Wie viele Menschen greife ich manchmal zum Handy, ohne zu wissen, wieso, einfach aus Reflex. Diesem ekelhaften Gefühl zu entkommen, ist eigentlich einfach: Kein Handy mitnehmen. Wenn ich kein Handy bei mir habe, ist es, als sei eine unsichtbare Last von mir genommen, ich nehme die Umwelt offener wahr.
Besonders positiv wirkt es sich aus, wenn mich eins meiner Kinder begleitet. Ansonsten tue ich es überhaupt nur aus gutem Gewissen, wenn alle Kinder zu Hause sind, dann muss ich für niemanden erreichbar sein. Nicht für die Kita, nicht für die Schule, die öfter anrufen, als man vielleicht denkt.
Seit neuestem überlege ich aber zweimal, kein Handy mitzunehmen. Wer weiß, was dir da draußen begegnet, sage ich mir. Ich hatte mein Handy mit, als Anfang September nur wenige Meter vor meinem Block in Berlin-Mitte entfernt ein Pärchen auf einer Steinbank lautstark kopulierte. Auch den Schwarzen, der im angrenzenden Innenhof neulich drei Tage lang auf einer alten Matratze auf dem Boden schlief, habe ich fotographisch festhalten können.
Elon Musk wäre stolz auf mich, er nennt es „Zivilisten-Journalismus“, der die Welt positiv verändern könne. Überhaupt lese er überhaupt keine News von Mainstreammedien mehr, wozu, fragt er, solle er etwas lesen, was schon Stunden zuvor auf X zu lesen war.
Als ich vergangenen Sonntag rausging, fiel mir auf, dass das Fahrrad meines 16-jährigen Stiefsohnes nicht im Hof war. Sofort hatte ich das Handy in der Hand und rief zu Hause an, nein, er ist da. Sein Fahrrad ist aber weg. Dann wurde es gestohlen.
Es war kurz vor acht, ein etwas kühler Morgen. Ich entdeckte den Mann im Schendelpark oberhalb des Volleyballfeldes. Über den Lenker des Fahrrads war eine Decke gehangen, deshalb erkannte ich es nicht sofort. Unser Wortwechsel - ich wusste nicht, ob er eher Deutsch oder Englisch verstehen würde, er mochte aus dem nordafrikanischen Raum oder dem Nahen Osten stammen - ist unmöglich wiederzugeben. Er machte nur einen kurzen Versuch, zu entkommen, ich hielt das Fahrrad fest. „Verschwinde, oder ich rufe die Polizei.“. Auf Deutsch, auf Englisch. Eine Frau ging an uns vorbei.
Die Frau war in der Schlange in der Bäckerei nur zwei Personen vor mir, ich ignorierte ihre neugierigen Blicke, ich sah mich dauernd nach dem Fahrrad um, das ich ohne Schloss vor der Bäckerei hatte stehen lassen. Für vier Mohnbrötchen, 500 Gramm Hausbrot und ein Baguette zahle ich 13 Euro; und für diese Kolumne habe ich nochmal extra nachgeschaut: Vier Wohnungen über 100 Quadratmeter stehen auf Immoscout aktuell im Kiez zur Miete, zwischen 2200 und 4500 Euro Miete, kalt. Die Entwicklung war zu hundert Prozent absehbar gewesen: Erst, wenn der obdachlose Schwarzafrikaner im Prenzlauer Berg im Treppenhaus schläft, erst wenn Muhammad aus dem Libanon dem Schönen-Mitte-Mensch das Fahrrad klaut, wird sich das Wahlverhalten der Bevölkerung ändern.
Dabei bleibt es nicht beim Verteilungskampf zwischen dem Bodenpersonal. Endgültig scheint sich Angela Merkels Politik der ungebremsten Zuwanderung in Bedrohung für Leib und Leben von oppositionellen Spitzenpolitikern niederzuschlagen.
Kanzler Olaf Scholz schweigt, und Elon Musk kommentiert die Mordwünsche an Deutschlands rechten Politikern mit „Das wird nach hinten losgehen.“
Leben wir wirklich in einer Zeit, in der dem politischen Gegner durchweg der Tod gewünscht wird? Tatsächlich: Bisher hat kein Regierungsmitglied Tino Chrupalla Genesungswünsche zukommen lassen.
Besonders krass: Während der Spitzenpolitiker der am stärksten wachsenden Oppositionspartei auf der Intensivstation liegt, postet Linken-Politiker und Ministerpräsident Bodo Ramelow eine Konditorrolle mit Sahnefüllung in AfD-Blau und schreibt dazu: „Opferrolle“.
Unsere Handysucht ist vielleicht das einzige, was uns über Parteigrenzen und Ansichten noch verbindet. Für Digital Detox scheint es aber schon zu spät zu sein.
Unwirklich!
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.
Zur Anmeldung
Kommentare
melden
Kommentar von SuperlogenRegierenDieWelt
Also ich schätze ja die interessanten Berichte von Julian Adrat aus dem wahren (vor allem Berliner) Leben. Nur so kann man die rosa-roten Märchen-Erzählungen der Politik mit der schnörkellosen Realität abgleichen. So konnte ich beispielsweise als seltener Bahnfahrer den Ärger zuletzt von Beatrix von Storch (erneut) nachvollziehen, als ich ganz aktuell innerhalb von zwei Tagen einmal quer durch Deutschland mit der Bahn hin und zurück (inkl. großzügig eingeplanten Umstiegen) fuhr und ausnahmslos eine schier endlose und groteske Pannen- und Verzögerungsserie bei der Deutschen Bummelbahn erleben musste. Hierbei waren der ICE-Halt wegen Personen auf den Gleisen bei merkwürdigerweise zwei Zügen aus der Gegenrichtung kurz darauf, drei kurzfristig entfallene ICE - Haltestellen oder ein 25-minütiger ausserplanmäßiger ICE-Halt am Bahnhof, weil auf den nächsten Lokführer, der seinerseits mit einem verspäteten Zug anreiste, gewartet werden musste, nur die Spitze des Eisberges.
