Deine Pippilotta: Damit Pippi nicht verlottert

Berlin pinkelt politisch korrekt: Woke Verfolgung bis aufs stille Örtchen

von Gaia Louise Vonhof (Kommentare: 14)

Pinkeln ist politisch – Politisch korrekt pinkeln© Quelle: www.missoir.de / Screenshot

Und wie pinkelst Du? Das ist insbesondere in Berlin die Frage aller Fragen geworden. Wer sich jetzt noch traut, einfach mal Wasser zu lassen, der hockt noch hinterm Busch.

Heute, Mitte Juni, ist nahezu Halbzeit. Halbzeit zum jährlichen „World Toilet Day“ am 19. November. Nein, Sie haben sich nicht verlesen, sowas gibts. Der Welttoilettentag wurde 2013 zum ersten Mal von der UNO ausgerufen.

Aber selbst hinter diesem erst einmal nicht so appetitlich klingenden Gedenktag steckt wieder einer der üblichen Verdächtigen. Zumindest gibt man beim World Toilet Day stolz an, dass Bill Gates und seine Stiftung das UN-Projekt für bessere Toiletten finanziere.

Immerhin leben noch 3,6 Milliarden Menschen weltweit mit minderwertigen Toiletten, die ihre Gesundheit ruinieren und ihre Umwelt verschmutzen. Bis 2030 läuft Bill Gates Klo-Countdown, dann soll das Thema geregelt sein, so die Agenda. Zur Beschleunigung wurde eine weitere, natürlich weltweite Krise ausgerufen. Auf der Website ist unter anderem zu lesen: „Wir stehen vor einer globalen Sanitärkrise.“

Wer bei dem Wort „Sanitätkrise“ jetzt irgendwie an Annalena Baerbock denken muss, dem sei verziehen, denn manchmal kann man sich bestimmten Assoziationen nicht erwehren: Unvergessen, wie die grüne Außenministerin unlängst mit Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) vor die Kameras trat, um ihre feministische Außenpolitik vorzustellen, und diese am Beispiel von afrikanischen Toilettenhäuschen veranschaulichte:

„Wenn wir ein Dorf unterstützen, was wiederaufgebaut wird, in Nigeria,“ (…) muss man sich vorher fragen, „was bedeutet es für ein 10-jähriges Kind nachts, diese Sanitäranlagen zu erreichen oder für eine Frau, dann trifft man die Entscheidung vielleicht nicht für die Lage am Rande des Dorfes.“

Das war eine Steilvorlage für viel Spott im Netz, dafür genutzt auch vom vloggenden Polit-Satiriker Tim Kellner mit seiner fast eine halbe Million zählenden Followerschaft auf Youtube. Er nahm die Aussage der Grünen Annalena Baerbock über nigerianische Toilettenanlagen zum Anlass, die Außenministerin als Expertin für ebensolche „Scheißhäuser“ zu bezeichnen – und wurde dafür prompt zu 8 Monaten auf Bewährung verurteilt. Die Strafe wurde laut Strafbefehl auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. alexander-wallasch.de berichtete.

Kellner, der sich als Kunstfigur mit rosa getönter Herzchenbrille auch „Lovepriest“ nennt, wird sich nach eigener Aussage noch vor Gericht dagegen zur Wehr setzen. Das aber ist nur eine der vielen „Scheißgeschichten“, oft mit grüner Schnittmenge, die es aus der deutschen Hauptstadt zu erzählen gibt, welche der Ex-Polizist Tim Kellner auch gerne mal in seinem 15-minütigen Satireformat „das Shithole an der Spree“ nennt.

Denn Berlin spottete über eine „woke“ Toilette, die die grüne Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann in Kreuzberg-Friedrichshain nach jahrelangen Planungen dann endlich am Problem- und Drogen-Hotspot Kottbusser Tor, kurz Kotti, aufstellen ließ. Voller Enthusiasmus verkündete sie im Dezember 2021, kurz nach dem World Toilet Day, den finalen Erfolg der Kreuzberger Abort-Planungen.

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Ganze fünf Jahre hatte es gebraucht, in denen sich der Bezirk Gedanken gemacht hatte, um schließlich seine Vorstellung von einer zeitgemäßen öffentlichen Toilette zu präsentieren. Nicht zu vergessen, ein Kostenfaktor von ganzen 50 Tausend Euro stand dafür im Raum. Typisch Berlin, könnte man jetzt meinen, aber das sind natürlich Peanuts gegen den Berliner Flughafen, dessen Bauzeit bis zur Eröffnung 14 Jahre brauchte und statt der geplanten 1,7 Milliarden Euro am Ende ein Vielfaches davon, nämlich über sieben Milliarden Euros, verschlang.

Aber auch die kleinen Erfolge zählen. Die grüne Bürgermeisterin freute sich auf Twitter über die politisch korrekte Toilette:

„Kostenfrei nutzbare Unisex-Ökotoilette mit „Missoir und Pissoir“
Bääm da ist das Ding: auch das ist Kommunalpolitik seit über 5 Jahren wird eine Toilette am #kotti gefordert - jetzt ist sie da, kostenfrei mit Missoir und Pissoir #xhain @BA_Xhain pic.twitter.com/YSkRFWodhV“
— Clara Herrmann (@clara_herrmann) December 7, 2022

Die „BZ" schrieb seinerzeit dazu:

„Die entgeisterten Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. User fühlen sich an einen Donnerbalken in Novosibirk erinnert und fragen sich, was an der Toilette fünf Jahre Planungszeit und rund 50.000 Euro Planungskosten rechtfertigen soll. Während sich viele Kommentatoren lustig machen, begründet eine Kommentatorin ihre Kritik explizit damit, dass weibliche Bedürfnisse nicht einmal berücksichtigt worden seien: ,Nee, das ist echt nichts, wofür Sie sich in kindlicher Manier feiern müssen. Frauensicherheit nicht berücksichtigt, unhygienisch, hässlich, noch nicht einmal ein Gehweg davor. Wieviel hat der Abort nochmal gekostet? Und wer hat sich den Rest in die eigene Tasche gesteckt?'“

Was die grüne Bürgermeisterin so begeistert haben muss, darüber findet man einiges auf der Website der Neu-Erfinder des Stillen Örtchens: Als Erstes springt wie eine verbale Slapstick-Einlage der eigene hashtag #Einfachmachen ins Auge.

