Entschwärzte RKI-Protokolle

Corona-Hamster und die Masken

von Philippe Debionne (Kommentare: 7)

Medial sorgte die Hamster-Studie für großes Aufsehen© Quelle: Pixabay/ London

Ob Masken vor Corona schützen oder nicht, wurde schon früh an Hamstern getestet. Die Presse jubelte. Aber was sagte das RKI dazu? Die entschwärzten Protokolle geben Aufschluss.

Von Philippe Debionne

Dieser Artikel erschien zuerst bei der Schwäbischen Zeitung

Sechs kleine Käfige mit Hamstern darin, eine dazwischengehängte Lage Maskenstoff und ein Ventilator, der die Luft von einem zum anderen Käfig pustet. So entstand eine viel zitierte Studie zur Wirksamkeit von Corona-Masken.

Im Mai 2020 jubelte etwa der Spiegel über die Studie aus Hong Kong mit Corona-Hamstern: „Die Untersuchung gehört zu den ersten weltweit, in denen der konkrete Nutzen von Schutzmasken im Zusammenhang mit dem neuen Coronavirus analysiert wurde.“

Besagte Studie findet sich auch in den jetzt entschwärzten RKI-Protokollen wieder.

So heißt es im Protokoll vom 27. März 2020 unter der Überschrift Labordiagnostik: "Demnächst soll ein Paper aus Hong Kong erscheinen mit dem Ergebnis, dass Mund-Nasenschutz auch zum Selbstschutz sinnvoll ist. Dies soll extra besprochen werden."

Am 30. März 2020 taucht Hong Kong erneut in Zusammenhang mit einer Maskenstudie auf. Hier heißt es unter der Überschrift "Zukünftiger Umgang mit Maskenfrage" im Protokoll: "Hochrangige Publikation von Autoren aus Hong Kong steht an, Manuskript ist RKI bekannt, wann es publiziert wird noch nicht." Und weiter: "Paper schlussfolgert, dass MNS (Mund-Nasen-Schutz, Anm. d. Red.) zum Eigenschutz sinnvoll sein kann."

Hamster-Studie: "Nachweis, dass OP-Masken die Virus-Ausbreitung einschränken können"

Der nächste Eintrag, in dem es um Studien zu Corona-Masken in Kombination mit Hong Kong geht, stammt vom 19. Mai 2020. Hier heißt es nun unter "Neue wissenschaftliche Erkenntnisse" im Protokoll: "Hongkong Studie: Schutz durch MNS Stoff."

- "Studie aus Hongkong von Yuen Kwok-Yung die große Medienaufmerksamkeit erhält (auch wegen der verwendeten Hamster)."

- "Käfige mit Hamstern wurden mit Virus infiziert, andere Käfige wurden mit MNS Stoff abgedeckt und das Ganze mit Ventilatoren bespielt um zu gucken, ob der Stoff vor Infektion schützt."

- "Fazit: Er schützt vor Transmission, bietet Fremd- und begrenzten Eigenschutz, aber nicht einzelne Hamster sondern Käfige wurden abgedeckt."

- "Studie ist noch nicht publiziert/ als Paper verfügbar"

 

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Danach wird die Studie zumindest in den bislang einsehbaren Teilen der RKI-Protokolle nicht mehr erwähnt.

Autor der Hamster-Studie "ein weltweit führender Corona-Forscher"

Medial sorgte die Hamster-Studie hingegen für großes Aufsehen. Der RND etwa schrieb: "Dafür, dass der Mund- und Nasenschutz gegen das Coronavirus hilft, gibt es nun wissenschaftliche Erkenntnisse: Forscher aus China und Hongkong haben nachgewiesen, dass OP-Masken die Virus-Ausbreitung einschränken können."

Und der Faktenfuchs des Bayerischen Rundfunks meldete: "Es sei deutlich geworden, dass das Maskentragen durch (mit Corona) Infizierte, insbesondere wenn sie keine Symptome zeigen, 'sehr viel wichtiger ist als alles andere', sagte Studienleiter Yuen Kwok-yung, einer der weltweit führenden Coronavirus-Experten."

Auch in einem anderen Fall sollten Hamster helfen, Corona besser zu verstehen. Im Juli 2022 meldete der MDR: "Eine aktuelle Studie an Hamstern legt nahe: Eine Infektion mit dem Grippe-Erreger Influenza verhindert, dass sich Sars-CoV-2 in der Lunge ausbreiten kann." Hier seien "Experten aber skeptisch, ob das bei Menschen ähnlich ist", so der MDR weiter. In der Überschrift hieß es daher auch sehr deutlich: "Schützt eine Grippe vor Corona? Virologen: Hamster-Studie nicht auf Menschen übertragbar."

Stephan Becker, Leiter der Virologie an der Marburger Uniklinik, sagte im Beitrag zwar: "Die Studie präsentiert gute Daten und das Autorenteam ist auch renommiert.“ Spannend seien die Erkenntnisse daher allemal, heißt es in dem Bericht weiter.

Allerdings fasste der Virologie-Experte Becker die Einordnung der Corona-Grippe-Studie laut MDR so zusammen: "Menschen sind keine Hamster."

Die Masken-Studie zu den Corona-Hamstern

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