE BORSHT, PUTINS DEAD“.
Keiner kommt hier offenbar auf die Idee, dass der Wunsch, dass die Liebe gewinnen möge, im gleichen Atemzug mit dem Wunsch, Putin zu töten, pervertiert wird. Die Feiernden johlen Beifall. Im Taumel der Selbstbestätigung fragt sich hier niemand, ob soviel Aufmerksamkeit nicht auch Agenda sein könnte.
Auch Daniel nicht, der am Rande vorm alten „Metropol“ steht, mit bunten Klamotten und einer Hundemaske am Regenbogen-Gürtel baumelnd. Ein hübscher, sanfter Mittdreißiger, Typ Lieblingskollege. Als ich ihn nach einem Foto frage, erzählt er mir bereitwillig und ohne, dass ich frage, was es mit den Masken auf sich hat. Dieser Fetisch nennt sich Puppyplay, kurz menschliches Hundespielen, wo die Rollen vom Hunderudel nachgeahmt werden.
Für ihn nichts Sexuelles, er will zu einem Rudel gehören. Und dazu stehen können. Dazu hilft ihm die zunehmende Offenheit in der Gesellschaft, sagt er, die sich an Tagen wie diesem zeigen. Mit der Maske rennt er nur privat oder heute auf dem CSD öffentlich herum. Normal arbeitet er in einem Callcenter. Daniel stammt ursprünglich aus Cottbus wurde als Teenie von den Rechten rekrutiert, die dort CDs auf den Schulhöfen verteilten. Er sei dann, erzählt er weiter, „ausgestiegen“ und mit One-Way-Ticket nach Berlin gezogen.
Am meisten Angst hat er heute vor der AfD, weil die seien braun und sind „nicht nur durch Lügen“ soweit gekommen, sondern auch durch gefakte Bilder und Falschinformation. Ich frage: Aber geben nicht alle Seiten Propaganda heraus und Fakenews, so das lustige Beispiel mit den 48-Grad-Temperaturen aus der Tagesschau oder die Infos über die Querdenken-Demos, die auf einmal offiziell nur ganz wenige Besucher hatten?
Nein, das könne nicht sein, ist sich Daniel sicher. Er bleibt dabei: Nur die AfD lügt, für ihn ist der AfD-Ruck ein Zeichen, dass der Osten rückständig sei. Dass jetzt in Baden-Württemberg auch die AfD so hochschnellt – ist ihm egal. Die wollten doch alle nur irgendwo zugehören. Dass die Umfrageergebnisse mit steigendem Zuspruch der Afd „Feedback“ an die Ampel für ihre Politik insbesondere der letzten drei Jahre sein könnten? Nein, die Leute machten das, weil sie nicht nachdenken und nur irgendwo dazugehören wollen. Naja, aber so wie die Afd diffamiert wird, will man da freiwillig dazugehören? Nein, nein, die Menschen informierten sich einfach nicht.
Immer wieder wird er von anderen bunten Jungs auf der Suche nach Zugehörigkeit angesprochen, natürlich in Regenbogen-Klamotten, woher er seine tolle Hundemaske habe. Denen erteilt er genauso freundlich und offen Auskunft wie mir: Die ist selbstgebastelt inklusive Regenbogen Haarschopf obendrauf.
Das ist alles verdammt schlau eingefädelt, denke ich auf meinem Rückweg über den regenbogenbeflaggten Kudamm. Die Menschen mit ihren eigentlich verständlichen Bedürfnissen nach Zugehörigkeit, Anerkennung und Toleranz so gegeneinander aufzubringen, dass sie jeweils denken, das Gegenüber sei das Propagandaopfer, ließe sich instrumentalisieren und säße Falschinformation auf.
Klar, das war es auch in etwa, was ich über den netten Daniel dachte. Der es natürlich nur gut meint und vor allem denkt, auf der richtigen, vielfältigen und toleranten Seite zu stehen. Auf der Seite der Guten. Wuff, wuff.
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Kommentar von Miriam Rechner*
Der Artikel passt zu dem was ich gestern über Lesben und Schwule in der LGBQ+++Bewegung schrieb.
Berliner Melderegister stuft Lesben als „transfeindlich“ ein
„Als „queerfeindlich“ sollen laut der Meldestelle auch Lesben gelten, die nicht mit Männern ins Bett wollen. (...) napp 20 Lesben forderten auf einer Demonstration, dass sie keine Transfrauen in ihren Schutzräumen haben wollen. Zudem grenzten sie sich von der queeren Bewegung ab, die behauptet, dass es mehr als zwei biologische Geschlechter gibt..."
https://www.nius.de/Leben/berliner-melderegister-stuft-lesben-als-transfeindlich-ein/dc3e0ddc-3ecc-4ae0-98c7-95fa470708fe
Wahrlich sehr tolerant und divers eingestellt.
