Das ist die Überschrift zum Interview der Deutschen Welle mit Roderich Kiesewetter (CDU) während seines aktuellen Besuches in Kiew.
Hat er das wirklich gesagt? Offenbar schon! O-Ton Kiesewetter: „Der Krieg muss nach Russland getragen werden."
Ein Bundestagsabgeordneter, der in der Vergangenheit durch menschliches Fehlverhalten, durch persönliche Entgleisungen und politische Spaltung, Diffamierung und überbordendes Selbstbewusstsein aufgefallen ist, gebärdet sich im Eskalationsrausch zum Weltkriegstreiber. Dass die Union ihm bislang noch keine Grenzen gesetzt und ihn nicht schon längst von all seinen Funktionen entbunden hat, das mag auch der schützenden Hand seiner Verbündeten wie Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Anton Hofreiter oder Marcus Faber geschuldet sein, die offenbar keinen Hehl daraus machen, dass sich Deutschland nicht nur in diese militärische Konfrontation einmischen, sondern Kiew zu weit mehr als Verteidigung befähigen soll. Nach Kiesewetters Auffassung soll es wohl ein befreiender Gegenschlag gegen Russland sein - der nach Ansicht des CDU-Politikers dabei auch keine Tabus kennen darf. Damit die Existenz nicht nur des ukrainischen Volkes in Frage zu stellen, sondern die des gesamten Kontinents, das scheint einem in Feldzugverherrlichung verfallenen Oberst a.D. weitgehend egal.
Die Gewalt bis nach Moskau zu tragen, dieser Sprech ist eine Überbietung von Baerbocks Kriegserklärung aus der Vergangenheit - und sie reiht sich in die Rhetorik ein, die wir eigentlich nur von Lawrow, Kadyrov oder Medwedew kennen. Manchmal bin ich mir in diesen Tagen nicht mehr ganz so sicher, ob es eigentlich noch eine Legalisierung von Cannabis braucht. Wenn man gewissen Verantwortungsträgern in unserer Republik lauscht, könnte man durchaus zur Erkenntnis gelangen, dass solch eine Freigabe obsolet ist. Denn es kann lediglich ein Zustand der vollkommenen Besessenheit, des Hasses und der Rachsucht sein, die zu derartigen Aussagen ermutigt.
Eigentlich hatte ich mich damit abgefunden, dass Pistorius mit seinem Ruf nach der Kriegstüchtigkeit Deutschlands bereits den Gipfel der Dreistigkeit erklommen hat. Doch es geht noch immer ein paar Zentimeter höher. Das beweisen die Einpeitscher in unserem Parlament, die es offenbar darauf angelegt haben, dass Putin nicht erst in sieben oder acht Jahren den Reichstag bombardiert. Denn während sich der Machthaber im Kreml in einem Interview mit Tucker Carlson äußerst bedacht, umsichtig und zurückhaltend gibt, wüten bei uns die radikalen Hetzer, die es offenbar gar nicht erwarten können, selbst in die Schlacht zu ziehen.
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Ich bin stets an der Psychologie von Menschen interessiert - und frage mich an dieser Stelle, was in Kiesewetter vorgehen mag, dass er derart über die Stränge schlägt. Ist es die Verbitterung über die eigenen Fehlschläge, die persönliche Schuld, die er mit unsäglichen Nazi-Vergleichen auf den Heimattagen in Ellwangen 2023 oder den unentschuldbaren Beleidigungen gegen eine Königsbronner Politikerin schon 2015 auf sich geladen hat? Feststeht: Er hat sich offenbar nicht im Griff, wird rasch ausfallend und ist auf dem Berliner Parkett eigentlich schon lange nicht mehr tragbar. Viel eher entpuppt er sich als eine ideologische Zeitbombe, die Deutschland in etwas hineinzureden in der Lage ist, was die Mehrheit der Bundesbürger ohne Wehmut nach Fehde und Kampf nicht will. Dass er nun auch noch von manchen Presseschaffenden als „Experte" mit Blick auf den Ukraine-Konflikt hofiert wird, wirkt unter den jüngsten Äußerungen nahezu grotesk.
Deutschland ist nicht zuständig für gescheiterte Existenzen. Und gerade die Verteidigungspolitik ist nicht die Bühne, auf der man seine persönlichen Unzufriedenheiten austragen kann. Da braucht es Geschick, Fingerspitzengefühl und Diplomatie. Von all dem hat Kiesewetter nichts. Insofern hat er sich für mich spätestens jetzt als Person und Fachmann vollends disqualifiziert.