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Aber auch der Rest der Texte hat es in sich und legt offen, wo die Schnittmenge der Begeisterung und damit die Ursache für das große Geschäft, immerhin 50.0000 Euro für ein Klohäuschen, zwischen grüner Bürgermeisterin und den stolzen Ideengebern für „das Hockurinal für eine schnelle und kontaktfreie Nutzung“ zu finden ist.

Denn Lena Olvedi, die Gründerin von Missior, möchte „Gleichberechtigung für ein Grundbedürfnis schaffen, ein schambehaftetes Thema entabuisieren und Gutes für unsere Umwelt tun.“ Ihre Zielgruppe spricht sie mit Peeples an, Achtung Wortspiel! Seit 2018 habe sie Pipi im Blut und MISSOIR im Herzen, lässt sie auf ihrer Website verlauten. Und natürlich: Pinkeln ist politisch (Zitat!), deshalb setzen sie sich zusammen mit der Linken für eine gendergerechte öffentliche Toilette ein, sie will hier mit „Peequality empowern!“

Und Pipi im Blut, das weiß jeder, ist allemal besser, als Blut im Pipi, aber ein Termin beim Facharzt dauert auch bald fünf Jahre.

Das geschlechtergerechte Toilettenmodell, das Missoir, ein wasserloses Hockurinal für FLINTA* findet Anklang im woken Berlin. Für alle, die mit dem Begriff nichts anfangen können: Das Akronym FLINTA* steht für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen – also für all jene, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität patriarchal diskriminiert werden, erklärt der „Tagesspiegel“, und weiter:

„Das Gendersternchen soll jene Personen inkludieren, die sich in keinem der Buchstaben wiederfinden, aber ebenfalls aufgrund ihrer Geschlechtsidentität in einer patriarchalen heteronormativen Mehrheitsgesellschaft marginalisiert werden.“

Der Bruttotyp des Missoirs stand von Juli 2021 bis zum Januar 2022 in der Hasenheide. Doch nach Auslaufen des Mietvertrags wurde es abgebaut , „da im aktuellen Haushaltsjahr keine Mittel zur Verfügung stehen.“

Und hier noch eine persönliche Begehung: Heute machte ich beim Fahrradfahren durch Berlin einen kurzen Mädchen-Stopover an einer Citytoilette. Musik erschallte beim Betreten, eine freundliche Frauenstimme begrüßte mich, die Toilette selbst war kostenfrei und geräumig und wider Erwarten angesichts der ansonsten recht verwahrlost anmutenden Umgebung sehr gepflegt. So sehr man sich inzwischen in der Hauptstadt über jedes saubere Plätzen bzw. Örtchen freut, automatisch kam mir der Gedanke: „Hat Berlin keine anderen Probleme, als solche Toiletten aufzustellen?"

Und damit war ich noch nicht einmal bei einem von den 24 neuen Klima-Klos gelandet. Aktuell wird in jedem Berliner Bezirk ein Jahr lang je ein Modell der Unternehmen „EcoToiletten“ und „Finizio“ getestet, autarke Toiletten ohne Wasser- und Stromanschluss. Kosten des Pilotprojekts mit 24 Toilettenhäuschen insgesamt: 1,7 Millionen Euro, davon knapp 650.000 Euro Betriebskosten für die tägliche Reinigung und Wartung.

Unter den drei Kabinen ist eine auch das Hockurinal für die Mädels, äh, FLINTAS*. Hier sei noch einmal die Selbstbeschreibung auf der Website des von Missoir zitiert: „Wir pullern hinterm Busch – nur besser“, denn: Angepasst an die natürliche Hockhaltung, kontaktfreie Nutzung und mit innovativen Spritzschutz.

Und wer für ein Festival die mobile Variante von Missoir mieten will, bekommt gleich die Klofrau dazu, aber die heißt jetzt auch nicht mehr so, sondern hat die phantasievolle und zugleich politisch korrekte Bezeichnung „Pipilotta Servicekraft" bekommen.„Unsere tollen Pipilottas betreuen die Mobilen Missoirs, sorgen für stets saubere Toiletten, (…) und gute Laune.“

Die gute Laune kann sich noch verstärken, wenn man weiter auf der Website stöbert und dort die woke, Berliner Keramikabteilung noch Shakespeare zu Shakesqueer macht und Hamlets bedeutungsvolle Worte für ihre Branche adaptiert: "To pee or not to pee."

PS: Es nimmt kein Ende, deshalb noch ein Nachsatz, ich hab schon "Pipi in den Augen": Es wird noch noch ergänzend zum Hauptprodukt, dem Mobilen Missoir ansich, ein "Peepapo Shop" angeboten: "... mit Vulva Schmuck, Seifenblasen von EinhornPipi, uvm". Oder es kann auch eine ProseccoPipiParty, auch kein Witz, gebucht werden: "... mit PeeJ (female DJ) und passenden Prosecco von VulvaSecco."

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