Ich finde aber die Sprünge im Schreibstil des Autors und das Auffüllen mit Belanglosigkeiten etwas anstrengend:
Zum Beispiel:
"Als ich vergangenen Sonntag rausging, fiel mir auf, dass das Fahrrad meines 16-jährigen Stiefsohnes nicht im Hof war. Sofort hatte ich das Handy in der Hand und rief zu Hause an, nein, er ist da. Sein Fahrrad ist aber weg. Dann wurde es gestohlen."
Also wenn man sein Zuhause verlässt, weiss man doch, ob der (Stiefsohn) da ist oder nicht?
Gibt es ein weiteres Zuhause, wo der Stiefsohn lebt? Aber warum parkt der Stiefsohn sein Fahrrad dann beim Autor des Artikels? Verwirrend!
Hätte nicht der Satz gereicht, "Das Fahrrad meines Stiefsohnes wurde offenbar aus dem Hof gestohlen, sodass ich mich spontan auf die Suche machte."?
Mit dem Satz "Auf Deutsch, auf Englisch." wäre der Artikel eigentlich zu Ende.
Für eine Einordnung des Fahrraddiebstahls als symptomatisch für die Gesamtsituation in Deutschland, ist mir der nachfolgende Text viel zu sprunghaft und wirkt wie eine lose Aneinanderreihung von einzelnen Gedanken(sprüngen).
Das macht den Artikel auch schwer lesbar.
Die folgenden Sätze musste ich zweimal lesen:
"Eine Frau ging an uns vorbei."
Neuer Absatz:
"Die Frau war in der Schlange in der Bäckerei nur zwei Personen vor mir"
Verständlicher wäre gewesen: "Eine Frau, die an uns zuvor teilnahmslos vorbei gegangen war, traf ich später wieder in einer Bäckerei, wo sie weiter vorne in der Schlange stand. Sie warf mir neugierige Blicke zu, die ich aber ignorierte."
Ich schreib das hier nur, weil mir das schon öfters aufgefallen ist. Die Artikel, finde ich aber, wie gesagt, inhaltlich immer sehr interessant und auch wichtig!
Und zu einem der letzten Artikelsätze "Unsere Handysucht ist vielleicht das einzige, was uns über Parteigrenzen und Ansichten noch verbindet." möchte ich noch anmerken, dass ich das ja im negativen Sinne gemeinte Beispiel nur bestätigen kann. Denn bei der o.g. Bahnfahrt musste ich mit Schrecken feststellen: Überall nur noch Handy-Zombies auf Bahnsteigen und in den Zügen. Selbst Pä(a)rchen, die sich auf Tischplätzen z.T. über Stunden (!) schweigend gegenüber sitzen, während ein Jeder (meist noch mit Smartwatch am Armgelenk) sich lieber mit dem Smartphone, Tablet oder Notebook beschäftigt. Tatsächlich unwirklich - eigentlich schon gruselig!
Und dass die ganzen Pannen, Verspätungen und Ausfälle - selbst im gelegentlichen Gespräch untereinander hierzu einfach nur schulterzuckend, fatalistisch bis apathisch hingenommen werden, verstärkt nur noch den Zombie-Eindruck.
melden
Kommentar von Schafokalypse bald
Mir ging heute morgen durch den Kopf, wie hier in der BRD seit Jahren gegen die ärmsten und schwächsten, wehrlosesten Deutschen von Oben ein hemmungsloser Krieg mit vielen Toten als Folge geführt wird.
Viele Deutsche, die aus verschiedensten Gründen in diesem widerlichen fasch. System den Tritt verlieren, das kann zb auch einen mittfünfziger Ingenieur treffen, mal als Beispiel, der ein Frau mit Krebs hatte, die Kosten fraßen ihn auf über Jahre, die Frau starb, er verlor innerlich den Halt, später den Job und landete nach einem jahrzehntelangen anständigen Arbeitsleben auf der Straße, werden Opfer dieser widerlichen Politik und widerlichen bigotten Gesellschaft.
Wenn man wie ich die letzten Jahre verfolgt hat, wie hierzulande mit obdachlosen Deutschen umgegangen wurde und wird, wie stattdessen Massen von fremden Landnehmern und aggressiven Leuten angelockt und versorgt werden statt jener, die doch hier zuerst von ihrem eigenen Heimatland, dem eigenen Staat Hilfe bekommen müßten, dann ist man mit diesem System und denen die es mitmachen und unterstützen, die Sahne abschöpfen ohne jedes Mitleid oder Charakter und sich "gut" nennen, vermutlich durch. Ich bin es jedenfalls, und zwar komplett. Ich will alle, die hier Krieg gegen die eigenen deutschen Menschen führen, ebenso wie die deutsche Kultur und Sprache, gegen weiße deutsche biologische Familien, vor Gericht und verurteilt sehen.
Darunter mache ichs nicht.
Alle Täter müssen offenbart und bestraft werden, vorher wird es hier keinerlei Frieden geben, soviel sollte jedem klar sein. Die Zeit wird kommen. Läuft.
melden
Kommentar von Bernhard Rossi
Herr Ramelow hat als einer von ganz wenigen Niedersachsen im schönen Thüringen seine Karriere gemacht und arbeitet sich, ich nehme an, an seinem ganz persönlichen Feindbild "Alternative" ab. 2024 im politischen Ruhestand wird er wieder ruhiger werden. Da bin ich mir ganz sicher.