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Kommentar von Herbert Priess
Ich wäre auf die Reaktion der Russen auf eine solche Kriegserklärung der Deutschen an Russland gespannt. So ein kleiner nuklearer Schlagabtausch auf deutschem Hoheitsgebiet scheint ein kalkulierbares Risiko zu sein. Ich schreibe absichtlich vom Hoheitsgebiet der Deutschen da die ganzen Militärbasen der Amis und Engländer ja nicht dazu gehören. Wir könnten mangels Waffen nicht zurück schlagen also müßten die Englander, Amis und Franzosen das übernehmen aber ich bezweifle, daß die Amis Lust auf einem Atomkrieg auf ihrem Boden haben der ja unausweichlich kommen würde. Außerdem ist deren Doktin schon seit dem II.WK, daß ein Krieg gegen Russland nur in Europa stattfinden darf. Dann blieben die Engländer und Franzosen. Würden die den Alleingang der Deutschen unterstützen und ihrerseits ihre A-Raketen starten?
Ich war in den 80igern als Soldat der NVA bei den OTR. Wie im Westen haben wir auch über die Gefahr eines Atomkrieges diskutiert nur hatte ich damals keine Angst. Damals standen Männer an der Spitze der Regierungen die rational denken konnten und die meißten den Krieg kannten. Heute hab ich Angst. Wenn man sieht, was heute für Grenzdebile in DL aber auch anderen Nato-Staaten am Werk sind, muß einem Angst und Bange werden. Wollen wir wirklich unser zukünftiges Schicksal von einem Krieg eines anderen Landes, welcher uns überhaupt nichts angeht, abhängig machen?
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Kommentar von Bernhard Rossi
#Klaus: Bei Kiesewetter, Strack-Zimmermann und Hofreiter bekommen die Worte Hass und auch das Wort Hetze Personalität und Gesicht.
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Kommentar von Kevin Anger
Wenn der Herr Kiesewetter so gerne Krieg gegen Russland spielen möchte, könnte er doch gerne in die Ukraine reisen und sich dort als Söldner verdingen.
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Kommentar von Klaus
Soll Deutschland von bestimmten anglo-amerikanischen globalen Kräften wieder in einen Krieg gegen Rußland gehetzt werden?
Das letzte Jahrhundert sollte doch wohl abschreckendes Beispiel genug sein, wo beide Länder mit verheerenden Folgen nach dem „zweiten dreißigjährigen Krieg“ (1914–1945) zu kämpfen hatten.
Haben solche „nützlichen Idioten“ wie u. a. Kiesewetter, Strack-Zimmermann und Hofreiter überhaupt soviel Verstand, sich der Konsequenzen ihrer verantwortungslosen Kriegstreiberei bewußt zu sein?
Diese Kriegstreiber gibt es natürlich aber auch in z. B. Polen und in baltischen Ländern.
Hätten wir doch nur Staatsmänner vom Format eines Otto v. Bismarck!
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Kommentar von Bernhard Kopp von Brackel
Den Krieg nach Russland tragen muß nicht bedeuten Moskau zu bombardieren. Aber, russische Militäranlagen auf der Krim und im Umkreis von ein paar hundert Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt zu pulverisieren, schiene mir sinnvoll. Auch auf Militärtransporte / Nachschub aller Art, per Bahn und LKWs in Richtung Ukraine. Die Ukrainer könnten und würden dies tun, wenn sie genug Waffen und Munition dazu hätten. Nur wenn Russland nichts mehr gewinnen kann, und sogar Gefahr läuft, das was es derzeit noch hält zu verlieren, dann würde Russland zu einem Waffenstillstand ohne Vorbedingungen bereit sein.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Nachtrag: Der frühere Top-Diplomat Wolfgang Ischinger setzt gestern auch noch einen drauf: "...verstehen lernen, dass wir ihn, wenn nötig, totrüsten können und werden und dass er diesen Krieg nicht gewinnen kann und nicht gewinnen wird". Mann Oh Mann. Als hier Geborener und im Frieden mit den Nachbarn lebender Bürger muss die Regierung solche Täter vor den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) im niederländischen Den Haag bringen. Dieser ist seit 2003 für die Verfolgung besonders schwerer Straftaten wie Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und Verbrechen der Aggression zuständig.