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Kommentar von Miriam Rechner*
Vor etlichen Jahren waren zwei Freundinnen und ich auch mal auf dem CSD um uns diese Veranstaltung anzuschauen - Es war eine fröhliche und ausgelassene Stimmung.
Das ganze Drumherum wie z.B. Fahnen vor öffentlichen Gebäuden (inklusive Bundeskanzleramt) gab es noch nicht, auch keine Wagen mit ausländischen Fahnen. Das zeigt deutlich, dass die gesamte Bewegung von der politischen Linken gekapert wurde um sie für ihre Zwecke zu instrumentalisieren: Der Hass auf alles Bürgerliche zu dem auch die Familie gehört.
Deswegen werden auch kleinste Kinder indoktriniert und missbraucht, denn so war es schon immer bei Sozialisten, egal ob unter der braunen, roten oder grünen Farbe.
Glaubt jemand, dass irgendein Politiker sich für Minderheiten einsetzt oder ernstes Interesse an den Menschen vorhanden ist? Nein, was damals die Arbeiter waren sind heute die sexuellen Minderheiten.
Sehr viele Lesben und Schwule haben das längst erkannt, sie werden nämlich gar nicht berücksichtigt und spielen bei diesem ganzen Theaterstück keine Rolle.
Jemanden anhand seiner geschlechtlichen Vorliebe, Geschlecht, Hautfarbe oder Religion zu beurteilen, auszuwählen oder aus zu selektieren ist schlicht und einfach eines: Rassismus.
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Kommentar von Danier Naroon
Ha ha ha,
WO sind denn die anderen " Bunten" ??
Ich finde so gar keinen auf den Fotos.
Und da haben wir auch eine sehr wahrscheinliche Antwort für den auflauf von Jung und Alt: man war total individuell unter sich !! Wieviele Schlägereien? MEsserstecher oder Vergewaltigungen, sexuelle Übergriffe ( o.k.das ist bei der perversion nicht leicht zu erkennen)????
Ich schätze mal das fast nix passiert ist.
Und somit gilt das in D beteits als Familienfreundlich.
Fteibäderc zählen da nicht dazu.
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Kommentar von Corinne Henker
Herr Daniel scheint ein recht schlichtes Gemüt zu haben. In seinem Wunsch, zum "Rudel" dazuzugehören, schaltet er das eigene Hirn aus und glaubt alles, was der/die Rudelführer ihm vorsetzen. Selbst mein Hund (13, Shiba Inu) zeigt da mehr Individualismus und Selbstbestimmung.
Und was die Lügen betrifft: meine 56 Jahre Lebenserfahrung zeigen recht deutlich, dass man zu (mindestens) 90% richtig liegt, wenn man davon ausgeht, dass die Regierung (egal, welche) in wichtigen Dingen lügt. Beispiele gefällig? Niemand hat vor, eine Mauer zu bauen. Die Renten sind sicher. Die Massenmigration bringt dringend benötigte Fachkräfte ins Land. Die Energiewende ist ein Erfolgsmodell, das die ganze Welt kopieren wird. Gerüchte über geplante Einschränkungen des öffentlichen Lebens sind Fake News (März 2020).
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Kommentar von Nicholas von Winterstein
Hochnotpeinlich im Konzentrat, Regenbogen- und Ukraineflagge im persönlichen Portfolio. Der unbeholfene Gebrauch von Anglizismen hierzulande spricht für sich. Queer kann nämlich alles bedeuten was abwegig oder eben degeneriert oder im englischen gar als pervers bezeichnet wird. Insofern sind diese Aufmärsche bestens gelabelt. Mir als Katzenmensch-Mann sträubt sich beim Anblick von Hundemasken jedenfalls nicht nur das Brustfell. Wer es mit Stolz übertreibt geht zum CSD, der Rest steckt sich lieber den Finger in den Hals.
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Kommentar von hans
Genesis 9,14-16 'Balle ich Wolken über der Erde zusammen und erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke ich des Bundes, der besteht zwischen mir und euch und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch, und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Wesen aus Fleisch vernichtet. Steht der Bogen in den Wolken, so werde ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen lebenden Wesen, allen Wesen aus Fleisch auf der Erde.'
Regentropfen brechen Sonnenlicht, zerlegen und reflektieren es in sieben Farben. [sic!]
… apropos 'pride' (Stolz) und die sechsfarbig gestreifte Fahne; 'Stolz' ist eine Todsünde. So what? Besser nicht!