"Top-Diplomat" ist hier definitiv die falsche Bezeichnung.
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Kommentar von .TS.
Gegen derartige Umtriebe müssten die Massen auf die Straße, aber eben das hat man durch die Gleichsetzung Friedenfordernde = Putinversteher = Rrröööchts geschickt sabotiert. Bin gespannt was daher aus den traditionell tiefroten Ostermärschen wird die nächsten Monat wieder anstehen dürften.
Gibt aber schlimmeres als "Putinversteher": Washingtonhörige.
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Kommentar von Bernhard Rossi
Ich gehe einmal von dem gesunden Körper- und Geisteszustand des Abgeordneten Kiesewetter aus und komme dann zu dem Schluss, dass er in der Faschingszeit einen schlechten Witz auf Kosten unserer russischen Freunde gemacht hat. Kommt vor!
"Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat."
Nicolas Chamfort (1741 - 1794), eigentlich Sébastien Roch Nicolas de Chamfort, französischer Dramatiker, Mitglied der Académie Française
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Kommentar von Niemand
Der Vietnamkrieg musste nach 12 Jahren beendet werden, weil 50.000 Tote GIs für die amerikanische Öffentlichkeit zu viel waren. Zu viele Särge.
Deshalb brauchen die USA für ihre Kriege Stellvertreter, die sie vorschicken können.
Die Ukraine hat bis jetzt über 400.000 Tote zu beklagen + eine entsprechende Menge an verkrüppelten, erblindeten oder sonstwie pflegebedürftigen Veteranen (z.B. PTSD).
Die Rekrutierung wird langsam schwierig.
Diese Kriegstreiberei Kiesewetters ist keine deutsche Spezialität:
In Polen, Rumänien, Bulgarien, auf dem Baltikum und Anderswo wird genau die gleiche Propaganda veranstaltet, in Grossbritannien wird gar schon seitens des Verteidigungsministers offen von Wehrpflicht gesprochen.
Es gibt starke Kräfte, die Krieg wollen und die offen von der sog. "Zivilgesellschaft" inkl. Kirchen und Gewerkschaften unterstützt werden.
Die Zeiten, als noch in Ostermärschen und Menschenketten Frieden gefordert wurde von Kirchen, Grünen und Gewerkschaften, sind offensichtlich vorbei.
Dass die etablierten bundesweiten Organisationen jetzt für den Krieg trommeln, macht Gegenbewegungen deutlich schwieriger, als es noch in den 80er Jahren war, als vor allem die Kirchen und die Grünen noch auf Friedenskurs waren.
Die Kriegswilligen beherrschen die veröffentlichte Meinung und haben den finanziellen Rückenwind der Hochfinanz.
Die überwältigende Mehrheit der Bürger will diesen Krieg nicht eskalieren und schon gar nicht daran teilnehmen.
Es herrscht bei der Verteidigung des Friedens allerdings keine Waffengleichheit.
Es kommen gefährliche Zeiten auf uns zu.
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Kommentar von heinrich benning
Kriegswetter von der CDU oder Kriegs -Zimmermann von von der FDP oder die anderen kriegsgeilen Fanatisten gewisser Alt-Parteien sollen in die Ukraine einwandern und sich für die Front melden.
Aber eins sollten diese kriegsgeilen Idioten nicht: unser Land mit ihrem Kriegsgebrüll in den Krieg stürzen
Dies lassen wir Bürger nicht zu und dies ohne wenn und aber !!
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Kommentar von StephanU
Kiesewetter wäre nicht der Rede wert, wenn er nicht ausgeschickt wäre, die "Grenze des Sagbaren" auszudehnen. Ebenso wie der gnomenhafte General (?) Breuer, der von den Deutschen jetzt die "Kriegstüchtigkeit"einfordern soll.
Unscheinbar verformte Figuren sollen dem Volk jetzt mal klarmachen, dass Schluss sei mit Butter und stattdessen die Zeit der Kanonen anbräche. Das Entwürdigende: Es gibt keine mitreißenden Volkstribunen, die uns zum Krieg aufstacheln. Nein, es sind blasse verstaubte Bürokraten, die die Botschaft überbringen und deren fauliger Mundgeruch sogar aus den Medien dünstet.